Weblog von fischer
Pariser Klimaabkommen: Nationalrat beschließt Ratifizierung
08.07.16
von
Klaus Fischer
Der Nationalrat beschloss am heutigen 8. Juli die Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens vom 12. Dezember 2015. Mit Ausnahme der FPÖ stimmten alle Fraktionen dem Antrag zu. Somit ist der Beschluss im Bundesrat am 14. Juli gesichert. Umweltminister Andrä Rupprechter kritisierte die FPÖ ungewöhnlich scharf: „Sie stimmen heute gegen dieses Abkommen. Das heißt, Sie stimmen gegen die Zukunft Ihrer Kinder, Sie stimmen gegen die saubere Umwelt, Sie stimmen gegen das Klima, Sie stimmen gegen unser Land. Nehmen Sie das zur Kenntnis! Sie stimmen gegen unser lebenswertes Österreich!“
Christiane Brunner, die Umwelt- und Energiesprecherin der Grünen, bezeichnete das Pariser Abkommen als „große Herausforderung, aber noch viel größere Chance“. Dies gelte insbesondere auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Wer in zehn Jahren noch wirtschaftlich erfolgreich sein wolle, müsse das Abkommen ernst nehmen.
Das Pariser Klimaabkommen tritt in Kraft, sobald es 55 der 178 Unterzeichnerstaaten ratifiziert haben, die 55 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen repräsentieren. Zurzeit ist Österreich außer Norwegen der einzige Industriestaat, der die Ratifizierung beschlossen hat. Unter den übrigen 18 Staaten, seitens derer entsprechende Beschlüsse vorliegen, sind Somalia, eine Reihe von Mitgliedern der „Alliance of Small Island States“ (AOSIS) sowie der „State of Palestine“, der Beobachterstatus bei der UNO hat, aber von Israel nicht anerkannt wird.
Besonnenheit gefragt
Seitens der Industriellenvereinigung (IV) sagte Vize-Generalsekretär Peter Koren, diese „ stellt sich als konstruktiver, wenn auch besonnener, Partner hinter diese Entscheidung des Nationalrats. Gemeinsam mit ihren Mitgliedsunternehmen wird die IV weiter dafür arbeiten, dass der Umbau des Energiesystems gelingt, ohne den Wohlstand und die Arbeitsplätze in unserem Land zu gefährden“. Koren warnte indessen vor „maßlosen Wunschvorstellungen“. Dem Pariser Abkommen zufolge müsse die vollständige Dekarbonisierung der Wirtschaft nicht bis zur Mitte des Jahrhunderts, sondern erst nach der Mitte des Jahrhunderts erfolgen. Auch bestehe keine Notwendigkeit, neue klima- und energiepolitische Ziele festzulegen. Denn im Hinblick auf Paris hätten die EU-Mitglieder im Herbst 2014 Ziele festgelegt. Diese sehen vor, die CO2-Emissionen gegenüber dem Niveau von 1990 um 40 Prozent zu senken, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Bedarfdeckung auf 27 Prozent zu erhöhen und die Energieeffizienz gegenüber dem erwarteten Bedarf um 27 Prozent zu steigern.
Koren fügte hinzu, aus Sicht der Industrie sei „eine umfassend verstandene Innovation, die technische wie auch soziale Entwicklungen umfasst, der Schlüssel zu einem zukunftsfähigen Energiesystem. Mit diesem Leitgedanken wird sich die IV in die Diskussion der Energie- und Klimastrategie einbringen“.
06.07.16
von
Klaus Fischer
Einmal mehr plädiert der deutsche Verband der Chemischen Industrie (VCI) für die rasche Ratifizierung von CETA, dem umstrittenen Handelsabkommen der EU mit Kanada. VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann zufolge sollten das Europäische Parlament und der Rat sowie auch der deutsche Bundestag das Abkommen „zügig“ verabschieden: „Damit kann die EU der Welt gerade in der derzeitigen Situation nach dem Brexit-Votum zeigen, dass sie ein verlässlicher und handlungsfähiger Handelspartner ist.“ Deutschland sei eine „Exportnation“ und damit „auf moderne Handelsabkommen angewiesen“. CETA biete der deutschen Chemieindustrie „deutliche Vorteile wie zum Beispiel einen erleichterten Marktzugang, einen kompletten Abbau der Industriezölle, Zugang zum öffentlichen kanadischen Vergabemarkt sowie einen modernen Investitionsschutz“.
