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Glyphosat: Neuerlich keine Mehrheit für Wiederzulassung

Die Wiederzulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat ist erneut gescheitert. Wie zuletzt am 6. Juni, gelang es der EU-Kommission auch am 24. Juni nicht, dafür eine qualifizierte Mehrheit der EU-Mitgliedsstaaten zu gewinnen. Für die Industriegruppe Pflanzenschutz (IGP) ist dies „nicht nachvollziehbar und ein Tiefschlag für die Europäische Union“, verlautete Obmann Christian Stockmar. Ihm zufolge zeigen „über 1.000 aktuelle und unzählige Studien aus den letzten 40 Jahren“, dass das Mittel „bei sachgemäßer Anwendung für Mensch, Tier und Umwelt sicher“ ist. Statt dies zur Kenntnis zu nehmen, folgten die EU-Mitgliedsstaaten „unter dem Joch der NGOs deren populistischer Argumentation und Diktion“. 

 

Stockmar erwartet, dass die EU-Kommission die Zulassung von Glyphosat für zwölf bis 15 Monate verlängern wird. In dieser Zeit soll die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) den Stoff einem „wissenschaftlichen und harmonisierten Einstufungsprozess des Wirkstoffs auf Basis des EU-Chemikalienrechts“ unterziehen.

 

 

FTI-Strategie: Umsetzung mangelhaft

Es steht weiterhin schlecht um die Umsetzung der Forschungs- und Technologieentwicklungsstrategie (FTI-Strategie) des Bundes. Das betonten der Vorsitzende des Rates für Forschung und Technologieentwicklung (RFTE), Hannes Androsch, sowie der stellvertretende Ratsvorsitzende Markus Hengstschläger, heute bei der Präsentation ihres Jahresberichts in Wien. Ihrer Ansicht nach bestehen vor allem fünf Probleme:

Erstens ist die „Performance“ des Bildungssystems nach wie vor schlecht. Auch die dringend notwendigen Reformen gehen „nur schleppend voran“.

Zweitens gibt es zu wenig Geld für die Grundlagenforschung. Zwar liegt der Anteil der Mittel am BIP mit 0,56 Prozent international gesehen „im vorderen Mittelfeld forschungsstarker Nationen“. Jedoch wird das Geld zu sehr über Basisfinanzierungen und zu wenig in kompetitiver Weise vergeben, also über den Wettbewerb zwischen den Forschungsstätten.

Drittens verläuft die Gründung innovativer Unternehmen schlechter als wünschenswert. Es fehlt an Risikokapital, auch die „bürokratischen, regulativen und steuerlichen“ Hürden für die Gründung einer GmbH sind zu hoch. Dazu kommen die „komplexen und unübersichtlichen“ Fördersysteme. Ein „Streamlining“ sei dringend zu empfehlen

Viertens ist die private Finanzierung von Forschung und Entwicklung unzureichend. So sollte laut FTI-Strategie der Anteil der privaten F&E-Finanzierung im Jahr 2020 mindestens 66 Prozent, wenn möglich sogar 70 Prozent, betragen. Laut dem aktuellen Österreichischen Forschungs- und Technologiebericht liegt der Anteil heuer bei 47,8 Prozent. Auf den öffentlichen Sektor entfallen 36,1 Prozent, auf Finanzmittel aus dem Ausland rund 16 Prozent. 

Fünftens schließlich bestehen „Schwächen in der Governance des FTI-Systems“. Die Kompetenzen sind zersplittert, das Bundeskanzleramt und die zuständigen Ministerien (Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium, Technologieministerium, Bildungsministerium sowie Finanzministerium) stimmen sich zu wenig ab. Auch die einschlägigen Abteilungen des Arbeits-, des Umwelt- und des Gesundheitsministeriums sind unzureichend eingebunden.

