Weblog von fischer
CEFIC: Produktion nur schwach gewachsen
30.03.15
von
Klaus Fischer
Um magere 0,3 Prozent wuchs die Produktion der chemischen Industrie Europas von 2013 auf 2014. Das teilte der Branchenverband CEFIC mit. Seinem neuesten Trendreport zufolge verzeichnete die Petrochemie-Erzeugung ein Minus von vier Prozent. Die Herstellung wesentlicher anorganischer Chemikalien ging 1,2 Prozent zurück, die Polymererzeugung um 0,5 Prozent. Knapp kompensiert wurde dies durch ein Plus von 2,8 Prozent bei Spezialchemikalien und 2,1 Prozent bei Haushaltschemikalien. Insgesamt lag die Chemikalienproduktion in Europa um 5,3 Prozent unter dem Rekordwert von 2007, dem Jahr vor dem Beginn der Wirtschaftskrise.
Wie das CEFIC hinzufügt, sanken die Chemikalienpreise von 2013 auf 2014 um 1,8 Prozent. Der Vergleich der Dezember-Daten für 2013 und 2014 ergibt sogar ein Minus von 3,6 Prozent. Am schlimmsten betroffen waren die Hersteller von Petrochemikalien, die sich mit einem Preisrückgang von 6,6 Prozent konfrontiert sahen. Die Kunststoffpreise sanken im Dezember-zu-Dezember-Vergleich um 1,8 Prozent.
Rückläufig war – zumindest von Jänner bis einschließlich November 2014 - auch der Außenhandelsüberschuss. Er belief sich auf rund 40,4 Milliarden Euro, um 4,2 Milliarden weniger als im Vergleichszeitraum 2013. Die USA konnten ihr gegenüber Europa bestehendes Handelsdefizit im Chemiebereich um rund eine Milliarde Euro auf 4,8 Milliarden verringern.
CEFIC-Generaldirektor Hubert Mandery verlautete in einer Aussendung, das niedrige Wachstum sei „zum Teil auf den Exportrückgang zurückzuführen.“ Das Sinken der Ölpreise habe das grundlegende Problem nicht gelöst, das darin bestehe, Europas chemische Industrie „zu wettbewerbsfähigen Preisen zuverlässig mit Energie zu versorgen.“
Görtschitztal: Weiter Krach um HCB-Emissionen
27.03.15
von
Klaus Fischer
Die Auseinandersetzungen um die HCB-Emissionen im Kärntner Görtschitztal gehen weiter. Donau-Chemie-Chef Franz Geiger reagierte gestern auf Behauptungen der Wietersdorfer & Peggauer Zementwerke (w & p), die Belastungen des von dieser zu verbrennenden Blaukalks mit HCB seien anfangs nicht bekannt gewesen. Geiger verlautete in einer Aussendung, es „steht fest, dass w&p von Beginn an die Material-Belastung kannte und wusste, wie sie den Blaukalk korrekt zu verarbeiten hatte.“ Das habe die w & p „selbst mehrfach bestätigt.“ Außerdem habe sie betont, auch ein unterschiedlicher Gehalt an Chlorkohlenwasserstoffen wie HCB habe „keine Relevanz für eine korrekte, sichere und umweltgerechte Verarbeitung. Die korrekte, sichere und umweltgerechte Verarbeitung hat w&p ausdrücklich gewährleistet.“ Keinesfalls habe die Donau Chemie das belastete Material falsch deklariert.
Geiger fügte hinzu, der Vertrag mit der w & p sei aufrecht und erlaube dieser, den Blaukalk auch „außerhalb des Görtschitztales“ zu behandeln, falls sich dafür geeignete Subunternehmer finden. Die Donau Chemie wolle „aufklären und aktiv an einer Problemlösung für das Görtschitztal arbeiten.“ Unter anderem sei sie „in den Arbeits- und Expertengruppen auf Landes- bzw. Behördenebene daran beteiligt, Zukunftskonzepte zu erstellen.“ Im Werk Brückl, aus dem der belastete Blaukalk stammt, unternehme sie „alles im eigenen Einflussbereich, um den Sanierungsfortschritt zu unterstützen.“ In Brückl lagern noch etwa 400.000 Tonnen mit HCB belasteter Blaukalk. Die dortige Deponie K20 muss bis spätestens 2022 geräumt werden.
