Weblog von fischer
Deutschland: Chemiebranche mit Umsatzrückgang
13.05.15
von
Klaus Fischer
Der Umsatz der deutschen Chemieindustrie fiel im ersten Quartal 2015 gegenüber dem ersten Quartal 2014 um 1,3 Prozent auf rund 46 Milliarden Euro. Das teilte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mit. Als Grund nennt der Verband die Chemikalienpreise, die im Vergleich zum ersten Quartal 2013 um 3,5 Prozent sanken, im Vergleich zum vierten Quartal 2014 um 2,7 Prozent. Die Produktion lag mit einem Minus von 0,2 Prozent auf dem Niveau des ersten Quartals 2014, im Vergleich zum vierten Quartal des Vorjahres stieg sie indessen um 1,9 Prozent. Die Zahl der Beschäftigen blieb mit rund 444.800 konstant.
Wie der VCI in seinem Quartalsbericht erläutert, brachen die Rohölpreise im Vergleich zum vierten Quartal 2014 um knapp 30 Prozent ein. Dem gegenüber sanken die Preise für Naphta, den wichtigsten Grundstoff der chemischen Industrie, lediglich um 15,7 Prozent auf etwa 414 Euro pro Tonne. Als „enttäuschend“ bezeichnet der VCI den Inlandsumsatz, der mit 17,3 Milliarden Euro saisonbereinigt um 2,3 Prozent niedriger war als im vierten Quartal 2014. Das Auslandsgeschäft sei dem gegenüber mit 28,7 Milliarden Euro ( plus 0,2 Prozent) „stabil“ geblieben. Die Produktion chemischer Grundstoffe war um zwei Prozent niedriger als im ersten Quartal 2014, der Umsatz lag sogar um 5,5 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Bei den Spezialchemikalien belief sich der Umsatzrückgang auf 2,5 Prozent.
Für das Gesamtjahr 2015 erwartet der VCI einen Umsatzrückgang um 0,5 Prozent auf 189,9 Milliarden Euro. Der Grund: Zwar dürfte die Produktion um etwa 1,5 Prozent zulegen. Gleichzeitig ist aber ein Sinken der Preise für chemische Produkte um rund zwei Prozent zu erwarten.
VCI-Präsident Marijn Dekkers sagte, die Branche erwarte für heuer „eine weitere Belebung des Chemiegeschäfts. Der derzeit niedrige Ölpreis, der schwache Euro und günstige Zinsen stützen die wirtschaftliche Erholung in Deutschland und Europa.“ Allerdings seien diese „Sonderfaktoren“ nur von kurzer Wirkung. Die deutsche Bundesregierung müsse daher mit nicht näher spezifizierten „wachstumsfördernden Reformen“ helfen.
Der Quartalsbericht steht auf https://www.vci.de/die-branche/wirtschaftliche-lage/listenseite.jsp kostenlos zur Verfügung.
ARA: Konstante Sammelmenge
12.05.15
von
Klaus Fischer
Die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) hielt die Menge der von ihr getrennt gesammelten Verpackungen 2014 gegenüber 2013 mit einer Steigerung von einem Prozent auf 844.900 Tonnen in etwa konstant. Gleichzeitig sanken die Kosten für die Sammlung von 135,8 auf 132,7 Millionen Euro bzw. 123 Euro pro Tonne (2013: 126 Euro). Das teilten die Vorstände des Unternehmens, Christoph Scharff und Werner Knausz, bei der heutigen Bilanzpressekonferenz mit. Laut Scharff sind die 123 Euro „der niedrigste Lizenztarif in der Unternehmensgeschichte.“ Das heurige Jahr wird laut Scharff voraussichtlich das „spannendste der Unternehmensgeschichte.“ Der Grund: Seit Anfang Jänner ist auch der Markt für die Sammlung von Verpackungen, die in Haushalten anfallen, geöffnet. Für Verpackungen aus Gewerbe und Industrie war dies schon seit rund 15 Jahren der Fall. Knausz zufolge funktioniert der Wettbewerb bisher problemlos, eine „endgültige Beurteilung“ werde allerdings erst 2016 möglich sein. Zurzeit hat der bisherige Monopolist ARA im Bereich der Haushaltsverpackungen einen Marktanteil von etwa 75 bis 80 Prozent. Im Gewerbebereich liegt sie laut Knausz bei etwa 70 Prozent.
