Weblog von fischer

ECHA: Greenpeace-Vorwürfe substanzlos

Die Europäische Chemikalienagentur wehrt sich gegen den Versuch, Mitglieder ihres Risk Assessment Committee (RAC) zu vernadern.

 

Bekanntlich soll die Europäische Chemikalienagentur ECHA bis Ende November des heurigen Jahres eine wissenschaftliche Bewertung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat vornehmen. Auf deren Basis will die EU-Kommission über die weitere Zulassung des Mittels entscheiden. Am 7. März versuchte nun Greenpeace im Verein mit anderen einschlägigen Organisationen, darunter Global 2000, Mitglieder des Risk Assessment Committee (RAC) der Agentur öffentlich anzuschwärzen. In einem offenen Brief unterstellte der Europa-Direktor von Greenpeace, Jorgo Riss, dem RAC-Vorsitzenden Tim Bowmer und zweien seiner Kollegen, Slawomir Czerczak und Tiina Santonen, Industrienähe und daraus resultierende angebliche Parteilichkeit.

 

Heute wies ECHA-Generaldirektor Geert Dancet die Vorwürfe zurück - ausnehmend höflich im Ton, aber unmissverständlich in der Sache. Der Kernbotschaft: Die Unterstellungen entbehren jeder Grundlage.

 

Wie Dancet erläuterte, müssen Personen, die bei der ECHA arbeiten wollen, vor Antritt ihrer Position mögliche Interessenkonflikte in umfassenden sogenannten „Declarations of Interest“ offenlegen. Anzugeben sind unter anderem die früheren Arbeitgeber, Beratungstätigkeiten, die Tätigkeit für einschlägige Behörden, wissenschaftliche Beratungsgremien oder eine ähnliche Institutionen, Mitgliedschaften in relevanten Organisationen, finanzielle Beteiligungen sowie öffentliche Stellungnahmen. Die Angaben werden strengstens überprüft. Der ECHA-Generaldirektor, der für die Personalaufnahmen zuständig ist, hat das Recht, Bewerber zurückzuweisen, bei denen Interessenkonflikte dauerhaft zu erwarten sind. Die „Declarations of Interest“ sind mindestens einmal pro Jahr zu aktualisieren und zu überprüfen. Dancet fügte hinzu, grundsätzlich schließt die ECHA nicht aus, Personen mit Industrie-Hintergrund zu beschäftigen. Dies ist aufgrund ihrer Erfahrung mit der täglichen Arbeit in Chemieunternehmen auch sinnvoll.

 

Was nun die von Greenpeace Denunzierten betrifft, bestehen keine irgendwie relevanten Probleme, betonte Dancet. So legte RAC-Vorsitzender Bowner unter anderem ausdrücklich einen Interessenkonflikt in Zusammenhang mit einem CLP-Dossier offen. Bei den Sitzungen des RAC, bei denen dieses Dossier behandelt wurde, führte eine andere Person den Vorsitz. Auch Czerczak und Santonen haben sich völlig korrekt verhalten. Santonen etwa deklarierte einen „Conflict of Interest“ im Zusammenhang mit einer Studie zu einem bestimmten Stoff, an der sie beteiligt war. An den Beratungen des RAC, bei denen es um ein Dossier betreffend diesen Stoff ging, nahm sie nicht teil.

 

Laut Dancet kann es auch keinen Zweifel an der korrekten und unparteiischen Vorgehensweise des RAC in Bezug auf Glyphosat geben. Nur wenige der 53 Mitglieder des Komitees sind an der Analyse und an der Ausarbeitung des Entwurfs des Bewertungsberichts beteiligt. Der „Peer Review“ des Berichts erfolgt indessen durch alle RAC-Mitglieder. Wer den Bericht verfasst hat, wird laut Dancet erst bekannt gegeben, wenn die im RAC abgestimmte finale Version vorliegt. Der Sinn dieser Vorgangsweise ist, die Betreffenden vor allfälligem Lobbyismus welcher Art auch immer zu schützen. Dies ist offensichtlich als Wink mit dem Zaunpfahl hinsichtlich des Lobbyismus von Organisationen wie Greenpeace verstehen.

