Glyphosat: Bayer erwägt Ausstieg
Laut Vorstandschef Bill Anderson könnten US-amerikanische Rechtsanwaltsgesellschaften den Konzern dazu zwingen, die Vermarktung des umstrittenen Pflanzenschutzmittels einzustellen.

Der deutsche Pharma- und Agrochemiekonzern Bayer erwägt, das umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat von Markt zu nehmen. In der vor der Hauptversammlung am 25. April verbreiteten Rede Vorstandschef Bill Andersons heißt es dazu, Bayer habe die meisten Prozesse in der Causa gewonnen und bei Schadenersatzzahlungen Reduktionen um bis zu 90 Prozent erreicht. Ferner sei beim Supreme Court der USA beantragt worden, die „entscheidende Frage, ob US-Bundesrecht Klagen wegen angeblich fehlender Warnhinweise in den Bundesstaaten ausschließt“, zu prüfen.
Dennoch könne es so nicht weitergehen: „Der Status quo ist keine Option.“ Sowohl für Bayer als auch für die US-amerikanischen Landwirte stehe „viel auf dem Spiel“. Bayer komme „sogar langsam an einen Punkt, an dem uns die Klageindustrie zwingen könnte, die Vermarktung dieses systemkritischen Produktes einzustellen. Das wollen wir nicht, aber wir müssen uns auf alle möglichen Entwicklungen vorbereiten“. Einen Zeitplan für die diesbezüglichen Entscheidungen nennt Anderson in dem vorliegenden Redetext nicht. Er betont jedoch ausdrücklich, 2025 werde „das schwierigste Jahr unseres Turnarounds“.
Wie berichtet, verzeichnete Bayer 2024 einen Verlust von 2,55 Milliarden Euro. Für heuer erwartet der Konzern einen Umsatz von 45 bis 47 Milliarden Euro. Das voraussichtliche EBITDA nach Sondereinflüssen wird mit rund 8,0 bis 9,5 Milliarden Euro beziffert. Anlässlich der Präsentation der Bilanzzahlen Anfang März meldete Bayer, bis Ende Jänner 2024 in rund 14.000 von 181.000 anhängigen Verfahren zum Thema Glyphosat einen Vergleich erzielt zu haben. Gegen ein Urteil des State Court of Cobb County im Nordwesten des US-amerikanischen Bundesstaats Georgia vom 21. März ging Bayer in Berufung. Das Geschworenengericht hatte den Konzern verurteilt, zwei Milliarden US-Dollar Strafe und 65 Millionen US-Dollar Schadenersatz wegen des Einsatzes des glyphosathältigen Pflanzenschutzmittels Roundup zu bezahlen.