Fehlende Verordnung
Eine wesentliche rechtliche Bestimmung fehlt allerdings nach wie vor, die sogenannte „Abgeltungsverordnung“. Sie legt fest, welche Abgeltungen die Kommunen für Verpackungen erhalten, die sie über die Restmüllsammlung erfassen und an die Verpackungssammler weitergeben. Noch nicht erlassen wurde die Verordnung aufgrund von Einwänden der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB). Knausz erläuterte dem Chemiereport, die BWB kritisiere, dass die Verordnung sowohl die Mengen vorgebe, die die Kommunen zu erfassen hätten, als auch die Höhe der dafür anfallenden Kosten, die ihnen die Sammelsysteme zu ersetzen haben. Nach derzeitigem Stand soll sich die Höhe der Abgeltungen auf insgesamt 19 Millionen Euro pro Jahr belaufen. Knausz zufolge wäre die Mengenvorgabe für die BWB „noch akzeptabel. Aber die Preise sollen sich die Kommunen laut BWB mit den einzelnen Sammelsystemen individuell aushandeln.“ Seiner Meinung nach wäre das angesichts der Mengenvorgabe jedoch sinnlos. Knausz erwartet, dass die Verordnung erst per 1. Jänner kommenden Jahres in Kraft treten wird.
Neue Leistungen
Laut Knausz plant die ARA, noch heuer verstärkt Dienstleistungen für die Industrie anzubieten, auch im Zusammenhang mit dem Energieeffizienzgesetz. Diesem zufolge müssen Energielieferanten mit einer Abgabemenge von mindestens 25 Gigawattstunden pro Jahr diesen Wert jährlich um 0,6 Prozent vermindern bzw. Maßnahmen setzen oder finanzieren, die einer solchen Verminderung rechnerisch gleichkommen. Anrechenbar sind dabei nach derzeitigen Stand auch Strombedarfsreduktionen aufgrund des Ersatzes alter Elektrogeräte durch neue, effizientere Produkte. Die ARA will mit den Elektrohändlern ein System ausarbeiten, um die auf diese Weise erzielte Strombedarfsreduktion zu erfassen. Die Elektrohändler können sich die Reduktion gutschreiben lassen und sie an Energielieferanten verkaufen. Für die ARA erschließt sich damit relativ einfach ein neues Geschäftsfeld: Sie ist ohnehin schon im Bereich der Sammlung und Verwertung von Elektroaltgeräten tätig.
Krach um Emissionshandelsreform
07.05.15
von
Klaus Fischer
Kritik an der am Dienstag beschlossenen Reform des EU-internen Handels mit CO2-Zertifikaten (EU-ETS) übt der deutsche Verband der Chemischen Industrie (VCI). Das Europäische Parlament, die EU-Kommission und die Ratspräsidentschaft hatten sich darauf geeinigt, mit 1. Jänner 2019 eine sogenannte „Marktstabilitätsreserve“ einzuführen. Dies bedeutet folgendes: Im Zeitraum 2014 bis 2016 werden Zertifikate über insgesamt 900 Millionen Tonnen CO2 aus dem Markt genommen, um einen weiteren Verfall der ohnehin sehr niedrigen CO2-Preise zu verhindern. Zurzeit belaufen sich diese auf etwa 7,50 Euro pro Zertifikat. Vor der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 waren es rund 30 Euro gewesen. Bisher war geplant, die Zertifikate über die 900 Millionen Tonnen CO2 ab 2019 dem Markt wieder zuzuführen, um einen möglichen rapiden Anstieg der Preise am Ende der laufenden dritten Handelsperiode zu verhindern. Dies wurde als „Backloading“ bezeichnet. Gemäß der Einigung vom Dienstag werden die Zertifikate dem Handel nun nicht mehr automatisch wieder zugeführt, sondern in die „Marktstabilitätsreserve“ übernommen. Überdies ist geplant, Gespräche über eine grundlegende Reform des EU-ETS zu führen.