 

Abschließend machte Dancet klar, dass er die Greenpeace-Taktik des öffentlichen Anschwärzens einzelner Personen und damit des Diskretierens des RAC insgesamt durchschaut: „Angesichts der weiten Verbreitung Ihres Schreibens stelle ich meine Antwort auf unsere Website.“ Mit freundlichen Grüßen.

 

 

 

Pharmig und FOPI gratulieren Rendi-Wagner

Die neue Gesundheitsministerin wird als „versierte Gesundheitsexpertin“ und „ ausgewiesene Kennerin“ des österreichischen Gesundheitswesens bezeichnet.

 

Ins Spalier der Gratulanten der neuen Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner anlässlich ihrer Bestellung am 8. März reihten sich auch die Pharmawirtschaftsverbände ein. Seitens der Pharmig verlautete Präsident Martin Munte, die neue Ressortchefin sei „nicht nur eine hervorragend qualifizierte Medizinerin und Wissenschaftlerin, sondern zudem eine versierte Gesundheitsexpertin, die - wie Sabine Oberhauser - das Patientenwohl im Fokus hat und sich der Weiterentwicklung des Gesundheitssystems aktiv annimmt“. Generalsekretär Jan Oliver Huber ergänzte, Rendi-Wagner wisse „um die Wichtigkeit von Fortschritt und Innovation im Gesundheitssystem zum Wohle der Patienten und setzt sich seit jeher für eine moderne Gesundheitsversorgung ein. Dieses Bekenntnis ist auch in der pharmazeutischen Industrie tief verankert. Wir freuen uns daher auf eine gemeinsame Zusammenarbeit für ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen“.

 

Manuel Reiberg, der Präsident des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI), bezeichnete die Ministerin als „ausgewiesene Kennerin des heimischen Gesundheitswesens und sachkundige Expertin. Ihre Bestellung zeugt davon, dass die drängenden Agenden mit Sach- und Lösungsorientierung angegangen werden sollen. Und das ist gut so, denn die Entscheidungsträger im Gesundheitswesen und insbesondere das Gesundheitsministerium stehen vor großen Herausforderungen.“

 

Das Gesundheitsministerium besteht in unterschiedlichen Formen seit 45 Jahren. Erste Ressortschefin war Ingrid Leodolter, die das Amt vom 2. Februar 1972 bis zum 5. Juni 1979 innehatte.

 

 

RAG: „Killerapplikation“ für die Energiewende

Ein Konsortium Rohöl-Aufsuchungs-AG (RAG) nutzt Mikroorganismen zur Methanisierung von Wasserstoff in Gasspeichern. Damit könnte Erdgas zu einem erneuerbaren Energieträger werden.

 

Die Idee hinter sogenannten „Power-to-Gas“-Technologien ist bestechend: CO2-frei erzeugter Strom, etwa aus Wind- und Photovoltaikanlagen, wird benutzt, um Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff zu spalten. Unter Reaktion mit CO2 entsteht aus dem Wasserstoff Methan, der Hauptbestandteil vor Erdgas. Dieser kann ins Gasnetz sowie in Gasspeicher eingebracht werden und steht für unterschiedlichste Anwendungen zur Verfügung. Er eignet sich als Kraftstoff ebenso wie als Brennstoff für thermische Kraftwerke, nicht zuletzt Kraft-Wärme-Kopplungen (KWK), die sowohl Strom als auch Wärme erzeugen können. Bilanzell gesehen, lässt sich so ein weitestgehend geschlossener CO2-Kreislauf darstellen. Erdgas würde damit zu einem erneuerbaren Energieträger, der auf lange Sicht jederzeit die Versorgungssicherheit in den Bereichen Strom, (Fern-)Wärme und Kraftstoff gewährleisten kann. Im industriellen Maßstab umgesetzt, könnte das wesentlich zum Erreichen der klimapolitischen Ziele der internationalen Staatengemeinschaft beitragen. Salopp formuliert, wäre es wohl eine Art „Killerapplikation“ für die vielbeschworene globale Energiewende.

