Weblog von fischer
Mehr Anerkennung für die Chemie
19.09.16
von
Klaus Fischer
Politik und Gesellschaft sollten den Beitrag der Naturwissenschaften im Allgemeinen und der Chemie im Besonderen zu Wohlstand und Lebensqualität stärker würdigen. Dies muss sich auch in der Schaffung förderlicher Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung niederschlagen. Das sind die Kernbotschaften der „Seville International Chemistry Declaration 2016“, die am 16. September beim 6. EuCheMS Chemistry Congress der European Association for Chemical and Molecular Sciences in Sevilla verabschiedet wurde. In der Deklaration heißt es, die Welt werde bis zum Jahr 2030 um rund30 Prozent mehr Wasser und 40 Prozent mehr Energie benötigen. Auch die Bereitstellung ausreichender Mengen an Nahrungsmitteln für die wachsende Weltbevölkerung werde zunehmend zum Problem. Begegnen lasse sich diesen Herausforderungen nur mit Hilfe der Chemie und der anderen Naturwissenschaften.
Daher sei es notwendig, „das gesellschaftliche Bewusstsein für den unschätzbaren Beitrag der Naturwissenschaften im Allgemeinen und der Chemie im Besonderen zu allen Lebensbereichen zu fördern. Durch ihre Fortschritte haben uns diese Wissenschaften ermöglicht, eine beispiellose Lebensqualität zu genießen.“ Folglich müsse das Vertrauen und die Unterstützung für die Wissenschaften als Quellen menschlichen Fortschritts gestärkt werden, die verschiedentlich durch grundlose Vorurteile und Argumente ohne jegliche rationale Grundlage gezogen würden. Ferner gelte es, hervorragende wissenschaftliche Ausbildung, Forschung und technologische Innovation zu gewährleisten sowie objektive und zuverlässige Informationen über die Chemie als Wissenschaft sowie deren Anwendungen zu verbreiten.
Darüber hinaus seien die Behörden aufgefordert, die Wettbewerbsfähigkeit der Chemieindustrie voranzutreiben und neue Entwicklungen zu ermöglichen, die im alltäglichen Leben ihre Anwendung finden können. „Die weltweite Verbreitung dieser Fortschritte und Entdeckungen muss Vorrang haben“, heißt es in der Deklaration. Die Chemie könne einen wesentlichen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten, mit der sich Abfälle in neue Produkte umwandeln und die Nutzung natürlicher Rohstoffe effizenter gestalten ließen.
Deklaration gegen Chemie als Waffe
In einer weiteren Deklaration verurteilten die EuCheMS-Mitglieder den Einsatz von Chlor als Waffe im Bürgerkrieg in Syrien sowie in anderen Konflikten. Es sei „teuflisch, Chlor, das für gutartige Zwecke vorgehalten wird, zur Kriegsführung zu missbrauchen“. Wer derlei unternehme, solle als Kriegsverbrecher verfolgt werden.
Bayer: Monsanto-Übernahme verdreifacht Schulden
14.09.16
von
Klaus Fischer
Rund 66 Milliarden US-Dollar (58,7 Milliarden Euro) lässt sich Bayer die am 14. September bekannt gegebene Fusion mit dem US-amerikanischen Agrarkonzern Monsanto kosten. Wie es in einer Aussendung hieß, soll der Eigenkapitalanteil von etwa 19 Milliarden US-Dollar (16,9 Milliarden Euro) durch eine Bezugsrechtekapitalerhöhung sowie Pflichtwandelanleihen finanziert werden. Gleichzeitig war von einer „Brückenfinanzierung“ von 57 Milliarden US-Dollar (50,6 Milliarden Euro) die Rede, die BofA Merrill Lynch, Credit Suisse, Goldman Sachs, HSBC und JP Morgan bereitstellen. Das heißt: Vom gesamten Kaufpreis von 66 Milliarden US-Dollar kann Bayer derzeit offenbar gerade einmal neun Milliarden oder etwas mehr als ein Siebtel aus Eigenem aufbringen. Und auch wenn die Kapitalerhöhung und die Pflichtwandelanleihen die gewünschten 19 Milliarden tatsächlich erbringen, erhöht sich die Verschuldung des deutschen Chemiekonzerns um 47 Milliarden US-Dollar bzw. 41,8 Milliarden Euro. Sie würde sich damit gegenüber dem Schuldenstand zum Abschluss des Geschäftsjahres 2015 von 17,5 Milliarden Euro auf 59,3 Milliarden Euro mehr als verdreifachen. Seitens Bayer hieß es dazu, das Unternehmen habe „in der Vergangenheit nach Großübernahmen stets eine hohe Entschuldungsdisziplin unter Beweis gestellt. Das Unternehmen geht davon aus, dass der hohe Cashflow des zusammengeführten Geschäfts das Finanzprofil von Bayer verbessern wird“.
