Monsanto-Bespitzelungsaktion: Bayer verspricht Aufklärung

Im Zusammenhang mit der Wiederzulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat erhoben zwei PR-Konzerne im Auftrag des US-Agrochemieriesen persönliche Daten von Politikern, Wissenschaftlern und Journalisten

Foto: Bayer AG
Volle Transparenz: Bayer kooperiert mit den französischen Ermittlungsbehörden.

 

„Vollumfänglich unterstützen“ wird der deutsche Chemiekonzern Bayer die französische Staatsanwaltschaft bei der Aufklärung einer Bespitzelungsaktion des von Bayer übernommenen Agrochemieunternehmens Monsanto. Laut Berichten der Tageszeitung Le Monde und des Fernsehsenders France 2 erhoben und speicherten die weltweit tätigen PR-Konzerne Publicis (Frankreich) und Fleishman-Hillard (USA) im Jahr 2016 persönliche Daten von rund 200 Politikern, Wissenschaftlern und Journalisten. Dies erfolgte im Zusammenhang mit den Bemühungen Monsantos um die Wiederzulassung des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat. Die Betroffenen wurden unter anderem nach ihrem Standpunkt zu Glyphosat sowie nach ihrer Bedeutung eingeteilt. Den PR-Agenturen zufolge sollten sie entweder für die Position Monsantos gewonnen oder „marginialisiert“ werden. Recherchiert wurden auch private Telefonnummern und Hobbies der „Zielpersonen“.

 

Auf den Listen, die den beiden französischen Medien zugespielt wurden, findet sich unter anderem der Name der ehemaligen sozialdemokratischen Umweltministerin Ségolène Royal. Sie gilt als vehemente Gegnerin der Chemikalie und sollte laut Vorschlag von Fleishman-Hillard „isoliert“ werden.

 

Bayer betonte in einer Aussendung, derlei Praktiken entsprächen nicht der Art und Weise, wie der Konzern „den Dialog mit unterschiedlichen Interessengruppen und der Gesellschaft suchen würde. Wir bitten daher um Entschuldigung“. Die Zusammenarbeit mit den beiden PR-Konzernen werde „auf Eis“ gelegt, weitere Konsequenzen im Zusammemhang mit ihnen würden geprüft. Der Manager, der für die Aktion verantwortlich ist, hat laut Bayer „bereits kurz nach Abschluss der Übernahme von Monsanto das Unternehmen verlassen“. Eine Anwaltskanzlei werde die Angelegenheit untersuchen und den betroffenen Personen „Auskunft darüber geben, welche Informationen von ihnen gespeichert wurden“.

 

Ferner beauftragte Bayer seinen neuen Public Affairs-Manager Matthias Berninger mit der konzerninternen Aufklärung der Aktion. Berninger hat auch „das Verhalten der unterschiedlichen Beteiligten zu überprüfen“. Bayer fügte hinzu, zurzeit gebe es keinen Hinweis darauf, dass die Aktion rechtswidrig gewesen sei. Aber: „Bayer steht für Offenheit und einen fairen Umgang mit allen Interessengruppen. Wir tolerieren in unserem Unternehmen kein unethisches Verhalten. Dies gilt selbstverständlich auch für die Vorschriften zum Datenschutz in den jeweiligen Ländern.“