 

Umso wünschenswerter wäre es freilich, diese Technologie in Österreich zu entwickeln und weltweit zu vermarkten. Und das muss kein Wunschtraum bleiben. Denn einen weiteren Schritt zur Umsetzung dieser Idee tut ein Konsortium unter der Leitung der Rohöl-Aufsuchungs-AG (RAG) im Zuge des Forschungsprojekts „Underground Sun Conversion“. Und die RAG nutzt dabei ein weltweit einzigartiges Verfahren: Die Umwandlung des Wasserstoffs in Methan (Methanisierung) erledigen Mikroorganismen, die in unterirdischen Gasspeichern in der Natur vorkommen. Dass die Mikroben das binnen einiger Wochen zustande bringen, entdeckten die RAG und ihre Partner im Rahmen des Forschungsprojekts „Underground Sun Storage“, bei dem sie die Speicherbarkeit von mit Ökostrom erzeugtem Wasserstoff im Sandstein der Gasspeicher erprobten. Beim Projekt „Underground Sun Storage“ konzentrieren sich die RAG und ihre Partner nun auf die Erforschung dieses mikrobiologischen Prozesses. „Im Wesentlichen bilden wir dabei den natürlichen Entstehungsprozess von Erdgas im Zeitraffer nach“, erläuterte RAG-Generaldirektor Markus Mitteregger bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung des Projekts.

 

Fleißige Mikroben

 

Zu den wissenschaftlichen Partnern der RAG gehört dabei die Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU). Laut dem Biotechnologen und Chemodynamiker handelt es sich bei den Mikroorganismen um Bakterien der Linie Archaea. Das ist die mutmaßlich ältesteste auf der Erde existierende Lebensform, die sich bereits seit rund 3,5 Milliarden Jahren ihres Daseins erfreut. Solche Mikroben sind fast überall anzutreffen, wo es keinen Sauerstoff gibt - in Sümpfen und Sedimenten beispielsweise ebenso wie im Darmtrakt des Menschen und der Tierwelt. Und die fleißigen Kleinen haben eine höchst erfreuliche Eigenschaft: Sie sind nicht pathogen, können also keine Krankheiten auslösen. In Biogasanlagen Kläranlagen leisten sie bereits seit langem ihre Dienste. Loibner zufolge hat die BOKU bei „Underground Sun Conversion“ im Wesentlichen folgende Aufgaben: Sie kontrolliert die mikrobielle Methanisierung in den Gasspeichern, erforscht die optimalen Bedingungen für die Methanerzeugung und definiert Entwicklungsschritte für deren industrielle Umsetzung.

 

Das Projekt läuft bis 2020. Finanziell unterstützt wird es vom Klima- und Energiefonds der österreichischen Bundesregierung (KLI.EN). Dieser deckt rund 4,9 Millionen Euro der Gesamtinvestitionen von etwa acht Millionen Euro. Kein Wunder, dass sich Technologieminister Jörg Leichtfried, neben Umweltminister Andrä Rupprechter für den KLI.EN zuständig, bei der Pressekonferenz höchst erfreut zeigte: „Das kann eine technische Revolution werden. Zu verdanken haben wir sie den klugen Köpfen bei der RAG und ihren Partnern.“ Neben der BOKU sind das die Montanuniversität Leoben, das Austrian Centre of Industrial Biotechnology (ACIB), das Energieinstitut an der Johannes-Keppler-Universität Linz und das Prozesstechnikunternehmen Axiom.

 

 

 

 

 

 

 

 

Evonik: Umsatz und bereinigtes EBITDA gesunken

Der Essener Spezialchemikalienkonzern konnte die rückläufigen Verkaufspreise durch höhere Verkaufsmengen nicht ausgleichen. Laut Vorstandschef Klaus Engel hat sich die Ertragslage „normalisiert“.