Wie bereits am 6. September gemeldet, hat sich Bayer zu einer Abschlagszahlung an Monsanto verpflichtet, falls die Fusion an kartellrechtlichen Vorgaben scheitert. Gegenüber damals wurde sie von 1,5 auf zwei Milliarden US-Dollar (1,7 Milliarden Euro) erhöht. Die beiden Konzerne planen, die Transaktion bis Ende 2017 abzuschließen. Unter Dach und Fach ist sie indessen noch nicht. Notwendig ist die Genehmigung sowohl durch die US-amerikanischen als auch durch die europäischen Wettbewerbsbehörden. Ähnlich wie bei der Fusion zwischen Dow und DuPont hat die EU-Kommission eine eingehende Untersuchung durchzuführen.
„Sich in hohem Maß ergänzende Geschäfte“
In einer gemeinsamen in deutscher und englischer Sprache verbreiteten Presseaussendung verlauteten die beiden Unternehmen, die geplante Transaktion bringe „zwei unterschiedliche, aber sich in hohem Maß ergänzende Geschäfte zusammen“. Monsanto habe „führende Positionen“ hinsichtlich Saatgut und Pflanzeneigenschaften sowie Digitaler Landwirtschaft. Bayer wiederum bringe seine Stärken im Bereich Pflanzenschutz ein. Ferner verfügten die beiden Konzerne über ein gemeinsames Forschungs- und Entwicklungsbudget von eta 2,5 Milliarden US-Dollar (2,2 Milliarden Euro) pro Jahr. Bayer zufolge ist ab dem dritten Jahr nach der Fusion mit jährlichen Synergieeffekten von etwa 1,5 Milliarden US-Dollar zu rechnen. Woraus sich diese ergeben und was sie für die 117.000 Mitarbeiter von Bayer und die 20.000 Monsanto-Beschäftigten bedeuten, gab Bayer nicht bekannt.
Werner Baumann, seit Frühjahr neuer Vorstandsvorsitzender von Bayer, wurde mit den Worten zitiert, die Fusion „ist ein wichtiger Schritt für unsere Division Crop Science und festigt gleichzeitig die Stellung von Bayer als globalem, innovationsgetriebenem Life-Science-Unternehmen mit führenden Positionen in unseren Kerngeschäften. Mit dieser Transaktion schaffen wir erheblichen Wert für die Aktionäre, unsere Kunden, Mitarbeiter und für die Gesellschaft insgesamt“. Laut Hugh Grant, Chairman und Chief Executive Officer von Monsanto, beginnt mit der Transaktion „eine neue Zeit in der Landwirtschaft – eine Zeit mit bedeutenden Herausforderungen, die neue nachhaltige Lösungen und Technologien verlangt, damit Landwirte bei weniger Einsatzmitteln mehr produzieren können. Die Kombination mit Bayer wird genau das leisten“.