Begrenzte Bedeutung
Allerdings hält sich die Bedeutung des kanadischen Marktes für die deutsche Chemieindustrie in einigermaßen engen Grenzen. Wie der VCI in der aktuellen Ausgabe seiner Broschüre „Chemie in Zahlen“ festhält, liegt der Anteil des Landes an den Exporten der Branche mit 1,7 Milliarden Euro bei nur rund 0,7 Prozent. Die Importe aus Kanada machen ganze 203,3 Millionen Euro aus, ihr Anteil an den Gesamtimporten liegt bei 0,3 Prozent. Von 1.451 Auslandstöchtern deutscher Chemieunternehmen entfielen 2013 lediglich 16 auf Kanada. Sie erwirtschafteten einen Umsatz etwa vier Milliarden Euro. Gemessem am Umsatz aller Auslandstöchter sind das rund 2,1 Prozent.
Zehn Millionen Euro für ACMIT
04.07.16
von
Klaus Fischer
Für die kommenden vier Jahre fördern der Bund sowie die Länder Niederösterreich und Tirol das COMET-K1-Forschungszentrum Austrian Center for Medical Innovation and Technology (ACMIT) am Technopol Wiener Neustadt mit 9,56 Millionen Euro. Das meldete die niederösterreichische Wirtschaftsagentur Ecoplus. Auf den Bund entfallen von dem Betrag 6,36 Millionen Euro, auf Niederösterreich 2,2 Millionen Euro und auf Tirol eine Million Euro. Das Gesamtbudget des ACMIT liegt laut Ecoplus bei etwa 21,2 Millionen Euro.
In den kommenden Jahren befasst sich das ACMIT vor allem mit mechatronischen chirurgischen Instrumenten sowie Medizinrobotik. Als „wesentlicher Aspekt“ wird die „nahtlose Integration von optischen Sensorsystemen in chirurgische Instrumente und Prozesse“ genannt. Nicht zuletzt geht es auch um Softwarelösungen, die Chirurgen bei der Planung und Durchführung von Operationen unterstützen. Ferner arbeitet das ACMIT an neuen Fertigungsverfahren für medizintechnische Geräte, etwa am 3-D-Druck. Dies ist laut Ecoplus nicht zuletzt im Zusammenhang mit „personalisierten Therapien“ von Bedeutung.
Das ACMIT wurde vor rund elf Jahren gegründet und ist seit 2010 auf Technologien für minimalinvasive Chirurgie spezialisiert. Es entwickelt multifunktionelle Instrumente, Medizinrobotiksysteme sowie Geräte im Bereich der Sensorik und der angewandten Optik. Mit diesen sollen die medizinische Versorgung verbessert und die Behandlungskosten gesenkt werden. Das ACMIT hat derzeit 38 Mitarbeiter und kooperiert mit 65 wissenschaftlichen Einrichtungen und Firmenpartnern, von denen mehr als die Hälfte aus dem Ausland kommt.
Laut der niederösterreichischen Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav ist der „Ausbau der Technologie- und Innovationskompetenz ein zentrales Element der niederösterreichischen Wirtschaftsstrategie. Im Rahmen dieser Kernstrategie unterstützen wir besonders Forschung und Entwicklung mit besonderem Fokus auf Marktumsetzung“. Ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki ergänzte, „mit dem Technopol-Programm unterstützen wir seit 2004 aktiv die Vernetzung der Wirtschaftsunternehmen und Forschungseinrichtungen. Nur mit Innovationen können wir den Wirtschaftsstandort in eine prosperierende Zukunft führen“.