 

Der Umsatz des deutschen Spezialchemikalienkonzerns Evonik belief sich im Geschäftsjahr 2016 auf 12,7 Milliarden Euro, um sechs Prozent weniger als 2015. Das bereinigte EBITDA sank um 12,2 Prozent auf 2,16 Milliarden Euro, das bereinigte Konzernergebnis verringerte sich um 17,5 Prozent von 1,1 Milliarden auf 930 Millionen Euro. Laut dem scheidenden Vorstandsvorsitzenden Klaus Engel ist dies auf die rückläufigen Verkaufspreise zurückzuführen, insbesondere im Bereich Nutrition & Care, zu dem unter anderem Produkte in den Bereichen Gesundheit und Tierernährung gehören. Diese habe Evonik durch die um rund drei Prozent höheren Absatzmengen nicht kompensieren können. Insgesamt gesehen, habe sich die Ertragslage 2016 „nach dem außergewöhnlich starken Vorjahr normalisiert“. So gesehen, sei 2016 ein „gutes Geschäftsjahr“ gewesen. Wie berichtet, verlässt Engel Evonik am 23. Mai. Sein Nachfolger ist der stellvertretende Vorstandschef Christian Kullmann.

 

Für heuer ist laut Engel mit einem Umsatz von mehr als 12,7 Milliarden Euro sowie einem bereinigten EBITDA zwischen 2,2 und 2,4 Milliarden Euro zu rechnen. Er erwartet zusätzliche Erträge aus Erwerb der Spezialadditivsparte des US-amerikanischen Chemiekonzerns Air Products, den Evonik am 3. Jänner abschloss. Die Transaktion kostete Evonik rund 3,8 Milliarden US-Dollar (3,6 Milliarden Euro). Heuer soll dadurch ein positiver Effekt auf den Umsatz von rund einer Milliarde Euro entstehen. Für das bereinigte EBITDA prognostiziert Evonik positive Auswirkungen von rund 250 Millionen Euro.

 

Nicht in der Prognose enthalten sind die möglichen Auswirkungen einer weiteren Übernahme. Vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden will Evonik bis Jahresende den Erwerb des weltweiten Kieselsäuregeschäfts des US-amerikanischen Chemieunternehmens Huber mit Sitz in Atlanta im Bundesstaat Georgia abschließen. Der Vertrag wurde Anfang Dezember 2016 unterzeichnet, die Kosten belaufen sich auf 630 Millionen US-Dollar (599 Millionen Euro).

 

 

Evonik-Vorstandsvorsitz: Kullmann folgt Engel

Die „Hofübergabe“ erfolgt bei der Hauptversammlung am 23. Mai. Am 30 Juni geht COO Kaufmann, am 1. September kommt ein neuer stellvertretender Vorstandschef.

 

Bei der Hauptversammlung am 23. Mai übernimmt Christian Kullmann den Vorstandsvorsitz von Evonik. Er folgt dem 60-jährigen Klaus Engel, der das Unternehmen seit 2009 führt. Kullmann ist seit Mai 2016 stellvertretender Vorstandschef des deutschen Chemiekonzerns. Zu seinen Verantwortungsbereichen gehören Strategie, Mergers&Acquisitions, Recht, Kommunikation und Investor Relations.

 

Der Aufsichtsratsvorsitzende von Evonik, Werner Müller, dankte Engel „für seine Verdienste um das Unternehmen und seine herausragende Leistung“. Er habe „den ursprünglichen Mischkonzern Evonik auf die Chemie konzentriert, erfolgreich an die Börse gebracht und zu einem führenden Unternehmen der Spezialchemie mit hervorragenden Perspektiven entwickelt“. Engel erwiderte, die Hauptversammlung sei „ein guter und geeigneter Zeitpunkt, um einen reibungslosen Übergang zu schaffen und ein gut bestelltes Feld an meinen Nachfolger zu übergeben“. Mit Kullmann verbinde ihn „durch langjährige Zusammenarbeit ein enges kollegiales Verhältnis“.

 

Am 30. Juni verlässt Ralph Sven Kaufmann den Evonik-Vorstand, in dem er als „Chief Operating Officer“ (COO) das operative Geschäft leitet. Dies erfolgt laut Evonik „im besten gegenseitigen Einvernehmen. Wir danken ihm für seine erfolgreiche Arbeit“. Kaufmanns Position wird nicht nachbesetzt.