 

Gefahr des Zurückfallens

 

Angesichts dessen laufe Österreich Gefahr, sein Ziel laut der FTI-Strategie zu verfehlen, warnte Androsch. Dieser zufolge soll die Republik bis 2020 zu den europäischen „Innovation Leaders“ gehören. Androsch fügte hinzu, schon jetzt leide Österreich unter einer „unbefriedigenden Wirtschaftsentwicklung“. Diese sei zumindest teilweise durch die mangelhafte „Innovationsdynamik“ bedingt. Gehe die Regierung die ihr ja bekannten Probleme nicht an, „fallen wir weiter zurück. Das bedeutet weniger Wirtschaftsleistung, weniger Wohlstand und mehr Arbeitslosigkeit“.

 

Immerhin habe Bundeskanzler Christian Kern „rein verbalisiert“ ein besseres Verständnis für die Situation. „Auch die neue Bildungsministerin Sonja Hammerschmid kennt sich aus. Von da her hat sich die Lage gebessert“. Weniger optimistisch äußerte sich Hengstschläger: Mit Beatrix Karl und Karlheinz Töchterle seien bereits Professoren an der Spitze des Wissenschaftsministeriums gestanden. Verbessert habe sich dadurch nichts. Und trotz der kürzlichen Änderungen in der Regierung „sehe ich nicht, dass sich etwas tut“. Hoffnungslos sei die Lage allerdings nicht, betonte Androsch: „Singapur war vor 30 Jahren ein Dritte-Welt-Land. Heute hat es zwei Universitäten von Weltrang“. 

EFPIA: Exportüberschuss stark gestiegen

Laut Schätzungen des europäischen Pharmaindustrieverbands EFPIA belief sich der Produktionswert der Branche im Jahr 2015 auf rund 225 Milliarden Euro. Gegenüber 2014 entspricht das einem Plus von 3,9 Milliarden Euro oder 1,8 Prozent. Das zeigt der vor wenigen Tagen erschienene statistische Bericht des Verbands. In den Zahlen inkludiert ist neben der Pharmaproduktion der EU-Mitglieder auch jene der Schweiz, Norwegens und der Türkei. Dem Bericht zufolge exportierten diese Staaten Medikamente im Wert von 361,5 Milliarden Euro und importierten solche im Wert von 275 Milliarden. Somit ergibt sich ein Ausfuhrüberschuss von 86,5 Milliarden Euro, im Vergleich zu 2014 ein Zuwachs von 13,5 Milliarden Euro oder 18,5 Prozent. Die Zahl der Arbeitsplätze wuchs um lediglich 0,2 Prozent von 723.450 auf 725.000.

 

Von 30,9 auf 31,5 Milliarden Euro und somit um 1,9 Prozent angestiegen sind von 2014 auf 2015 die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (R&D). Allerdings liegen die jährlichen R&D-Ausgaben der europäischen Pharmaindustrie schon seit rund anderthalb Jahrzehnten unter denen der USA. Im Jahr 2014 investierten die US-Amerikaner rund 40,7 Milliarden Euro in diesem Bereich, 2015 waren es rund 47 Milliarden. Immerhin gaben die europäischen Pharmaunternehmen in den vergangenen Jahren stets etwa doppelt so viel für R&D aus wie Japan, das 2014 etwa 14,9 Milliarden investierte.

 

Am Weltmarkt für Arzneimittel hat Europa einen Anteil von 22,2 Prozent. Es liegt damit an zweiter Stelle hinter Nordamerika (USA und Kanada) mit 48,7 Prozent. Die Nummer 3 bilden Australien sowie die Staaten Afrikas und Asiens mit Ausnahme Japans mit insgesamt 16,6 Prozent, gefolgt von Japan selbst mit 8,1 Prozent und Lateinamerika mit 4,4 Prozent. Klar ist laut EFPIA, dass die Entwicklungs- und Schwellenländer als Pharmamärkte immer bedeutender werden. Insbesondere trifft dies ihr zufolge auf China und Brasilien zu.

 

 

 

 

BASF bietet 2,8 Milliarden Euro für Chemetall

Um 2,8 Milliarden Euro will der deutsche Chemiekonzern BASF das Oberflächentechnik-Unternehmen Chemetall übernehmen. Eine diesbezügliche Vereinbarung sieht vor, die Transaktion bis Ende des heurigen Jahres abzuschließen, teilte BASF mit.