Österreich: CO2-Emissionen sinken
26.03.15
von
Klaus Fischer
Rund 79,6 Millionen Tonnen Treibhausgase (CO2-Äquivalente) wurden 2013 in Österreich emittiert, um 0,2 Prozent bzw. 0,2 Millionen Tonnen weniger als 2012. Das zeigt die heute veröffentlichte Treibhausgas-Inventur des Umweltbundesamtes (UBA). In der Energiewirtschaft sanken die Emissionen von 11,21 auf 10,02 Millionen Tonnen (minus 10,6 Prozent). In der Industrie stiegen sie dagegen von 25,28 auf 25,73 Millionen Tonnen (plus 0,5 Prozent), im Verkehr von 21,24 auf 22,25 Millionen (plus 4,7 Prozent). Den Emissionsrückgang in der Energiewirtschaft führt das UBA auf die verminderte Strom- und Wärmeerzeugung in thermischen Kraftwerken und Heizwerken sowie auf gestiegene Stromimporte zurück. Für vermehrten CO2-Ausstoß in der Industrie macht das UBA vor allem die Eisen- und Stahlbranche verantwortlich. Im Verkehr schlug der höhere Benzin- und Dieselverbrauch zu Buche. Außerdem wurden den konventionellen Kraftstoffen weniger Biokraftstoffe beigemengt. Der Beimengungsanteil belief sich 2013 auf 6,2 Prozent, 2012 waren es noch 6,8 Prozent. Wie das UBA hinzufügt, stiegen die CO2-Emissionen im Verkehrsbereich vom Basisjahr 1990 bis einschließlich 2013 um rund 63 Prozent.
Umstrittene Forderungen
Laut dem zuständigen Abteilungsleiter im UBA, Jürgen Schneider, lagen die österreichischen Emissionen 2013 insgesamt um rund 2,9 Millionen Tonnen unter dem aufgrund der EU-internen Rechtslage erlaubten Wert. Schneider forderte dennoch „radikale Schnitte“, um die Emissionen bis 2050 um rund 80 bis 95 Prozent zu senken, wie dies im Zuge der internationalen klimapolitischen Verhandlungen diskutiert wird. Einen verbindlichen Beschluss dazu gibt es allerdings nicht. Ob dieser auf dem Weltklimagipfel in Paris im Dezember fällt, ist fraglich. Etliche Staaten, darunter auch Mitglieder der EU, wehren sich mit Klauen und Zähnen gegen eine entsprechende völkerrechtlich bindende Festlegung. Sie befürchten ruinöse Auswirkungen auf ihre Energiewirtschaft und ihre Industrie. Widerstand kommt nicht zuletzt von den beiden größten CO2-Emittenten der Welt, China und den USA.
