Lenzing baut 600 Beschäftigte ab

Die Maßnahme betrifft die Belegschaft des oberösterreichischen Stammsitzes und soll bis Ende 2027 Einsparungen von rund 45 Millionen Euro bringen. Geprüft wird der Verkauf der Faserfabrik in Indonesien.

 

Credit: Lenzing AG / Franz Neumayr
Lenzing-Chef Rohit Aggarwal: Strukturen und Prozesse optimieren

Rund 600 Beschäftigte baut der Faserkonzern Lenzing an seinem gleichnamigen Stammsitz in Oberösterreich bis Ende 2027 ab. Etwa 250 Personen verlieren noch heuer ihren Arbeitsplatz, hieß es in einer Aussendung. Der Konzern verspricht sich von diesen Maßnahmen Einsparungen von insgesamt rund 45 Millionen Euro. Umgesetzt werden diese der Lenzing zufolge „im Einklang mit einem neuen Sozialplan, der mit Vertretern des Betriebsrats Anfang September vereinbart wurde“. Insgesamt hat die Lenzing in Österreich etwa 3.500 Beschäftigte, weltweit waren es per 30. Juni 7.712.

 

Ferner kündigte die Lenzing an, sogenannte „strategische Optionen“ prüfen zu wollen, darunter den Verkauf des Produktionsstandorts in Purwakarta in Indonesien. Purwakarta liegt etwa 140 Kilometer südöstlich der indonesischen Hauptstadt Jakarta auf der Insel Java. An dem Standort hatte der Konzern in den vergangenen Jahren rund 100 Millionen Euro in eine neue Schwefelrückgewinnungsanlage und die Modernisierung einer Kläranlage investiert. Durch einen Verkauf könnten sich noch heuer Abschreibungen von bis zu 100 Millionen Euro ergeben, die das konsolidierte operative Ergebnis (EBIT) sowie den konsolidierten Jahresabschluss negativ beeinflussen würden. Begründet wurden diese Aktivitäten durch die „schwache Markterholung, niedrige Preise für Standardfasern in China und steigende Kosten für Personal, Energie und Rohstoffe“.

 

Angekündigt wurde auch, am Stammsitz sowie am Standort Heiligenkreuz im Burgenland bis Ende 2027 rund 100 Millionen Euro investieren zu wollen: „Heiligenkreuz wird seine globale Führungsposition als umweltfreundlichste Produktionsstätte für Spezialfasern sowie als Innovationshub durch gezielte Investitionen in neue Technologien weiter ausbauen. In Lenzing sind zudem weitere Investitionen mit strategischen Partnern in Vorbereitung, um die Premiumisierungsstrategie von Lenzing zu unterstützen.“

 

„Konsequente Umsetzung“

 

In einem Zuge bestätigte der Vorstand unter seinem Vorsitzenden Rohit Aggarwal, das EBITDA werde heuer über dem Wert von 2024 liegen. Dieser belief sich auf etwa 395,4 Millionen Euro. Für 2027 werde ein EBITDA von 550 Millionen Euro angestrebt. Insgesamt hatte die Lenzing 2024 einen Verlust (Ergebnis nach Steuern) von 138,3 Millionen Euro hinzunehmen, nachdem sie 2023 rund 593 Millionen Euro Verlust geschrieben hatte. Zum Halbjahr 2025 wies der Konzern einen Gewinn von 15,2 Millionen Euro aus. Das erste Halbjahr 2024 hatte er mit einem Verlust von 65,4 Millionen Euro abgeschlossen.

 

Aggarwal resümierte, 2025 sei „das Jahr der konsequenten Umsetzung“. Es gehe nun darum, „die Agilität, die Widerstandsfähigkeit und die Kostenposition von Lenzing weiterauszubauen, um das Unternehmen als globaler Marktführer im Bereich nachhaltiger Cellulosefasern zu stärken. Wir bauen auf unsere Stärke als Innovationsführer. Zugleich optimieren wir unsere Strukturen und Prozesse, um Kosten nachhaltig zu senken und unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter zu stärken“.

 

Arbeitsministerium bereit

 

Arbeitsministerin Korinna Schumann versicherte, ihr Haus stehe „in engem Austausch mit dem Arbeitsmarktservice sowie den Sozialpartnern, um geeignete Unterstützungsmaßnahmen auf den Weg zu bringen und die Folgen für die Beschäftigten abzufedern“.

 

Ähnlich äußerte sich Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner. Ihm zufolge steht das Land „ im Rahmen seines Standortprogramms für Arbeit in Oberösterreich ‚Upperwork‘ zur Unterstützung bereit.“ Die Maßnahmen reichten „von Qualifizierungsprogrammen bis zu Direktvermittlungsaktivitäten“.

 

Der ÖGB bezweifelte indessen, „ob kurzfristige Einsparungen und Auslagerungen wirklich der richtige Weg sind, wenn dadurch wertvolles Know-how und Fachkräfte verloren gehen“. Nötig sind ihm zufolge „nachhaltige Investitionen statt kurzfristiger Sparprogramme“.