 

Die Chemetall soll in den Geschäftsbereich Coatings der BASF eingegliedert werden. Sie hat ihren Hauptsitz in Frankfurt am Main und gehört seit 2015 dem US-amerikanischen Albemarle-Konzern, der ihr Mutterunternehmen, den Spezialchemikalienhersteller Rockwood Holdings, erwarb. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Chemetall mit 2.500 Mitarbeitern einen Umsatz von 751 Millionen Euro sowie ein EBITDA von 179,6 Millionen Euro. Für heuer werden ein Umsatz von 756,6 Millionen Euro sowie ein EBITDA von 192,9 Millionen Euro erwartet.

 

Zu den wichtigsten Kunden des Unternehmens gehören die Auto- und die Luftfahrtindustrie. Seitens der BASF hieß es, Chemetall ergänze das eigene Oberflächenbehandlungsgeschäft „hervorragend“. Mit der Übernahme könne die Position als „complete solutions provider“ in diesem Segment weiter gestärkt werden. 

Weiter Debatten um endokrine Disruptoren

Kritik an den gestern von der EU-Kommission präsentierten Kriterien für endokrine Disruptoren (EDs) kommt nun auch vom europäischen Chemieindustrieverband CEFIC und vom deutschen Verband der Chemischen Industrie (VCI). In einer gemeinsamen Aussendung der CEFIC, des Kunststoffindustrieverbands Plastics Europe und des Verbandes der Pflanzenschutzmittelhersteller (ECPA) heißt es, die Vorschläge seien „nicht akzeptabel“. Faktisch würden keine Kriterien festgelegt. Statt dessen übernehme die Kommission lediglich die Definition der WHO, die unzureichend sei. CEFIC-Generaldirektor Marco Mensink verlautete: „Nach etlichen Jahren haben wir nun nur eine neuerliche Bekräftigung der WHO-Kriterien. Das schafft zwar wenigstens mehr Klarheit, ist aber unzureichend. Wir müssen höchstmögliche Sicherheitsstandards festlegen, die gleichzeitig Innovationen ermöglichen.“ ECPA-Generaldirektor Jean-Jacques Bocquet bemängelte, aufgrund des Vorschlags der EU-Kommission müssten Pflanzenschutzmittel verboten werden, die Stoffe beinhalten, „wie sie auch in alltäglichen Produkten vorkommen, zum Beispiel Kaffee“. Dies sei sinnlos. Die Kriterien sollten ausschließlich auf wirklich bedenkliche Substanzen abstellen, nicht aber auf solche, die die Landwirtschaft zur Produktion sicherer, gesunder und erschwinglicher Nahrungsmittel benötige. Ähnlich argumentierte Karl Förster, der Exekutivdirektor von Plastics Europe.

 

Konzentration aufs Wesentliche

 

Auch der VCI sieht den Vorschlag der Kommission „kritisch“, betonte Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann: „Zwischen hormonell aktiven Stoffen, die sicher verwendet werden können, und denen, die schon bei niedrigen Mengen oder Dosierungen eine schädliche Wirkung haben, kann damit nicht unterschieden werden. Es darf nicht dazu kommen, dass eine Vielzahl von Stoffen, die wichtig für modernen Pflanzenschutz oder effiziente Materialien ist, verboten wird“. Tillmann zufolge unterliegen endokrine Disruptoren bereits einer Reihe von Vorschriften: „Im Rahmen der europäischen Chemikalienverordnung REACH können sie einer Zulassungspflicht unterworfen werden. Die Verordnungen für Pflanzenschutzmittel oder Biozid-Produkte schreiben sogar ein weitreichendes Verwendungsverbot vor“. Tillmann empfiehlt daher, neue Regulierungen für endokrine Disruptoren auf Stoffe zu beschränken, „die bereits in niedrigen Mengen oder Dosierungen eine schädliche Wirkung beim Menschen oder in der Umwelt auslösen. Die Entscheidung, ob ein Stoff reguliert werden muss, sollte die Schwere der schädlichen Effekte, die Reversibilität eines negativen Effekts sowie die Aussagekraft der wissenschaftlichen Daten berücksichtigen“.

