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PROPAK setzt auf Nachhaltigkeit

Die österreichischen Hersteller von Produkten aus Papier und Karton wollen mit Innovationen punkten. Plastik ist allerdings auch ihnen zufolge im Verpackungsbereich unverzichtbar.

 

Rund 2,4 Milliarden Euro Umsatz erwirtschafteten die österreichischen Hersteller von Produkten aus Papier und Karton im Jahr 2018. Gegenüber 2017 ist das eine Steigerung um 3,6 Prozent, berichtete Georg Dieter Fischer, der Obmann des Fachverbands PROPAK der Wirtschaftskammer (WKÖ), bei einer Pressekonferenz in Wien. Heuer dürfte das Ergebnis ihm zufolge nicht ganz so gut ausfallen: Das Umsatzwachstum werde in der Höhe der Steigerung der österreichischen BIP liegen. Unter Zugrundelegung der Prognose des WIFO wäre somit mit einem Zuwachs um etwa 1,7 Prozent oder einer Steigerung um rund 40 Millionen Euro zu rechnen. Mit einer Exportquote von etwa 74 bis 75 Prozent sind die rund 90 PROPAK-Mitglieder laut Fischer stark vom Auslandsgeschäft abhängig: „Wir könnten als Branche nicht existieren, wenn wir ausschließlich vom Heimmarkt leben müssten.“ Die wichtigsten Exportmärkte waren und blieben auch 2018 Deutschland, Italien sowie osteuropäische EU-Mitglieder, aber auch die Russländische Föderation. Im Gespräch mit dem Chemiereport ergänzte der Spartenobmann, ähnlich wie der vormalige WKÖ-Präsident Christoph Leitl trete auch er für ein „Aufweichen“ der Sanktionen gegenüber „Russland“ ein: „Ich bin ein Freund des liberalen Handels.“ Keine Sorgen bereitet Fischer der Austritt Großbritanniens aus der EU (Brexit), egal, wie dieser nun abläuft. Die Ausfuhren der PROPAK-Mitglieder machen ihm zufolge weniger als ein Prozent des Branchenumsatzes aus. Auch der Protektionismus Donald Trumps sei für die PROPAK-Firmen unerheblich: Die Exporte erfolgten nahezu ausschließlich in einem Radius von etwa 500 Kilometern: „Damit sind wir gut innerhalb Europas.“

 

Strategisch betrachtet, ist die Branche laut Fischer derzeit vor allem mit drei Themen beschäftigt: der Nachhaltigkeit, der Digitalisierung und dem Fachkräftemangel. Nicht zuletzt auch im Zusammenhang mit den Debatten um die EU-Kreislaufwirtschaftsstrategie hat die PROPAK eine eigene Nachhaltigkeitscharta erarbeitet. Fischer betonte, er und die von ihm vertretenen Unternehmen hätten „nichts gegen Plastik“. Dieses habe im Verpackungsbereich durchaus Sinn. Die Hersteller der einzelnen Packmaterialien seien gut beraten, gemeinsam Innovationen voranzutreiben. Zweifel meldeten Fischer und PROPAK-Geschäftsführer Martin Widermann am geplanten Plastiksackerl-Verbot an. Widermann konstatierte, in Österreich fielen alljährlich Kunststoffverpackungen mit einem Gesamtgewicht von etwa einer Million Tonnen an. Die Plastiksackerln kämen gerade einmal auf 5.000 bis 6.000 Tonnen.

 

Fischers Stellvertreter Andreas Blaschke, seines Zeichens Vorstand der Mayr-Melnhof Packaging Austria, erläuterte, was unter einer nachhaltigen bzw. ökologisch einwandfreien Verpackung zu verstehen ist, sei keineswegs klar. Eine Verpackung aus Verbundstoff könne beispielsweise 25 Gramm wiegen, aber schwer recyclierbar sein. Dieselbe Verpackung aus einem Monomaterial wiederum würde hingegen 200 Gramm wiegen: „Also was ist da letzten Endes ökologischer?“

 

Martina Hörmer, die Geschäftsführerin der REWE-Marke „Ja! Natürlich“ ergänzte, ihr Unternehmen versuche, weitgehend auf Plastikverpackungen zu verzichten. Immer und überall funktioniere das aber nicht: „Verpackungen haben ja viele unterschiedliche Funktionen, etwa den Schutz des Produkts, die Erhöhung seiner Lagerfähigkeit, aber auch das Anbieten von Informationen für den Kunden. Hier gilt es, eine vernünftige Balance zu finden.“ Papierverpackungen seien gerade auch im Zusammenhang mit Produktlinien wie „Ja! Natürlich“ von Vorteil: „Sie steigern aus Sicht des Kunden die Wertigkeit der Ware.“ Manchmal sei es deshalb möglich, diese zu einem höheren Preis zu verkaufen, konstatierte Hörmer auf Nachfrage des Chemiereports.

 

Ähnlich argumentierte Marko Schuster, Managing Director von Mondi Technical Films: „Ganz ohne Kunststoff geht es im Verpackungssektor nicht. Das hängt unter anderem mit dem Fett- und dem Feuchtigkeitsgehalt verpackter Lebensmittel zusammen. Minimieren lässt sich der Kunststoffeinsatz aber.“ Wichtig ist laut Schuster, die Endkunden bei der richtigen Behandlung gebrauchter Verpackungen zu unterstützen und damit deren Wiederverwertung zu optimieren.