Stärkster Rückgang
Seitens des Elektrizitätswirtschaftsverbandes Oesterreichs Energie hieß es zur Treibhausgas-Inventur für 2013, der Energiesektor habe mit minus 10,6 Prozent „den stärksten Rückgang der Treibhausgasemissionen aller untersuchten Branchen“ aufgewiesen. Die Emissionen lägen „um mehr als ein Viertel unter dem Wert von 1990 (13,72 Millionen Tonnen).“ Als Gründe nannte Oesterreichs Energie „einerseits die gestiegene Effizienz der heimischen Kraftwerke, andererseits aber auch den Strompreisverfall an den Märkten, der die hocheffizienten Kraftwerke unwirtschaftlich macht und zu einem Steigen der Stromimporte und einem Rückgang der Inlandsproduktion von Strom geführt hat.“
Kritik an der Regierung
Unterdessen präsentierte der österreichische Biomasseverband eine in seinem Auftrag erstellte Studie über „regionale Wertschöpfung durch Biomasse“. Diese wurde vom Klima- und Energiefonds der Bundesregierung (KLI.EN) gefördert und von der Österreichischen Energieagentur auf Basis von Daten aus der sogenannten „Klima-Modellregion“ (KEM) Hartberg in der Steiermark erstellt. Das Ergebnis fasst der Biomasseverband folgendermaßen zusammen: „Beim Einsatz heimischer Biomasse zur Wärmeerzeugung werden fossile Energieimporte ersetzt und gleichzeitig wird die regionale Beschäftigungsintensität erhöht.“ Die Verminderung der Ölimporte wirke sich auch auf die CO2-Bilanz aus.
Am Rande der Präsentation der Studie übte der Präsident des Biomasseverbands, Josef Plank, Kritik am diese Woche vorgestellten Wohnbausanierungspaket der Bundesregierung. Das Fehlen von Energieeffizienzkriterien sei nicht eben erfreulich. Einmal mehr forderte Plank die neuerliche Einführung der Zweckbindung der Wohnbauförderung.
„Gutes und passables Ergebnis“
24.03.15
von
Klaus Fischer
„Es ist ein gutes und passables Ergebnis.“ So kommentierte der scheidende Vorstandsvorsitzende der Lenzing-Gruppe, Peter Untersperger, heute deren Jahresbilanz 2014. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) sei um 24 Prozent auf 240,3 Millionen Euro gewachsen. Bei der Absatzmenge habe die Lenzing mit 960.000 Tonnen ein Plus von acht Prozent verzeichnet: „Wir sind also drei- bis vier Mal so stark gewachsen wie der Markt.“ Mit 137 Millionen Euro hätten die Einsparungen den geplanten Wert von 60 Millionen Euro weit übertroffen.
Dass das operative Ergebnis (EBIT) um 62,6 Prozent einbrach und ein Konzernverlust von 14,2 Millionen Euro zu verzeichnen war, begründete Untersperger mit Wertanpassungen um insgesamt 94 Millionen Euro bei den Tochtergesellschaften PT. South Pacific Viscose in Indonesien und Lenzing Nanjing Fibers in China. Diese seien infolge des weiterhin „schwierigen Preisumfelds“ notwendig geworden. „Wir haben damit unsere Bilanz gesäubert und die Firmenwerte auf Null gestellt“, sagte Untersperger. Er verlasse die Lenzing schweren Herzens, jedoch erhobenen Hauptes, nachdem er 30 Jahre lang „mit Leib und Seele“ für das Unternehmen gearbeitet habe. Während seiner sechsjährigen Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender habe sich der Umsatz der Lenzing-Gruppe verdreifacht und deren Marktkapitalisierung „versechs- bis siebenfacht.“ Seinen designierten Nachfolger Stefan Doboczky bezeichnete Untersperger als „jungen, dynamischen, sehr sympathischen Kerl“.
Basis für künftige Erfolge
Finanzvorstand Thomas Riegler und Vertriebsvorstand Robert de Kerkhof betonten unisono, Untersperger sowie die gesamte Belagschaft der Lenzing hätten „die Basis für künftige Erfolge“ gelegt. Diese zu erzielen, werde angesichts des schwierigen Fasermarktes freilich nicht einfach. Wegen der sinkenden Ölpreise gehen auch die Preise für Polyester und damit die gesamten Faserpreise zurück. Zwar verminderten die Baumwollproduzenten die Anbauflächen und somit zumindest tendenziell das Angebot an Baumwollfasern. Doch China alleine verfüge über Lagerbestände, die ausreichten, um den gesamten globalen Bedarf für ein Jahr zu decken. Eine „Erholung der Preissituation“ sei bis auf Weiteres nicht in Sicht.
