Archive - 2022

Dezember 20th

Arzneimittel: Schluss mit den Billigpreisen 

Angesichts von Versorgungsengpässen will der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach die Rahmenbedingungen für die Arzneimittelabgeltung ändern. Österreichische Vertreter der Pharmabranche halten das auch hierzulande für empfehlenswert. 

 

„Wir haben es mit der Ökonomisierung auch in der Arzneimittelversorgung mit patentfreien Medikamenten übertrieben“, konstatiert der deutsche Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Deshalb will er die Rahmenbedingungen für die Arzneimittelabgeltung ändern, bei Präparaten für Kinder sogar „radikal“. Laut einem dreiseitigen Eckpunktepapier, das Lauterbach am 20. Dezember präsentierte, wird das Preismoratorium für Arzneimittel für Kinder geändert. „Als neue Preisobergrenze wird das 1,5-fache eines aktuell bestehenden Festbetrags oder, sofern kein Festbetrag besteht, das 1,5-fache des Preismoratoriums-Preises festgelegt“, heißt es in dem Papier. Ferner will Lauterbach die Krankenkassen gesetzlich verpflichten, bei jeder Ausschreibung für patentfreie Arzneimittel eine verbindliche Ausschreibung eines zusätzlichen Loses  vorzunehmen. Dabei ist der „Anteil der Wirkstoffproduktion in der EU“ als ergänzendes Vergabekriterium zum Preis zu berücksichtigen. Vorerst gilt dies nur für Arzneimittel gegen Krebs und für Antibiotika. Die Ausweitung auf andere „Wirkstoffe und Indikationen“ ist aber möglich, wenn der Beirat zu Liefer- und Versorgungsengpässen beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) das empfiehlt. Die Apotheken wiederum bekommen das Recht, den Patienten wirkungsgleiche alternative Präparate anzubieten, wenn das ihnen verschriebene Medikament nicht verfügbar ist. Müssen die Apotheken, um sicherzugehen, einen Arzt konsultieren, wird ihnen dies vergütet. 

 

Überdies soll der Beirat „Kriterien für einen sich abzeichnenden Versorgungsengpass und eine drohende Marktverengung auf der Grundlage einer kontinuierlichen Marktbeobachtung bei versorgungskritischen Arzneimitteln“ entwickeln. Das Gesundheitsministerium „kann auf dieser Grundlage der Empfehlung des Beirats weitere Wirkstoffe bzw. Indikationen den neuen Ausnahmeregelungen bei Festbeträgen, Rabattverträgen und bei der Apothekenabgabe unterstellen“. Um die Marktbeobachtung durch den Beirat zu erleichtern, erhält das BfArM laut dem Eckpunktepapier „zusätzliche Informationsrechte gegenüber pharmazeutischen Unternehmen und Großhändlern, insbesondere bezogen auf die aktuellen Produktionsmengen nach Produktionsstandort und auf die Lagerhaltung von Wirkstoffen, Zwischenprodukten und Fertigarzneimitteln“. Einen Zeitplan für die Umsetzung der Maßnahmen nannte Lauterbach nicht. 

 

Höhere Preise notwendig 

 

Für Österreich wäre ein derartiges Abgehen „von der Billigstpreispolitik bei der Erstattung von lebenswichtigen Arzneimitteln“ ebenfalls zu empfehlen, betont der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO). Nur so könnten Lieferengpässe vermieden werden. Dem Verband zufolge sind die Pharmaunternehmen „mit enormen Kostensteigerungen auf Grund der Energiekrise und Teuerungen bei den Produktionsmitteln konfrontiert“. Daher müsse das Gesundheitsministerium die Möglichkeit schaffen, „Medikamente im Sinne der Versorgungssicherheit zu höheren Preisen anbieten zu können“. FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger forderte „einen Bonus für in Österreich und in der EU hergestellte Arzneimittel. Nur wenn wir rasch und entschieden handeln, können wir verhindern, dass Versorgungsprobleme in den kommenden Jahren noch schlimmer werden“. 

