Voestalpine will CO2-frei Stahl erzeugen

Bei einem Pilotprojekt unter Beteiligung des Verbunds und Siemens Österreichs wird mit Strom aus erneuerbaren Energien Wasserstoff erzeugt. Dieser könnte künftig Kohlenstoff als Reduktionsmittel ersetzen.

Bild: Voestalpine
Umstellung: Die Voestalpine will künftig Wasserstoff für die Stahlerzeugung nutzen.

Mit Strom aus erneuerbaren Energien aus Wasser Wasserstoff zu erzeugen und diesen für die klimaschonende Stahlerzeugung einzusetzen ist das Ziel des Pilotprojekts „H2Future“. Beteiligt sind die Voestalpine, der Verbund, Siemens Österreich, der österreichische Übertragungsnetzbetreiber APG sowie die wissenschaftlichen Partner K1-MET und ECN. Die Projektkosten belaufen sich auf rund 18 Millionen Euro, zwölf Millionen davon stellt die Europäische Union als Förderung bereit. Mit dem Vorhaben begonnen wurde am 1. Jänner des heurigen Jahres, die Laufzeit geben die Beteiligten mit 4,5 Jahren an. Erweist sich das Verfahren als erfolgreich, könnte es längerfristig weltweit zum Einsatz gelangen.

Am Standort Linz der Voestalpine wird eine Elektrolyseanlage auf Basis der Proton-Exchange-Membrane-Technologie (PEM-Technologie) installiert. Siemens bezeichnet diese als „weltweit ersten PEM-Elektrolyseur mit einer gebündelten Leistung von sechs Megawatt (MW) in einem geschlossenen Zellverbund“. Solche Geräte können die witterungsbedingt schwankende Stromerzeugung von Windparks und Solaranlagen gut bewältigen. Dies ist für die Nutzung von Ökostrom zur elektrolytischen Zerlegung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff besonders wichtig. Voestalpine-Vorstandschef Wolfgang Eder verwies auf die klima- und energiepolitischen Ziele der Europäischen Union. Diese sehen vor, die CO2-Emissionen bis 20130 um 40 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken, bis 2050 sogar um 80 bis 95 Prozent. Ihm zufolge sieht sich die Voestalpine daher zur „schrittweisen Entkarbonisierung“ der Stahlerzeugung gezwungen, also zum weitestgehenden Verzicht auf Kohle. Allerdings ist es zumindest in Österreich faktisch unmöglich, Stahl ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien zu produzieren. Dafür würde die Voestalpine rund 33 Terawattstunden (TWh) Strom pro Jahr benötigen. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 wurden mittels der „Erneuerbaren“ rund 49 TWh an elektrischer Energie erzeugt. Aus diesem Grund müssen andere Technologien entwickelt werden. Eine Möglichkeit stellt die Nutzung von Wasserstoff als Reduktionsmittel dar. Laut Eder ist dies allerdings nicht kurzfristig zu erreichen. Die Umstellung werde etwa 15 bis 20 Jahre erfordern: „Wir sind überzeugt, dass wir das schaffen. Aber wir brauchen Zeit.“ Bei „H2Future“ sei die Partnerschaft mit dem Verbund von großer Wichtigkeit, weil dieser Strom aus erneuerbaren Energien günstig bereitstellen könne.

 

Laut Wolfgang Anzengruber, dem Vorstandsvorsitzenden des Verbunds, bewerkstelligt dieser mittlerweile rund 96 Prozent seiner Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien. Die traditionell wichtigste davon ist die Wasserkraft. Jedoch ist der Verbund Anzengruber zufolge mittlerweile auch einer der größten Solarstromanbieter Österreichs. Anzengruber betonte, die zweifellos erforderliche Dekarbonisierung der Wirtschaft dürfe keine „De-Industrialisierung“ sein. Daher müssten neue Technologien entwickelt werden. Die „Verzahnung“ mit der Voestalpine biete dem Verbund die willkommene Möglichkeit, seine Wertschöpfungskette durch Erzeugung von Wasserstoff mit Hilfe von Strom aus erneuerbaren Energien zu erweitern.

 

Bart Biebuyck, der Chef des Fuel Cells and Hydrogen Joint Undertaking (FCH JU) der EU-Kommission ergänzte, bei „H2Future“ handle es sich „um das größte Brennstoffzellenprojekt, das wir je gefördert haben. Das ist eine tolle Partnerschaft und eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten“. Die Dekarbonisierung lasse sich nur durch die Zusammenarbeit der Unternehmen mit der öffentlichen Hand bewältigen. Biebuyck bezeichnete „H2Future“ als „eines unserer Flaggschiff-Projekte. Die Stahlindustrie auf der ganzen Welt wird sich das sehr genau anschauen“.