04.07.16
von
Klaus Fischer
„Wir müssen die Wirtschaft kurzfristig unterstützen, brauchen aber auch einen Mittelfristplan“. Das betonte Bundeskanzler Christian Kern bei der Präsentation des Wirtschaftsberichts der Bundesregierung in der Akademie der Wissenschaften. Wichtig sei die „Kooperation zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor“. Einerseits gelte es, traditionell bedeutende Branchen wie die Grundstoffindustrie vor unfairer Konkurrenz zu schützen. So dränge etwa China mit Billigimporten in den Stahlmarkt. Die USA wehrten sich dagegen mit Strafzöllen von 260 Prozent, die Einfuhrzölle in die EU beliefen sich dagegen nur auf 14 Prozent: „Hier müssen wir stärker gegensteuern“. Ferner wolle und werde die Bundesregierung auch Start-ups stärker als bisher unterstützen, „um unsere wirtschaftliche Basis zu verbreitern“. Einiges abgewinnen kann Kern den Vorschlägen des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO). In einem Zwischenbericht zum Projekt „Österreich 2025“ empfiehlt dieses unter anderem, die Industriepolitik stärker auf Umwelttechnologien zu fokussieren und einen innovativen Sozialstaat zu schaffen, der vermehrt auf Prävention setzt. Hinsichtlich der vom WIFO angeregten CO2-Steuer ist laut Kern freilich darauf zu achten, „dass wir die Industrie nicht vertreiben“. Die VOEST etwa plane den Bau eines neue Hochofens und brauche daher Investitionssicherheit.
Ähnlich äußerte sich Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner. Eine Ökologisierung des Steuersystems im Sinne des WIFO sei „schön und gut. Aber da müsste ein großer Staat wie Deutschland vorangehen. Alleine können wir so etwas nicht machen“. Mitterlehner ergänzte, die Stimmung hinsichtlich der Wirtschaft sei schlechter als die tatsächliche Lage. In manchen Bereichen bewege sich Österreich wieder in Richtung Spitze, etwa bei den Life Sciences. Die Verknüpfung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in (s)einem Ministerium habe sich bewährt. Es gelte, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. So müsse beispielsweise die Zahl der Spin-offs von Universitäten und anderen Forschungsstätten erhöht werden. Auch den Zugang Österreichs zu internationalen Förderprogrammen wolle die Bundesregierung verstärken. Besonders wichtig sei es, dasVertrauen in den Wirtschaftsstandort weiter zu stärken, nicht zuletzt durch einen stabilen Rechtsraum. Beispielsweise dürfe es keine rückwirkenden Rechtsvorschriften geben.
Bekenntnis zu Europa
Einhellig bekannten sich Kern und Mitterlehner zur EU-Mitgliedschaft Österreichs. Kern verwies darauf, dass rund eine Million Arbeitsplätze in Österreich mit dieser verbunden ist. „Niemand, der seine Sinne beisammen hat“, könne daher ernsthaft eine Austrittsdebatte führen. Mitterlehner konstatierte, die österreichische Wirtschaft „kann nicht allein vom österreichischen Markt leben“. Für Österreich sei es sinnvoll, „in einer großen Solidargemeinschaft“ zu leben und „gemeinsam friedensstiftend und wohlstandsfördern zu agieren“.
Wirtschaft und Wissenschaft
Die WIFO-Ökonomin Margit-Schratzenstaller-Altzinger empfahl eine noch „stärkere Verknüpfung von Wirtschaft und Wissenschaft. Wissen ist unser wichtigster Rohstoff“. Überdies sprach sich Schratzenstaller dafür aus, die Akzeptanz der Wissenschaft in der Bevölkerung zu verbessern. Zu diesem Zweck müsse die Wissenschaft ihre Erkenntnisse und deren gesellschaftlichen Nutzen stärker kommunizieren.