 

Lösungs- statt Kostenfaktor 

 

Seitens des Pharmaindustrieverbands Pharmig und des Österreichischen Generikaverbands hieß es, wegen des „sprunghaft angestiegenen Infektionsgeschehen bei Erkältungs- und Atemwegskrankheiten“ fehle den Pharmafirmen die nötige Vorlaufzeit für die Steigerung der Produktion. Und aufgrund des Kriegs in der Ukraine seien die Lieferketten „ohnehin bereits stark belastet“. Die Lieferzeiten für Verpackungsmaterialien, etliche Inhaltsstoffe sowie Lösungsmittel und Beschichtungen hätten sich teils erheblich verlängert, konstatierte Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog. Wolfgang Andiel, der Präsident des Generikaverbandes, ergänzte, zurzeit müssten Unternehmen „mehrere Monate auf einzelne Komponenten warten, die vor der Pandemie binnen kürzester Zeit verfügbar waren. Das verlangt eine längerfristige Planung und erhöht gleichzeitig die Gefahr, dass es im Zuge der sehr komplexen Produktion von Arzneimitteln zu Zwischenfällen kommen kann“. 

 

Herzog kritisierte, die Branche sei „seit Langem schon mit einer Preisspirale konfrontiert, die sich beständig nach unten bewegt“. Deshalb habe die Pharmaindustrie ihre Erzeugungskapazitäten „zunehmend in Regionen verlagert, wo eine günstigere Produktion möglich ist. Die Auswirkungen sehen wir vor allem in diesen Tagen“. Es sei an der Zeit, „Arzneimittel nicht nur als Kostenfaktor zu betrachten, sondern vor allem als Lösung essenzieller Probleme. Anstatt immer nur auf Einsparpotenziale im Gesundheitssektor zu schielen, sollte der gesamte Sektor als Chance für zukunftsgerichtete Investitionen angesehen werden“.

 

Dezember 16th

„Niederösterreichischer JungforscherInnenkalender 2023“ erschienen

In den Räumen der Landesbibliothek in St. Pölten wurde am 29. November ein Kalender präsentiert, für den zwölf an den niederösterreichischen Technopolen forschende Damen und Herren vor Kamera und Mikrofon gebeten wurden.

Florian Pfaffeneder-Mantei ist ein vielseitiger Mensch. Er hat ein Studium der Zahnmedizin absolviert, ist Oberarzt im Zentrum für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Danube Private University und Senior Researcher in der Abteilung Chemie und Physik der Materialien an dieser Einrichtung. Dort beschäftigte er sich mit der Verbesserung der Materialeigenschaften von Dental-Bohrern, mit Zahnimplantate, die sich besser in den Knochen integrieren oder Osteosynthese-Schrauben, die wieder leicht aus diesem zu entfernen sind. In seiner Freizeit widmet er sich liebevoll seinem Garten. Als Pfaffeneder-Mantei bei der Präsentation des „Niederösterreichischen JungforscherInnenkalenders 2023“ auf die Bühne gebeten wurde, wusste er im Detail über die Technik der Silberplattenfotografie Bescheid, mit der er für den Kalender abgelichtet wurde und konnte sie bis zu ihren historischen Wurzeln zurückverfolgen.

Menschen wie Pfaffeneder-Mantei sind in der Neuausgabe des Kalenders vorgestellt: junge Forscher, die an einem der niederösterreichischen Technopol-Standorte Krems, Tulln, Wiener Neustadt und Wieselburg mit Neugier und Herzblut einem Forschungsthema nachgehen – und sich dennoch nicht im Elfenbeinturm verkriechen, sondern gesellschaftliches Engagement zeigen. Auf die im Steckbrief des Kalenders gestellte Frage, in welchen Bereichen das Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft verbessert werden sollte, antworteten fast alle Befragten, dass wissenschaftliche Vorgehensweise und Ergebnisse besser in die Gesellschaft hinein kommuniziert werden müssen.

 

Ehrliche Form der Fotografie

Ein Stück davon will auch der „Niederösterreichischen JungforscherInnenkalenders 2023“ leisten. Das Team um Claus Zeppelzauer, Bereichsleiter Unternehmen und Technologie der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur ecoplus, hat sich dafür diesmal etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Die zwölf Forscher und Forscherinnen, die im Kalender präsentiert werden, wurden mittels eines in den Jahren 1850/1851 entwickelten Kollodium-Nassplattenverfahrens und einer Holzkamera aus dem Jahre 1894 von Fotokünstler B.M. Kowalsky abgelichtet. „Diese Form der Fotografie hat eine gewisse Ehrlichkeit“, meinte Pfaffeneder-Mantei, als ihn Zeppelzauer im Rahmen der Präsentation interviewte. Jedes Bild ist mit viel handwerklicher Arbeit verbunden, es wird gleichsam für die Ewigkeit festhalten, was den flüchtigen Augenblick überdauert, „nicht wie eines von 100 Handy-Fotos“, so Pfaffeneder-Mantei.