 

 

 

Endokrine Disruptoren: EU-Kommission präsentiert Kriterien

Die EU-Kommission präsentierte am 15. Juni die seit langem erwarteten Kriterien, nach denen Pestizide sowie Biozide als hormonell schädigende Stoffe (endokrine Disruptoren, EDs) einzustufen sind. Wie bereits im März angekündigt, stützt sich die Kommission dabei auf die Begriffsbestimmung von EDs durch die Weltgesundheitsorganisation WHO. Dieser zufolge ist ein Stoff ein ED, wenn er die menschliche Gesundheit schädigt, auf das Hormonsystem wirkt sowie seine Wirkung auf das Hormonsystem der Grund für die Gesundheitsschädigung ist. Laut EU-Kommission erfolgt die Definition eines Stoffes als ED „unter Heranziehung aller relevanten wissenschaftlichen Erkenntnisse, mit einer Gewichtung der Erkenntnisse nach ihrer Beweiskraft („Weight-of-evidence“-Ansatz) und mit einer robusten systematischen Überprüfung“.

 

Ergänzend ersucht die EU-Kommission die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA und die Europäische Chemikalienagentur ECHA, zu prüfen, „ob einzelne zugelassene Stoffe, bei denen es Indizien dafür gibt, dass sie endokrine Disruptoren sind, nach den heute vorgelegten Kriterien als endokrine Disruptoren identifiziert werden können“. Damit können die beiden Behörden die neuen Kriterien anwenden, sobald sie in Kraft sind. Laut geltendem EU-Recht dürfen Biozide sowie Pflanzenschutzmittel nicht zugelassen werden, wenn sie EDs sind. Ausgenommen sind Pflanzenschutzmittel, bei denen die Exposition vernachlässigbar ist, sowie Biozide, bei deren (sachgemäßer) Verwendung faktisch kaum Gesundheitsrisiken bestehen.

 

Die Vorschläge der Kommission müssen vom Europäischen Parlament und dem Rat im Rahmen regulärer Rechtssetzungsverfahren gebilligt werden. Die Kriterien gelten auch für Stoffe, die in die EU importiert werden. Aus diesem Grund hat die EU-Kommission ihre Vorschläge an die Welthandelsorganisation WTO übermittelt. So haben Drittstaaten die Möglichkeit, sich dazu zu äußern.

 

Vertane Chance“

 

Heftige Kritik kam vom Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO). Geschäftsführerin Sylvia Hofinger sprach von einer „vertanen Chance“. Die Kommission habe „mit ihrer unspezifischen Definition leider die Chance verpasst, die menschliche Gesundheit durch sinnvolle Kriterien und eine wissenschaftlich basierte Risikobewertung vor tatsächlich hormonell schädlichen Substanzen zu schützen. Diese breite Definition lässt keine Konzentration auf riskante Stoffe zu“. Ihr zufolge wird damit „der gefährliche und in der EU verbotene Weichmacher DEHP gleich behandelt wird wie zum Beispiel Kaffee, Bier oder Tofu“. Denn auch diese Lebensmittel enthielten Stoffe, die als EDs im Sinne der Vorschläge einzustufen wären. Das verunsichere die Bevölkerung und bringe für deren Gesundheit nichts. 

 

Hofinger zufolge sind generelle Kriterien, wie sie die EU-Kommission einführen will, sinnlos. Sie fordert statt dessen eine „stoffbezogene, wissenschaftliche Risikobewertung, bei der das Gefährdungspotenzial hormonaktiver Stoffe einzeln ermittelt wird“.