Anlass zu Optimismus bieten laut Kerkhof die erzielten „weiteren Absatzsteigerungen“ bei den Faserprodukten Tencel und Lenzing Modal. Heuer werde auch die neu in Betrieb gegangene Tencel-Anlage in Lenzing (Jahreskapazität 67.000 Tonnen) erstmals „voll zum Tragen“ kommen. Mit einer Marktoffensive sollen insbesondere Tencel-Baumwoll-Mischungen beworben werden.
Riegler zufolge wird das Kostensenkungsprogramm „Excellenz“ weiter fortgesetzt. Für heuer sind „strukturelle Einsparungen“ von rund 130 Millionen Euro geplant. Ab 2016 sollen es im Vergleich zu 2013 jährlich 160 Millionen Euro sein. Eine der diesbezüglichen Maßnahmen ist eine Personalreduktion um rund 200 bis 250 Beschäftigte. Diese soll unter anderem durch den Verkauf nicht zum Kerngeschäft gehörender Kapazitäten im Bereich Technik erfolgen. Als Beispiele nannte Riegler gegenüber dem Chemiereport den Gerüstbau, die Blechtechnik sowie die Fräserei. Wie Riegler betonte, heißt der Verkauf allerdings nicht, „dass die betroffenen Menschen ihren Arbeitsplatz zwangsläufig verlieren. Wir brauchen diese Leistungen ja weiterhin und werden sie daher künftig zukaufen. Es kann also durchaus sein, dass jemand seinen Arbeitsplatz behält und nur der Eigentümer des Unternehmens, bei dem er tätig ist, nicht mehr die Lenzing ist.“
Erster Teil abgeschlossen
Vom Chemiereport gefragt, warum er die Lenzing mitten in einer Umstrukturierung verlässt, sagte Untersperger, der erste Teil der Umstrukturierung sei erfolgreich abgeschlossen. Mit kolportierten Unzufriedenheiten der Eigentümer hinsichtlich Investitionsentscheidungen in den vergangenen Jahren, in denen hohe Preise für Viskosefasern erzielt wurden, habe sein Abgang nichts zu tun. „Ich würde die meisten Dinge wieder so machen“, betonte Untersperger. Nun zu gehen, sei „meine ganz persönliche Entscheidung“ gewesen.
Seine Funktion als Obmann des Fachverbandes der chemischen Industrie Österreichs (FCIO) legt Untersperger Ende Mai übrigens ebenfalls zurück, teilte er dem Chemiereport mit. Allerdings führt er zuvor noch die Kollektivvertragsverhandlungen. „Das ist ja eher unangenehm“, sagte Untersperger lächelnd.
Lenzing AG: Doboczky folgt Untersperger
20.03.15
von
Klaus Fischer
Der gebürtige Kärntner Stefan Doboczky folgt per 1. Juni Peter Untersperger als Vorstandschef der Lenzig AG. Das teilte der Faserkonzern am Freitagnachmittag per Aussendung mit. Darin hieß es, Untersperger verlasse das Unternehmen „auf eigenen Wunsch“. Infolge dessen habe der Aufsichtsrat Doboczky zu seinem Nachfolger bestellt. Unterspergers Vertrag wäre noch bis 31. März 2016 gelaufen. Der Manager war seit 30 Jahren für die Lenzing tätig, seit 2009 als Vorstandschef. Gemeldet wurde sein Rücktritt wenige Tage vor der Bekanntgabe des Jahresergebnisses der Lenzing-Gruppe 2014 am 24. März. Die Entscheidung über Unterspergers Ablöse ist indessen offenbar bereits vor einiger Zeit gefallen. Bereits am 18. März verlautete der holländische Chemiekonzern Royal DSM, bei dem sein Nachfolger Doboczky derzeit tätig ist, dieser verlasse das Unternehmen per 1. Juni.