 

Neuer stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Evonik wird Harald Schwager, derzeit Mitglied des Vorstands von BASF. Er tritt den Posten mit 1. September an. Schwager ist bei Bayer zuständig für Construction Chemicals, Crop Protection und Bioscience Research sowie die Region Europa.

 

 

 

 

Bayer verkauft 11 Prozent der Covestro-Anteile

22 Millionen Aktien gehen per 3. März um 1,5 Milliarden Euro an institutionelle Investoren.

 

Bayer reduziert seinen Anteil an Covestro, seiner 2015 ausgegliederten Werkstoffsparte, von 64,2 Prozent um 10,9 auf 53,3 Prozent. Das teilte der deutsche Chemiekonzern mit. Insgesamt 22 Millionen Covestro-Aktien werden um 66,50 Euro pro Stück an institutionelle Investoren abgegeben. Die Zuteilung erfolgte am 28. Februar, am 3. März werden die Aktien an die neuen Eigentümer übertragen. Bayer bringt die Transaktion rund 1,5 Milliarden Euro. Laut Aussendung des Unternehmens sollen diese zur Schuldentilgung verwendet werden. In deutschen Medien hatte es geheißen, das Geld diene der Finanzierung der Übernahme des US-amerikanischen Agro-Konzerns Monsanto, die Bayer bis Jahresende abschließen will.

 

Laut Bayer wird Covestro in der eigenen Bilanz weiter voll konsolidiert. Dies werde sich erst ändern, wenn Bayer nicht mehr die Mehrheit an Covestro hält.

CEFIC mit neuem Branchenüberblick

Der Bericht „Landscape of the European Chemical Industry 2017“ porträtiert die Chemieindustrie in den EU-Mitgliedsstaaten und wichtigen Nachbarländern.

 

Er bietet einen umfassenden Überblick über die Chemieindustrie in der EU sowie wichtigen Nachbarstaaten: der Bericht „Landscape of the European Chemical Industry 2017“, den der Branchenverband CEFIC anlässlich des „European Industry Day“ am 28. Februar veröffentlichte. Auf 127 Seiten werden alle Länder vorgestellt, von den bekannten Giganten Deutschland (2.000 Unternehmen mit 188,7 Milliarden Euro Umsatz sowie rund 450.000 Beschäftigten) und Frankreich (3.335 Firmen, deren 160.000 Beschäftigte 75 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften) über das „Mittelfeld“ (etwa Tschechien: 856 Unternehmen, 20,5 Milliarden Euro Jahresumsatz, 120.000 Beschäftigte; Österreich: 247 Firmen, 14,8 Milliarden Euro Umsatz, 43.500 Mitarbeiter) bis zu den „Kleinen“ wie Kroatien, dessen 332 Chemieunternehmen etwa 861 Millionen Euro Jahresumsatz erzielen und etwa 5.100 Personen beschäftigen. Dabei zeigt sich, dass auch die wirtschaftlich Kleinen durchaus ihre Stärken haben. So ist etwa Kroatien die Heimat des Chemienobelpreisträgers Ladoslav (Leopold) Ružička. Dieser, geboren 1887 in Vukovar im zur Donaumonarchie gehörenden Königreich Kroatien und Slawonien, erhielt den Nobelpreis 1939 für seine Forschungen zu Polymethylenen und höheren Terpenverbindungen.

 

Für Luxemburg, Malta und Zypern lagen der CEFIC keine (ausreichenden) Daten vor, um diese EU-Mitglieder in den Bericht aufzunehmen.

 

Von den Nachbarländern der EU werden Norwegen, die Russländische Föderation, die Schweiz und die Türkei behandelt. In der Russländischen Föderation haben dem Bericht zufolge rund 3.500 Chemieunternehmen ihren Sitz, die mit ihren 650.000 Beschäftigten pro Jahr etwa 3.000 Milliarden Rubel (48,6 Milliarden Euro) Umsatz machen. Bekanntermaßen zu den Branchengrößen zählt die Chemieindustrie der Schweiz. Umsatzzahlen nennt der Bericht zwar nicht. Doch wird erwähnt, dass die 250 Unternehmen jährlich chemische Produkte im Wert von 85 Milliarden Franken (79,8 Milliarden Euro) exportieren. Dies entspricht rund 40 Prozent der gesamten Ausfuhren aus der Schweiz, womit die Chemieindustrie die größte Exportbranche des Landes ist.