Kritiker sehen die Angelegenheit nicht ganz so euphorisch. So konstatierte etwa Karin Kadenbach, Abgeordnete der SPÖ zum Europäischen Parlament: „Es wird wettbewerbspolitisch immer schwieriger, diesem Superkonzern Grenzen in der Machtausübung auf den europäischen Agrarmarkt zu setzen“. Sie, Kadenbach, sei „strikt gegen diesen Deal“.
Linde AG: Gespräche mit Praxair gescheitert
12.09.16
von
Klaus Fischer
Die Gespräche zwischen der deutschen Linde AG und der US-amerikanischen Praxair über eine Fusion sind gescheitert. Das teilten die beiden Unternehmen mit. Seitens der Linde AG verlautete, Aufsichtsrat und Vorstand seien sich einig, „die vorläufigen Gespräche mit Praxair, Inc. über eine mögliche Zusammenlegung beider Unternehmen zu beenden“. Grundsätzlich ergäbe die Fusion zwar „strategisch“ Sinn. In Detailfragen habe aber „keine übereinstimmende Auffassung erzielt werden“ können. Dies betreffe insbesondere die Governance.
Knapp fiel der Kommentar der Praxair aus. „Praxair bestätigte heute, dass die Gespräche mit der Linde AG über eine mögliche Fusion beendet wurden“, hieß es in einer Aussendung, die lediglich aus diesem Satz bestand. Linde hatte erst Mitte August einen Bericht des „Handelsblatts“ über die Verhandlungen mit Praxair bestätigt.
12.09.16
von
Klaus Fischer
Als „wichtigen Baustein für die Weltwirtschaftsordnung im 21. Jahrhundert“ betrachtet der deutsche Verband der Chemischen Industrie (VCI) CETA, das umstrittene Freihandelsabkommen der EU mit Kanada. Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann verlautete in einer Aussendung, das Abkommen könne „als Blaupause für moderne Regeln in Freihandelsabkommen dienen“. CETA bringe „Vorteile für Verbraucher, Beschäftigte und Unternehmen in Europa“, vereinfache den Handel und steigere damit die Wettbewerbsfähigkeit. Insbesondere mache das Abkommen den Zugang zu einem interessanten Absatz- und Rohstoffmarkt leichter. Kanada biete „eine Vielzahl natürlicher Ressourcen und mehr als 30 Millionen gut ausgebildeter, kaufkräftiger Einwohner“.
Ausdrücklich befürwortet der VCI laut Tillmann die verstärkte und institutionalisierte Zusammenarbeit der europäischen und der kanadischen Regulierungsbehörden. Diese verbessere den „Schutz von Menschen, Gesundheit, Tieren und Pflanzen führen. Die Grundphilosophie beider Seiten ist, die Umwelt insgesamt besser zu schützen“. Tillmann betonte, das Regulatorengremium habe keinerlei Entscheidungsgewalt. Vielmehr liege diese weiterhin bei den Regierungen Kanadas und der europäischen Staaten.
Einem vor wenigen Tagen beschlossenen Positionspapier des VCI zufolge sollte das Abkommen daher so rasch wie möglich ratifiziert werden. „Tritt CETA zügig in Kraft, demonstriert die EU der Welt, dass sie ein verlässlicher und handlungsfähiger Handelspartner ist. Scheitert CETA, verspielt die EU unnötig internationales Vertrauen“, resümiert der VCI.
Allergie-Impfstoff gegen Hepatitis B
08.09.16
von
Klaus Fischer
Der Impfstoff BM32 gegen Gräserpollen-Allergien könnte auch gegen Hepatitis B wirksam sein. Das entdeckte Carolin Cornelius im Rahmen ihrer Dissertation am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der Medizinischen Universität Wien (MedUni Wien). Der Impfstoff wurde am Christian-Doppler-Labor für Allergieforschung unter der Leitung von Rudolf Valenta an der MedUni Wien gemeinsam mit der Biomay AG entwickelt.