 

 

 

AIT sieht sich gut unterwegs

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2015 verzeichnete das Austrian Institute of Technology (AIT) ein Konzernergebnis von rund 3,1 Millionen Euro, etwa ebensoviel wie 2014. Auch das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) blieb mit rund 3,2 Millionen Euro stabil. Das berichteten die AIT-Geschäftsführer Anton Plimon, Alexander Svejkovsky und Wolfgang Knoll heute bei der Jahresbilanzpressekonferenz in Wien. Laut Plimon ist auch das heurige Jahr gut angelaufen. Setze sich der Trend des ersten Quartals fort, „liegen wir exakt so, wie es das Budget für heuer vorsieht“. Für das Gesamtjahr 2016 ist laut Finanzchef Svejkovsky ein Jahresergebnis von etwa zwei Millionen Euro zu erwarten. Der Rückgang gegenüber 2015 ergibt sich aus der Verdopplung der Investitionen von sechs auf rund 12,5 Millionen Euro. Plimon zufolge fließt das Geld zu jeweils etwa der Hälfte in die Modernisierung sowie in die Anschaffung von Geräten: „Damit haben wir eine saubere Basis für die Zukunft“. Unter anderem wird eine Kaltkammer-Druckgussmaschine für den Standort Ranshofen der Geschäftseinheit „Light Metals Technologies“ beschafft. Überdies entsteht ein neues Labor für die Entwicklung von Batteriematerialien. Den Auftragsstand im Jahr 2015 bezifferte Svejkovsky mit rund 152,0 Millionen Euro, um etwa 11,3 Millionen weniger als 2014. Ihm zufolge ist dies eine durch das Projektgeschäft bedingte Schwankung: „Langfristig geht der Trend nach oben.“

 

Ein wesentliches Thema der nächsten Aufsichtsratssitzung ist laut Plimon die Evaluierung der AIT-Unternehmensstrategie. Im Zuge ihrer Erarbeitung überprüfen fünf „Panels“, die von externen Experten geleitet werden, die „Performance“ des AIT und seiner Tochterunternehmen und geben Empfehlungen hinsichtlich der weiteren Entwicklung ab. Der Prozess ist im Wesentlichen abgeschlossen: „Dann beginnen wir mit der Umsetzung der kurzfristigen wie auch der langfristigen Maßnahmen, die sich aus den Empfehlungen ergeben“. Wie Plimon dem Chemiereport erläuterte, besteht eine der Empfehlungen darin, das jeweils relevante Umfeld von Forschungsfeldern zu untersuchen, um diese noch besser bearbeiten zu können.

 

Knoll, der wissenschaftliche Geschäftsführer des AIT, ergänzte, dieses habe „Technologien zu entwickeln, die auf dem Markt tatsächlich nachgefragt werden“. Mit den geplanten Investitionen sei dies weiterhin gewährleistet. Aufgrund seiner Reputation werde das AIT mittlerweile auch eingeladen, in „Entscheidungs-, Definitions- und Designgremien“ für internationale Forschungsprogramme mitzuarbeiten, etwa im Rahmen von Horizon 2020 der EU und des nachfolgenden Vorhabens. Mit dem Complexity Science Hub habe das AIT eine Institution geschaffen, die sich unter anderem der Erarbeitung von Modellen für die zukünftige Entwicklung von Städten befasst. Dabei werden nicht nur die Infrastrukturnetze berücksichtigt, sondern auch die sozialen und die staatlichen Netze sowie deren wechselseitige Beeinflussung.

 

Im Steigflug“

 

Aufsichtsratschef Hannes Androsch resümierte, es sei seit 2007 gelungen, das AIT aus einem Sanierungsfall zu einer international ernstgenommenen Forschungs- und Entwicklungseinrichtung zu machen: „Wir sind im Steigflug in Richtung Premier Ligue“. Dies sei nicht zuletzt den Eigentümern, dem Technologieministerium (BMVIT) und der Industriellenvereinigung (IV), zu danken. Androsch bestätigte dem Chemiereport, die vor wenigen Wochen angelaufene Aufsichtratsperiode werde definitiv seine letzte sein. Er sehe seine wichtigste Aufgabe darin, die Evaluierung der Strategie unter Dach und Fach zu bringen und sicherzustellen, „dass die Geschäftsführung die adaptierte Strategie umsetzen kann. Dann ist mission accomplished“. 