 

Ausführlich vorgestellt wird auch die Chemieindustrie der EU insgesamt. Über 28.000 einschlägige Unternehmen haben dort ihren Sitz. Mit ihren 1,1 Millionen Beschäftigten erwirtschaften sie rund 520 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. Das entspricht etwa 1,1 Prozent des BIP der 28er-Gemeinschaft. Der Exportüberschuss der Branche belief sich 2015 auf rund 44,8 Milliarden Euro, verglichen mit 43,3 Milliarden Euro im Jahr 2014 und 48,2 Milliarden im Jahr 2013.

 

Sinkende Wettbewerbsfähigkeit

 

Nicht fehlen darf aus gegebenem Anlass die Warnung der CEFIC, dass die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Chemieindustrie sinkt. Schuld daran sind ihr zufolge die im internationalen Vergleich hohen Energiepreise und Arbeitskosten, regulatorische Belastungen und Steuern sowie Währungseffekte. Einmal mehr plädiert die CEFIC in ihrem Bericht für die Forcierung des Außenhandels, wobei insbesondere die USA und China als Zielmärkte genannt werden. Weiters warnt sie vor kommenden zusätzlichen bürokratischen Bürden. Und sie verweist auf die ohnehin bereits sehr gute „Umwelt-Performance“ der Chemieindustrie. Das lässt sich als Wink mit dem Zaunpfahl an die Behörden deuten, in dieser Hinsicht künftig nach Möglichkeit zurückhaltender zu agieren.

 

Ungeachtet der nicht zu übersehenden Lobbyingbotschaften im Zusammenhang mit dem European Industry Day bietet der Bericht eine Fülle von Informationen. Es könnte daher hilfreich sein, ihn künftig jährlich aktualisiert zu publizieren.

 

 

„Mit dem Ergebnis sehr zufrieden“

Die AMAG steigerte ihren Absatz im Jahr 2016 gegenüber 2015 um sechs Prozent und ihr EBITDA um 15,5 Prozent. Für heuer zeigt sich das Management um Vorstandschef Helmut Wieser ebenfalls optimistisch

 

Etwa 405.900 Tonnen Aluminium und Aluminiumprodukte verkaufte die AMAG Austria Metall AG im Jahr 2016, um rund 6,5 Prozent mehr als 2015. Der Umsatz des Ranshofener Alu-Konzerns lag mit 906,2 Millionen Euro um 0,8 Prozent unter dem des Jahres 2015. Dem gegenüber wuchs das EBITDA um 15,5 Prozent auf 143,0 Millionen Euro, das EBIT war mit 73,0 Millionen Euro um 33,4 Prozent höher als 2015. „Wir sind mit diesem Ergebnis sehr zufrieden“, konstatierte Vorstandschef Helmut Wieser bei der Bilanzpressekonferenz am 28. Februar in Wien. Was den Umsatz angehe, habe mit der höheren Absatzmenge der im Jahresdurchschnitt um vier Prozent niedrigere Aluminiumpreis „nahezu kompensiert“ werden können.

 

Zufriedenstellend entwickelte sich insbesondere das Segment Walzen, erläuterte Finanzvorstand Gerald Mayer. Der Absatz wuchs um 13 Prozent auf 198.000 Tonnen, der Umsatz um ein Prozent auf 702,2 Millionen Euro, das EBITDA schließlich um 29 Prozent auf 95,6 Millionen Euro. Mayer zufolge war dies im Wesentlichen der Mengensteigerung zu verdanken. Im Segment Metall, also der Aluminiumschmelze, sank der Umsatz zwar um sechs Prozent auf 611,1 Millionen Euro. Dem stand aber ein um 14 Prozent auf 37,9 Millionen Euro gewachsenes EBITDA gegenüber, der Absatz war mit 121.000 Tonnen um ein Prozent höher als 2015. Weniger erfreulich für das AMAG-Management entwickelte sich das Segment Gießen, in dem das Unternehmen den „Margendruck“ spürte. Der Umsatz verminderte sich um 18 Prozent auf 112,1 Millionen Euro, das EBITDA um 44 Prozent auf 6,1 Millionen Euro. „Im langjährigen Vergleich ist das aber ein gutes Ergebnis“, betonte Mayer.