Der künftige Leiter des Instituts für Höhere Studien, Martin Kocher, betonte, Österreich genieße als Standort hohes Vertrauen, müsse allerdings darauf achten, „dieses Vertrauen weiterhin zu bewahren“. Rechtssicherheit, Transparenz und eine Eindämmung der Bürokratie seien dabei hilfreich. Bezüglich einer weiteren Flexibilisierung der Arbeitszeit warnte Kocher vor übertriebenen Erwartungen. Mit Arbeitszeitkonten könnten maximal 3.000 bis 4.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und eine Wertschöpfung von höchstens einer Milliarde Euro generiert werden: „Das ist nicht zu unterschätzen, aber es ist kein Allheilmittel“.
Der Wirtschaftsbericht ist unter www.bmwfw.gv.at/Wirtschaftspolitik/Wirtschaftspolitik/Seiten/Wirtschaftsbericht.aspx verfügbar.
GSK: 1,1 Millionen Euro an österreichische Ärzte und Gesundheits-Institutionen
30.06.16
von
Klaus Fischer
Insgesamt 1.109.423,34 Euro an geldwerten Leistungen erbrachte der Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) in Österreich im Jahr 2015 gegenüber österreichischen Ärzten und anderen Angehörigen der medizinischen Fachkreise (AFK) sowie Institutionen der Fachkreise (IFK). Das meldete das Unternehmen im Rahmen der freiwilligen Transparenzinitiative der europäischen Pharmaindustrie. Auf die AFK entfielen davon 186.746,03 Euro, auf die IFK 446.617,98 Euro. Die übrigen 466.059,33 Euro investierte GFK in Forschung und Entwicklung.
Bei den 117 namentlich genannten Personen betrafen die größten Beträge den Wiener Primar und Universitätsprofessor Stephan Madersbacher (17.279,17 Euro, davon 9.225,00 Euro an Honoraren, 7.991,91 Euro an Erstattung von Auslagen sowie 62,26 Euro an Reise- und Übernachtungskosten), den Grazer Oberarzt und Privatdozenten Gabor Kovacs (8.457,14 Euro, davon 6.603,00 Euro an Honoraren, 200,00 Euro an Auslagenerstattung und 1.654,14 Euro an Reise- und Übernachtungskosten) sowie den Wiener Oberarzt und Privatdozenten Arschang Valipour (7.585,40 Euro, davon 7.500 Euro an Honoraren, 27,00 Euro an Auslagenerstattung und 8,50 Euro an Reise- und Übernachtungskosten). Madersbacher leitet die Urologische Abteilung am Sozialmedizinischen Zentrum Süd im Wiener Gemeindebezirk Favoriten. Kovacs ist an der Klinischen Abteilung für Pulmologie an der Medizinischen Universität Graz tätig. Valipour wiederum arbeitet als leitender Lungenfacharzt am Sozialmedizinischen Zentrum Baumgartner Höhe sowie als Wahlarzt im Ordinationszentrum Döbling.
Unter den Institutionen erhielt die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie 127.900 Euro (davon 69.880,00 Euro an Spenden und Förderungen sowie 58.020,00 Euro an Sponsoringverträgen im Zusammenhang mit Veranstaltungen), die Geschäftsstelle Wien der Österreichischen Apothekerkammer 67.680,98 Euro (Sponsoringverträge im Zusammenhang mit Veranstaltungen) und schließlich der Verein österreichische HIV-Kohortenstudie 50.250 Euro (ebenfalls Sponsoringverträge im Zusammenhang mit Veranstaltungen). Der Betrag für Forschung und Entwicklung wird aus Wettbewerbsgründen nicht aufgeschlüsselt, sondern nur aggregiert veröffentlicht.
„No consent, no contract“
In einer Aussendung verlautete GSK, seit 2015 würden „nur mehr mit jenen Ärzten und Institutionen“ Verträge abgeschlossen, „die auch einer namentlichen Offenlegung von Zahlungen zustimmen“. Dieses „NCNC“-Prinzip („no consent, no contract“) sei „sozusagen Teil unserer Geschäftsbedingungen“. Die Betroffenen „erhalten vierteljährlich eine genaue Aufstellung ihrer geldwerten Leistungen, um somit einen klaren Überblick über die tatsächliche Veröffentlichung zu bekommen“.
