Impfstoffproduktion: Nicht von heute auf morgen

Grundsätzlich begrüßt die Pharmaindustrie den Wunsch der Bundesregierung, in Österreich Erzeugungsanlagen für Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 aufzubauen. Doch die Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen.

Foto: Novartis
Unterstützung für Curevac: Novartis will in Kundl den Wirkstoff für das SARS-CoV-2-Vakzin CVnCoV erzeugen.

 

„Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig ein starker Standort für die medizinische Versorgung dieses Landes jetzt und in Zukunft ist. Doch Impfstoffproduktion ist nichts Alltägliches, sondern ein äußerst komplexer Prozess, der langfristig und mit Blick auf die verfügbaren Ressourcen geplant werden muss. Umso mehr freut es mich, dass es von Seiten der Politik klare Signale gibt, die Arzneimittelproduktion in Österreich auf breiter Basis auszubauen.“ So resümierte Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog ein Treffen der Pharmaindustrie mit der Bundesregierung hinsichtlich der Herstellung von Impfstoffen in Österreich. Ihm zufolge gilt es, über Österreich hinaus den Pharmastandort Europa insgesamt zu stärken. Und dazu müsse die Politik geeignete Rahmenbedingungen schaffen: „Ob es Steuererleichterungen sind, ein klares Bekenntnis zu mehr Forschung oder konkrete Anreize, um die Produktion weiter attraktiv zu machen - all diese Faktoren tragen dazu bei, den Standort Österreich und in weiterer Folge Europa zu stärken.“ Unter diesen Voraussetzungen werde es für die Branche einfacher, ihre Fabriken auszubauen oder sogar neue Produktionskomplexe zu etablieren.

 

Unumstritten ist freilich: Von heute auf morgen ist die Angelegenheit nicht zu machen. Schon vor einiger Zeit warnte die Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller (ÖVIH), Renée Gallo-Daniel, die Errichtung einer neuen Impfstofffabrik samt Validierung und Registrierung dauere „normalerweise fünf bis zehn Jahre. Eine Ausweitung der Produktionskapazität ist daher von Investitionen in den Ausbau oder die Adaptierung von bestehenden Anlagen, einer Zusammenarbeit mit Auftragsherstellern oder anderen Unternehmen abhängig. Daran arbeiten wir derzeit mit Hochdruck. Unser Ziel ist nach wie vor, so schnell wie möglich Impfstoffe für alle, die es wollen, zur Verfügung zu stellen“. Die Produzenten potenzieller Impfstoffe hätten bereits zu Beginn der COVID-19-Pandemie mit entsprechenden Planungen begonnen, und das in allen Bereichen von der Abstimmung mit den Behörden über die Rohstoffbeschaffung bis zur Logistik.

 

Immerhin kündigte der Schweizer Pharmakonzern Novartis an, das Biotechnologieunternehmen Curvevac bei der Produktion seines in Entwicklung befindlichen Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 zu unterstützen. Erfolgen soll das mithilfe der Fabrik in Kundl im Tiroler Unterland. Noch heuer möchte Novartis dort bis zu 50 Millionen Dosen des Wirkstoffs erzeugen, kommendes Jahr sollen es bis zu 200 Millionen Dosen werden. Der Schweizer Konzern adaptiert dazu eine neue Produktionsanlage. Das vorfomulierte Mittel werde an die CureVac geliefert, von dieser zum fertigen Impfstoff mit der Bezeichnung CVnCoV weiterverarbeitet und abgefüllt, hieß es in einer Aussendung. Eine ähnliche Vereinbarung mit Curevac hat auch der deutsche Pharma- und Agrorchemiekonzern Bayer getroffen. Er möchte bis Ende 2022 rund 160 Millionen Dosen des Curevac-Impfstoffs herstellen. Die ersten davon könnten eventuell noch Ende des heurigen Jahres verfügbar sein.