Nabilon kann Parkinson lindern

Cannabinoide gelten seit längerem als Hoffnungsträger bei der Behandlung von nichtmotorischen Störungen bei Parkinson. Innsbrucker Forscher lieferten nun erstmals Indizien für ihre Wirksamkeit aufgrund einer randomisiert, doppelblind sowie placebokontrolliert durchgeführten Studie.

Foto: Medizinische Universität Innsbruck/David Bullock
Belastbare Ergebnisse: Marina Peball, Erstautorin der Studie

 

Nichtmotorische Störungen (NMS) im Zusammenhang mit Parkinson könnten sich mit Cannabinoiden wirksam lindern lassen. Das zeigt eine Studie, die Forscher der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Innsbruck (MUI) durchführten. Sie verabreichten von Oktober 2017 bis Juli 2019 jeweils 19 Patienten das synthetische Cannabinoid Nabilon bzw. ein Placebo. Bei den mit Nabilon Behandelten ergab sich laut einer Aussendung der MUI „eine Verbesserung der gesamten NMS-Belastung, was sich insbesondere in einer Verminderung der Angstzustände und Schlafstörungen widerspiegelt“. Dieses Resultat „ könnte als Basis für größere kontrollierte, eventuell zu einer Zulassung führender Studien dienen“. Die bisher vorliegenden Hinweise auf die eventuelle Wirksamkeit von Cannabinoiden gegen Parkinson galten als unzureichend, weil an den entsprechenden Untersuchungen zu wenige Probanden teilnahmen bzw. keine Kontrolle erfolgte. Mit der Arbeit der Innsbrucker Wissenschaftler liegen nun erstmals Indizien aufgrund einer randomisiert, doppelblind sowie placebokontrolliert durchgeführten Studie zu diesem Thema vor.

 

Der Erstautorin der Studie, Marina Peball, zufolge ist die mögliche therapeutische Wirkung von Cannabinoiden auf Motorik und NMS bei Parkinson „ein wichtiges Thema und wird häufig von Patienten im Behandlungsraum angesprochen“. Bei einer Online-Umfrage, die von der Michael-J.- Fox-Stiftung für Parkinson-Forschung unterstützt wurde, sagten rund 95 Prozent der Neurologen der US-amerikanischen National Parkinson Foundation, Patienten hätten sie um die Verschreibung von Marihuana ersucht, berichtete Peball. Laut Mitautor Klaus Seppi treten NMS im Zusammenhang mit Parkinson manchmal Jahre oder sogar Jahrzehnte vor den bekannten motorischen Störungen auf. Zu den NMS gehören neben Schlafstörungen und Angstzuständen unter anderem Geruchsstörungen, Stimmungsschwankungen, ein Nachlassen der geistigen Leistungsfähigkeit, aber auch Wahrnehmungsstörungen. Nabilon setzten die Forscher nach Angaben Seppis ein, weil „dessen Hersteller AOP Orphan das Medikament und das dazugehörige Placebo zur Verfügung gestellt hat. Auch andere Präparate wären infrage gekommen“. Nabilon ist bisher zur Behandlung von Übelkeit zugelassen, die nach Chemotherapien auftritt.

 

Als hilfreich bei der Durchführung der Studie erwies sich laut Mitautor Werner Poewe, dem ehemaligen Direktor der Universitätsklinik für Neurologie, die klaglose Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum für Klinische Studien und den Departments für Genetik und Pharmakologie sowie für Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie.