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September 30th

BASF: Ausbau in Antwerpen

Der deutsche Chemiekonzern erweitert seine Erzeugungskapazitäten für Ethylenoxid und Ethylenoxid-Derivate um 400.000 Tonnen pro Jahr.


Um 500 Millionen Euro baut BASF seine Fabriken in Antwerpen (Belgien) aus. Der deutsche Chemiekonzern steigert damit seine Kapazitäten zur Erzeugung von Ethylenoxid und Ethylenoxid-Derivate um rund 400.000 Tonnen pro Jahr, hieß es in einer Aussendung. Zum Vergleich: Zurzeit erzeugt BASF in Antwerpen und Ludwigshafen etwa 845.000 Tonnen solcher Stoffe. Geplant ist, die neuen Anlagen ab 2022 schrittweise in Betrieb zu nehmen. Ethylenoxid ist das Ausgangsmaterial für nichtionische Tenside, Ethanolamine, Glykolether, Polyetherpolyole sowie andere Spezialerzeugnisse. Zum Einsatz kommen diese unter anderem in der Haushalts- und Pflegemittelindustrie, in Industrieanwendungen und in der Automobilindustrie. Zu den Ethylenoxid-Derivaten, deren Produktionskapazität BASF steigert, gehören nichtionische Tenside, Glykolether für Automobilanwendungen sowie andere nachgelagerte Alkoxylate.

Unter anderem kann der Konzern nach eigenen Angaben damit der steigenden Nachfrage nach Hochleistungs-Bremsflüssigkeiten in Europa und Asien Rechnung tragen. Hartwig Michels, President Petrochemicals, BASF, verlautete, die „deutliche Kapazitätserweiterung wird es BASF ermöglichen, das fortgesetzte Wachstum unserer Kunden in Europa zu unterstützen“. Organisatorisch sind die neuen Anlagen dem Geschäftsbereich Petrocemicals des Konzerns zugeordnet. In diesem Bereich erwirtschaftete BASF im Jahr 2018 rund 6,9 Milliarden Euro. Das entspricht gut einem Zentel des Konzernumsatzes von 63 Milliarden Euro.

 

 

 

September 27th

Vorträge und Preise bei den Österreichischen Chemietagen

Von 24. bis 26. September fanden an der Johannes-Kepler-Universität Linz die 18. Österreichischen Chemietage statt, in deren Rahmen auch zahlreiche Auszeichnungen vergeben wurden.

Im Zwei-Jahres-Rhythmus lädt die Gesellschaft österreichischer Chemiker (GÖCH) zu dieser Veranstaltung ein, die turnusgemäß an einem der universitären Chemiestandorte stattfindet. In diesem Jahr war die JKU Linz an der Reihe, wo unter dem Vorsitz von Wolfgang Buchberger ein umfangreiches Vortrags- und Posterprogramm zusammengestellt wurde. Für gewöhnlich bilden die Stränge dabei das Repertoire der in Österreich vertretenen akademischen Forschungsfelder ab, entsprechend stark waren Organische und Anorganische Chemie, Elektro- und Materialchemie, Analytische und Umweltchemie vertreten.

Mit der Session „Industry Meets University“, bei der Vertreter von Adler Lacke, Clariant und Lenzing zu Wort kamen, öffnete GÖCH-Präsident Ernst Gruber, im Hautberuf Geschäftsführer von Axalta Coatings Austria, auch ein Fenster in Richtung industrieller Arbeitsweisen und Anwendungen. Ein Plenarvortag von Gisela Boeck (Universität Rostock), arbeitete die Beiträge von Julis Lothar Meyer bei der Etablierung des Periodischen Systems der Elemente heraus.

 

Auszeichnungsreigen

Wie üblich, gab es im Rahmen der Chemietage einen ganzen Reigen an Preisverleihungen. So ging der „Monatshefte für Chemie – Dissertationspreis“ an Noela Barrabés von Institut für Materialchemie der TU Wien, der „Monatshefte für Chemie – Habilitationspreis“ an Vittorio Pace vom Department für pharmazeutische Chemie der Uni Wien. Der ASAC Junganalytikerpreis wurde an Lisa Emhofer (JKU Linz), der Fritz-Feigl-Preis an Therese Wohlschlager (Uni Salzburg) vergeben. Dem am BOKU-Department IFA Tulln tätige Analytiker Rudolf Krska, der auf dem Gebiet der Sekundärmetaboliten von Pilzen und Pflanzen internationales Ansehen genießt, wurde die Fritz-Pregl-Medaille „für herausragende Beiträge auf dem Gebiet der Analytischen Chemie“ verliehen. Darüber hinaus wurden Dissertations- und Publikationspreise vergeben.

