Vier für CCU

Lafarge, die OMV, die Borealis und der Verbund wollen in Mannersdorf eine großindustrielle Anlage zur CO2-Abscheidung und -Nutzung (Carbon Capture and Utilization, CCU) errichten. Das Treibhausgas könnte der Produktion von Kraft- und Kunststoffen dienen.

Foto: OMV
Synergie: Mit dem im Zementwerk Mannersdorf abgeschiedenenen CO2 könnte die OMV in ihrer Raffinerie in Schwechat Kraftstoffe erzeugen.

 

Eine großindustrielle Anlage zur Abscheidung von CO2 aus Industrieabgasen und seiner anschließenden Nutzung (Carbon Capture and Utilization, CCU) planen der Zementkonzern Lafarge, die OMV, der Kunststoffkonzern Borealis und der Verbund. Das berichteten die vier Unternehmen in einer gemeinsamen Aussendung. Das Vorhaben trägt die Bezeichnung „Carbon2ProductAustria“ (C2PAT). Vorgesehen ist, bis 2030 im Zementwerk Mannersdorf am Leithagebirge etwa 30 Kilometer südöstlich der OMV-Raffinerie Schwechat eine Anlage zur Abscheidung von rund 700.000 Tonnen CO2 pro Jahr zu bauen. Mannersdorf ist mit einer Jahreskapazität von etwa 1,1 Millionen Tonnen das größte Zementwerk Österreichs.

Das CO2 könnte in der Raffinerie Schwechat unter Reaktion mit Wasserstoff in Kohlenwasserstoffe umgewandelt werden. Aus diesen würde die OMV Kraftstoffe erzeugen. Die Borealis, an der die OMV zurzeit mit 36 Prozent beteiligt ist, könnte sie zur Herstellung von Kunststoffen nutzen. Bekanntlich plant die OMV, ihren Anteil an der Borealis auf 75 Prozent aufzustocken, wofür sie rund vier Milliarden Euro aufwenden will. Den Wasserstoff würde der Verbund herstellen. Erfolgen würde dies durch die elektrolytische Spaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff mit Hilfe von Strom aus erneuerbaren Energien.

 

Zurzeit untersuchen Lafarge, OMV, Borealis und Verbund, wie das Vorhaben durchgeführt werden könnte und ob es wirtschaftlich rentabel wäre. Anschließend soll „ein Cluster von industriellen Pilotanlagen im Osten Österreichs technisch entwickelt und bis 2023 in Betrieb genommen werden“. In einem letzten Schritt ist geplant, die Abscheidekapazität auf 700.000 Tonnen CO2 pro Jahr zu steigern. Damit würde den Unternehmen zufolge „die globale Skalierbarkeit der Technologie demonstriert“. Fix ist allerdings noch nichts. Wie die Partner mitteilten, hängt die Umsetzung des Vorhabens von der Schaffung tauglicher regulatorischer sowie finanzieller Rahmenbedingungen auf österreichischer sowie auf EU-Ebene ab. Zu den voraussichtlichen Projektkosten verlauteten die Unternehmen nichts.

 

Grundsätzlich positiv äußerte sich der Budgetsprecher der Grünen im Nationalrat, Jakob Schwarz. Ihm zufolge wäre C2PAT „ein kleiner Schritt fürs Klima, ein großer für die Zementproduktion“. Die Letztere bezeichnete er in ihrem derzeitigen Zustand als „klimapolitisches Sorgenkind. Wenn es dem Projekt gelingt, die CO2-Intensität der Wertschöpfungskette zu halbieren, ist das ein toller erster Schritt“. Im Sinne des Ziels der Bundesregierung, Österreich bis 2040 „klimaneutral“ zu machen, müssten diesem jedoch viele weitere Anstrengungen auch in anderen industriellen Bereichen folgen. „Das Projekt führt vor, was sich mit dem im Regierungsprogramm verankerten Green Deal bewegen ließe. Auch in anderen Bereichen gibt es Innovationspotenzial, dass es gemeinsam zu heben gilt. Und gerade die Großen sind hier gefordert, mutig voran zu gehen“, resümierte Schwarz.