Der Transparenzbericht ist unter http://at.gsk.com/de-at/transparenzberichte/ verfügbar.
Gemeinsam für „smartes“ Wachstum
29.06.16
von
Klaus Fischer
Rund 120 Vertreter von Politik, Wirtschaft und Forschung besuchten am 28. Juni die Jahrestagung des Mechatronik-Clusters der Bundesländer Niederösterreich und Oberösterreich in Neuhofen an der Ybbs. In ihrer Festrede konstatierte Niederösterreichs Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav, der Cluster habe sich seit seiner Gründung vor rund sechs Jahren höchst positiv entwickelt: „Wenn unsere Betriebe offensiv und aktiv an die neuen Entwicklungen herangehen, dann sehen wir vor allem auch im Bereich Mechatronik enorme Chancen und ein großes Potenzial“. Dies gelte zumal auch im Zusammenhang mit dem „Generalthema Wirtschaft 4.0“: „Jetzt lässt sich auf den bisherigen Erfolgen der Clusterarbeit aufbauen und es können die Weichen in eine erfolgreiche – digitale – Zukunft gestellt werden“.
Die Clustermanager Elmar Paireder und Harald Bleier verwiesen auf die Bedeutung der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit in der stark international ausgerichteten Mechatronik-Branche. Bewährt hat sich ihnen zufolge nicht zuletzt „das gemeinsame Clustermanagement von Mechatronik und Kunststoff, da es hier viele Synergien gibt, die auch in den Kooperationsprojekten zum Tragen kommen“. Seitens der Europäischen Union wurden beide Cluster heuer bereits zum zweiten Mal mit dem European Cluster Excellence Gold Label ausgezeichnet.
Getragen werden die beiden Cluster von der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur Ecoplus und der oberösterreichischen Business Upper Austria. Deren Geschäftsführer Helmut Miernicki (Ecoplus) und Christian Altmann (Business Upper Austria) sehen das Gold Label als „ein Signal und eine Auszeichnung für eine funktionierende, gelebte Kooperation“.
Merck kooperiert mit dem International Vaccine Institute
29.06.16
von
Klaus Fischer
Der deutsche Pharmakonzern Merck will gemeinsam mit dem International Vaccine Institute (IVI), Seoul, bessere Herstellungsprozesse für Impfstoffe entwickeln. Laut einer Aussendung wurde vereinbart, dass Merck mit „Finanzierung und Expertise in den Bereichen Aufreinigung und Klärung von Impfstoffen“ zu dem Vorhaben beiträgt. Das Ziel besteht laut Merck darin, „Produktionsertrag und Rückgewinnung zu steigern und so Impfstoffe mit höherem Reinheitsgrad herzustellen“.
Entwickelt werden die neuen Verfahren anhand der Typhusimpfung. Später sollen sie auch für die Produktion von Pneumokokken-, Meningokokken-, Haemophilus-, Staphylokokken-, Streptokokken-B- sowie weiteren Konjugat-Polysaccharid-Impfstoffen zum Einsatz kommen. Laut Merck besteht eine „ rasch wachsende Pipeline von Konjugat-Polysaccharid-Impfstoffen“. Folglich benötige die Pharmaindustrie „Prozesse der nächsten Generation für Klärung und Aufreinigung, um erschwingliche Impfstoffe hoher Qualität zu gewährleisten“.
Das IVI ist eine Non-Profit-Organisation, die ursprünglich im Rahmen des United Nations Development Programme (UNDP) gegründet wurde. Seit 1997 operiert sie eigenständig und wird von 35 Staaten sowie der Weltgesundheitsorganisation WHO unterstützt. Das IVI ist insbesondere beauftragt, Impfungen für Menschen in Entwicklungsländern zu schaffen und für die Verbreitung der Substanzen zu sorgen.