Begleitend dazu hat Jürgen Adelmann die wissenschaftlichen Zukunftshoffnungen zu Interviews gebeten, die als Podcast-Serie online verfügbar ist. Die Forscher sprechen dabei über ihren Werdegang und ihre Forschung und verraten, was ihnen abseits des Berufs zu Kraft und Entspannung verhilft. Das Projekt verbindet damit gezielt die analoge Fototechnologie mit digitalen Podcast-Interviews, um zu zeigen, wie Forschung und Entwicklung in kurzer Zeit den Alltag verändert haben.

„Ein erfolgreicher Forschungsstandort kann nur gesichert werden, wenn der Nachwuchs an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nicht ausgeht“, sagte Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger im Rahmen der Präsentation in den Räumen der Niederösterreichischen Landesbibliothek in St. Pölten. Es müsse daher gelingen, auch weiterhin zahlreiche junge Menschen für einen Beruf in der Wissenschaft zu begeistern. „Die Landesbibliothek ist nicht zufällig als Ort ausgewählt worden“, ergänzte ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki, „sie ist eine öffentlich zugängliche Einrichtung, die allen Menschen offensteht.“

Der „JungforscherInnen-Kalender 2023“ hat eine Auflage von 500 Stück und wird exklusiv an Universitäten, Fachhochschulen, Forschungsinstitute, Technopolpartnerbetriebe und wissenschafts-interessierte Personen verteilt. Auf dem Titelblatt ist Laura Bettiol zu sehen, die in der Abteilung Aerospace Engineering der Fotec Forschungs- und Technologietransfer GmbH im Bereich der Satellitenantriebstechnik forscht.

Die Podcastserie ist unter https://noe-jungforscherinnen-kalender-2023.stationista.com/ zu finden.

Dezember 14th

Amgen plant Mega-Fusion

Der US-amerikanische Pharmakonzern bietet 27,8 Milliarden Euro für die irische Horizon Therapeutics, die auf Arzneimittel gegen „seltene Erkrankungen“ spezialisiert ist.

 

Der US-amerikanische Pharmakonzern Amgen plant, die irische Horizon Therapeutics zu übernehmen. Das teilten die beiden Unternehmen in einer Aussendung mit. Amgen bietet für die auf Arzneimittel gegen „seltene Erkrankungen“ spezialisierte Firma 27,8 Milliarden US-Dollar (26,14 Milliarden Euro). Das wäre mehr als der Umsatz von Amgen im Jahr 2021, der mit rund 24,43 Milliarden Euro angegeben wird. Zum Vergleich: Horizon Therapeutics beziffert seinen Umsatz für 2021 mit rund 3,03 Milliarden Euro. Geplant ist, die Transaktion im ersten Halbjahr 2023 abzuschließen. Amgen benötigt dafür die Zustimmung der Behörden Irlands, der USA, Dänemarks, Deutschlands, Frankreichs, Italiens und Österreichs. Das Horizon-Management befürwortet die Übernahme. Zu deren Finanzierung nutzt Amgen eine Zwischenfinanzierung in der Höhe von 26,8 Milliarden Euro, die die Citibank, die Bank of America und andere Banken bereitstellen, sowie Eigenmittel.

 

Horizon vertreibt unter anderem Tepezza, ein Medikament gegen endokrine Ophthalmopathie („Basedow-Krankheit“), Krystexxa zur Bekämpfung von chronischer therapierefraktärer Gicht sowie Uplizna, ein Arzneimittel gegen Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD), die das Zentralnevensystem beeinträchtigen. Diese Präparate gelten als wirtschaftlich besonders attraktiv. Mit Terpezza erzielte Horizon 2021 weltweit einen Umsatz von rund 1,59 Milliarden Euro, mit Krystexxa etwa 532 Millionen Euro, mit Ulpizna 71 Millionen Euro. Dem letzteren Mittel wird für heuer ein Umsatzsprung auf rund 106 Millionen Euro prognostiziert.

 

Amgen-Chef Robert A. Bradway geht davon aus, durch die Übernahme von Horizon ab 2024 Ergebniszuwächse erzielen zu können. Er sprach von einer Gelegenheit, die nicht versäumt werden dürfe („compelling opportunity“), die bestens mit der Strategie seines Konzerns zusammenpasse. Amgen könne mit „erstklassigen Medikamenten“ wie Tepezza, Krystexxa und Uplizna erheblich mehr Patienten versorgen als bisher. Überdies verspricht sich Bradway die Verstärkung und Ergänzung der Forschungs- und Entwicklungstätigkeit seines Unternehmens. Ähnlich äußerte sich Horizon-Chef Tim Walbert. Amgen werde den Wert der Produktpalette und der Pipeline seines Unternehmens maximieren und die Fähigkeit, mehr Patienten zu bedienen, verstärken.