Wie die Lenzing Anfang März per Aussendung mitgeteilt hatte, dürfte das Jahresergebnis 2014 nicht besonders erfreulich ausfallen. Erwartet wird ein Verlust von rund 14 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern (EBIT) soll rund 22 Millionen Euro betragen, 2013 waren es in den fortgeführten Bereichen noch 41 Millionen gewesen. Die Lenzing ist infolge der niedrigen Preise für Viskosefasern wirtschaftlich unter Druck. Um gegenzusteuern, soll eine zentrale Instandhaltung eingerichtet werden, die Engineering-Kapazitäten werden zurückgefahren. Überlegt wird auch, die nicht zum Kerngeschäft der Lenzing Technik gehörenden Bereiche ganz oder teilweise zu verkaufen. Dass der Vorstandsvorsitzende mitten in einer solchen Umbauphase geht, wird von Beobachtern als „zumindest ungewöhnlich“ bezeichnet. Keine Angaben machte die Lenzing, ob Untersperger auch seine Funktion als Obmann des Fachverbandes der chemischen Industrie Österreichs (FCIO) zurücklegt.
Sein Nachfolger Doboczky ist laut Aussendung der Lenzing promovierter Chemiker und seit 1998 bei Royal DSM. Dort ist er noch bis Ende Mai als Vorstandsmitglied für die „strategische Neuausrichtung der globalen Pharma Aktivitäten, den Bereich Corporate Operations & Responsible Care sowie die konzernweite Wachstumsagenda auf den asiatischen Märkten“ tätig. Gerade in Asien agierte die Lenzing zuletzt nicht sehr erfolgreich. Bei den Tochtergesellschaften in Indonesien (PT. South Pacific Viscose) und China (Lenzing Nanjing Fibers) erfolgten wegen der schlechten Viskosepreise 2014 Wertberichtigungen von rund 94 Millionen Euro. Hanno Bästlein, der Chef des Nominierungsausschusses des Aufsichtsrats der Lenzing AG, verlautete in der Aussendung, Doboczky sei „mit seiner internationalen Industrie-Expertise, seiner fast zehnjährigen Managementerfahrung in Asien und seinem starken technischen Hintergrund die ideale Verstärkung des bestehenden Vorstandsteams, um die Lenzing Gruppe weiter Richtung Wachstum zu führen.“
Energieeffizienz: Streit um die Kosten
17.03.15
von
Klaus Fischer
„Rechtlich und in der Sache unzutreffend“ sei die Kritik der Wirtschaftskammer (WKO) an den Maßnahmen der Energieversorger im Zusammenhang mit dem Energieeffizienzgesetz. Das betont der Branchenverband Oesterreichs Energie in einer Aussendung.
Gestützt auf ein Rechtsgutachten des Wiener Unternehmens- und Wirtschaftsjuristen Heinz Krejci behauptet die Kammer, die Energieversorger dürften die Kosten, die ihnen durch das Gesetz entstehen, „nicht beliebig“ auf ihre Kunden überwälzen. Auch Preisanpassungsklauseln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der Energieversorger, die grundsätzlich die Möglichkeit von Kostenwälzungen eröffnen, seien „mit Vorsicht zu genießen“. Bei einer Pressekonferenz in Wien verlautete der Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik der WKO, Stephan Schwarzer, aus der 80-seitigen „tollen Analyse“ Krejcis gehe dreierlei hervor: Erstens müssten Preisanpassungsklauseln in den AGB ausgewogen sein, was sie für die Kunden der Energieversorger oft nicht seien. Zweitens seien intransparente Klauseln verboten. Drittens schließlich dürften die Energieunternehmen allenfalls die ihnen tatsächlich entstehenden Kosten weiterverrechnen. Eine Weiterverrechnung erwarteter Kosten, wie sie derzeit erfolge, sei dagegen unzulässig.