„Sauberer“ Stahl mit „Carbon2Chem“
28.06.16
von
Klaus Fischer
Das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat ein Projekt zur stofflichen Nutzung von CO2 aus Stahlwerksabgasen gestartet. Bei „Carbon2Chem“ werden 20 Millionen CO2 aus einem der größten Stahlwerke Deutschlands, betrieben von ThyssenKrupp in Duisburg, zur Methanolerzeugung genutzt. Laut BMBF entspricht dessen Kohlendioxidausstoß rund „zehn Prozent der jährlichen CO2-Emissionen der deutschen Industrieprozesse und des verarbeitenden Gewerbes“. Die Methanolerzeugung erfolgt durch Reaktion des CO2 mit Wasserstoff, der durch Elektrolyse aus Wasser gewonnen wird. Die dafür notwendige elektrische Energie liefern deutsche Ökostromanlagen, darunter Windparks. An dem Projekt sind 17 Partner beteiligt, darunter Bayer, BASF, Clariant, Evonik, die Linde AG und Siemens. Die wissenschaftliche Leitung liegt beim Max-Planck-Institut für chemische Energiekonversion sowie beim Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik. Das BMBF fördert das Projekt mit 60 Millionen Euro. Sollte dieses erfolgreich verlaufen, wird bis 2025 eine Demonstrationsanlage errichtet, die mehr als 100 Millionen Euro kostet. Für die anschließende Kommerzialisierung der Technologie haben die Projektpartner rund eine Milliarde Euro veranschlagt.
Geplant ist, die Technologie auch im Ausland zu verkaufen. Die Abgase der meisten großen Stahlwerke in aller Welt haben eine ähnliche Zusammensetzung wie jene im Duisburger Werk von ThyssenKrupp. Aus diesem Grund könnte das dort in Entwicklung befindliche Verfahren auch für deren Betreiber interessant sein.
Johanna Wanka, die deutsche Bundesministerin für Bildung und Forschung, verlautete, der Wohlstand ihres Landes hänge „maßgeblich von der hiesigen Stahlindustrie und ihren rund 90.000 Beschäftigten ab. Autos, Häuser und Maschinen entstehen aus den 43 Millionen Tonnen Stahl, die die Branche jährlich produziert“. Es gelte, deren Wettbewerbsfähigkeit auch nach dem Klimaabkommen von Paris vom vergangenen Dezember zu sichern. Dazu seien neue Technologien zur Vermeidung von CO2-Emissionen notwendig. Mit Carbon2Chem würden solche entwickelt.
Chemiebranche bedauert „Brexit“
27.06.16
von
Klaus Fischer
Mit Bedauern nimmt der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) den Austritt Großbritanniens aus der EU zur Kenntnis. In einer Aussendung hieß es, das Ergebnis der Volksbefragung vom 23. Juni sei zu respektieren. Allerdings werde der Verband „die Briten als verlässliche Partner, die sich stets für eine vernunftorientierte Wirtschaftspolitik eingesetzt haben, vermissen“. Wirtschaftlich betrachtet, halten sich die Auswirkungen des Austritts in Grenzen: Nur etwa 2,5 Prozent der Exporte der heimischen Chemieindustrie gehen nach Großbritannien. Dieses liegt unter den Exportdestinationen an 11. Stelle, unter den Importländern an 8. Stelle. Auch werde Großbritannien „auch nach dem Austritt als Handelspartner zur Verfügung stehen“. Die EU-Kommission und die Regierungen der Nationalstaaten seien aufgerufen, allfällige negative Auswirkungen des „Brexit“ in Grenzen zu halten.
Laut Marijn Dekkers, dem Präsidenten des deutschen Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), kommt die Entscheidung Großbritanniens ungelegen: „Gerade jetzt, wo sich die Konjunktur in Europa zaghaft erholt, ist der Austritt ein schlechtes Signal für die weitere wirtschaftliche Entwicklung“. Dekkers befürchtet ein niedrigeres Wirtschaftswachstum sowie geringere Exporte. Auch sei das Referendum „nach den Differenzen über die richtige Flüchtlingspolitik der zweite Rückschlag in diesem Jahr für das historische Projekt der europäischen Einigung. Wir alle brauchen ein politisch geeintes und wirtschaftlich starkes Europa“.