Arzneimittelforschung: Krach um Förderungen

Laut dem Ludwig-Boltzmann-Insitut für Health Technology Assessment profitiert die Pharmaindustrie von öffentlich finanzierter Grundlagenforschung, legt das aber nicht offen. Die Pharmig wehrt sich gegen den Vorwurf.

 

Die Pharmaindustrie rechtfertigt hohe Kosten für Medikamente oft mit Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. Sie legt aber nicht ausreichend offen, dass diese Aufwendungen nicht selten zu einem erheblichen Teil von der öffentlichen Hand getragen werden. So lautet, zusammengefasst, die Kritik des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Health Technology Assessment (LBI-HTA) in dem kürzlich erschienenen Bericht „Public & philanthropic financial contribution to the development of new drugs“. Mittels einer dreistufigen Suchstrategie untersuchten Mitarbeiter des Instituts drei Medikamente gegen seltene Erkrankungen bei Kindern „und konnten für alle drei Förderungen in mehrstelliger Millionenhöhe nachweisen“, konstatierte Claudia Wild, die Leiterin des LBI-HTA, in einer Aussendung.

Für F&E in Bezug auf Nusinersen (Spinraza), ein von Biogen vermarktetes Mittel gegen Rückenmarksatrophie, gab die öffentliche Hand Wild zufolge im Zeitraum 2007 bis 2017 mindestens 20 Millionen Euro aus. Auf die gesamte F&E zu Rückenmarksatrophie sollen mindestens 165 Millionen Euro entfallen sein. Für Grundlagenforschung und Entwicklung hinsichtlich Cerliponase alfa (Brineura) von Biomarin, eine Arzei zur Behandlung einer Erbkrankheit bei Kindern, die zu fortschreitenden Hirnschäden führt, gab es staatliche Zuschüsse von mehr als 31 Millionen Euro. Geld der öffentlichen Hand erhielt auch die japanische Pharmafirma Kyowa Kirin. Für die Entwicklung ihres Medikaments Burosumab gegen eine Knochenerkrankung wandte der Steuerzahler mindestens 26,8 Millionen Euro auf.

Laut Wild war es auch mit der Suchmethode des LBI-HTA nicht möglich, sämtliche von den Pharmaunternehmen akquirierten Förderungen aufzufinden: „Dabei liefert eigentlich oft die – öffentlich und philanthropisch finanzierte – Grundlagenforschung jene Entdeckung oder zündende Idee, die später in einem Medikament Anwendung findet – und ist gleichzeitig mit hoher Ergebnisunsicherheit und Ressourcenaufwand verbunden.“

 

Konter der Pharmig

 

Der Pharmaindustrieverband Pharmig wollte das nicht unkommentiert stehenlassen. „Um Arzneimittelinnovationen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, investieren pharmazeutische Unternehmen mitunter Milliardenbeträge. Das beginnt oft schon damit, dass sie vielversprechende Projekte aus der Grundlagenforschung mit hohen Investitionen von kleinen Start-Ups oder anderen Institutionen übernehmen, um sie mit der notwendigen Infrastruktur im Zuge der klinischen Forschung weiterzuentwickeln. Weder bekommen forschende pharmazeutische Unternehmen derartige Projekte gratis, noch wird ihnen eine Erfolgsgarantie mit auf den Weg gegeben“, betonte Generalsekretär Alexander Herzog. Durchschnittlich seien „zwölf Jahre Entwicklungszeit und bis zu 2,2 Milliarden Euro“ zu veranschlagen. Somit gehe die Kritik an den angeblich (zu) hohen Arzneimittelpreisen einmal mehr ins Leere. Außerdem müsse endlich einmal der Nutzen der Medikamente anerkannt werden: „Gerne wird der Wert neuer Therapien auf ihren Preis reduziert. In Wahrheit aber kommen sie nicht nur den Patienten zugute, sondern der gesamten Gesellschaft, wenn letztlich Betroffene kürzer im Krankenhaus bleiben müssen, wenn Spitalsaufenthalte überhaupt vermieden und die Betroffenen wieder arbeitsfähig gemacht werden können.“