REHAU: EU-Kommission prüft Beihilfe

Die EU-Kommission prüft eine Beihilfe Deutschlands von vier Millionen Euro an den Schweizer Polymerverarbeiter REHAU. Erstmals erfolgt dies nach den neuen Leitlinien bezüglich regionaler Beihilfen. Diesen zufolge sind solche nur zulässig, wenn „die geförderten Produktionsverfahren eine echte Innovation darstellen“, teilte die Kommission mit. Sie stellt in Frage, ob dies bei der deutschen Förderung der Fall ist.

 

Wie die Kommission erläuterte, will REHAU eine veraltete Lackieranlage in Viechtach in Bayern ersetzen und dafür 50 Millionen Euro investieren. Die neue Anlage soll die doppelte Kapazität der bestehenden aufweisen. Die EU-Kommission hat nun Bedenken, ob das geplante Produktionsverfahren innovativ genug ist, um als Innovation im Sinne der Regionalbeihilfeleitlinien zu gelten“. Ferner vermutet sie, die Investition würde wohl auch ohne Beihilfe durchgeführt, „und hegt Zweifel am Beitrag der Beihilfe zur regionalen Entwicklung“. Ihre Bedenken wird die Kommission nun „eingehend“ prüfen.

 

Seitens REHAU liegt bis dato keine Stellungnahme zu der Causa vor.

 

 

 

Endokrine Disruptoren: VCI fordert „Augenmaß“

Eine „Gesetzgebung mit Augenmaß für hormonell aktive Stoffe“ fordert der deutsche Verband der Chemischen Industrie (VCI). Der Hintergrund: Nach jahrelangen Verzögerungen kündigte die EU-Kommission kürzlich an, demnächst Kriterien vorzuschlagen, anhand derer hormonell schädliche Stoffe („endokrine Disruptoren“) identifiziert werden können. Laut VCI „sollten diese Kriterien nur Stoffe erfassen, die schon in geringen Mengen und Dosierungen eine schädliche Wirkung beim Menschen oder in der Umwelt verursachen“. Der VCI schlägt daher vor, bei der Einstufung unter anderem folgende Kriterien zu berücksichtigen: die Wirkstärke, die Schwere der schädlichen Effekte, die Reversibilität allfälliger negativer Auswirkungen sowie die Aussagekraft der der Einstufung zugrunde liegenden wissenschaftlichen Daten. Der VCI folgt damit im Wesentlichen dem seit längerem vorliegenden Konzept des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).

 

Wie der Verband betont, besteht bereits eine Reihe von Vorschriften hinsichtlich der endokrinen Disruptoren. So ist es möglich, im Rahmen des europäischen Chemikalienmanagementsystems REACH eine Zulassungspflicht zu verhängen. Außerdem können endokrine Disruptoren aufgrund der Pflanzenschutzmittel-Verordnung sowie der Biozidprodukte-Verordnung verboten werden. Laut VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann darf es „nicht dazu kommen, dass eine Vielzahl von Stoffen, die wichtig für modernen Pflanzenschutz oder effiziente Materialien sind, unnötig reguliert oder sogar verboten wird, selbst wenn von ihnen bei sachgemäßer Nutzung kein erhöhtes Risiko ausgeht“. Ihm zufolge ist die „sichere Handhabung hormonaktiver Stoffe machbar“.

 

Kommission unter Kritik

 

Die EU-Kommission wollte schon 2013 Kriterien für die Einstufung von Stoffen als endokrine Disruporen vorschlagen. Indessen erwies es sich als schwierig, einen wissenschaftlichen Konsens bezüglich der Gefahren durch die fraglichen Substanzen zustande zu bringen. Während eine Gruppe von Wissenschaftlern von der klassischen „Dosis-Wirkungs-Beziehung“ (je höher die Dosis, desto schwerer die Wirkung) ausgeht, beharrt eine andere Gruppe darauf, dass selbst geringste Mengen von endokrinen Disruptoren bereits eine Gefahr für Menschen darstellen können. Infolge dessen verschob die Kommission die Festlegung der Kriterien immer wieder.

