COVID-19: Wiener Startup hätte Wirkstoff-Kandidaten

Das Wiener Startup-Unternehmen Panoptes Pharma ist in Besitz eines Wirkstoffs, der gute antivirale Eigenschaften zeigt. Um diesen gegen den COVID-19-Erreger zu testen, würde allerdings ein Finanzierungspartner benötigt.

Bild: Panoptes Pharma
Panoptes Pharma (im Bild CEO Franz Obermayr) beschäftigt sich mit einem Arzneimittelkandidaten, der sowohl immunmodulierende als auch antivirale Aktivität zeigt.

Panoptes erwarb 2013, als Teil seiner Gründungsidee, die Rechte für einen Arzneimittelkandidaten, der gute Wirkung gegen verschiedene Erkrankungen des Auges gezeigt hatte. Seither wurden mehrere Formulierungen mit diesem Wirkstoff entwickelt und gegen Uveitis (eine Autoimmunerkrankung, die eine Entzündung der mittleren Augenhaut auslöst), Keratoconjunctivitis sicca (Syndrom des trockenen Auges) und einige andere Indikationen klinisch getestet. Doch die Möglichkeit, die Substanz in der Augenheilkunde einzusetzen, ergab sich ursprünglich aus einem Nebeneffekt – eigentlich war man, noch bevor die Rechte von Panoptes erworben wurden, im Rahmen der Entwicklung antiviraler Therapien für Erkrankungen außerhalb des Auges auf die Substanz aufmerksam geworden. Panoptes-CEO Franz Obermayr schien es daher naheliegend, angesichts der weltweit fieberhaften Suche nach einem Arzneimittel gegen den Erreger von COVID-19, einen erneuten Blick auf die Eigenschaften des Wirkstoffs zu werfen.

Der Substanz, mit der sich Panoptes beschäftigt, ist ein Inhibitor des Enzyms DHODH, das einen Schritt in der Biosynthese von Pyrimidinen katalysiert. Dadurch wird auch die Versorgung mit den Pyrimidin-Basen Cytosin und Uracil gestört, ohne die die virale RNA in der Wirtszelle nicht vervielfältigt werden kann. Es ist aber auch bekannt, dass dieses Target regulierend ins entzündliche Geschehen eingreift, mehrere DODH-Hemmer sind als Immunmodulatoren in Gebrauch.

 

Was die Substanz von anderen unterscheidet

„Wir konnten in unseren präklinischen Studien zeigen, dass unser Arzneimittelkandidat die Ausschüttung bestimmter Cytokine hemmt und dadurch der überschießenden Immunantwort bei Uveitis entgegenwirkt“, berichtet Obermayr. Eine solche ist aber auch das Problem bei vielen schwerwiegenden Verläufen von COVID-19, bei denen es ausgehend von einer Lungenentzündung zur Ausbreitung des Entzündungsgeschehens über den gesamten Organismus und zur Gefahr eines Multiorganversagens kommt. Obermayr geht daher davon aus, dass DHODH-Hemmer über einen zweifachen Mechanismus (die Hemmung der überschießenden Immunantwort und die von Mutationen des Virus unabhängige antivirale Aktivität) gegen die virale Atemwegserkrankung einsetzbar ist. Dazu komme, dass gegenüber anderen Molekülen, die dieses Target adressieren, die von Panoptes untersuchte Verbindung eine 50- bis 1.000-fache Aktivität zeige und daher nur geringe Dosen verabreicht werden müssten.

Das Wiener Startup-Unternehmen würde seinen Wirkstoff daher für klinische Studien in dieser Indikation anbieten. Budgetiert war ein solches Engagement allerdings nicht, wollte man sich doch auf weitere Vorhaben in der Ophthalmologie stützen: „Wir planen eine größere Phase-II-Studie zu Uveitis und wollen den Wirkstoff gegen diabetisches Makulaödem testen.“ Wirkstoff ist für diese Vorhaben ausreichend vorhanden und in Österreich gelagert, er könnte also schnell auch für klinische Studien gegen virale Atemwegsinfektionen zur Verfügung stehen, wie Obermayr betont. Für einen derartiges Programm würde man aber einen Finanzierungspartner benötigen.