Laut VCI drohen der deutschen Chemieindustrie mit der Marktstabilitätsreserve jährlich Mehrkosten von bis zu 2,2 Milliarden Euro durch höhere CO2-Preise. Die Branche benötige daher eine „Kompensation“, um einen „krassen Wettbewerbsnachteil“ zu vermeiden, verlautete VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann in einer Aussendung. Sollten der Chemieindustrie die genannten Kosten nicht ersetzt werdem, sei mit einer „erheblichen Verunsicherung und geringeren Investitionsbereitschaft“ zu rechnen, warnte Tillmann. Vor Einführung eines globalen Emissionshandelssystems müsse „die heimische Industrie für ihre Prozesse Zertifikate weitgehend kostenlos erhalten.“
Ob ein solches globales Handelssystem jemals zustande kommt, ist allerdings fraglich. Ebenso bezweifeln Energiewirtschaftsexperten, dass die Marktstabilitätsreserve tatsächlich zu einer massiven Erhöhung der CO2-Preise führt. Schon seit langem werde über deren Einführung verhandelt. Unter Berücksichtigung des bereits laufenden Backloadings habe der Markt die Auswirkungen einer Verknappung der Zertifikate bereits weitestgehend eingepreist. Ohnehin sei eine drastische Verknappung faktisch auszuschließen: Zurzeit befänden sich überzählige Zertifikate über rund zwei Milliarden Tonnen CO2 auf dem Markt.
Im Gegensatz zum VCI begrüßte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) die Einigung vom Dienstag. Ihm zufolge handelt es sich um ein „wichtiges Instrument und um die Voraussetzung zur Reform des europäischen Emissionshandelssystems.“ Die Planungssicherheit für die Wirtschaft werde erhöht, „Investitionen in CO2-arme und hocheffiziente Technologien“ würden damit gefördert. Bedauerlich sei nur, dass die Einführung der Marktstabilitätsreserve erst 2019 erfolge. Aus Sicht des BDEW hätte dies schon 2017 geschehen sollen.
AMAG: Quartals-EBITDA steigt um 45 Prozent
05.05.15
von
Klaus Fischer
Das EBITDA des Aluminiumkonzerns AMAG ist im ersten Quartal 2015 im Vergleich zu 2014 um 45 Prozent auf 35,3 Millionen Euro gewachsen. Das teilte die AMAG in einer Aussendung mit. Der Quartalsumsatz stieg um 14 Prozent auf 231 Millionen Euro. Als Gründe nennt der Konzern ein „verbessertes Marktumfeld“. Die Alu-Preise seien dank höherer Nachfrage gestiegen. Auch hätten sich „Währungseffekte“, sprich, der gegenüber dem US-Dollar schwächere Euro, positiv aufs Exportgeschäft ausgewirkt.
Überdies nahm die AMAG im ersten Quartal ihre neue Walzbarrengießerei in Betrieb, die das Vormaterial für das Walzwerk produziert. Der Hochlauf des neuen Warmwalzwerks sowie der Plattenfertigung seien „plangemäß fortgesetzt“ worden. Die Vorbereitungen für den nächsten Ausbauschritt seien angelaufen. Dabei geht es um den Bau eines Kaltwalzwerks, das 2017 in Betrieb gehen soll. Die AMAG investiert in dieses „Projekt AMAG 2020“ rund 300 Millionen Euro.
Vorstandschef Helmut Wieser zeigte sich zufrieden. Die AMAG sei „erfolgreich in das Geschäftsjahr 2015 gestartet.“ Nach Produkten aus den neuen Anlagen bestehe „eine hohe Nachfrage.“ Weil der Markt für Primäraluminium sowie Aluminium-Walzprodukte weiter wachse, könne für das Gesamtjahr 2015 mit einem EBITDA zwischen 130 und 140 Millionen Euro gerechnet werden. Gegenüber dem EBITDA von 2014 (114,7 Millionen Euro) wäre das ein Plus von rund 18 Prozent.
