Deutschland: Chemieindustrie gut unterwegs

Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie waren für die Branche bisher unangenehm, aber nicht problematisch. Und bereits im dritten Quartal soll es wieder aufwärts gehen, heißt es im Quartalsbericht des VCI.

Foto: VCI
VCI_Quartalsbericht: „Es gibt bereits Licht am Ende des Tunnels.“

 

„Robust ins Krisenjahr 2020 gestartet“ ist die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie, meldet der Branchenverband VCI in seinem aktuellen Quartalsbericht. Der Umsatz war im ersten Quartal 2020 mit 49,5 Milliarden Euro um 0,6 Prozent höher als im vierten Quartal 2019. Zwar sank der Auslandsumsatz um knapp ein Prozent, doch legte der Inlandsumsatz um 3,3 Prozent „kräftig“ zu. Mit 18,2 Milliarden Euro sei auch der Vergleichszeitraum des Jahres 2019 erstmals seit fünf Quartalen wieder übertroffen worden - wenn auch nur um 0,2 Prozent. Gut lief das Geschäft im ersten Quartal in der EU, dem wichtigsten Markt der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie, sowie in Nordamerika. In Lateinamerika und Asien wurden dagegen bereits Rückgange verzeichnet.

 

Ferner war die Produktion um 3,2 Prozent höher als im vierten Quartal 2019 und um 0,9 Prozent höher als im ersten Quartal des Vorjahres. Überdies blieben die Erzeugerpreise nach Angaben des VCI stabil - und zwar sowohl im Vergleich zum ersten als auch zum vierten Quartal 2019. Verglichen mit diesem war im ersten Quartal 2020 allerdings ein Rückgang des Naphta-Preises um 18 Prozent auf 381 Euro je Tonne zu verzeichnen. Und der VCI warnt: „Im April sind die Preise für Rohöl und Naphtha weiter gefallen. Ein Blick auf bereits vorliegende Kontraktpreise für Primärchemikalien zeigt nun auch hier einen erheblichen Preisverfall.“

 

„Nur leicht eingeschränkt“

 

Laut einer Umfrage unter den Verbandsmitgliedern zufolge sind die Aussichten für die nähere Zukunft indessen nicht allzu düster. Zwar melden etwa 40 Prozent der Unternehmen laut VCI einen „schweren bis sehr schweren Rückgang der Bestellungen“. Überdies komme es zu Problemen mit der Verfügbarkeit von Vorprodukten, Personalengpässen infolge von Reisebeschränkungen und Herausforderungen im Vertrieb und in der Logistik. Von Katastrophenstimmung ist indessen keine Rede. Durch die genannten Probleme sei „die Geschäftstätigkeit nach Einschätzung der Unternehmen nur leicht eingeschränkt. Die Unternehmen haben sich insgesamt gut auf die Herausforderungen eingestellt. Wegen der fehlenden Nachfrage sinkt die Kapazitätsauslastung zwar kräftig, aber von umfangreichen Produktionsstillständen wie in der Automobilindustrie dürfte unsere Branche verschont bleiben“.

 

Kurz und gut: Das zweite Quartal werde voraussichtlich einigermaßen unterhaltsam. Schon für das dritte Quartal seien die Perspektiven indessen wieder besser. „Es gibt bereits Licht am Ende des Tunnels: Die Ausbreitung des Virus ist eingedämmt. Die Lockerung des Shutdown und die Öffnung der Grenzen sind eingeleitet. Der Normalisierungsprozess hat begonnen. Wenn dann im In- und Ausland der Shutdown ein Ende gefunden hat und die Grenzen wieder geöffnet worden sind, könnte im dritten Quartal die Industrieproduktion und mit ihr die Chemienachfrage wieder anziehen. Die Erholung wird jedoch wenig dynamisch verlaufen und bedarf zusätzlicher wirtschaftspolitischer Impulse“, heißt es im Quartalsbericht.

 

Zu optimistisch will sich der VCI indessen auch wieder nicht geben. Trotz der voraussichtlichen Trendwende im zweiten Halbjahr „wird die Branche in diesem Jahr einen deutlichen Produktions- und Umsatzrückgang verbuchen müssen“. Eine genaue Prognose legte der VCI im Quartalsbericht noch nicht vor. Diese wird erst Ende des zweiten Quartals präsentiert.