Cornelius zeigte, dass die Impfung mit BM32 gegen Gräserpollen-Allergien auch Hepatitis-B-Viren im Durchschnitt bei 80 Prozent der Betroffenen hemmt. Ihr zufolge könnte die dem Impfstoff zugrunde liegende Peptid-Carrier-Technologie somit ein „denkbarer Ansatz zur Weiterentwicklung der Hepatitis-B-Impfung sein“.
An Hepatitis B sind weltweit etwa 350 Millionen Menschen erkrankt. Es handelt sich damit um eine der häufigsten Krankheiten. Bei fünf bis zehn Prozent der Betroffenen besteht das Risiko, trotz Impfung mit einem der derzeit verfügbaren Mittel nicht geschützt zu sein.
Deutsche Chemieindustrie mit Umsatzrückgang
07.09.16
von
Klaus Fischer
Der saisonbereinigte Umsatz der deutschen Chemieindustrie belief sich im zweiten Quartal 2016 auf rund 45 Milliarden Euro. Er liegt damit um 6,1 Prozent unter dem Vergleichswert von 2015, teilte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mit. Der Inlandsumsatz sank um 5,9 Prozent auf 17,1 Milliarden Euro, der Auslandsumsatz um 6,3 Prozent auf 27,9 Milliarden. Das Produktionsvolumen verminderte sich im Jahresvergleich um 0,5 Prozent. Am größten war das Minus mit 5,4 Prozent bei anorganischen Grundchemikalien, gefolgt von Fein- und Spezialchemikalien sowie Wasch- und Körperpflegelmitteln mit jeweils -1,6 Prozent und den Pharmazeutika mit -0,1 Prozent. Dies konnte durch die Zuwächse bei Polymeren (+1,6 Prozent) sowie Petrochemikalien samt Derivaten (+1,1 Prozent) nicht ausgeglichen werden.
Als Grund für diese Entwicklung nannte VCI-Präsident Marijn Dekkers in einer Aussendung die schwächere Nachfrage nach Chemikalien in Deutschland sowie im europäischen Ausland. Im Quartalsbericht heißt es, die Kunden seien „vielerorts“ verunsichert gewesen und hätten sich mit Bestellungen zurückgehalten. Folglich sei die Kapazitätsauslastung mit rund 84,1 Prozent nicht überragend gewesen.
Für das Gesamtjahr erwartet Dekkers einen Rückgang des Branchenumsatzes um 1,5 Prozent gegenüber 2015 auf 185,9 Milliarden Euro. „Das Chemiegeschäft dürfte auch in der zweiten Jahreshälfte ohne Dynamik bleiben. Weder im Inland noch im Ausland sind nachhaltige Wachstumsimpulse erkennbar. Unsicherheiten wie der bevorstehende Austritt Großbritanniens aus der EU kommen hinzu“, verlautete Dekkers. Er beendet bei der Mitgliederversammlung am 23. September seine Funktion als VCI-Präsident. Als Nachfolger ist seit 23. März BASF-Chef Kurt Bock designiert.
CEFIC unterstützt „Alliance for TTIP“
06.09.16
von
Klaus Fischer
Der europäische Chemieindustrieverband CEFIC ist der „Alliance for TTIP“ beigetreten. Dabei handelt es sich um eine Kooperation von europäischen und US-amerikanischen Wirtschaftsverbänden, die für das umstrittene geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA lobbyiert. Als Grund nannte die CEFIC den verstärkten Widerstand gegen TTIP. Dessen Gegner behaupteten, das Abkommen unterminiere die Transparenz des wirtschaftspolitischen Handelns sowie die Rechtssicherheit für die öffentliche Hand und gefährde letztlich auch die Gesundheit der Bevölkerung.
