CEFIC: Aufruf zur Zusammenarbeit

In einem 64-Seiten-Papier formulierte der europäische Chemieindustrieverband seine Visionen für die künftige Entwicklung der Branche.

Quelle: CEFIC
„Molecule Managers“: strategische Perspektiven für die Chemieindustrie

 

Seine Vision für die Chemieindustrie der Zukunft veröffentlichte der europäische Branchenverband CEFIC. In einem 64 Seiten langen Papier mit dem Titel „Molecule Managers“ konstatiert der Verband, die „Chemielandschaft“ des Jahres 2050 werde sich erheblich von der heutigen unterscheiden. Die Europäische Union könne bei den erforderlichen Veränderungen eine führende Rolle spielen und Nachhaltigkeitsstandards mit fairem Wettbewerb auf der ganzen Welt verbinden. Notwendig dafür sind laut CEFIC acht Maßnahmen, die der Verband in ebensovielen „Aufrufen“ zum Handeln zusammenfasst.

Erstens müsse die EU die Chemiewirtschaft nutzen, um sich selbst ökonomisch wie auch diplomatisch zu stärken. Dies läuft darauf hinaus, verstärkt zu zeigen, wie die Branche zum wirtschaftlichen Wohlstand beiträgt, ebenso aber zum Erreichen der Entwicklungs(hilfe)-Ziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs). Um diesbezügliche Fortschritte zu messen, bedürfe es Indikatoren, die breiter ausgerichtet sind als das Bruttosozialprodukt (GDP).

Zweitens fordert die CEFIC seitens der Politik, Innovationen im Sinne nachhaltiger Lösungen zu unterstützen. Dabei geht es insbesondere um Technologien für eine weitgehend klimaneutrale Kreislaufwirtschaft mit umfassendem Recycling.

Drittens verlangt der Verband das Eintreten für „marktbasierte Rahmenbedingungen“. Dies wird mit der Formulierung auf den Punkt gebracht, die Chemieindustrie sei „der Katalysator der Kreislaufwirtschaft“.

Viertens soll Europa, genauer, die EU, zum „Weltführer in der Kreislaufwirtschaft“ werden. Zu diesem Zweck werde die Chemiebranche in Recyclingtechnologien investieren, nicht zuletzt im Kunststoffsektor.

Fünftens fordert die CEFIC globale Standards für eine klimaneutrale Wirtschaft. Unter anderem läuft dies auf eine EU-interne CO2-Bilanzierung hinaus, wobei die Industrie aktiv für eine Bepreisung sämtlicher Treibhausgase eintreten soll.

Sechstens fordert die CEFIC seitens der europäischen Politik, ihre Forschungsprogramme verstärkt auf technologische Innovationen auszurichten. In diesem Zusammenhang soll auch das Bewusstsein für die Notwendigkeit solcher Innovationen verstärkt werden. Ein Teil dieser Forderung ist weiters, den Import von Chemikalien aus Drittstaaten zu unterbinden, die weniger strenge chemikalienrechtliche Regeln aufweisen als die EU.

Siebtens bekennt sich die CEFIC zur Digitalisierung der Chemiebranche und zur „4. Industriellen Revolution“, die insbesondere durch künstliche Intelligenz vorangetrieben werden soll.

Achtens schließlich verlangt der Verband die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Es gelte, das obsolet gewordene Denken in „Silos“ zu verwerfen. Moderne Politik müsse sich um Wertschöpfungsketten kümmern, nicht um einzelne Branchen oder Sektoren. Dazu gehöre auch, das Problem des Fachkräftemangels zu bewältigen, inklusive der Anwerbung entsprechend ausgebildeter Personen aus Drittstaaten.

 

Erarbeitet wurde „Molecule Managers“ seit 2017 mit Unterstützung einer Reihe von Beratungsunternehmen. Ferner ließ die CEFIC eine Delphi-Studie zur Zukunft der eigenen Branche erstellen, deren Ergebnisse ebenfalls in die Forderungen einflossen. Im Vorwort zu „Molecule Managers“ konstatieren CEFIC-Präsident Daniele Ferrari und Generaldirektor Marco Mensink: „Wir glauben, die Chemieindustrie kann florieren, wenn wir die EU dabei unterstützen, klimaneutral zu werden, den Anfall von Kunststoffabfällen zu vermindern und in Richtung Kreislaufwirtschaft zu gehen, aber auch, indem wir berechtigte Sorgen bezüglich Gesundheit und Chemikaliensicherheit behandeln. Wir glauben nicht, alle Antworten zu haben. Und wir sind uns bewusst, dass wir mit der Politik und der Gesellschaft kooperieren müssen, wenn unsere Arbeit Früchte tragen soll.“

 

Der Bericht „Molecule Managers“ samt Begleitdokumenten ist verfügbar unter https://cefic.org/thought-leadership/mid-century-vision.