Und so üppig falle die Forschungsförderung gerade in Österreich nun auch wieder nicht aus, konstatierte Herzog: Sie belaufe sich auf 14 Prozent der Aufwendungen für eigenbetriebliche sowie Auftragsforschung. Nicht subventioniert würden allerdings die globalen klinischen Prüfungen, auf die der „Großteil der Arzneimittelentwicklungskosten“ entfalle. Außerdem sei die Grundlagenforschung ohnehin eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Ihre Förderung komme „allen anderen Forschungsformen und damit letztendlich uns allen zugute“. Es sei keineswegs allein die Pharmabranche, die davon profitiere.

 

 

Pharmig: Von Lattorff folgt Munte

Der Pharmaindustrieverband hat einen neuen Präsidenten. Als neuer Vizepräsident fungiert Sigmapharm-Chef Bernhard Wittmann.

 

Philipp von Lattorff, der Generaldirektor der Boehringer Ingelheim RCV GmbH & Co KG, ist der neue Präsident des Pharmaindustrieverbands Pharmig. Er wurde auf der außerordentlichen Generalversammlung am 26. September für drei Jahre gewählt. Lattorff folgt Martin Munte von Amgen, der vor kurzem in die Schweizer Europa-Zentrale des US-amerikanischen Pharmakonzerns wechselte. Dies stand bereits bei der ordentlichen Generalversammlung der Pharmig im Frühjahr fest. Aus statuarischen Gründen war es aber nicht mehr möglich, bereits damals einen neuen Präsidenten zu wählen.

 

Veränderungen gibt es auch im Präsidium des Pharmaindustrieverbands. Zu einem der drei Vizepräsidenten gekürt wurde Bernhard Wittmann, der Geschäftsführer der Sigmapharm Arzneimittel GmbH. Astrid Müller, die Geschäftsführerin der Biogen Austria GmbH, und Pfizer-Geschäftsführer Robin Rumler wurden in ihren Funktionen als als Vizepräsidenten bestätigt. Auch die weiteren 13 Mitglieder des Vorstandes behielten ihre Posten.

 

Von Lattorff bezeichnete seine neue Funktion als die eines „Vernetzers“: „Es ist mir ein Anliegen, die Bemühungen der Interessensvertretungen um den Wirtschaftsstandort Österreich zu bündeln. Denn nur, wenn wir mit einer Stimme sprechen, kann es uns gelingen, Österreich als Forschungs-, Produktions-, und Vertriebsstandort international wettbewerbsfähig und attraktiv zu halten.“ Dabei müssten die Interessen der Klein- und Mittelbetriebe ebenso berücksichtigt werden wie die der großen Firmen. Ferner geht es Von Lattorff nach eigenen Angaben darum, die Anliegen „von Original- und Generikaherstellern unter einen Hut zu bringen“.

 

 

 

 

 

September 16th

Agrana: EBIT sinkt um 17,9 Prozent

Das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2019/20 war durch schwache Ergebnisse in den Bereichen Zucker und Frucht gekennzeichnet.

 

Ein EBIT von rund 51,7 Millionen Euro erzielte der Zucker- und Stärkekonzern Agrana im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2019/20. Gegenüber dem ersten Halbjahr des vorigen Geschäftsjahres ist dies ein Rückgang um etwa 17,9 Prozent. Seitens der Agrana wurde dies auf die erwartungsgemäße „deutlich schwächere Ergebnisentwicklung im Segment Zucker“ zurückgeführt. Ebenfalls schwach habe sich - entgegen der Erwartungen - das Segment Frucht entwickelt, hieß es in einer Aussendung. Die Gründe dafür lagen im Geschäft mit Fruchtzubereitungen. Auch die Aussichten für das Gesamtjahr sind zumindest in diesem Segment nicht rosig. Die Agrana geht von einer vergleichsweise schlechten Apfelernte aus, die den Bereich Fruchtsaftkonzentrate treffen könnte. Somit sei für das Segment Frucht „mit einem deutlichen EBIT-Rückgang zu rechnen“. Im Segment Stärke sei das EBIT dagegen „signifikant“ gewachsen, insbesondere „aufgrund höherer Erlöse bei Bioethanol“.