Vom Chemiereport gefragt, wie die Kammer weiter vorgehen wolle, sagte Schwarzer: „Wir werden unsere Mitglieder von dem Gutachten informieren.“ An eine Verbandsklage gegen die E-Wirtschaft denke die Kammer indessen nicht. Gespräche zwischen der E-Wirtschaft und ihren Kunden seien im Gange und verliefen „meines Wissens nach konstruktiv. Niemand hat Interesse an einer Prozessflut.“ Notfalls müssten strittige Fragen jedoch zwischen den Energieversorgern und ihren Kunden ausjudiziert werden. Vom Chemiereport darauf angesprochen, dass manche Großunternehmen von ihren Energieversorgern verlangen, Konzepte für Effizienzmaßnahmen umzusetzen und dafür überdies Zahlungen zu leisten, sagte Schwarzer: „Davon habe ich noch nie gehört.“ Falls dergleichen vorkomme, handle es sich um eine privatrechtliche Angelegenheit. Und worauf sich zwei Vertragspartner einigten, sei grundsätzlich jedenfalls legal.
Himmel, hilf
Krejci ergänzte, die Kammer habe vorerst einmal eine Drohkulisse aufgebaut: „Es würde sich bestimmt auch ein Anwalt finden, der eine Sammelklage macht.“ Dennoch empfehle sich nicht, die offenen Fragen auszujudizieren: „Vor Gericht und auf hoher See ist man bekanntlich in Gottes Hand.“ Krejci zufolge wäre es besser, „eine Empfehlung oder eine Art Richtlinie“ für die Weiterverrechnung von Kosten, die den Energieversorgern tatsächlich entstünden, zu erarbeiten. Im Gespräch mit dem Chemiereport beklagte Krejci ein allgemeines Nachlassen der Kompromissbereitschaft: „Ich sehe eine Tendenz zum raueren Umgang miteinander. Kontrahenden sind heute viel leichter bereit, Grenzen auszuloten als in der Vergangenheit.“
Effizienz kostet
Seitens der E-Wirtschaft verlautete die Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, Barbara Schmidt, die Branche habe „bereits vor Beschlussfassung des Gesetzes eindringlich davor gewarnt, dass mit dem Gesetz Kosten verbunden sein werden, die nicht nur von den Lieferanten getragen werden können.“ Effizienzmaßnahmen zu setzen oder zuzukaufen, „kostet Geld. Und Effizienzkosten sind nun einmal Teil des Energiepreises.“ Die Vorgangsweise der Energieversorger stehe im völligen Einklang „mit den Vorgaben des Energieeffizienzgesetzes und den zwischen Lieferant und Kunde vereinbarten individuellen Lieferverträgen im Gewerbe- und Industriebereich.“
Einmal mehr kritisierte Schmidt das „das Fehlen stabiler Rahmenbedingungen.“ Bis zur Einrichtung der Monitoringstelle werde es noch Monate dauern. Auch die Richtlinienverordnung, ein zentrales Dokument hinsichtlich der zulässigen sowie anrechenbaren Energieeffizienzmaßnahmen, liege noch immer nicht vor. Dennoch „setzt die E-Wirtschaft bereits aktiv eine Vielzahl von Maßnahmen im Bereich der Energieeffizienz um, zu denen auch Kooperationen mit energieverbrauchenden Unternehmen gehören.“
Für nicht realistisch halten Vertreter der E-Wirtschaft die von Schwarzer genannten Kosten für Energieeffizienzmaßnahmen. Schwarzer bezifferte diese bei der Pressekonferenz mit „etwa zehn Cent pro eingesparter Kilowattstunde (kWh).“ Dem gegenüber berichtete Herwig Hauenschild, Prokurist und Leiter der Rechtsabteilung der EnergieAllianz Austria, Energieberatungen bei Großunternehmen hätten einen Preis von etwa 32 Cent pro kWh ergeben, Beratungen bei Kleinbetrieben einen von rund 97 Cent.