 

Planmäßig verläuft die Standorterweiterung „AMAG 2020“, also der Bau eines Kaltwalzwerks in Ranshofen, ergänzte Technikvorstand Helmut Kaufmann. Die Anlage gehe voraussichtlich im Juni in Betrieb und erhöhe die Produktionskapazität des Unternehmens für Aluminiumwalzprodukte auf über 300.000 Jahrestonnen. Sie könne Bänder mit 2,30 Metern Breite herstellen. Das erlaube der AMAG, ihre Produktpalette zu erweitern.

 

Optimismus für 2017

 

Für 2017 zeigte sich Wieser optimistisch. Der weltweite Bedarf an Primäraluminium und Walzprodukten werde heuer voraussichtlich um vier Prozent steigen. Die AMAG selbst rechne bei den Walzprodukten mit einem Plus von acht Prozent. Das Unternehmen habe eine gute geographische Lage im Zentrum Europas. Im Automobilbereich gehe die Entwicklung in Richtung Leichtbau, was die Nachfrage nach Aluminium tendenziell erhöhe. Auch aus der Flugzeugindustrie gebe es Signale nach erhöhtem Bedarf. So habe die AMAG einen Mehrjahresvertrag mit Airbus abgeschlossen. Auch einige Langfristverträge mit Autoherstellern seien unter Dach und Fach. „Weitere Mehrjahresverträge mit signifikanten Mengenzuwächsen sind in Endverhandlung“, berichtete Wieser. Maßgeblich beeinflusst werde das Ergebnis der AMAG von der „Preisentwicklung an den Rohstoff- und Devisenmärkten“. Daher könne das Ergebnis für heuer noch nicht seriös prognostiziert werden. Der Vorstand sei jedoch „zuversichtlich, dass beim EBITDA mindestens das Niveau des Geschäftsjahres 2016 erreicht werden kann“.

 

 

 

 

Information mit Lücken

Laut Evaluierung der REACH-Dossiers durch die ECHA fehlen nach wie vor wichtige Daten zu potenziell gefährlichen Stoffen. Dies zeigt aber auch die Wirksamkeit der Überprüfungsmechanismen des Chemikalienmanagementsystems.

 

Die Europäische Chemikalienagentur ECHA veröffentlichte am 27. Februar ihren neuen Evaluierungsbericht hinsichtlich des Chemikalienmanagementsystems REACH. Seine Kernbotschaft: Noch immer fehlen wichtige Informationen für den sicheren Umgang mit chemischen Substanzen. Insgesamt führte die Agentur im vergangenen Jahr 184 neue Untersuchungen über REACH-Dossiers durch. Bei den meisten davon ging es um potenziell gefährliche Stoffe. In 168 Fällen stellte die ECHA Mängel bei den angeführten Daten fest. Laut ECHA lassen sich daraus jedoch keine Schlussfolgerungen über die Qualität der Dossiers im Allgemeinen ziehen. Vielmehr zeigt der Bericht ihr zufolge, dass die Prüfmechanismen im Rahmen von REACH funktionieren. Die fehlenden Informationen betreffen zumeist die Auswirkungen von Stoffen auf den menschlichen Organismus vor der Geburt, Gentoxizität, Reproduktionstoxizität und die langfristige Gefährdung von Wasserkörpern.

 

Ein wesentlicher Punkt der Evaluierung betrifft weiters die Tatsache, dass die REACH-Registrierungsdossiers stets auf dem aktuellen Stand zu halten sind. Um dies zu gewährleisten, schrieb die ECHA vergangenes Jahr die Registranten von 270 Substanzen an und informierte sie über Mängel in ihren Dossiers. Sie veröffentlicht auch regelmäßig eine Liste von Stoffen, deren Überprüfung sie plant. Einmal mehr warnte die Agentur in diesem Zusammenhang: Bringt ein Registrant sein Dossier nicht bis zu dem von ihr festgesetzten Zeitpunkt in Ordnung, wird die Registrierung widerrufen.

