Genom vom Kleinen Blasenmützenmoos entschlüsselt Life Sciences 14.12.07 von Facebook Twitter LinkedIn via eMail teilen Ein Konsortium von 70 Wissenschaftlern aus Deutschland, Japan und den USA hat das Genom von Physcomitrella entschlüsselt. Die Sequenzierung erfolgte am kalifornischen Genominstitut des US-Energieministeriums. Genom vom Kleinen Blasenmützenmoos entschlüsselt <% image name="Moospflanzen_auf_Fels" %><p> <small> Moospflanzen auf einem Felsen (Isle of Skye/Schottland). Eine der einfachsten Pflanzen der Welt kann helfen, sicher und günstig neue Medikamente zu produzieren und Nutzpflanzen widerstandsfähiger zu machen. © Stefan Rensing </small> Die Entschlüsselung der Gensequenzen gelang unter Leitung des Freiburger Privatdozenten Stefan Rensing am Lehrstuhl von Ralf Reski. "Das Moosgenom liegt zwischen den Algen und den Blütenpflanzen, die 1 Mrd Jahre Evolution trennen. Mit der nun vorliegenden vollständigen Genomsequenz ist Physcomitrella endgültig zur Modellpflanze geworden", erklärt Rensing. <% image name="Blasenmuetzenmoos" %><p> <small> Das Kleine Blasenmützenmoos (Physcomitrella patens). © Bernd Reiss </small> Im Moosgenom gibt es, anders als bei Menschen und Blütenpflanzen, keine "Sicherungskopie" für die Gene. Zudem können die Forscher zielgerichtet in dieses Genom eingreifen. Diese für Pflanzen bisher einzigartige Technologie ermöglicht es, sehr schnell die Funktion bisher unbekannter Gene zu ermitteln. Als erste Firma weltweit erkannte die BASF das große Potenzial dieser Forschung und investierte von 1999 an einen zweistelligen Millionenbetrag in die Arbeiten von Reski. "Diese Zusammenarbeit zwischen einem Weltkonzern und der Uni Freiburg gab vermutlich den Anstoß, dass auch die nationalen Förderorganisationen in den USA, England und insbesondere Japan in großem Maßstab die Moosforschung finanzieren", so Reski rückblickend. Die Moosbiotechnologie hat aber auch zahlreiche lokale Förderer. So unterstützten die Uni Freiburg, die Freiburger Wirtschaftsförderung und der BioValley-Verein Reski tatkräftig, als er zusammen mit Kollegen 1999 die Firma greenovation Biotech gründete. Diese konzentrierte sich ganz auf den Moosbioreaktor, um darin sicher und preiswert Eiweißstoffe für die medizinische Anwendung, wie zum Beispiel Antikörper für Diagnose und Therapie, zu produzieren. "Mit dem entschlüsselten Moosgenom haben wir nun die Blaupause in Händen, die uns helfen wird, die Pflanzenbiotechnologie noch sicherer und effizienter zum Nutzen der Menschen einzusetzen", führt Reski aus. "Das Moosgenom ist eine Vorraussetzung, um die Lebensprozesse dieser einfach gebauten Pflanze zu modellieren." <small> Das <b>Kleine Blasenmützenmoos</b> (Physcomitrella patens) gleicht den ersten Pflanzen, die vor etwa 450 Mio Jahren vom Wasser aus das Land eroberten. Um erfolgreich zu sein, mussten sie sich an ein raues Klima mit extremen Temperaturschwankungen, Trockenheit, hoher UV-Strahlung und hoher Salzbelastung anpassen. Wenn man diese Schutzmechanismen besser versteht, kann man sie auf Nutzpflanzen übertragen und sie so widerstandsfähiger gegen die negativen Auswirkungen des globalen Klimawandels machen. </small>