René van Sloten, Executive Director der CEFIC für Industriepolitik, verlautete, der Verband habe in der öffentlichen Konsultation der EU-Kommission zu TTIP darauf bestanden, die Gesetzgebung hinsichtlich Chemikalienmanagement „auf beiden Seiten“ des Atlantiks unverändert beizubehalten. Weder eine Harmonisierung noch eine wechselseitige Anerkennung könnten zur Diskussion stehen, „da die beiden Systeme zu unterschiedlich sind“. Dennoch gebe es Möglichkeiten, den Unternehmen den Umgang mit dieser Situation zu erleichtern und Doppelgleisigkeiten zu vermeiden. Diese bestünden nicht zuletzt darin, den Weg für globale Standards, Klassifizierungen und weltweites Labelling freizumachen sowie die Zusammenarbeit der Regulatoren der USA und der EU zu erleichtern. Seiner Ansicht nach werde TTIP den Verbrauchern erweiterte Wahlmöglichkeiten bieten und die Qualitätsstandards sogar erhöhen. Dies sei unter Aufrechterhaltung der unterschiedlichen Herangehensweisen durchaus möglich: „Es ist ein Mythos, dass TTIP die Standards für die Chemikaliensicherheit vermindert“.
In einer Erklärung der „Alliance for TTIP“ heißt es unter anderem: „Ein starkes politische Bekenntnis seitens der EU und der Regierung der Vereinigten Staaten ist nötig, um ein Ergebnis zu erzielen, das das Wirtschaftswachstum sowie die Wettbewerbsfähigkeit erhöht und damit die Möglichkeiten zur Schaffung von Arbeitsplätzen verbessert“. Überdies rege TTIP Investitionen und den Handel mit Gütern und Dienstleistungen an. Es handle sich um eine Möglichkeit, die „innerhalb der Lebensspanne einer Generation nur einmal besteht und daher nicht versäumt werden darf“. Mitglieder der „Alliance for TTIP“ sind unter anderem die European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations (EFPIA), die American Chamber of Commerce to the EU, BusinessEurope, Medicines for Europe sowie das Trans-Atlantic Business Council (TABC). Laut CEFIC beläuft sich das jährliche Handelsvolumen zwischen den USA und der EU auf rund 700 Milliarden Euro. Chemikalien sind unter den wichtigsten Handelsgütern.
Umfangreiche Herbstarbeit
Bereits am vergangenen Freitag präsentierte die CEFIC die Schwerpunkte ihrer Herbstarbeit. Neben dem Lobbying für TTIP umfasst diese unter anderem die weitere Implementierung des europäischen Chemikalienmanagementsystems REACH. Die letzte Frist für die Registrierung von Chemikalien endet im Mai 2018. Ferner wird sich die CEFIC mit den Kritierien für die Definition endokriner Disruptoren zu befassen haben. Wie berichtet, stieß der seinerzeitige Vorschlag der EU-Kommission auf „endenwollende“ Begeisterung in der Branche. Ein weiteres Thema sind der Brexit und dessen Auswirkungen. Überdies hat die EU-Kommission Vorschläge für eine Reihe energie- und klimapolitischer Themen abgekündigt. Unter anderem geht es um die im Gang befindliche Reform des Emissionshandelssystems (EU ETS), das neue Strommarktdesign und die Überarbeitung der Energieeffizienzrichtlinie.
Bayer erhöht Angebot für Monsanto
06.09.16
von
Klaus Fischer
Die Bayer AG erhöht ihr Angebot für die Akquisition des US-amerikanischen Agrarkonzerns Monsanto von 122 auf 127,50 US-Dollar pro Aktie. Das teilte das deutsche Pharmaunternehmen am Dienstagmorgen mit. Der Kaufpreis würde sich folglich auf etwa 65 Milliarden US-Dollar (58,3 Milliarden Euro) belaufen. Laut Bayer gilt das Angebot „lediglich unter der Voraussetzung einer einvernehmlichen Übernahme“. Die Verhandlungen seien „fortgeschritten“, aber „es ist nicht gewährleistet, dass die Parteien einen Vertragsabschluss erzielen“. Außerdem ist für den Vollzug der Transaktion die Genehmigung durch die zuständigen Wettbewerbsbehörden sowie des Aufsichtsrats der Bayer AG notwendig. Für den Fall, dass das Geschäft aufgrund verweigerter Kartellfreigaben oder Unbedenklichkeitserklärungen nicht zustandekommt, bietet Bayer Monsanto eine „Aufhebungszahlung“ (Reverse Antitrust Break Fee) von 1,5 Milliarden US-Dollar an. Damit werde die „Zuversicht in einen erfolgreichen Abschluss der Übernahme“ untermauert, verlautete Bayer. Vorstandsvorsitzender Werner Baumann hatte die Absicht zum Erwerb von Monsanto am 23. Mai bekanntgegeben.