 

 

 

Dezember 4th

Kansai Helios übernimmt CWS

Mit der Akquisition will die europäische Lackgruppe ihre Marktposition vor allem in den Bereichen Pulverlacke sowie Kunstharze ausbauen.

 

Kansai Helios übernimmt die CWS Lackfabrik GmbH („CWS“), einen bekannten Hersteller von Pulverlacken sowie flüssigen und festen Kunstharzen mit über 150-jähriger Tradition und Hauptsitz in Düren etwa 35 Kilometer südwestlich von Köln. Neben den Niederlassungen in Deutschland umfasst die Akquise auch die CWS-Konzerngesellschaften in den USA, Dänemark und Polen. Ein entsprechender Vertrag wurde kürzlich unterzeichnet, teilte Kansai Helios mit. Das Unternehmen sieht in der Transaktion „eine langfristige Möglichkeit, die Marktposition in der Lackindustrie insbesondere im Bereich Pulverlacke sowie Kunstharze auszubauen“. CWS ist ein 1864 gegründetes Familienunternehmen mit rund 250 Mitarbeitern. In Düren erzeugt es Pulverlacke sowie Fest- und Flüssigharze, in Hamburg Flüssigharze, in der US-Metropole New York Pulverlacke. Handelsniederlassungen bestehen in Dänemark und Polen. CWS-Eigentümer Hans-Helmuth Schmidt konstatierte, sein Unternehmen sei „stark und stabil“, ermangle jedoch der Vorteile „einer großen Unternehmensgruppe in einem Marktumfeld, das für kleine und mittelständische Unternehmen immer herausfordernder wird. Der Verkauf meines Unternehmens ist eine großartige Möglichkeit für die langfristige Entwicklung, sowohl für CWS als auch für Kansai Helios“.

 

Bastian Krauss, der Geschäftsführer von Kansai Helios, sieht in dem Kauf einen „Meilenstein. Mit CWS haben wir eine perfekte Ergänzung und Erweiterung unserer eigenen Kompetenzen in Pulverlacken und Kunstharzen sowie dem bestehenden Flüssiglackgeschäft gefunden“. Seine Unternehmensgruppe besteht seit mehr als 170 Jahren. Sie entwickelt, erzeugt und vermarktet industrielle Beschichtungslösungen, Chemikalien zum Bleichen und Reinigen, Materialien zum Kleben und Dichten, hochwertige Harze, Architekturfarben und Reparaturlacke in Europa und darüber hinaus. Das Geschäft mit Pulverlacken erachtet Kansai Helios als besonders aussichtsreich. Mit dem Erwerb von CWS baue das Unternehmen seine strategische Position in diesem Bereich deutlich aus, gewinne zusätzliches Know-how, zusätzliche Vertriebskanäle, Produktions- sowie Lagerkapazitäten und könne seine Präsenz in Europa weiter verstärken, vor allem in Deutschland, hieß es in einer Aussendung.

 

 

 

IGO Industries: Beteiligung an SMB

Die Innsbrucker Firmengruppe übernimmt einen Anteil von rund 33,5 Prozent an dem Grazer Anlagenbauunternehmen.

 

Die internationale Firmengruppe IGO Industries mit Hauptsitz in Innsbruck erwirbt einen Anteil von 33,49-prozentigen Anteil an der SMB Holding sowie deren Niederlassungen. Sie verstärkt damit ihre Kompetenzen im industriellen Anlagenbau, hieß es in einer Aussendung: „Die zunehmende Komplexität im industriellen Anlagenbau erfordert intensive Forschung und Entwicklung sowie das Bündeln von Synergien und Ressourcen. Ein Wissens- und Know-how-Transfer innerhalb eines Gruppenverbandes erweitert das Leistungsspektrum, erhöht die Resilienz in global herausfordernden Zeiten und beflügelt die beteiligten Firmen.“ Die SMB-Gruppe mit Hauptsitz in Graz und über 500 Beschäftigten ist seit mehr als 30 Jahren international im Bereich der Planung und Umsetzung von Anlagenbauprojekten tätig. Thematische Schwerpunkte sind die Pharma-, Lebensmittel- und Halbleiterindustrie, die Automotive-, Energie- und Chemiebranche sowie die Papier- und Zellstoffindustrie.