ECHA-Generaldirektor Geert Dancet riet daher den Unternehmen, „unsere Empfehlungen ernstzunehmen und ihre Dossiers zu aktualisieren. Dies gilt umso mehr, wenn zu einem Stoff, den sie registriert haben, regulatorische Maßnahmen in Aussicht stehen“. Die Behörden benötigen Informationen, um festzustellen, ob weitere Maßnahmen erforderlich sind, betonte Dancet.

 

Prüfung abgeschlossen

 

Wie rechtlich vorgeschrieben, schloss die ECHA 2016 die Überprüfung der 2013 eingereichten „Testing Proposals“ ab. Die Proposals beziehen sich auf Tierversuche. Solche dürfen laut REACH nur dann durchgeführt werden, wenn keine andere Möglichkeit besteht, die Auswirkungen einer Substanz auf den Organismus herauszufinden. Im Jahr 2016 untersuchte die ECHA 164 Proposals und sandte 133 Entscheidungsentwürfe an die Registranten. Verlangt wird von diesen mittlerweile, Alternativen zu den Tierversuchen vorzuschlagen. Um sie dabei zu unterstützen, veröffentlichte die Agentur diesbezügliche Informationen.

 

Im Allgemeinen ordentlich

 

Trotz der festgestellten Mängel bei den Dossiers und den Testing Proposals verhalten sich die Unternehmen in Bezug auf REACH im Allgemeinen ordentlich, betonte die ECHA. Die meisten entsprechen der Aufforderung, Daten nachzuliefern, ohne weiteres. Nur in 33 von insgesamt 355 untersuchten Fällen erfolgte dies nicht. Daher empfahl die ECHA den Mitgliedsstaaten, geeignete Maßnahmen zur Rechtsdurchsetzung zu ergreifen.

 

Was die Evaluierung potenziell gefährlicher Stoffe betrifft, traf die ECHA 2016 in 26 Fällen Entscheidungen. Die Mitgliedsstaaten untersuchten in den vergangenen beiden Jahren 48 Substanzen und kamen zu dem Schluss, dass in 32 Fällen weitere Informationen notwendig sind.

 

 

Ausbau in Visp

Die beiden Pharmakonzerne Sanofi und Lonza investieren 270 Millionen Euro in eine neue Fabrik für monoklonale Antikörper.

 

Sanofi und Lonza bauen um 270 Millionen in Visp in der Schweiz eine neue Fabrik zur Herstellung monoklonaler Antikörper. Sie haben dazu und zum Betrieb der Anlage ein Joint-Venture gegründet, teilten die beiden Pharmakonzerne mit. In einer Aussendung war von einer „strategischen Partnerschaft“ die Rede. Sanofi erhält mit der neuen Anlage nach eigenem Bekunden die Möglichkeit, auf Schwankungen im Bedarf an monoklonalen Antikörpern kurzfristig zu reagieren. Lonza wiederum kann Kapazitäten, die Sanofi nicht nutzt, vermarkten. So unterstütze die neue Fabrik letztlich die gesamte Branche, hieß es in einer Aussendung.

 

Wenn die erforderlichen Genehmigungen vorliegen, wollen die Unternehmen noch heuer mit dem Bau beginnen und diesen 2020 abschließen. Die Investitionskosten tragen sie zu jeweils 50 Prozent. Gemanagt wird das Projekt von Lonza, das in Visp seinen weltweit größten Produktionsstandort hat und dort rund 2.700 Personen beschäftigt.

 

Philippe Luscan, Executive Vice President, Global Industrial Affairs von Sanofi, lobte Lonza als „Partner mit großer Erfahrung“. Marc Funk, COO Pharma & Biotech von Lonza, sagte, bei der Kooperation handle es sich um ein „maßgeschneidertes Geschäftsmodell, das den Bedürfnissen unserer beiden Unternehmen bestens entspricht“.

 

 

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