Mitsui: Joint Venture genehmigt
05.05.15
von
Klaus Fischer
Die Europäische Kommission hat die Bildung eines Joint Ventures zwischen der japanischen Mitsui Chemicals (MCI) und dem südkoreanischen Mischkonzern SK Holdings genehmigt. Ihre Argumentation: Es gibt keine Überschneidung der Tätigkeiten der beiden Konzerne im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR). Generell seien die wirtschaftlichen Aktivitäten von MCI und SK Holdings in Europa vernachlässigbar. Die Prüfung wurde nach dem vereinfachten Verfahren abgewickelt. Die beiden Unternehmen hatten die geplante Bildung des Joint Ventures, an dem sie je 50 Prozent halten wollen, am 1. April angemeldet. Die gemeinsame Firma soll die Bezeichnung „Mitsui Chemicals & SK Polyurethanes Inc.“ tragen, noch heuer ihre Tätigkeit aufnehmen und einen Umsatz von 1,5 Milliarden US-Dollar erwirtschaften. Für 2020 wird ein Umsatz von rund zwei Milliarden US-Dollar angepeilt. Mitsui Chemicals und die SK Holdings hatten den Deal Ende vergangenen Jahres angekündigt.
MCI ist auf die Produktion von Funktionschemikalien, polymeren Funktionswerkstoffen, Polyurethanen, chemischen Grundstoffen und Petrochemikalien sowie Filmen und Folien für Verpackung-, Schutz- und Klebezwecke spezialisiert. Die SK Holdings befasst sich in Bereich der chemischen Industrie mit der Herstellung und dem Vertrieb von Chemikalien wie Propylenoxid, Propylenglykol und Toluen sowie optischen Beschichtungen. MCI erzielte 2013 mit etwa 13.000 Beschäftigten einen Jahresumsatz von rund 10,5 Milliarden Euro. Der Konzernumsatz von SK Holdings wird mit etwa 90 Milliarden Euro pro Jahr beziffert.
Papierindustrie: Mehr Produktion, weniger Umsatz
29.04.15
von
Klaus Fischer
Die österreichische Papierindustrie steigerte ihre Produktion 2014 im Vergleich zu 2013 um 0,6 Prozent auf 4,9 Millionen Tonnen. Der Umsatz war mit 3,8 Milliarden Euro um rund 1,8 Prozent geringer als 2013. Das teilte der Branchenverband Austropapier heute mit. Die Erzeugung von Spezialpapieren erhöhte sich um 2,4 Prozent auf 280.000 Tonnen, jene von graphischen Papieren um 0,5 Prozent auf 2,7 Millionen und jene von Verpackungspapieren um 0,4 Prozent auf 1,9 Millionen Tonnen. Dem gegenüber fiel die Zellstoffherstellung um 2,2 Prozent auf 1,9 Millionen Tonnen. Austropapier-Präsident Alfred Heinzel sprach von einem „guten Jahr“. Warnend fügte Heinzel jedoch hinzu, die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Branche hänge „von der Entwicklung der klima- und energiepolitischen Ziele ab, die sich stark auf Energie- und Rohstoffkosten auswirken.“
Austropapier-Vizepräsident Christian Skilich wiederholte in diesem Zusammenhang einmal mehr die Kritik der Papierindustrie an den beiden in Klagenfurt geplanten Biomasseheizkraftwerken. Diese seien ein „weiterer Schritt in die falsche Richtung“, die „Verbrennung von Holz“ anstelle von dessen stofflicher Verwertung zu fördern. Max Oberhumer, der Energiesprecher der Austropapier, ergänzte, das Ökostromgesetz gebe der kaskadischen Nutzung von Biomasse „zwar auf dem Papier den Vorrang, muss aber endlich auch in die Realität umgesetzt werden.“
Ob und wann die beiden Klagenfurter Anlagen realisiert werden, steht allerdings ohnehin nicht fest. Die neue Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz will das seit Jahren umstrittene Projekt prüfen.