Bayer plant, etwa 25 Prozent des Kaufpreises mit einer Kapitalerhöhung zu finanzieren, die übrigen 75 Prozent mit Fremdmitteln. Ein Finanzierungsvorbehalt besteht laut Baumann nicht. Durch die Fremdkapitalfinanzierung würde sich der Schuldenstand von Bayer um rund 48,75 Milliarden US-Dollar (43,73 Milliarden Euro) erhöhen. Zum Vergleich: Zum Abschluss des Geschäftsjahres 2015 belief sich die Nettoverschuldung des Konzerns auf rund 17,45 Milliarden Euro. Doch sollten „unsere umfangreiche Erfahrung mit konsequentem Schuldenabbau nach großen Übernahmen andererseits zur raschen Verbesserung des Finanz-Ratings beitragen“, verlautete Bayer. Langfristig werde ein „A“-Kreditrating angestrebt.
Monsanto bestätigte den Erhalt des neuen Angebots. Dieses werde ebenso geprüft wie andere Offerte sowie alternative Strategien, um eine optimale Entscheidung im Sinne der Aktionäre treffen zu können.
„Digitale Landwirtschaft“
Bayer beabsichtigt, durch die Fusion eine „Landwirtschaft der nächsten Generation“ möglich zu machen. Diese soll sich nicht zuletzt auf Digitaltechnik stützen. Bayer und Monsanto seien bereits derzeit im Bereich „digitale Landwirtschaft“ tätig und könnten gemeinsam „bahnbrechende Lösungen anbieten“. Als Beispiele nannte Bayer „eine führende digitale Plattform mit direktem Zugriff für Landwirte, erstklassige Datenanalyse und -auswertung, sich ergänzendes agronomisches Wissen und erweiterte Modellierung“ sowie „ein breites Netzwerk mit Partnern aus der Wissenschaft und Wirtschaft“.
Geplant ist, den Hauptsitz der weltweiten Saatgutsparte des fusionierten Konzerns sowie die Nordamerika-Zentrale am derzeitigen Monsanto-Hauptsitz in St. Louis um US-Bundesstaat Missouri zu belassen. Der Geschäftsbereich Pflanzenschutz und die Zentrale der Bayer-Division Crop Science sollen am Bayer-Standort Monheim verbleiben. Den Bereich „Digital Farming“ will Baumann „in der Nähe von San Francisco“ ansiedeln.
01.09.16
von
Klaus Fischer
Die EU-Kommission hat in einer umfangreichen Studie Indikatoren festgelegt, um die Auswirkungen der Gesetzgebung im Bereich Chemikaliensicherheit auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu messen. Einerseits soll die Häufigkeit von Fällen je Indikation und die Sterblichkeitsquote ermittelt werden. Der zweite Indikator sind die Auswirkungen auf die Umwelt, die sich durch eine gesunkene Exposition infolge der Chemikaliengesetzgebung ergeben. So betrachtet, zeigt sich bei Krankheiten, die durch die Aufnahme von Chrom oder Chromverbindungen ausgelöst werden, in Deutschland für die Jahre 1995 bis 2014 ein Rückgang um 47 Prozent. Bei Krankheiten aufgrund halogenierter Kohlenwasserstoffe ist eine Verminderung um 84 Prozent zu verzeichnen. Überdies hat sich die Zahl der auf Chemikalienexposition zurückzuführenden Hauterkrankungen von 2004 bis inklusive 2013 europaweit von 120.000 auf 54.000 Fälle verringert, die Zahl der Asthmafälle ist von 25.000 auf 7.000 gesunken.
