Multiple Sklerose: Alemtuzumab wirkt, könnte aber teuer werden
In der Fachzeitschrift „The Lancet“ wurden zwei klinische Phase-III-Studien veröffentlicht, die dem monoklonalen Antikörper Alemtuzumab in der Behandlung von Multipler Sklerose deutliche Vorteile gegenüber dem bisher wirksamsten Medikament Interferon beta-1a bescheinigen. Viele Mediziner fürchten nun einen Preisanstieg des Präparats.

Multiple Sklerose gilt als häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems in Mitteleuropa. Schätzung sprechen von einer Prävalenz von 149 Erkrankten pro 100.000 Einwohnern. Trotz intensiver Forschungsbemühungen konnte die physiologische Ursache der Krankheit bisher nicht geklärt werden.
Ein Team um Alasdair Coles von der Universität Cambridge hat nun Alemtuzumab, das bisher nicht in dieser Indikation zuglassen ist, gegenüber Interfreon beta-1a verglichen – und zwar einmal für Patienten, die bisher noch nicht behandelt wurden und einmal für solche, bei denen die Krankheit trotz Erstlinienbehandlung weiter fortschritt. In beiden Fällen konnte mit dem gegen das Oberflächenprotein CD52 gerichteten Antikörper eine deutlich gesteigerte Wirksamkeit erzielt werden.
Kritik an freiwilliger Marktrücknahme
Alemtuzumab wird von der Sanofi-Tochter Genzyme hergestellt und ist in Europa als wirksamer Bestandteil des Arzneimittels „MabCampath“ gegen chronische lymphatische Leukämie zugelassen. Im August zog das Unternehmen das Produkt allerdings vom Markt zurück und reichte bei den Arzneimittelbehörden der EU und der USA Zulassungen für die Behandlung von Multipler Sklerose ein. Mediziner, beispielsweise die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, kritisierten diesen Schritt, da sie mit einer Verteuerung des Präparats nach dem Indikationswechsel rechnen. Auch das Editorial der aktuellen Lancet-Ausgabe, in dem die Studien veröffentlicht wurden, setzt sich kritisch mit der Marktrücknahme auseinander und befürchtet, dass durch Unterbrechungen in der Verfügbarkeit bereits begonnene Behandlungs-Schemata leiden könnten.