EU: Teilweises Aus für Einweg-Plastiktaschen
28.04.15
von
Klaus Fischer
Das Europäische Parlament beschloss heute in zweiter Lesung und damit endgültig Beschränkungen für die Verwendung biologisch nicht abbaubarer Einweg-Plastiktaschen. Den neuen Regeln zufolge können die Mitgliedsstaaten zwischen zwei Möglichkeiten wählen: Die eine besteht darin, Maßnahmen einzuführen, die um die Zahl der pro Kopf der Bevölkerung verwendeten Einweg-Plastiktaschen ab Ende 2019 auf 90 Stück pro Jahr und ab Ende 2025 auf 40 Stück pro Jahr zu begrenzen. Die zweite Möglichkeit ist, die Gratisabgabe der Taschen im Handel ab Ende 2018 vollständig zu verbieten. Überdies wird die EU-Kommission durch die neuen Regeln verpflichtet, bis spätestens 2017 Vorschläge für die Kennzeichnung biologisch abbaubarer sowie kompostierbarer Plastiktaschen auszuarbeiten.
Die Vorschriften werden demnächst im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht und erlangen 20 Tage später Rechtskraft. Anschließend sind sie binnen 18 Monaten von den Mitgliedsstaaten in deren Rechtsbestand zu übernehmen. Der Europäische Rat hatte die Bestimmungen bereits im November vergangenen Jahres angenommen. Für ihre Inkraftstetzung war jedoch der nunmehr erfolgte Parlamentsbeschluss nötig.
Laut einer Aussendung des EU-Parlaments verwendete jeder EU-Bürger im Jahr 2010 durchschnittlich 198 Einweg-Plastiktaschen. Rund eine Milliarde der Taschen seien in diesem Jahr unsachgemäß entsorgt worden. Dies habe nach Berechnungen der EU-Kommission Folgekosten von etwa 740 Millionen Euro pro Jahr verursacht.
Österreichische EU-Parlamentarierinnen mehrerer Parteien begrüßten den heutigen Beschluss des Parlaments. Karin Kadenbach (SPÖ) verwies auf eine Umfrage, der zufolge 73 Prozent der Bevölkerung „für ein EU-weites Verbot von Plastiksackerln sind, nur 22 Prozent sind dagegen.“
EU genehmigt neue Genpflanzen
27.04.15
von
Klaus Fischer
Am Freitag erteilte die EU-Kommission zehn Neuzulassungen für die Verwendung gentechnisch veränderter Organismen (GVO) in Lebens- und Futtermitteln, erneuerte sieben diesbezügliche Zulassungen und genehmigte die Einfuhr von zwei Schnittblumensorten, die GVO enthalten. Der Anbau von Pflanzen, die die GVO enthalten, ist jedoch nicht gestattet. In einer Aussendung hieß es, seitens der Mitgliedstaaten habe es weder für noch gegen die Zulassungen die erforderliche qualifizierte Mehrheit gegeben. Daher sei die Kommission laut geltendem Recht verpflichtet, die Genehmigungen zu erteilen.
Neu zugelassen sind nun die Maissorte MON 87460, die fünf Sojabohnensorten MON 87705, MON 87708, die MON 87769, MON 305423 und BPS-CV127-9, die Ölrapssorte MON 88302 sowie die drei Baumwollsorten T304-40, MON 88913 und LLCotton25xGHB614. Erneuert wurden die Zulassungen für die Maissorten T25 sowie NK603, die Ölrapssorte GT73 und die Baumwollsorten MON 531 x MON 1445, MON 15985, MON 531 sowie MON 1445. Erlaubt ist nunmehr auch der Import der Nelkensorten IFD-25958-3 und IFD-26407-2.
