Lackindustrie: Teure Rohstoffe, kostbare Fachkräfte

Die österreichische Lackindustrie hat mit einem schwierigen Rohstoffmarkt zu kämpfen und setzt sich für eine Profilierung der Ausbildung auf verschiedenen Ebenen ein.

Bild: Kansai Helios Coatings
Berufsgruppen- und Fachverbandsobmann Hubert Culik forciert die Ausbildung qualifizierter Fachkräfte.

Der Umsatz der heimischen Lack- und Anstrichmittelbetriebe hat sich 2018 mit einem Plus von rund zwei Prozent auf ca. 454 Millionen Euro nur mäßig entwickelt. Nach einem vielversprechenden ersten Halbjahr habe sich die Entwicklung nach dem Sommer viel schwächer fortgesetzt, wie Hubert Culik, Obmann der Berufsgruppe und CEO von Kansai Helios Coatings, im Rahmen einer Pressekonferenz mitteilte. Zu schaffen gemacht haben der Branchen vor allem Rohstoffpreise und -verfügbarkeit. Gerade in der starkem Druck ausgesetzten Automobilbranche konnte man Preiserhöhungen nicht an die Kunden weitergeben, wie Culiks Stellvertreter Ernst Gruber, Geschäftsführer von Axalta Coating Systems Austria, ergänzte.

Zu Wehr setzen sich die Industrievertreter derzeit gegen eine Reihe angekündigter regulatorischer Maßnahmen. So drohen laut Andrea Berghofer, stellvertretende Obfrau der Berufsgruppe und Geschäftsführerin der Adler-Werk Lackfabrik, ausgeweitete Biozid-Beschränkungen die Produktion von Wasserlacken zu gefährden. Besonders schwerwiegend wäre auch die von Frankreich geforderte Einstufung des wichtigen Weißpigments Titandioxid als „krebserregend Kategorie 2“ (Verdacht auf karzinogene Wirkung beim Menschen). Zahlreiche Experten halten diese Einstufung für nicht nachvollziehbar, da die Tierversuche, auf denen diese beruht, bereits in den 1980er-Jahren und mit lungengängigen Stäuben durchgeführt wurden, deren onkologische Bedrohung unabhängig vom jeweiligen Stoff ist. Bei der Anwendung eines Titandioxid enthaltenden Beschichtungs-, Sonnenschutz- oder Lebensmittels ist dagegen keine Exposition gegenüber Stäuben zu erwarten. Noch ist im Europäischen Rat keine Einigung auf eine solche Einstufung erzielt worden, Österreich hat sich der Stimme enthalten.

 

Akademischer Lehrgang „Surface Technology“ ab Sommer 2020 in Krems

Selbst in die Hand genommen hat die Lackindustrie unterdessen die Verbesserung der Ausbildungssituation für dringend benötigte Fachkräfte. Derzeit sei man in Verhandlung mit den Bundesländern, das neu geschaffene Modul des Lack- und Anstrichmitteltechnikers im Rahmen des Lehrberufs Labortechnik zentral an der Berufsschule St. Pölten abzuhalten.

In Bezug auf den Vertiefungsschwerpunkt „Surface Technology“ im Rahmen des Bachelor-Studiums „Applied Chemistry“ an der IMC FH Krems wollte man nun nicht länger auf eine handlungsfähige Regierung warten, sondern hat bereits für den Sommer 2020 einen außercurricular angebotenen akademischen Lehrgang zu oberflächenchemischen Themen konzipiert. Geplant sind 140 Lehreinheiten zu je 45 Minuten, was einem Ausbildungsumfang von zehn Semesterwochenstunden oder 13 ECTS-Punkten entspricht. Der Lehrgang ist auf 24 Teilnehmer beschränkt, steht aber nicht nur Studenten des Bachelor-Studiums sondern auch Externen mit entsprechender Qualifikation zur Verfügung. Die Firma Adler-Werk engagiert sich auf ähnlichem Gebiet in Westösterreich und finanziert eine Stiftungsprofessur für Chemieingenieurwesen und Materialprozesstechnik an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.