Wien: Octapharma verdoppelt Verarbeitungskapazitäten
Rund 31 Millionen Euro investierte das Schweizer Pharmaunternehmen am Standort Favoriten. Ein weiterer Ausbau um rund 180 Millionen Euro ist geplant.

Gut 15 Monate nach dem Spatenstich am 6. September 2023 nahm das Schweizer Pharmaunternehmen Octapharma am 18. Dezember 2024 sein neues Gebäude am Standort Wien-Favoriten offiziell in Betrieb. Dieses beherbergt Anlagen für die Sichtkontrolle, die Verpackung und den Versand der am Standort erzeugten Blutplasmaprodukte. Insgesamt verdoppeln sich damit die Verarbeitungskapazitäten von zwölf auf 25 Millionen Flaschen pro Jahr. Die verfügbaren Flächen wachsen von 2.800 auf 6.300 Quadratmeter an. Ferner schafft die Octapharma mit der Investition von rund 31 Millionen Euro neue Arbeitsplätze für 68 Personen, von denen 45 ihre Tätigkeit bereits aufgenommen haben. Wie Geschäftsführerin Barbara Rangetiner berichtete, sind bei der Octapharma in Favoriten rund 1.600 Personen beschäftigt. Sie erzeugen Plasmaprodukte für die Bereiche Hämophilie, Immunologie sowie Intensivmedizin in 121 Ländern.
Und der Ausbau geht weiter, ergänzte Rangetiner. Innerhalb der kommenden acht Jahre dürfte das finanzielle Volumen des Marktes für Produkte aus der Plasmafraktionierung von rund 31 Milliarden Euro auf knapp 60 Milliarden Euro anwachsen. Nicht zuletzt deshalb investiert die Octapharma weitere 170 bis 180 Millionen Euro in eine Produktlinie zur Herstellung eines New-Generation-Immunglobulins. Wegen strengerer Regularien der Ages muss überdies eine alte Fülllinie modernisiert werden. Dies schlägt mit weiteren 50 Millionen Euro zu Buche, erläuterte Rangetiner auf Anfrage des Chemiereports.
Der „Chief Production Officer“ der Octapharma-Gruppe, Olivier Clairotte, ergänzte, Wien sei zwar nicht offiziell, wohl aber faktisch der Hauptstandort des Unternehmens: „Hier machen wir alles, von der Produktion bis zum Versand.“ Ab Februar werde etwa die Hälfte der Produktion der Octapharma in Wien erfolgen. Lob zollte Clairotte der Projektleitung: Das Vorhaben sei im Zeitplan sowie im budgetären Rahmen umgesetzt worden.
„Klares Commitment“
Alexander Herzog, der Generalsekretär des österreichischen Pharmaverbands Pharmig, sprach von einem „Meilenstein für die Octapharma“. Das Unternehmen zeige ein „klares Commitment“ zum Standort Wien, was alles andere als selbstverständlich sei. Herzog zufolge erwirtschaftet die Pharma- und Chemiebranche rund drei Prozent des österreichischen BIP, „Tendenz steigend“. Die Branche sei ebenso investitionsfähig wie investitionswillig, brauche aber dafür entsprechende Rahmenbedingungen. Notwendig sei vor allem eine „integrierte Pharma- und Life-Sciences-Strategie“. Dies vermittle die Pharmig auch nachdrücklich den an den Verhandlungen über die Bildung der kommenden Bundesregierung beteiligten Parteien. Dargelegt werde diesen auch, dass das künftige Regierungsprogramm vor allem der Festigung des Wirtschaftsstandortes und der „Wiederauferstehung“ der Industrie dienen müsse: „Das wird auch gehört und verstanden.“
Auf die Frage des Chemiereports, ob der Ausdruck „Wiederauferstehung“ nicht übertrieben sei, konstatierte Herzog: „Die Lage ist dramatisch schlimm. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit Österreichs ist stark ins Hintertreffen geraten. Es schaut wirklich nicht gut aus.“ Nicht zuletzt die Energiekosten sowie das hohe Lohnniveau machten den Unternehmen hierzulande zu schaffen. Es sei dringend nötig, gegenzusteuern. Das bestätigte auch Rangetiner: „Bei den Energiekosten und bei der Teuerung im Allgemeinen hätte die Politik ein Handlungsfeld.“