Am Mittwoch vergangener Woche hatte die EU-Kommission ein Gesetzespaket bezüglich der Verwendung von GVO präsentiert. Diesem zufolge sollen die Mitgliedsstaaten GVO in Lebens- und Futtermitteln auch dann verbieten können, wenn diese EU-weit zugelassen sind. Allerdings müssen entsprechende Rechtsakte mit dem EU-Recht übereinstimmen und dürfen den internationalen Verpflichtungen der EU nicht widersprechen, insbesondere den WTO-Regeln. Ob und wann die neuen Regeln in Kraft treten, ist offen.
24.04.15
von
Klaus Fischer
„Die Gesundheitsreform muss zum Magneten für Innovation werden“, betonte Robin Rumler, der Präsident des österreichischen Pharmaindustrie-Verbandes Pharmig, bei dessen Generalversammlung am 24. April in Wien. Es gelte, neue Arzneimittel früher für die Patienten verfügbar zu machen als bisher. Rumler fügte hinzu, die Pharmaindustrie weise eine globale Forschungs- und Entwicklungsquote von etwa 14,4 Prozent auf und liege damit unter allen Branchen an der Spitze. In den meisten Industriezweigen belaufe sich die Quote auf nur etwa drei Prozent. Zumal in Österreich sei die Politik aufgefordert, attraktive Investitionsbedingungen für innovative Pharmaunternehmen zu bieten. Rumler zufolge ist Österreich zwar nach wie vor ein guter Wirtschaftsstandort. Es habe aber durchaus Potenzial, noch besser zu werden, wie etwa die Schweiz mit ihrer starken Pharmabranche zeige. Allerdings: „Wenn wir nichts tun, kommen wir sicher nicht weiter.“
Mutter des Versagens
Der Vorsitzende des Rates für Forschung und Technologieentwicklung (RFT), Hannes Androsch, kritisierte, Österreich sei „von der Überholspur auf die Kriechspur“ gewechselt. Und der Erfolg der Vergangenheit könne „zur Mutter des Versagens werden, wenn man in Bequemlichkeit und Selbstgefälligkeit versinkt.“ Mit Schönreden und Gesundbeten ließen sich jedenfalls keine Probleme lösen, zumal im Bildungsbereich, der für den Wirtschaftsstandort höchste Bedeutung habe. „Denn ein Land wie Österreich, das kaum über Rohstoffe verfügt, muss auf die Talente und Fähigkeiten seiner jungen Leute setzen“, betonte Androsch. Außerdem gelte es, die Einstellung der Bevölkerung zu Technik und Wissenschaft zu verbessern. Ausdrücklich sprach sich der ehemalige Vizekanzler und Finanzminister für die Handelsabkommen der EU mit den USA (TTIP) und Kanada (CETA) aus: „Gerade in einen kleinen Land wie Österreich sollte man verstehen, dass wirtschaftliche Abschottung nichts bringt.“ Freilich gebe es heikle Punkte, etwa die umstrittenen Schiedsgerichte oder die Tatsache, dass Handelsabkommen mit den USA als Gesamtheit nicht zwangsläufig und in allen Details in den 50 Bundesstaaten anwendbar sind. Diesbezüglich müsse die EU eben „aufpassen“.
Androsch forderte die Bundesregierung auf, „Courage aufzubringen“ und die seit langem notwendigen Reformen in Angriff zu nehmen: „Natürlich ist das schwierig. Aber dafür ist die Regierung ja da.“ Und Androsch verwies auf den Staatskanzler Maria Theresias, Graf Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg, der gesagt habe: „Vieles wird nicht gemacht, weil es schwierig ist. Aber Vieles ist nur schwierig, weil es nicht gemacht wird.“
Max-Planck-Gesellschaft für Österreich
Josef Penninger, der wissenschaftliche Direktor des Institute of Molecular Biotechnology (IMBA) an der Akademie der Wissenschaften, ergänzte, Österreich müsse seine Bildungseinrichtungen und Universitäten als „essenziell“ für die Gesellschaft betrachten. Er forderte die Einrichtung einer „Art Max-Planck-Gesellschaft“, da das IMBA, wiewohl das größte Institut an der Akademie der Wissenschaften, im internationalen Vergleich „immer noch viel zu klein“ sei. „Wir sollten die besten Köpfe nach Österreich holen. Davon würden letztlich alle profitieren“, betonte Penninger. Wünschenswert sei weiters die Einrichtung eines „Austrian Stem Cell Centre“, an dem sich auch die Pharmaindustrie finanziell beteiligen solle.