 

Die IGO Industries ist ein international tätiger Verbund von Technologieunternehmen und hat sich auf die technische Gebäudeausstattung sowie den ndustriellen Anlagenbau spezialisiert. Zu ihren Tochterfirmen gehören Babak, Bacon, EBG, Elin, H+E, HTG, Ortner, Pfrimer, SE-Bau und TKT Engineering. Dazu kommen assoziierte und Gemeinschaftsunternehmen, darunter der Baukonzern Porr, die UBM Development AG und die Hospitals Projektentwicklungsges.m.b.H.. Im Verbund werden schlüsselfertige, hochkomplexe Bauprojekte realisiert.

 

Seitens des IGO-Managements hieß es, die Beteiligung an der SMB sei „für unsere Industriegruppe eine wertvolle Ergänzung ihrer bestehenden Kompetenzen. Unsere breite fachliche Basis in der Elektro- und Gebäudetechnik wird somit auch im industriellen Anlagenbau von Ortner weiter ausgebaut. Wir werden vorhandene Synergien für unsere individuellen als auch gemeinsamen Projekte bestmöglich einsetzen und damit noch service- und kundenfreundlicher arbeiten. Diese Partnerschaft ermöglicht uns weitere Verbesserungen im technischen und operativen Bereich als auch gemeinsame Aktivitäten im Bereich Forschung und Entwicklung“.

 

Die Geschäftsführer der SMB Holding, Hermann Grundnig und Walter Krassnitzer, verlauteten, „wir bauen durch diese Partnerschaft und Beteiligung unseren Technologievorsprung aus, erweitern unser Leistungsspektrum und sorgen so für einen Wachstumsschub für die gesamte SMB-Gruppe. Unseren Fachkräften bieten wir durch gemeinsame Forschungsaktivitäten einen zusätzlichen Wissensvorsprung und hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten.“

 

 

 

November 24th

Titandioxid: EU-Gericht verwirft Verordnung der EU-Kommission

Eine bestimmte Pulverform des Weißpigments wurde fälschlich als krebserregend eingestuft. Nach Ansicht der österreichischen Chemieindustrie kann Titandioxid nun in Lacken und Farben sicher weiterverwendet werden.

 

Die EU-Kommission hat das Weißpigment Titandioxid in einer bestimmten Pulverform fälschlich als möglicherweise krebserregend eingestuft. Ihr darauf beruhendes Verbot des Einsatzes der Chemikalie in Farben und Lacken ist daher nichtig. Das stellt das Gericht der EU (EuG) in einem Urteil vom 23. November sinngemäß fest. Laut dem Gericht hatte die Kommission in ihrer Verordnung aus dem Jahr 2019 behauptet, es bestehe der Verdacht, dass Titandioxid karzinogen sei, wenn es „in Pulverform mit mindestens einem Prozent Partikel mit aerodynamischem Durchmesser von höchstens zehn Mikrometern (μm) “ eingeatmet werde. Sie stützte sich dabei auf eine Einstufung durch den Ausschuss für Risikobeurteilung der Europäischen Chemikalienagentur ECHA (RAC) aus dem Jahr 2017.

 

Das Gericht stellt dazu zweierlei fest: Erstens sei „im vorliegenden Fall das Erfordernis, dass die Einstufung eines karzinogenen Stoffes auf zuverlässigen und anerkannten Untersuchungen beruhen muss, nicht erfüllt“. Der RAC habe seiner Stellungnahme nämlich eine Studie zugrunde gelegt, die falsche Behauptungen hinsichtlich der Lungenüberlastung durch Titandioxid enthalte. Indem die Kommission sich auf die Einstufung des RAC stützte, habe sie dessen Fehlurteil übernommen.

 

Zweitens verstieß die Kommission gegen das Kriterium, „wonach sich die Einstufung eines Stoffes als karzinogen nur auf einen Stoff mit der intrinsischen Eigenschaft, Krebs zu erzeugen, beziehen darf“. Der RAC dagegen habe Titandioxid richtigerweise ausdrücklich als „nicht intrinsisch im klassischen Sinn“ eingestuft. Diese „nicht im klassischen Sinn intrinsische“ Natur der Karzinogenität der Chemikalie ergebe sich noch dazu aus Gründen, die die Kommission in ihrer Verordnung selbst anführe: „Denn die Gefahr der Karzinogenität besteht nur in Verbindung mit bestimmten lungengängigen Titandioxidpartikeln, wenn sie in einem bestimmten Aggregatzustand, einer bestimmten Form, einer bestimmten Größe und einer bestimmten Menge vorhanden sind. Sie zeigt sich nur bei einer Lungenüberlastung und entspricht einer Partikeltoxizität.“