 

Mehrere EU-Mitgliedsstaaten, darunter Schweden und Frankreich, kündigten deshalb an, selbst Kriterien auszuarbeiten, falls die Kommission nicht endlich agiere. Schweden erhob 2014 Klage beim Europäischen Gerichtshof, der die Kommission im Dezember 2015 wegen ihrer Säumigkeit verurteilte. Im März des heurigen Jahres versicherte EU-Gesundheitskommissar Vytenis Adruikaits dem Umweltausschuss des EU-Parlaments, die Kommission werde noch vor dem Sommer Kriterien vorschlagen. Ein „hohes Niveau an Schutz für die menschliche Gesundheit und die Umwelt“ werde dabei das leitende Prinzip sein. Am 8. Juni forderte der Umweltausschuss die Kommission neuerlich auf, umgehend einen Kriterienkatalog festzulegen. Die österreichische EU-Parlamentarierin Karin Kadenbach kritisierte, es sei „untragbar, dass die Kommission weiter Unionsrecht verletzt und nach wie vor untätig ist“. Keinesfalls dürfe die Kommission der Chemieindustrie dabei zu weit entgegenkommen. Vielmehr müsse sie sich „endlich dazu bekennen, die Gesundheit der Bürger über die Profitinteressen einzelner Wirtschaftssektoren zu stellen“.

 

Weiter forschen

 

Mitte April waren 23 ausgewiesene Experten am BfR zusammengetroffen, wobei auch vier Beobachter der europäischen Chemikalienagentur ECHA sowie der Lebensmittelsicherheitsagentur EFSA anwesend waren. Konkrete Vorschläge für Kriterien ergaben sich auch dort nicht. Immerhin einigten sich die Experten darauf, dass es möglich ist, grundsätzliche Kriterien für die Indentifizierung endokriner Disruptoren festzulegen, obwohl unterschiedliche Ansichten hinsichtlich der Gefahrenbewertung bestehen. Anerkannt wurde die Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO für endokrine Disruptoren. Ihr zufolge handelt es sich um „exogene Substanzen oder Gemische, die die Funktion(en) des Hormonsystems verändern und dadurch nachteilige Auswirkungen auf gesunde Organismen, deren Nachkommen oder (Sub-)Populationen haben“. Unbestritten war ferner, dass auch andere Substanzen Auswirkungen haben können, wie sie endokrinen Disruptoren zugeschrieben werden. Die Experten halten es daher für notwendig, gleichzeitig mit den Kriterien für endokrine Disruptoren international anerkannte Testmethoden für die Wirksamkeit der Stoffe festzulegen. Die hormonelle Wirksamkeit eines Stoffs allein reicht jedenfalls nicht aus, um diesen als „endokrinen Disruptor“ zu identifizieren. Erforderlich sind den Experten zufolge daher weitere Forschungen, unter anderem hinsichlich Expositionsszenarien, aber auch epidemologische Studien und die Erforschung der Wirkmechanismen auf molekularer Ebene.

 

 

Daten vom Acker

Die Chancen und Herausforderungen der Landwirtschaft durch die Digitalisierung waren das Thema der Wieselburger Sommergespräche am 7. Juni im Technopol Wieselburg der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur Ecoplus. Wie in der vieldiskutierten „Industrie 4.0“ werden auch in der „Landwirtschaft 4.0“ in zunehmendem Maß Maschinen und Geräte vernetzt und wirken zusammen, um die Effizienz der Produktion zu steigern. Dies ermöglicht unter anderem ressourcenschonendes „Feldmanagement“ sowie die Verringerung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln, erläuterte Heinrich Prankl, der Leiter für Forschung und Entwicklung des Technopols. Auch die Ausfallssicherheit des Maschinenparks lässt sich verbessern. Die notwendige Datengrundlage liefern laut Prankl unter anderem Boden, Pflanzen sowie die landwirtschaftlichen Maschinen selbst, aber auch Wetterdienste und Satelliten, die beispielsweise die Bodenbedeckung sowie die Vegetationsstruktur erfassen. Daten gebe es jede Menge. Daher empfehle sich, sie sinnvoll zu nutzen, betonte Prankl. Bereits auf dem Markt sind ihm zufolge Systeme, mit denen gleichsam „die Kuh dem Bauern ein SMS schickt, wenn sie gemolken werden muss.“

 