 

Ihren Konzernumsatz für das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres beziffert die Agrana mit 1.250,0 Millionen Euro. Verglichen mit dem Halbjahresumsatz des Geschäftsjahres 2018/19 ist dies ein Rückgang um rund 0,9 Prozent. Näheres zum Geschäftsverlauf wird die Agrana am am 10. Oktober 2019 veröffentlichen.

September 13th

Wings4Innovation geht an den Start

Nach langer Vorarbeit ist es nun gelungen, ein neues Modell für die Translation von Ergebnissen der Grundlagenforschung in Arzneimittelentwicklungsprojekte zu etablieren.

Basis dafür ist der von Austria Wirtschaftsservice (AWS), Europäischem Investitionsfonds (EIF) und Max-Planck-Förderstiftung (MPF) gegründete Fonds „KHAN-I“, der die Aufgabe hat, Ideen der akademischen Forschung aufzugreifen und in nach Industriestandards ausgerollte Entwicklungsprojekte überzuführen. Dabei sollen vornehmlich Ideen aus deutschen und österreichischen Forschungseinrichtungen verwertet werden. Gemanagt wird KHAN-I von der dafür gegründeten Management-Gesellschaft Khanu, hinter der mit Bert Klebl, Peter Nussbaumer und Michael Hamacher die Geschäftsführer des Lead Discovery Center der Max-Planck-Gesellschaft in Dortmund steht, die bereits auf zahlreiche erfolgreich durchgeführt Translationsprojekte verweisen können. Dem Fonds stehen für einen Zeitraum von fünf Jahren 60 Millionen Euro zur Verfügung, 13,2 Millionen davon kommen vom österreichischen Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort sowie von der österreichischen Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung. Das Geld soll in die Wertschöpfungskette der frühen Arzneimittelentwicklung bis hin zur Kommerzialisierung im Zuge verschiedener möglicher Verwertungsszenarien investiert werden.

Mit der Wings4Innovation GmbH wird dabei eine österreichische Tochtergesellschaft des Fonds eingerichtet. Unter der Leitung von Peter Nussbaumer soll das Wiener Team dabei sein gut ausgebautes Netzwerk nutzen, um Ansatzpunkte für die Arzneimittelentwicklung an österreichischen Forschungsstätten aufzugreifen.

 

September 11th

Kreislaufwirtschaft: „Wir haben das Know-how“

Wie die Kunststoffindustrie zur Kreislaufwirtschaft beitragen kann, war Gegenstand angeregter Debatten beim Symposium „Rethinking Plastics“ des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs in Wien.

 

„Wir als Kunststoffindustrie haben uns lange Zeit zu wenig mit mit dem Thema Kreislaufwirtschaft befasst. Jetzt stehen wir kurz vor der Wand und haben die öffentliche Diskussion verloren. Jeder sagt, Plastik ist schlecht, und wir hecheln hinterher.“ Das sagte Manfred Stanek, der Geschäftsführer des Verpackungskonzerns Greiner Packaging International, am 10. September beim Symposium „Rethinking Plastics“ des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) in Wien. Stanek zufolge werden sich die intensiv diskutierten Umweltprobleme mit Kunststoffabfällen in den kommenden Jahrzehnten eher verschärfen als entschärfen. Zu erwarten sei, dass die Weltbevölkerung auf rund zehn Milliarden Personen anwachse. Deshalb werde auch das Plastikaufkommen weiter steigen: „Das Gute daran ist: Wir haben das Know-how, um geeignete Lösungen zu finden. Und dieser Aufgabe müssen wir stärker nachkommen als in der Vergangenheit.“ Denn weder die Konsumenten noch die Politiker verfügten über entsprechende Sachkenntnis. Grundsätzlich habe die Kreislaufwirtschaft nur dann Sinn, wenn die Gesellschaft das gegenwärtige linear ausgerichtete „Konsum- und Abfalldenken“ aufgebe und ihr Verhalten im Umgang mit Produkten ändere. Greiner Packaging International stelle immer wieder die Frage, ob ein bestimmtes Erzeugnis tatsächlich benötigt werde: „Wir eliminieren Produkte, die die Gesellschaft nicht braucht, und stellen statt dessen etwas Anderes her.“ Nicht zuletzt in diesem Sinn sei Design for Recycling der wichtigste Beitrag seines Unternehmens zur Kreislaufwirtschaft.