 

Dem Urteil des EuG liegt eine Klage gegen die Verordnung der EU-Kommission zugrunde, die der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) gemeinsam mit der Lackfirma Rembrandtin angestrengt hatte. In einer Aussendung begrüßte der Verband das Urteil. Klaus Schaubmayr, der Geschäftsführer der Berufsgruppe der Lack- und Anstrichmittelindustrie im FCIO, konstatierte darin, er freue sich, „dass mit dem Urteil für unsere Unternehmen Rechtssicherheit geschaffen wurde und hoffen sehr, dass bei zukünftigen Einstufungen von Stoffen mehr auf eine valide Datenlage gesetzt wird“.

 

Der FCIO ergänzte, Titandioxid könne nun „weiterhin sicher in Lacken und Farben verwendet werden“. Das Weißpigment werde seit rund 100 Jahren kommerziell verwendet „und derzeit in Mengen von bis zu zehn Millionen Tonnen pro Jahr in Europa hergestellt oder verarbeitet. Zehntausende Arbeiter weltweit und Millionen Konsumenten kommen tagtäglich mit Titandioxid in Kontakt. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass eine krebserregende Wirkung bei einer solch weitreichenden Exposition bislang verborgen geblieben wäre“.

 

 

October 21st

Pharmaindustrie fordert Inflationsabgeltung

Die Branche wolle „nichts geschenkt haben“, sondern „faire Preise“, hieß es bei einer Pressekonferenz. Neben der Abgeltung der Inflation sei auch die Weiterführung des Preisbandes für Generika unverzichtbar.

 

 

Ihre Forderung nach Anpassung der Arzneimittelpreise an die Inflation wiederholten kürzlich Vertreter der Pharmaindustrie bei einem Pressegespräch des Branchenverbandes Pharmig. Dessen Generalsekretär Alexander Herzog erläuterte, nötig sei eine Novelle des ASVG sowie eine entsprechende Anpassung der Verordnung des Dachverbands der Sozialversicherungsträger zum Erstattungskodex. Weitergeführt werden sollte der Pharmaindustrie zufolge auch das Preisband bezüglich der Generika. Laut einer seit 18. März in Kraft befindlichen ASVG-Novelle hat der Dachverband das Preisband am 1. Oktober kommenden Jahres „letztmalig“ festzulegen. Der Höchstpreis für wirkstoffgleiche Arzneimittelspezialitäten darf dabei um maximal 20 Prozent statt bisher 30 Prozent „über dem Preis der günstigsten Arzneispezialität desselben Wirkstoffs liegen“. Kommt die Politik diesen Wünschen nicht nach, könnten manche Medikamente vom österreichischen Markt verschwinden, warten die Pharma-Repräsentanten.

 

Ilse Bartenstein, die Obfrau der Berufsgruppe Pharmaindustrie im Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) und Geschäftsführerin bei G.L.Pharma GmbH sowie Gerot Lannach Holding GmbH, erläuterte, sie wolle von der Politik nichts geschenkt, benötige aber „faire Preise“: „Ich bin zutiefst Unternehmerin. Ich möchte mit dem, was ich tue, einen adäquaten Preis erreichen können, damit ich unternehmerisch tätig sein kann.“ Das aber lasse sich nur mittels der Inflationsabgeltung und des Preisbands erreichen. Das Preisband ermögliche einer Mehrzahl von Unternehmen, ihre Produkte zu vermarkten, und diene damit der Versorgungssicherheit. Ähnlich argumentierte Katherina Schmidt, die Geschäftsführerin der Montavit. Unter den derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen sei es nicht möglich, höhere Produktionskosten, etwa infolge steigender Strompreise und Löhne, weiterzugeben. Die Inflationsabgeltung und das Preisband seien daher unverzichtbar. „Wir wollen nichts geschenkt haben, sondern gut wirtschaften können“, betonte Schmidt.

 

Pharmig-Vizepräsident Bernhard Wittmann, der Geschäftsführer der Sigmapharm, ergänzte, die Politik habe grundsätzlich die Bedeutung der Pharmabranche verstanden. Leider hapere es an konkreten Maßnahmen und Unterstützungen. Vielfach herrsche die Auffassung: „Da muss jemand Geld locker machen, aber bitte nicht ich.“ Letzten Endes gehe es um eine gesellschaftliche Entscheidung. Wenn die Gesellschaft eine sichere Versorgung mit Arzneimitteln wünsche, „wird uns diese Sicherheit auch etwas wert sein müssen“.

