Henkel: Raus aus der Russländischen Föderation

Noch Anfang April hatte Vorstandschef Carsten Knobel die vorläufige Fortsetzung der Geschäftstätigkeit angekündigt. Nun will er doch aussteigen, angeblich unter dem wachsenden Druck von Aktionären.

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Henkel-Vorstandschef Carsten Knobel: Schluss mit der RF

 

Der deutsche Chemiekonzern Henkel will seine Geschäftstätigkeit in der Russländischen Föderation (RF) beenden. Begründet wurde dies in einer Aussendung mit den „aktuellen Entwicklungen des Krieges in der Ukraine“. Henkel versicherte darin, zu versuchen, einen „geordneten Ablauf“ des Ausstiegs zu gewährleisten. Die etwa 2.500 Beschäftigten in der RF würden vorläufig „weiterbeschäftigt und -bezahlt. Die mit der Entscheidung verbundenen finanziellen Auswirkungen des geplanten Ausstiegs für Henkel können zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht näher quantifiziert werden“. Vorstandschef Carsten Knobel wurde in einer Aussendung mit den Worten zitiert, „Henkel verurteilt den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Gewalt gegen unschuldige Zivilisten. Unsere Priorität ist weiterhin, alles zu tun, um unsere Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine zu unterstützen. Wir unterstützen unsere Mitarbeiter:innen und die Menschen in der Ukraine und in den Nachbarländern umfassend mit finanziellen Spenden sowie Lebensmittel- und Sachspenden. Viele Henkel-Mitarbeiter:innen helfen zudem an den Grenzen, indem sie dringend benötigte Güter verteilen oder den Menschen aus der Ukraine eine Bleibe bieten.“

 

Wie berichtet, hatte Knobel bei der Hauptversammlung Anfang April noch anders geklungen. Damals argumentierte er, ein Stopp des Geschäfts in der RF könne „weitreichende Konsequenzen haben, auch für unsere Mitarbeiter vor Ort. In Russland besteht die Gefahr, dass ausländische Unternehmen von der Regierung in Zukunft enteignet werden können und ihre lokalen Manager haftbar gemacht werden, wenn sie die Geschäfte einstellen“. Ohnehin habe Henkel in der RF „die gesamte Werbung eingestellt. Wir haben alle Sponsoringaktivitäten beendet und alle geplanten Investitionen in Russland gestoppt“. Somit setze der Konzern die seitens der EU und der USA verhängen Sanktionen gegen die RF „konsequent“ um und gehe sogar über diese hinaus. Allerdings hatte Knobel schon damals „weitere Schritte“ hinsichtlich der Tätigkeit Henkels in der RF nicht ausgeschlossen. Gerüchten zufolge soll sich der Druck aus Aktionärskreisen, diese einzustellen, in den vergangenen Wochen verstärkt haben, nicht zuletzt unter dem Eindruck von Berichten über mutmaßliche Kriegsverbrechen russländischer Truppen. Moskau spricht diesbezüglich bekanntlich von „Provokationen“, die seitens ukrainischer Einheiten verübt worden seien. Abschließende Ergebnisse unabhängiger Untersuchungen der fraglichen Ereignisse gibt es bis dato nicht.