 

Gemeinsam agieren

 

FCIO-Obmann Hubert Culik konstatierte, Wirtschaft und Gesellschaft könnten nur gemeinsam zur Kreislaufwirtschaft voranschreiten. Und ohne Kunststoffe lasse sich auch in Zukunft nicht auskommen: „Sie haben sich in vielen Lebensbereichen als das beste Material herausgestellt.“ Auch würden in Österreich bereits derzeit weit über 90 Prozent der Kunststoffabfälle ordnungsgemäß behandelt. Das vom Nationalrat beschlossene Verbot der Verwendung von Plastiktragetaschen sei „publikumswirksam, aber ökologisch nicht sinnvoll“. Wie tatsächlich wirksame Maßnahmen aussehen könnten, habe der FCIO in seinem Zehn-Punkte-Programm im Frühjahr formuliert. Unter anderen gehe es darin um verstärktes Recycling inklusive Design for Recycling sowie um den Ausbau der Sammel- und Sortiersysteme. Letzterer sei insbesondere deshalb wichtig, weil die Wirtschaft möglichst sortenreine Kunststoffabfälle als Sekundärrohstoffe benötige. Ferner müsse Österreich seine führende Rolle bei Recyclingtechnologien aufrecht erhalten und ausbauen. Es gehe darum, heimisches Know-how zu exportieren, nicht zuletzt nach Asien und Afrika, wo von modernen Behandlungsmethoden für Kunststoffabfälle zumeist keine Rede sein könne. Überdies wünscht die Branche laut Culik „gezielte Förderungen für neue Technologien wie chemisches Recycling“. Erforderlich ist nach Ansicht Culiks auch ein „fairer Umgang mit Plastik und eine ganzheitliche Betrachtung des Themas. Denn die Alternativen zu Kunststoffen sind oft nicht ökologischer“.

 

Differenziert betrachten

 

Harald Pflanzl, der Geschäftsführer von BASF in Österreich, betonte, Kunststoffe seien „zu wertvoll, um wegworfen zu werden“. Seinem Unternehmen gehe es nicht zuletzt darum, die Themen Müllvermeidung und Recycling weltweit zu forcieren. Plastikmüll sei jedenfalls „ein gesellschaftspolitisches Problem. Das kann man nur gemeinsam lösen“. Pflanzl bekannte sich zum Zehn-Punkte-Programm des FCIO: „Da finden wir uns wieder.“ Insbesondere gelte es, Innovationen zu fördern und die Technologieführerschaft Europas ausbauen. Die Industrie habe keineswegs versäumt, sich mit dem Thema Kreislaufwirtschaft zu beschäftigen: „Aber wir haben, was wir getan haben, nicht ausreichend kommuniziert.“ Das müsse sich ändern, empfahl Pflanzl: „Bescheidenheit ist keine Zier.“

 

Christine Hochholdinger, die Leiterin der Abteilung Abfallvermeidung, -verwertung und -beurteilung im Nachhaltigkeitsministerium (BMNT), plädierte dafür, das Thema Kunststoffabfall differenziert zu betrachten. Zunächst müsse es darum gehen, die „low-hanging fruits“ zu ergreifen und anschließend zur Lösung komplexerer Probleme voranzuschreiten: „Deshalb haben wir mit dem Plastiksackerl-Verbot angefangen.“ Erfreulich sei, dass sich die Industrie nun offenbar umfassend mit der Kreislaufwirtschaft beschäftige. Dies erleichtere die Tätigkeit von Politik und Verwaltung und mache allfällige ordnungspolitische Vorgaben möglicherweise zumindest teilweise überflüssig. Grundsätzlich gehe es weder der Politik noch der Verwaltung um „Kunststoff-Bashing“, betonte Hochholdinger. Das Anliegen sei vielmehr, den Eintrag bedenklicher Substanzen in die Umwelt tunlichst hintanzuhalten.