Erkenntnisse an der Wobbler-Maus

Wissenschaftler aus Deutschland und den USA haben einen bisher unbekannten Mechanismus für neurodegenerative Erbkrankheiten entdeckt: Bei der Wobbler-Maus ist ein Gen verändert, das eine wichtige Rolle bei der Verteilung von Stoffen in der Zelle spielt. <% image name="Golgiapparat" %><p> <small> Die Funktion von Vps54 beim Vesikeltransport. Gezeigt ist ein Schnitt durch einen Teil einer Säugerzelle, in der der "Rückverkehr" mikroskopisch kleiner Bläschen (Vesikel) mit ihrer Fracht (Kästchen) von der Zellmembran zum Golgi-Apparat abläuft. Der entsprechende "Hinverkehr", die Exozytose, wurde zur Vereinfachung weggelassen. Am Andocken sind 2 Erkennungskomplexe beteiligt. Das bei Wobbler betroffene Protein Vps54 gehört zu dem links dargestellten Komplex und ist ein notwendiger Baustein für die Verankerung des Vesikels an seinem Zielort Golgimembran. Der ebenfalls notwendige, rechts in Form zweier Haken dargestellte Komplex, besteht aus den SNAREs (je eins am Vesikel und an der Golgi-Membran), die die Fusion der beiden Membranen vermitteln und von der Wobbler-Mutation nicht betroffen sind. </small> Der Defekt lässt sich durch die Einführung eines voll funktionsfähigen Gens heilen. An der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Fonds der Chemischen Industrie geförderten Arbeit waren Forscher der Universitäten Bielefeld und Ann Arbor (USA) sowie der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) in Braunschweig beteiligt. Seit Jahrzehnten kennen Forscher die Labormaus-Mutante der "Wobbler" als Modell für Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) beim Menschen. Die Tiere leiden an einer fortschreitenden, von Zittern begleiteten Muskellähmung. Ursache für die tödlich verlaufende Krankheit ist das Absterben der großen motorischen Nervenzellen im Rückenmark, die die Muskeln des Bewegungsapparats kontrollieren. Jetzt hat sich herausgestellt: Ein Defekt im Gen <b><u>Vps54</u></b> ist die Ursache für den Verlust der Nervenzellen bei der Wobbler-Maus. Im Inneren der Körperzellen spielt sich ein reger Containertransport ab, so die Forscher. Diese Container sind mikroskopisch kleine Membranbläschen und müssen genau abgestimmt sein. Die Zielfindung des richtigen Container-Terminals wird durch passgenaue Erkennungsmoleküle vermittelt: Vesicular protein sorting factors (Vps). Der Bauplan für eines dieser Moleküle ist im Gen Vps54 gespeichert. Ist es defekt, können die Vesikel ihr Ziel nicht finden. Warum der resultierende "Verkehrsstau" innerhalb der Zelle zu einer Nervenschädigung führt, ist noch nicht vollständig verstanden. Wenn man Wobbler-Mäusen ein funktionierendes Vps54-Gen einführt, werden sie von ihrer Krankheit geheilt. Für den Menschen könnten die beschriebenen Fortschritte in der Grundlagenforschung die Möglichkeit neuer Therapieansätze bringen. Erkenntnisse an der Wobbler-Maus