<a href=http://www.henkel.at>Henkel CEE</a> stellt seit 1927 Produkte her, auf deren Qualität jeder vertraut, aber sonst selten einen Gedanken verschwendet. Im Waschmittel steckt aber jede Menge Entwicklungsarbeit – auch aus Österreich. <% image name="Persil" %><p>
<small> Persil-Werbung aus den Anfängen. </small>
Wie wäscht die russische Hausfrau? Was wird dagegen von westeuropäischen Hausfrauen geschätzt? Für Christian Laske keine unwesentlichen Fragen. Darum macht sich der Forschungs- und Entwicklungschef von Henkel CEE auch regelmäßig auf und sucht in fremden Waschküchen nach Verbesserungen für die Produktpalette des deutschen Chemieriesen. „Und es ist erstaunlich, was von einem Produkt erwartet wird“, sagt Laske. „Beispielsweise werden Sie in Russland hören, die Wäsche solle nicht duften.“ Daraus wurde zunächst abgeleitet, dass weniger Parfum ins Waschmittel gehört. Das soll es nun auch wieder nicht: „Die Russen schätzen zwar neutral riechende Wäsche. Das Pulver selbst soll aber sehr wohl gut riechen, denn ein Produkt, das nicht parfümiert ist, wird im Osten rasch als billige Ware abgetan.“ Feingefühl ist gefragt.
Henkel CEE hat sein Hauptquartier in Wien. Von hier aus wird von Entwicklung und Marketing bis zum Verkauf alles geregelt. Schon seit Mitte der 1980er arbeitet Henkel daran, Märkte in Osteuropa und darüber hinaus zu erschließen. Über den eisernen Vorhang hinweg machte man erste Geschäfte mit Ungarn, dann in der damaligen CSSR und in Jugoslawien. Meist in Form von 50/50 Joint-ventures oder 51/49, wenn es die Rechtslage vor Ort nicht anders zuließ. 2002 begann Henkel CEE schließlich sein Engagement auch in Russland und den Nachfolgestaaten.
Und dabei müssen bestehende Produkte an die lokalen Waschgewohnheiten angepasst werden. 95 Gramm Waschmittelpulver, weiß Laske, wird im Schnitt pro Waschgang in österreichischen Haushalten eingesetzt. „In Osteuropa wird um 50 % mehr verwendet. Das muss in der Rezeptur berücksichtig werden.“ Die Zusammensetzung von Waschmittel hängt auch von der Wäschebehandlung und letztlich vom subjektiven „Sauberkeitsempfinden“ ab. Tenside, die waschaktiven Substanzen, machen seit jeher den Großteil aus. Dazu kommen Wasserenthärter, Bleichkomponenten, Parfum und andere Additiva.
Vor allem der Zusatz von Enzymen hat in den letzten Jahren viele Gewohnheiten in der Waschküche obsolet gemacht. Denn durch sie muss geringer dosiert werden und es kann bei niedrigeren Temperaturen gewaschen werden. Dadurch wird etwa die „Kochwäsche“ zum aussterbenden Begriff – Waschmittelenzyme sind schon ab 30 °C aktiv. „Vorwäsche“? Ebenso antiquiert – auch wenn neue Waschmaschinen noch immer mit dem entsprechenden Dosierfach ausgeliefert werden.
<b>Ei, Kakao und Lippenstift.</b> Die Wirkung von Enzymen ist denkbar einfach: Flecken sind im Prinzip nichts anderes als organische Verbindungen und diese lassen sich durch bestimmte Enzymklassen in kleinere Komponenten spalten, die sich leichter vom Textil lösen lassen. Auf den Markt kamen zuerst Proteasen, die andere Proteine – etwa in Blut- oder Eierflecken – angreifen, sowie Amylasen, die sich an die Kohlenhydrate in Kakaoflecken heranmachten. Einzig die Einführung von Lipasen konnte sich nicht durchsetzen: Als Fettlöser sind Tenside wirksam genug.
Henkel setzt jüngst auf Cellulasen und kommt damit Kundenanforderungen aus westeuropäischen Haushalten entgegen. Einmal gelöster Schmutz lagert sich wieder auf der Wäsche ab und diese „vergraut“. Cellulasen verhindern diesen Prozess und trennen auch Knötchen von der Kleidung, die beim Waschen durch mechanische Beanspruchung entstehen. Allerdings: Bisher zeigten noch keine bekannten industriellen Cellulasen beide Eigenschaften. Henkel arbeitet deshalb mit Enzym-Cocktails, um das ganze Funktionsspektrum abzudecken. Derzeit wird die Verwendung von Oxidasen geprüft.