Landwirtschaft 4.0 in der Praxis

 

Nicht ganz so tierisch geht es bei der „Farmdok“ zu, einer Applikation, die am Technopol Wieselburg entwickelt wurde. Laut dem Geschäftsführer der Farmdok GmbH, Andreas Prankl, dient dabei das Smartphone während der Feldarbeit zur automatischen Dokumentation der jeweiligen Tätigkeit. Ein Algorithmus analysiert die GPS-Daten, die die Fahrt mit dem Traktor erzeugt. Die Software ist in der Lage, zu erkennen, ob gerade der Weg zum Acker zurückgelegt oder auf dem Acker gearbeitet wird. Ebenso ermittelt sie die Größe der bearbeiteten Fläche. Ferner kann sie zyklische Tätigkeiten identifizieren, etwa das Ausbringen von Gülle. So ist es möglich, den Aufwand an Betriebsmitteln für eine bestimmte Tätigkeit abzuschätzen und zu optimieren. Der Nutzen für den Landwirt: Erstens kann er seine gesetzlichen Dokumentationspflichten leichter erfüllen. Zweitens lässt sich die Datenbasis nutzen, um bessere unternehmerische Entscheidungen zu treffen. Auf dem Markt erhältlich ist Farmdok seit März des heurigen Jahres. Laut Prankl ist das Interesse bei den Landwirten beträchtlich. Vorerst wird die „App“ in Österreich angeboten. Das Know-how bei der Analyse der GPS-Daten plant Prankl auch international zu vermarkten.

 

Treibstoff für Innovationen“

 

Wertschöpfung durch Technologieführerschaft sowie durch die Vermarktung neuer Technologien im In- und Ausland zu unterstützen, ist eine der Aufgaben der Ecoplus, erläuterte deren Bereichsleiter Unternehmen & Technologie, Claus Zeppelzauer. Dabei gehe insbesondere um das Zusammenbringen von Unternehmen und Personen mit innovativen Ideen. Aufgabe der Technopole sei es, Projekte zur Marktreife zu bringen. Ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki betonte die Bedeutung von Kooperationen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Bildungseinrichtungen als „Treibstoff für Innovationen in Niederösterreich“. Die Ecoplus wolle gerade auch kleine und mittelgroße Unternehmen „dazu motivieren, sich mit Forschung und Entwicklung auseinanderzusetzen. Wir dürfen die Innovationen nicht nur den Big Playern überlassen“.

 

Offen kommunizieren

 

Dass die „Landwirtschaft 4.0“ kommt, ist unausweichlich“, konstatierte Josef Plank, der Präsident des Österreichischen Biomasseverbandes und stellvertretende Generalsekretär der Landwirtschaftskammern Österreich. Die jüngere Generation der Landwirte sei „mit Begeisterung dabei, die Älteren sind oft maßlos überfordert“. Immer wieder träten auch Ängste zutage, „fremdgesteuert“ zu sein und als bloßer Lieferant von Daten zu dienen, mit denen andere Akteure wirtschaftlichen Nutzen generieren. „Starke schaffen Fakten. Die anderen hinken permanent hinterdrein“, beschrieb Plank die Gefühlslage. Ihm zufolge ist es notwendig, diese Bedenken ernst zu nehmen und die Herausforderungen ebenso wie die Chancen für die Landwirtschaft im Zusammenhang mit dem technischen Fortschritt offen zu kommunizieren. Auch gelte es, die Voraussetzungen für die Nutzung neuer Technologien im ländlichen Raum zu schaffen. „Der Breitbandausbau ist einfach ein Muss“, betonte Plank.

 

Ähnlich argumentierte Michaela Hinterholzer, Abgeordnete zum Niederösterreichischen Landtag und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von Ecoplus. Die Landwirtschaft müsse sich für die Digitalisierung „frühzeitig wappnen. Hier am Technopol Wieselburg ist dieses Thema gut verankert“. Wieselburg, das „jüngste“ der vier Ecoplus-Technopole, habe sich gut entwickelt. Außerdem gebe es in der Region „viel Platz, um Spin-offs anzusiedeln“.

 

 

 

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