Chemie-Kollektivvertrag: Weiter keine Einigung 

Die Arbeitgeber warnen vor der Abwanderung von Betrieben infolge weiterer Kostensteigerungen. Ihnen zufolge kann es keinen automatischen Inflationsausgleich durch Einkommenserhöhungen geben. Die Gewerkschaften zeigen sich kampfbereit. 

 

Foto: Semperit
FCIO-Verhandlungsleiter Berthold Stöger: „Wir wollen konstruktiv und lösungsorientiert verhandeln.“

Auch die sechste Runde der Verhandlungen über den neuen Kollektivvertrag für die Bediensteten der österreichischen Chemieindustrie blieb ohne Einigung. Berthold Stöger, der Verhandlungsleiter im Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) und Personalchef von Semperit, rief die Arbeitnehmerseite auf, „mehr Verständnis für die dramatisch schlechte wirtschaftliche Situation unserer Branche“ zu zeigen. Stöger zufolge ist bei weiteren Kostensteigerungen für die Unternehmen „die Abwanderung produzierender Betriebe aus Österreich“ nicht auszuschließen. Einen Automatismus, durch Lohnerhöhungen die Inflation auszugleichen, kann es laut Stöger nicht geben: „Wir können nur verteilen, was vorher in den Betrieben verdient wurde - und daran ändern auch Streiks nichts.“

 

Stöger zufolge gehören die in der Chemieindustrie Beschäftigten zu den bestbezahlten Arbeitnehmern Österreichs. In den vergangenen beiden Jahren seien die Löhne und Gehälter um insgesamt rund 15,3 Prozent erhöht worden. „Kein Verständnis“ hat Stöger daher für die Ablehung des neuesten Angebots der Arbeitgeber. Diesem zufolge sollten die Einkommen bis 4.000 Euro um 6,0 Prozent steigen, höhere Löhne und Gehälter in etwas geringerem prozentuellem Ausmaß. Stöger forderte die Gewerkschaften PRO-GE und GPA auf, „an den Verhandlungstisch“ zurückzukehren: „Wir wollen konstruktiv und lösungsorientiert verhandeln. Unsere Türen stehen offen.“ Die siebte Verhandlungsrunde ist für den 17. Juni angesetzt. 

 

Gewerkschaften kampfbereit 

 

Seitens der Gewerkschaften hieß es, das Angebot der Arbeitgeber liege „immer noch weit unter der durchschnittlichen Inflationsrate der letzten zwölf Monate“ und sei daher unannehmbar. Aus diesem Grund fänden ab sofort „zweistündige Warnstreiks“ statt: „Wir werden selbstverständlich die gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen auch weiter steigern, wenn in der nächsten Runde kein Abschluss zu Stande kommt.“