 

Wolfgang Andiel, der Präsident des Generikaverbands, schloss sich diesen Aussagen an. Er sprach von einem „fatalen Dreieck“ aus permanent steigenden rechtlichen sowie regulatorischen Anforderungen, steigenden Kosten und sinkenden Preisen. Die Forderung nach der Inflationsabgeltung und der Weiterführung des Preisbandes könne er „nur unterstreichen“, beschied Andiel.

October 7th

OMV-Raffinerie Schwechat wieder im Vollbetrieb

Die Reparatur der Hauptkolonne der Rohöl-Destillationsanlage wurde erfolgreich abgeschlossen, heißt es seitens des Öl-, Gas- und Chemiekonzerns.

 

Die Raffinerie Schwechat der OMV ist wieder im Vollbetrieb, meldete der Öl-, Gas- und Chemiekonzern. Bekanntlich wurde am 3. Juni 2022 im Zuge der Generalüberholung der Anlage die Außenhaut an der Hauptkolonne der Rohöl-Destillationsanlage beschädigt. Dies führte zu erheblichen Produktionseinschränkungen, nicht zuletzt bezüglich Diesel. Die OMV errichtete „alternatives Versorgungssystem“ für Kraftstoffe. Dennoch musste die Bundesregierung mehrfach Teile ihrer strategischen Kraftstoffreserven freigeben, zuletzt rund 60.000 Liter Diesel. Die Hauptkolonne ist etwa 50 Meter hoch und besitzt einen durchschnittlichen Durchmesser von acht Metern. Im Rahmen ihrer Reparatur wurde der rund 100 Tonnen schwere Kolonnenkopf abgetrennt und mit einem 70 Meter hohen Kran gehoben, „um die Demontage- und Reparaturarbeiten zu beschleunigen“.

 

Ende September schloss die OMV die gesetzlich vorgeschriebene Wasserdruckprüfung der wiederhergestellten Hauptkolonne ab. In der Folge nahm der Konzern die Rohöl-Destillationsanlage wieder in Betrieb. Das alternative Versorgungssystem bleibt vorerst im Einsatz, um die strategische Reserve möglichst rasch wieder aufzufüllen.

 

OMV-Generaldirektor Alfred Stern konstatierte, Dank der Flexibilität, der Unterstützung und des außerordentlichen Einsatzes aller Beteiligten sei es möglich gewesen, die Reparatur ohne Zwischenfälle abzuschließen und die Märkte zuverlässig zu versorgen: „Danken möchte ich auch der österreichische Bundesregierung und den Mitgliedern des Nationalrats sowie den zuständigen Behörden und Ministerien in der Slowakei und Ungarn, die durch die Freigabe von Teilen der Pflichtnotstandsreserve dazu beigetragen haben, Engpässe zu überbrücken und die Versorgung stabil zu halten.“

 

 

October 6th

Chemie-Nobelpreis 2022: Ausgezeichnete „Click-Chemie“

Der Nobelpreis für Chemie geht an K. Barry Sharpless, Morten Meldal und Carolyn Bertozzi für die Entwicklung des Konzepts der Click-Chemie und seine Anwendung in lebenden Zellen („Bioorthogonale Chemie“)

Der Fortschritt in der Chemie werde nicht nur durch Entdeckungen und Verbesserungen angetrieben, sondern auch durch die Formulierung von Konzepten, ist im „wissenschaftlich Hintergrund“ zu lesen, den die Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften gemeinsam mit der Bekanntgabe des diesjährigen Chemie-Nobelpreises veröffentlichte. Die diesjährigen Preisträger haben sich ihre Verdienste zu einem großen Teil durch neue Konzepte erworben – und zwar solche, die die Dinge nicht komplizierter, sondern einfacher gemacht haben.

Um die Jahrtausendwende herum prägte der US-Chemiker K. Barry Sharpless den Begriff der Click-Chemie: Auf dem Weg zu dem riesigen Arsenal möglicher Wirkstoffe (etwa für medizinische Anwendungen) sollten vor allem solche Reaktionen zur Anwendung kommen, die chemische Umwandlungen in möglichst hoher Ausbeute, unter Ausschluss von Nebenprodukten, unter einfache Reaktionsbedingungen und mit billigen Ausgangsstoffen ermöglichen. Einfach zusammenbringen – und schon macht‘s „click“. Wenig später realisierten Sharpless und der dänische Chemiker Morten Meldal unabhängig voneinander ein Paradebeispiel einer solchen Click-Reaktion: die Kupfer-katalysierte Azid-Alkin-Cycloaddition.