Von den Exporten der deutschen Chemieindustrie gehen zurzeit etwa 7,3 Prozent nach Großbritannien, das Ausfuhrvolumen beläuft sich auf rund 12,9 Milliarden Euro pro Jahr. Laut VCI ist mit einer Abwertung des britischen Pfund zu rechnen. Daher würden sich Importe für die britische Wirtschaft verteuern. Überdies betreiben deutsche Chemieunternehmen im Vereinigten Königreich 63 Tochtergesellschaften mit etwa 6.000 Beschäftigten. Auch diese könnten von den Auswirkungen des „Brexit“ betroffen sein.
„Nicht, was wir wollten“
Seitens der britischen Chemical Industries Association (CIA) verlautete Chief Executive Steve Elliott, das Referendum habe „nicht jenes Ergebnis gebracht, das wir wollten. Aber wir respektieren den Wunsch der Bevölkerung nach Veränderung“. Er sei zuversichtlich, dass die Branche auch diese Herausforderung meistern werde. Elliott rief die britische Regierung auf, nun rasch den „bestmöglichen Exit-Plan“ auszuarbeiten und anschließend neue Wirtschaftsbeziehungen mit der EU auszuhandeln. Die CIA werde alles tun, um ihren Mitgliedern in der nun unvermeidlichen „Periode der Unsicherheit“ und die Verhandlungen in deren Sinne zu beeiflussen, sowohl in Großbritannien selbst als auch in Brüssel. Die britische Chemieindustrie erwirtschaftet jährlich einen Umsatz von etwa 50 Milliarden Pfund (60 Milliarden Euro). In die EU exportiert sie Waren im Wert von 15 Milliarden Pfund (18 Milliarden Euro). Die Zahl der Beschäftigten beläuft sich laut CIA auf etwa 140.000 Personen, deren Einkommen um etwa 30 Prozent über dem eines durchschnittlichen britischen Arbeiters liegt.
Die britische Royal Society of Chemistry äußerte ebenfalls Bedauern. Präsident Dominic Tildesley sagte, die EU-Mitgliedschaft habe sich auf Wissenschaft, Forschung und Innovation im Vereinigten Königreich positiv ausgewirkt, „vor allem hinsichtlich Finanzierung und Zusammenarbeit“. Wie es nun weitergehe, bleibe abzuwarten. Jedenfalls aber werde die Royal Society ihre Mitglieder auch weiterhin im Bereich der internationalen Kooperation unterstützen.
Sanofi und Boehringer: Nächster Schritt zum „Asset Swap“
27.06.16
von
Klaus Fischer
Die Verträge hinsichtlich des geplanten „Asset Swap“ zwischen Boehringer Ingelheim und Sanofi sind abgeschlossen, meldeten die beiden Pharmakonzerne. Ihnen zufolge soll Boehringer das Tiergesundheitsgeschäft (Merial) von Sanofi übernehmen. Im Gegenzug erhält Sanofi das Selbstmedikationsgeschäft (CHC) des deutschen Unternehmens. Vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden ist geplant, die Transaktion bis Jahresende abzuschließen. Da Merial mit rund 11,4 Milliarden Euro bewertet ist, CHC dagegen nur mit 6,7 Milliarden, müsste Boehringer Ingelheim 4,7 Milliarden Euro an Sanofi bezahlen. Die beiden Konzerne hatten die Transaktion im Dezember vergangenen Jahres bekanntgegeben und seither über deren Details verhandelt.
In einer gemeinsamen Aussendung lobten die Vorstandschefs Andreas Barner (Boehringer Ingelheim) und Olivier Brandicourt (Sanofi) das Geschäft. Barner zufolge ist dieses „sowohl für Boehringer Ingelheim als auch für Sanofi ein Gewinn“. Sein Unternehmen könne sich im Bereich Tiergesundheit „als einer der größten globalen Akteure etablieren“. Brandicourt verlautete, Sanofi erreiche mit dem Tausch das strategische Ziel, „eine Spitzenposition im Bereich Selbstmedikation einzunehmen und ein führendes diversifiziertes und globales Gesundheitsunternehmen zu werden“.
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