Der Chemieindustrieverband CEFIC begrüßte die Studie der Kommission. Sie werde nicht zuletzt dazu beitragen, die Auswirkungen des Chemikalienmanagementsystems REACH und der CLP-Verordnung zu bewerten. Im kommenden Jahr steht der zweite „Review“ dieser Bestimmungen an. Erwin Annys, der bei CEFIC für REACH zuständig ist, verlautete, die Chemieunternehmen müssten bei Verfahren über die Weiterzulassung einer Substanz im Rahmen von REACH darlegen, dass deren Einsatz klare Vorteile für die Gesellschaft mit sich bringe. Dies werde durch die Indikatoren erleichtert. Die Industrie bekenne sich weiterhin zu strengen Bestimmungen hinsichtlich Gesundheits- und Umweltschutz. Wie Annys hinzufügte, verweist die EU-Kommission selbst darauf, dass es schwierig ist, positive Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt durch gesetzliche Bestimmungen nachzuweisen. Überdies seien Vorschriften nun einmal mit Kostenbelastungen verbunden. Sie hätten indessen auch begrüßenswerte Effekte.
29.08.16
von
Klaus Fischer
„Der Blick ins Ungewisse und die Verschiebung des Horizonts“ war der Titel einer Breakout Session von Ecoplus, der Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich, bei den Technologiegesprächen des „Europäischen Forums Alpbach“. Einer der Schwerpunkte der Session war die Frage, welche Technologien zukünftig das menschliche Leben maßgeblich verändern werden und wie sich diese identifizieren lassen. Darüber diskutierten namhafte Expertinnen und Experten, wie die Teilchenphysikerin Pauline Gagnon von der European Organization for Nuclear Research CERN, der Leiter des Analytikzentrums der Universität für Bodenkultur, Rudolf Krska, die Projektleiterin des Department Life Sciences- Biotechnologie der IMC Fachhochschule Krems, Rita Seeböck, der Medizinische Leiter des MedAustron in Wiener Neustadt, Eugen B. Hug, sowie Gerhard Drexler, Head of R&D Services, Uncoated Fine Paper, Mondi.
Neben der Neugierde nannten sie eine weitere Triebkraft für Forschung und Innovation: die „Lösung dringlicher Probleme“ wie etwa das Entwickeln von Therapien für schwere Krankeiten oder von Wirkstoffen gegen Schimmelpilze, die Nahrungs- und Futtermittel bedrohen. Die Bewältigung solcher Herausforderungen erfordert ihnen zufolge kreative Ansätze und kann damit den Horizont menschlicher Kenntnisse erweitern. Wie die Diskutanten feststellten, wird in Niederösterreich „bereits heute Spitzenforschung betrieben, die das Potenzial hat, die Welt nachhaltig zu verändern und sogar Horizonte zu verschieben“.
Forschen an den Technopolen
Kreative Grundlagenforschung findet insbesondere an den vier Technopolstandorte Krems, Tulln, Wiener Neustadt und Wieselburg statt, die sich laut Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav „zu bewährten Schnittstellen von Wirtschaft und Wissenschaft entwickelt haben“. Gemanagt wird das Technopolprogramm seit seinem Beginn im Jahr 2004 durch die Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich Ecoplus. Geschäftsführer Helmut Miernicki zufolge wird „die rasante technologische Entwicklung zu einer der größten Herausforderungen für die heimische Wirtschaft. Wer im harten Wettbewerb erfolgreich bleiben will, muss in engem Kontakt mit hochkarätigen Forschungseinrichtungen stehen und bereit sein, die Ergebnisse rasch und kreativ im eigenen Portfolio umzusetzen. Die Ecoplus-Technopole sind hier die richtigen Ansprechpartner.“
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