Unternehmen motivieren
In der folgenden Podiumsdiskussion mit Androsch und Penninger konstatierte Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber, prinzipiell sei die Branche hinsichtlich der finanziellen Wünsche Penningers durchaus gesprächsbereit: „Aber dafür muss es entsprechende steuerliche Anreize geben. Die privaten Unternehmen gehören motiviert.“ Die Pharmaindustrie bekenne sich zum Standort Österreich und führe etwa derzeit klinische Studien mit mehreren 1.000 Patienten durch. Allerdings müsse die Regierung der vorherrschenden „Atmosphäre der Angefressenheit“ Konter geben und endlich den verkrusteten Strukturen entgegenwirken, „in denen viel Geld versickert.“
Wien oder Berlin
Zu seiner persönlichen Zukunft sagte Penninger, er habe ein „phantastisches Angebot“ aus Deutschland und die Möglichkeit, am Berlin Institute of Health „in der internationalen Champions League zu kicken.“ Dennoch sei es durchaus möglich, ihn in Österreich zu halten. Ob der Hinweis aus der Verwaltung, „dass Wien halt nicht Berlin ist“, dem dienlich sei, ließ Penninger offen. Dem Chemiereport erläuterte der Wissenschaftler, er werde über seinen Verbleib in Österreich „innerhalb der kommenden drei bis vier Wochen“ entscheiden. Druck habe er nicht: „Ich kann meine Forschung überall machen.“
23.04.15
von
Klaus Fischer
„Wir sehen keine Logik in dieser Kombination, auch unsere Unternehmenskulturen passen nicht zusammen.“ So kommentiert der Chef des US-amerikanischen Generikakonzerns Mylan, Robert J. Coury, das Übernahmeangebot des israelischen Branchengiganten Teva, dem unter anderem die deutsche Ratiopharm gehört. Darüber hinaus äußerte Coury kartellrechtliche Bedenken: Die Überschneidungen in den Geschäftsfeldern der beiden Unternehmen seien so groß, dass eine Genehmigung einer wie auch immer gearteten Fusion „unwahrscheinlich ist.“ Mylan werde daher seine eigene Strategie fortsetzen. Beabsichtigt sei unter anderem, den irischen Pharmakonzern Perrigo zu übernehmen. Allerdings ist dieser seinerseits von der Mylan-Offerte alles andere als begeistert. Diese werde dem Unternehmenswert von Perrigo bei weitem nicht gerecht, ließ Unternehmenschef Joseph C. Papa wissen.
Die als Weltmarktführer bei Generika geltende Teva hatte am 21. April gemeldet, sie wolle Mylan um 82 US-Dollar pro Aktie und damit insgesamt etwa 40 Milliarden US-Dollar erwerben. So entstünde bis 2018 ein weltweit führender Pharmakonzern mit einem Jahresumsatz von rund 33 Milliarden US-Dollar und einem EBITDA von etwa 13 Milliarden, verlautete Teva in einer Aussendung. Wie Teva-Präsident Erez Vigodman in einem Schreiben an den „lieben Robert“ Coury ausführte, wäre das eine „erheblich attraktivere und höheren Wert schaffende Alternative für Mylan und seine Aktionäre als die geplante Übernahme von Perrigo durch Mylan.“ Er sei enttäuscht von der ablehnenden Haltung Courys und hoffe, allfällige Fragen in einem persönlichen Gespräch klären zu können, fügte Vigodman hinzu. Eine öffentliche Reaktion Courys erfolgte bisher nicht.
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