Nordtirol: Bund beschränkt Ausreise

Ab Freitag ist ein höchstens 48 Stunden alter negativer Test auf SARS-CoV-2 notwendig, wenn jemand Nordtirol verlassen will. Osttirol ist vorerst nicht betroffen, weil dort die „südafrikanische“ Mutation nicht grassiert.

Foto: Bundesheer/Daniel Trippolt
Assistenzeinsatz: Das Bundesheer unterstützt die Polizei bei der Überwachung der Ausreiseeinschränkungen für Nordtirol.

 

Aus Nordtirol ausreisen darf ab 12. Feber vorerst zehn Tage lang nur mehr, wer nachweisen kann, dass er negativ auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet wurde. Der Test darf längstens 48 Stunden vor der Ausreise durchgeführt werden. Das verlauteten Bundeskanzler Sebastian Kurz, Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Innenminister Karl Nehammer am 9. Feber in Wien. Anschober erläuterte, außerhalb Tirols seien bisher neun Fälle einer Infektion mit der „südafrikanischen“ Mutation des Virus, genannt B. 1.351, festgestellt worden. In Nordtirol dagegen gebe es rund 400 Verdachtsfälle, in 293 davon habe sich der Verdacht bestätigt: „Das ist ein großer Ausbruch, mit dem wir sehr vorsichtig umgehen müssen.“ Der Bund und das Land Tirol seien zum Schutz der örtlichen Bevölkerung verpflichtet.

 

Laut Anschober sind die verpflichtenden Tests vor der Ausreise rechtlich gut abgesichert. Der Minister begrüßte das am 8. Feber von Landeshauptman Günther Platter vorgelegte „Maßnahmenpaket“. Wie darin vorgesehen, werde es verpflichtende Tests auf SARS-CoV-2 vor der Benutzung von Seilbahnen geben. Das „Contact Tracing“, also die Ermittlung jener Personen, die mit Infizierten in Kontakt waren, funktioniere in Tirol „außergewöhnlich gut“, lobte Anschober. Er rief die Tiroler Behörden auf, in dem von B. 1.351 besonders betroffenen Bezirk Schwaz verstärkt Tests auf das Virus durchzuführen. Eine Beteiligung von 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung, wie sie bei den Massentests Ende 2020 zu verzeichnen war „genügt da nicht“.

 

Testen für Tourismus

 

Kurz ergänzte, B. 1.351 sei ebenso wie die „britische“ SARS-CoV-2-Mutation B. 117 etwa um ein Drittel infektiöser als die „Ursprungsform“ des Virus. Auch bestehe der Verdacht, dass der Impfstoff des schwedisch-britischen Pharmakonzerns Astrazeneca gegen B. 1.351 weniger wirksam ist als gegen andere Varianten: „Das ist ein Problem, weil rund 50 Prozent der Impfstoffe, die wir bis zum Sommer bekommen, von Astrazeneca stammen.“ Bei einer Ausbreitung der Mutation könne sich die „Rückkehr zur Normalität“ um mehrere Monate verzögern. So lange dauere es Aussagen aus der Pharmaindustrie zufolge, den Impfstoff gegen B. 1.351 scharf zu machen. Das aber könne nicht zuletzt wirtschaftlich unerfreuliche Konsequenzen haben, betonte Kurz: „Wir leben stark vom Tourismus.“ Grassiere B. 1.351 in Österreich, könnten mit dem Impfstoff von Astrazeneca immunisierte Touristen ihren Urlaub möglicherweise nicht in Österreich verbringen. Dem gelte es gegenzusteuern.

 

Nehammer zufolge werden insgesamt etwa 1.000 Polizisten und Soldaten die Einhaltung der Ausreisebestimmungen aus Nordtirol kontrollieren. Die Landespolizeidirektionen und Militärkommanden von Vorarlberg und Salzburg würden die Tiroler Polizisten und Soldaten bei dem Einsatz unterstützen. Je nach Lage könne dieser auch länger als zehn Tage dauern.