„Wer, wenn nicht wir?“

Die Pharmaindustrie arbeitet mit Hochdruck an Mitteln gegen die Corona-Pandemie, hieß es bei einem Online-Pressebriefing des Branchenverbandes Pharmig.

Foto: Pharmig / APA-Fotoservice / Heinz Stephan Tesarek
Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog: beeindruckende internationale Zusammenarbeit

 

Weltweit arbeitet die Pharmaindustrie mit Hochdruck an Medikamenten zur Bekämpfung des Coronavirus SARS-CoV-2, betonte der Generalsekretär des österreichischen Branchenverbandes Pharmig, Alexander Herzog, bei einem Online-Pressebriefing am 27. März. Ihm zufolge ist die Zusammenarbeit innerhalb der Industrie, aber auch mit den Gesundheitsbehörden, schlicht „beeindruckend“. Binnen kürzester Zeit sei es gelungen, das Genom des Virus zu sequenzieren. Dieses gleiche zu etwa 70 Prozent dem seinerzeitigen SARS-Virus.

 

Schlechterdings „unzählige“ Unternehmen seien an den Anstrengungen zu seiner Eindämmung beteiligt, darunter auch etliche Mitglieder der Pharmig, wie AbbVie, Amgen, AstraZeneca, Bayer, Boehringer Ingelheim, CSL Behring, Eli Lilly, Gilead, Janssen, Marinomed, Medice, Merck, Merck Sharp & Dohme, Novartis, Pfizer, PharmaMar und Takeda. Zwei Kandidaten für Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 befinden sich Herzog zufolge weltweit in klinischer Prüfung, weitere 48 in präklinischer. Insgesamt laufen 158 Studien im Zusammenhang mit der Corona-Erkrankung COVID-19. Der Großteil davon befasst sich direkt mit der Bekämpfung des SARS-CoV-2-Virus, manche haben auch die Behandlung von Depressionen sowie andere Themen zum Inhalt.


Sehr zu begrüßen ist laut Herzog der Emergency-Call der FFG zur Erforschung von COVID-19 im Zuge des Ausbruchs von SARS-CoV-2. Für diesen stellen das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) sowie das Bundesministerium für Klima, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) kurzfristig 23 Millionen Euro bereit. Ferner hat die European Medicines Agency (EMA) „die EU-Forschungsgemeinschaft dringend aufgefordert, großen randomisierten kontrollierten Studien Vorrang einzuräumen. Sie liefern höchstwahrscheinlich schlüssige Beweise für eine rasche Entwicklung und Zulassung potenzieller Behandlungen von COVID-19“.

 

Zügig, aber sicher

 

Stefan Kähler, der Vorsitzende Standing Committee Klinische Forschung der Pharmig, ergänzte, auch in einer Lage wie der derzeitigen müssten bei der Entwicklung neuer Arzneimittel ethische Grundsätze beachtet werden. Sicherheit habe nun einmal Vorrang, und klinische Forschung sei per se ein „zeitaufwändiger Prozess“. Inklusive Grundlagenforschung müsse für die Entwicklung eines neuen Medikaments rund 13 Jahre veranschlagt werden.

 

Schneller könne diese erfolgen, wenn bereits zugelassene Mittel auf eine neue Indikation wie eben COVID-19 angewandt würden. In diesem Fall könne die klinische Forschung bereits mit der Phase III beginnen, in der die Wirkungsbestätigung sowie die Bestätigung der Überlegenheit der neu angewandten Therapie im Zentrum stehen. Beispiele sind laut Kähler die Bekämpfung von SARS-CoV-2 mit Lopinavir-Ritonavir sowie Chloroquin, die bisher allerdings keine überzeugenden Erfolge erbrachten. Bei der Impfstoffentwicklung setzt die Pharmaindustrie laut Kähler auf mehrere Strategien, darunter vektorvirenbasierte sowie mRNA-basierte Substanzen. Das erhöhe die Wahrscheinlichkeit, ein taugliches Mittel zu finden.

 

Um Medikamente den Patienten schneller zur Verfügung stellen zu können, besteht laut Kähler die Möglichkeit eines „conditional approval“, also einer bedingten Zulassung. Diese gilt üblicherweise für ein Jahr. Innerhalb dieser Zeitspanne muss der Hersteller „Belege nachliefern, die letztlich zu einer regulären Zulassung führen sollen“.

 

Befreiung von der „Geißel“

 

Pharmig-Generalsekretär Herzog zufolge sieht die Branche in der gegenwärtigen Lage einmal mehr den Beweis für die Wichtigkeit pharmazeutischer Forschung und Entwicklung. Gerade Österreich sei gut beraten, seine Forschungskapazitäten weiter zu stärken und ein „Forschungshotspot“ zu werden. „Wer, wenn nicht wir, sollte in der Lage sein, die Menschheit von der Geißel SARS-CoV-2 zu befreien?“, schloss Herzog.