<b>Spitzenforschung in Graz.</b> Und wie geht es weiter? Wo forscht Henkel? „Wir haben keine eigene Enzymforschung und könnten auch nie mit Firmen wie Novozymes mithalten“, sagt Laske. Man arbeite zwar auch mit diesen Firmen zusammen, setzt aber auf Kooperationen mit Instituten, die auf diesem Sektor der Forschung bereits erfahren sind. Eines davon ist das Grazer Kompetenzzentrum für angewandte Biokatalyse, an dem sich Henkel im Rahmen eines Kplus-Programmes beteiligt.
Die Grazer sind stolz darauf, nicht nur Henkel, sondern eine ganze Palette an führenden Biotechnologieriesen zu ihren Kunden zählen zu können. „In Europa,“ sagt Geschäftsführer Markus Michaelis, „sind wir auf unserem Forschungsfeld die Nummer eins.“
Und was passiert bei dieser Biokatalyse? Generell geht es um die Verwirklichung von anders schwer durchführbaren oder teuren chemischen Reaktionen mit Hilfe von Enzymen. Zwischen den Grazern und Henkel besteht eine Art bilaterales Abkommen. Gemeinsam suchen die Forscher in Bodenproben oder vorhandenen Laborstämmen nach leistungsstarken Enzymen, die den Anforderungen entsprechen. Dabei werden komplette Genome nach passendem Material durchwühlt. Die gefundenen Kandidaten entwickelt man mit gentechnischen Methoden weiter und passt diese damit den Bedingungen in der Waschmaschine an. Die Ergebnisse aus Graz werden schließlich in der Düsseldorfer Zentrale „auf Fleck und Dreck“ geprüft. Ein ganzes Set an standardisiertem Schmutz kommt dabei zum Einsatz, gegen das sich potenzielle Kandidaten für die industrielle Herstellung behaupten müssen. Zu klären gilt es etwa: Bleibt das Enzym über mehrere Wochen stabil? Bei welcher Temperatur wirkt es am besten?
<b>Enzymküche Kundl.</b> Für den Markt lässt Henkel bei Sandoz im Tiroler Kundl produzieren. Das Joint-venture Biozym der beiden Firmen zählt 24 Mitarbeiter und es produziert Tag und Nacht: In bis zu 100 Kubikmeter fassenden Fermentern werden Bakterien gezüchtet, denen das Gen für das entsprechende Enzym eingepflanzt wurde. Das Enzym wird aus der Suppe von den Zellen getrennt und gereinigt. Mehrere Tausend Tonnen im Jahr. Für den Einsatz im Waschmittel wird der Rohstoff durch ein Coating-Verfahren mit einer Silikathülle ummantelt. Die eigentliche Aktivsubstanz in der Kapsel macht dann nur mehr 5 % aus, im Waschmittel ist der reine Enzymanteil nur 0,04 %. Das Coating-Verfahren wurde in den 1980ern entwickelt, um Allergien vorzubeugen, die sich durch den ständigen Kontakt bei Mitarbeitern ergeben könnten. Bisher war man damit erfolgreich.
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<small> Waschmittel-Produktion in Wien. </small>
Einen Großteil der Produktion bewältigt der Henkel-Standort in Wien. Die Fabrik im Industriebezirk Erdberg wird von Mitarbeitern als kleine Stadt beschrieben. 800 Mitarbeiter stellen 150.000 Tonnen Waren im Jahr her. Vor allem pulverförmige Waschmittel und flüssige Produkte wie Geschirrspülmittel, Weichspüler und Spezialwaschmittel. Die Plastikflaschen dafür werden selbst gegossen. Lagerung und Vertrieb passieren ebenso am Rochusmarkt.
Daran wird sich in absehbarer Zeit nichts ändern. Denn Henkel CEE wächst seit zehn Jahren kontinuierlich. 2004 konnte ein Umsatz von 1,14 Mrd € erwirtschaftet werden. Neugewonnene Rezepturen adaptieren die Wiener Mitarbeiter für ihren Marktbereich und für andere Produktionsstätten in Ost- und Zentraleuropa selbst. Ausschlaggebend sind die Gegebenheiten vor Ort: Der russische Standort etwa bezieht Soda und Tenside aus dem lokalen Markt. So wird beim Transport gespart. Ob sich die eingesetzten Rohstoffe auch eignen, wird in Wien getestet.
Als nützlich haben sich Hausbefragungen erwiesen: „Man lernt viel für die eigenen Labors,“ sagt Laske. Etwa, wie lange Wäsche eingeweicht wird, oder, dass Waschwasser wieder verwendet wird. Schäumt es zuviel oder zuwenig? Wie muss Waschmittel duften und sind die Etiketten verständlich? Alles keine großen innovativen Sprünge, doch in der Branche, die auf Grundrezepturen baut, an denen sich im Großen nichts mehr ändert, muss sich der Produzent in kleinen Schritten von der Konkurrenz absetzen.High-Tech im Waschpulver