HER2/neu: Ein Rezeptor. Zwei Wirkungen.

Eine Wiener Studie zeigt, dass die durch den HER2/neu-Rezeptor regulierten zellulären Prozesse zwischen verschiedenen Krebsarten stark variieren. Da HER2/neu das Ziel einer erfolgreichen Brustkrebstherapie ist, hat das Ergebnis große Bedeutung für Konzepte zur Behandlung des Eierstockkrebs. HER2/neu: Ein Rezeptor. Zwei Wirkungen. <% image name="HER2neu" %><p> <small> Das Rezeptormolekül HER2/neu kann bei verschiedenen Tumorarten unterschiedliche Funktionen erfüllen und damit Therapiekonzepte in die Irre führen. © PR&D </small> Brustkrebs und Eierstockkrebs können beide auf dem gleichen genetischen Defekt beruhen - beide Krankheiten sind so mit einer hohen Anzahl des HER2/neu-Rezeptors verbunden. Jedoch: Die beide Krebsarten reagieren nicht in gleicher Weise auf eine Blockade dieses Rezeptors - was in der Therapie des Brustkrebs als größter Erfolg der letzten 20 Jahre zu betrachten ist, scheitert bei der Therapie des Eierstockkrebs. Warum dem so ist, erforschte die Arbeitsgruppe von Michael Krainer an der Medizinuni Wien. Das Team verglich Gewebeproben von 148 Tumoren des Eierstocks mit entsprechenden Brustkrebs-Gewebeproben. Ergebnis: Zwar konnte in etwa 25 % der Fälle ebenso ein gehäuftes Auftreten des HER2/neu-Rezeptors beobachtet werden, doch ein anderes Signalmolekül - CXCR4 - war in Zellen des Eierstockkrebs unbeeinflusst. In Brustkrebszellen, die HER2/neu verstärkt bilden, kommt aber gerade auch CXCR4 häufiger vor als in gesunden Zellen. Tatsächlich ist CXCR4 ein Molekül, das mit der Bildung von Metastasen in Verbindung gebracht wird. Man vermutet, dass HER2/neu die Bildung von CXCR4 sowohl induziert als auch das Molekül gleichzeitig vor dem Abbau durch Enzyme schützt - und damit den Krebs aggressiver, also metastasierend werden lässt. Die Ergebnisse zeigen, dass beim Ovarialkarzinom diese Signalwirkung des HER2/neu keine Rolle spielt. Krainer kommentiert: "Seit fast 10 Jahren kann man mit molekularer Diagnostik den erblichen Brustkrebs identifizieren und in der Therapie auf monoklonale Antikörper zurückgreifen. Der erste zugelassene Antikörper blockiert punktgenau den HER2/neu-Rezeptor und verhindert so ein weiteres Wachstum des Tumors - ein maßgeschneidertes Therapiekonzept. Wie wichtig aber das weitere Differenzieren bei der Krebstherapie ist, zeigt nun unsere Arbeit. Denn obwohl der gleiche monoklonale Antikörper auch bei Zellen des Eierstockkrebs auf diesen Rezeptor passt, bewirkt er dort herzlich wenig."