Harbour Energy übernimmt Wintershall-Assets

Die im Dezember 2023 angekündigte Transaktion konnte früher als erwartet abgeschlossen werden. Der vormalige Wintershall-Mehrheitseigenümer BASF sieht darin einen entscheidenden Schritt zu seinem Ausstieg aus dem Öl- und Gasgeschäft.

 

Bild: Harbour Energy
Groß im privaten Öl- und Gasgeschäft: Harbour Energy machte 2023 rund 3,75 Milliarden US-Dollar Umsatz.

Früher als erwartet übernahm die Harbour Energy mit Hauptsitz in Edinburgh in Schottland im September das Explorations- und Produktionsgeschaft der Wintershall DEA außerhalb Russlands. Geplant gewesen war der Abschluss des Kaufs erst für das vierte Quartal des heurigen Jahres, hatten im Dezember 2023 die Eigentümer der Wintershall DEA, der deutsche Chemiekonzern BASF (72,7 Prozent) und die britische Investmentgesellschaft Letterone (27,3 Prozent), berichtet. Die Letterone wurde 2013 von den umstrittenen russischen „Bisnismeni“ Michail Fridman und Petr Aven gegründet, die nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung an ihr halten. Die Letterone legt jedoch Wert auf die Feststellung, die beiden Herren hätten keinerlei Einfluss auf die operative Tätigkeit des Unternehmens und bezögen von diesem weder Dividenden noch geschäftlich relevante Informationen.

 

Im Zuge der nun vollzogenen Transaktion erhalten die BASF und die Letterone von der Harbour insgesamt 2,15 Milliarden US-Dollar, von denen 1,56 Milliarden auf die BASF entfallen. Ferner bekommen sie Aktien, die 54,5 Prozent des Werts der Harbour entsprechen. Die BASF hält in der Folge 39,6 Prozent der Harbour-Anteile. Gemeinsam mit der Letterone beherrscht diese somit das britische Unternehmen. Hans-Ulrich Engel, der Aufsichtsratschef der Wintershall DEA und ehemalige Finanzvorstand der BASF, zog bereits in das Management der Harbour ein.

 

In einer Aussendung der BASF hieß es, diese habe mit dem Verkauf der Wintershall-DEA-Vermögenswerte „den entscheidenden Schritt gemacht, um die endgültige Trennung vom Öl- und Gasgeschäft zu erreichen. Das Closing schafft die Möglichkeit zur Monetarisierung des BASF-Anteils an dem kombinierten Unternehmen ohne weitere Zwischenschritte, da Harbour an der London Stock Exchange gelistet ist“. Umfasst sind von dem Geschäft der BASF zufolge „Produktions- und Entwicklungs-Assets sowie Explorationsrechte in Norwegen, Argentinien, Deutschland, Mexiko, Algerien, Libyen, Ägypten und Dänemark sowie Lizenzen von Wintershall Dea zur Speicherung von Kohlendioxid (CCS)“. Die „Assets“ der Wintershall DEA in Russland sowie die Verwaltungssitze in Hamburg und Kassel bleiben in den Händen der BASF und der Letterone.

 

Die Wintershall DEA wird von einer AG in eine GmbH umgewandelt. Sie hatte Mitte Jänner 2023 angekündigt, sich aus Russland zurückzuziehen. In der Folge werden die Standorte in Hamburg und Kassel geschlossen. Betroffen sind etwa 800 Beschäftige, für die seit Juni ein Sozialplan besteht.

 

Größe im Öl- und Gasgeschäft

 

Die im Jahr 2014 gegründete Harbour Energy bezeichnet sich selbst als eine der weltgrößten privaten Öl- und Gasgesellschaften. Ihre Produktion im Jahr 2023 beziffert sie mit 186.000 Barrel Erdöleinheiten pro Tag, um 10,6 Prozent weniger als 2022. Durch die Übernahme der „Assets“ der Wintershall DEA könnte diese Menge heuer auf rund 475.000 Barrel/Tag steigen. Insgesamt verfügt die Harbour über sichere und wahrscheinliche Reserven von 1,5 Milliarden Barrel Erdöleinheiten. Ihre Ressourcen - also Öl- und Gasvorkommen, die im Gegensatz zu den Reserven unter den derzeitigen Bedingungen nicht wirtschaftlich förderbar sind - beziffert sie mit weiteren 1,8 Milliarden Barrel. Im Jahr 2023 erzielte das Unternehmen mit rund 5.000 Beschäftigten Einkünfte von 3,75 Milliarden US-Dollar sowie einen Gewinn von 32 Millionen US-Dollar. Den Rückgang der Einkünfte begründete die Harbour mit dem drastischen Sinken der Öl- und Gaspreise sowie dem Produktionsrückgang. Davon waren, wie berichtet, auch andere Öl- und Gasgesellschaften betroffen, darunter die OMV.