 

Das geht auch innerhalb von lebenden Zellen

Stanford-Professorin Carolyn Bertozzi hob die Click-Chemie nochmals auf eine neue Ebene: Sie entwickelte Click-Reaktionen, die sich im Inneren lebender Zellen abspielen, ohne die sonstigen Stoffwechselvorgänge zu unterbrechen. Das geht, wenn die zur Anwendung gebrachten Reaktionen so spezifisch sind, dass selbst das hochfunktionalisierte biologische Milieu dem nicht in die Quere kommt. Dieses Prinzip, das unter dem Namen „Bioorthogonale Chemie“ bekannt wurde, wird heute breit angewandt – um die Chemie verschiedener Zelltypen besser kennenzulernen, aber auch um Wirkstoffe und Diagnostika gezielter zu designen.

Sharpless hat mit der diesjährigen Auszeichnung etwas erreicht, was nur wenigen vor ihm gelang: zweimal den Nobelpreis für dasselbe Fach zu bekommen – in Chemie war das vor ihm nur Frederick Sanger gelungen. Bereits 2001 wurde Sharpless für chiral katalysierte Oxidationsreaktionen ausgezeichnet.

 

 

October 4th

Physik-Nobelpreis für Anton Zeilinger

Nach langer Zeit kann sich wieder ein Österreicher über einen der wissenschaftlichen Nobelpreise freuen: Anton Zeilinger, Pionier der experimentellen Quantenphysik, erhält gemeinsam mit Alain Aspect und John Clauser den Nobelpreis für Physik 2022.

Die Arbeiten der drei Laureaten kreisen um einen zentralen Begriff der Quantenphysik: Verschränkung (englisch „entanglement“): Mehrere Teilchen bilden zusammen ein System in einem bestimmten Zustand, auch wenn sie sich in gewisser Distanz zueinander befinden. Werden in einer Messung die Eigenschaften eines Teilchens bestimmt, sind die der anderen unmittelbar mitdeterminiert. Prinzipiell könnte es dafür zwei Gründe geben: Diese Eigenschaften stehen schon vor der Messung fest, können aber nicht bestimmt werden (in einem solchen Fall würde man von „verborgenen Variablen“ sprechen), oder sie werden nach stochastischen Gesetzen erst im Zuge der Messung festgelegt (was echte Verschränkung wäre).

Zwischen den beiden Situationen kann man durch geeignete Experimente unterscheiden, wie zuerst John Clauser auf Basis der von John Stewart Bell formulierten theoretischen Grundlagen zeigen konnte: Die Ergebnisse, die Clauser erzielte, verletzten die sogenannte Bellsche Ungleichung und zeigten damit, dass die Quantenmechanik nicht durch eine Theorie mit verborgenen Variablen ersetzt werden kann. Alain Aspect verfeinerte das experimentelle Setting, um zu beweisen, dass diese Ergebnisse nicht von den Einstellungen des Detektors zum Zeitpunkt der Emission der Teilchen abhängen.

 

Fasziniert durch die Quantenphysik

Anton Zeilinger baute in langen Versuchsreihen auf die Ergebnisse zur Verschränkung von Teilchen auf. 1997 ließ er mit seinem Team zwei verschränkte Photonen voneinander wegbewegen, wobei eines davon auf ein drittes, bisher unbeteiligtes Teilchen traf. Nun verschränkten sich die Zustände der beiden aufeinandergetroffenen Photonen und das „freigelassene“ Teilchen übernimmt die Eigenschaften des davor „Ungepaarten“, obwohl sich ersteres an einem anderen Ort aufhält – ein Phänomen, das man „Teleportation“ nennt. Dem folgten zahlreiche weitere Experimente, die nicht nur Rekorde in der Übertragung von Quanteninformation brachen, sondern auch wesentlich zu deren Verständnis beitrugen. Heute gibt es dafür eine ganze Reihe von Anwendungen, beispielsweise Quantenkryptographie und Quantencomputer.

In einem ersten Statement hob Zeilinger das Klima hervor, das sein Doktorvater Helmut Rauch am Atominstitut in Wien (damals eine interuniversitäre Einrichtung) geschaffen hatte und das ihm den Raum gab, seiner Faszination an der Quantenphysik nachzugehen. Aus Zeilingers Arbeiten an den Universitäten Innsbruck und Wien gingen zahlreiche Forschungsgruppen hervor, die heute untereinander und mit anderen im Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (IQOQI) verbunden sind.

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