Wintershall Dea: Börsengang verschoben
Die Eigentümer BASF und LetterOne wollen den deutsch-russischen Öl- und Gaskonzern frühestens 2022 an die Börse bringen. Sie erhoffen sich davon einen höheren Preis.

Der deutsche Chemiegigant BASF und die Investmentgesellschaft LetterOne des russländischen „Oligarchen“ Michail Fridman verschieben den Börsengang ihres gemeinsamen Öl- und Gaskonzerns Wintershall Dea. Laut einer Aussendung von BASF hätte dieser in der zweiten Jahreshälfte stattfinden sollen. Nun wird er für die Zeit „nach 2021“ angestrebt, meldete die BASF. Sie hält an dem Gemeinschaftsunternehmen rund 72,7 Prozent. Ihr stellvertretender Vorstandschef und Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef von Wintershall Dea ist, verlautete: „Strategisch strebt BASF weiterhin uneingeschränkt an, ihre Anteile an Wintershall Dea zu veräußern.“ Noch sei der mutmaßlich erzielbare Preis aber zu niedrig, hieß es in der Aussendung sinngemäß: „Während sich die Öl- und Gaspreise auf dem Spotmarkt sowie am kürzeren Ende der Terminpreiskurve deutlich erholt haben, wird diese Verbesserung in den langfristigen Analysteneinschätzungen bisher noch nicht vollständig reflektiert. Zudem haben die Marktwerte von Öl- und Gasunternehmen aus unterschiedlichen Gründen noch nicht wieder die Höhe erreicht, die die Anteilseigner erwarten, um den IPO anzustoßen.“
Und: „Aufgrund ihrer sehr soliden Geschäftsentwicklung erwirtschaftet Wintershall Dea für ihre Aktionäre weiterhin einen starken Cashflow.“ Darüber lässt sich möglicherweise diskutieren. In ihrem Gründungsjahr 2019 erwirtschaftete die Wintershall Dea einen Umsatz von rund 5,93 Milliarden Euro, 2020 waren es nur mehr 3,89 Milliarden Euro. Der 2019 eingefahrene Jahresverlust von etwa -637 Millionen Euro verschlechterte sich 2020 auf -839 Millionen Euro. Der Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit wiederum verringerte sich von 1,87 auf 1,60 Milliarden Euro.
Auch mit dem Beitrag der Wintershall Dea zum Jahresergebnis der BASF dürfte Finanzchef Engel keine rechte Freude gehabt haben: Dieser lag 2020 bei -890 Millionen Euro, 2019 waren es -86 Millionen Euro gewesen. Weil die prognostizierten Öl und Gaspreise infolge der COVID-19-Pandemie einbrachen, musste die BASF-Beteiligung an der Wintershall Dea um 791 Millionen Euro abgewertet werden. Im Geschäftsbericht 2020 der BASF wird ihr Wert nun mit etwa 10,19 Milliarden Euro beziffert.