EFSA: kaum Pestizid-Gefahr
16.03.15
von
Klaus Fischer
Bei mehr als 97 Prozent der Lebensmittel in der EU werden die Pestizidgrenzwerte eingehalten, 54,6 Prozent enthalten keine nachweisbaren Rückstände. Nur in 1,5 Prozent der Fälle waren eindeutige Überschreitungen der Grenzwerte nachweisbar. Das teilt die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA mit. Sie untersuchte für ihren neuesten „European Union report on pesticide residues in food“ fast 81.000 Stichproben aus 27 EU-Mitgliedsländern sowie Island und Norwegen auf etwa 700 Pestizide. Die Analysen fanden im Jahr 2013 statt.
Wie die EFSA festhält, stammten 68,2 Prozent der beprobten Lebensmittel aus europäischen Ländern und 27,7 Prozent aus Drittstaaten. Bei 4,1 Prozent der Proben konnte das Ursprungsland nicht ermittelt werden. Bei den aus Drittstaaten importierten Lebensmitteln waren die Grenzwertüberschreitungen mit einem Anteil von 5,7 Prozent etwa vier Mal so häufig wie bei den aus Europa stammenden (1,4 Prozent). Insgesamt sind die Grenzwertüberschreitungen seit dem vorigen Pestizidbericht bei den importierten Lebensmitteln jedoch um fast zwei Prozentpunkte gefallen.
Insgesamt geht die EFSA davon aus, dass die gesundheitlichen Risiken für Europas Bürger durch Pestizidrückstände in Lebensmitteln sehr gering sind. Eine ausführliche Zusammenfassung des Berichts findet sich auf www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/4038.htm.
Kunststoffpartikel: Industrie „nicht das Problem“
12.03.15
von
Klaus Fischer
Der österreichische Beitrag zur Belastung des Schwarzen Meeres mit Plastikpartikeln ist mit durchschnittlich 25 bis 145 Kilogramm pro Tag gering. Und der Industrie zurechenbar sind davon maximal zehn Prozent, somit schlimmstenfalls 14,5 Kilogramm. Das zeigt die Studie „Plastik in der Donau“, die das Umweltbundesamt (UBA) im Auftrag des Umweltministeriums sowie der Bundesländer Oberösterreich, Niederösterreich und Wien durchführte und die heute von Umweltminister Andrä Rupprechter sowie dem stellvertretenden Geschäftsführer des UBA, Karl Kienzl, präsentiert wurde. Wie Kienzl dem Chemiereport mitteilte, ist die Industrie hinsichtlich des Eintrags von Plastikpartikeln in die Donau „sicher nicht das Problem.“ Gut und gerne 90 Prozent der vom UBA mit einer weltweit neuartigen Messmethode festgestellten Partikel sind sogenannte „diffuse Einträge“. Sie umfassen alles von Folien über Fasern bis zu nicht näher identifizierbaren Fragmenten. Dieses Material gelangt vor allem über die Abschwemmung unsachgemäß entsorgter Plastikabfälle in die Gewässer.
Der Auftrag zu der Studie erging im Frühjahr 2014, nachdem eine Untersuchung der Universität Wien für Aufsehen gesorgt hatte. Im Zuge der folgenden Debatten geriet unter anderem der Kunststoffhersteller Borealis unter Kritik. Der neuen UBA-Studie zufolge war dies jedoch schwerlich gerechtfertigt: Zwar fand das UBA in einem Abwasserkanal der Borealis am Standort Schwechat einzelne Plastikpellets mit mehr als 0,5 Millimetern Durchmesser. Doch ist dieser Kanal vor der Mündung in die Donau mit einem Gitter gesichert. Laut Kienzl kann höchstens ein Prozent der am Messpunkt Hainburg in der Donau aufgefundenen Kunststoffpellets der Borealis zugerechnet werden. Das bedeutet: Wenn es hochkommt, gelangen im Durchschnitt ganze 14,5 Dekagramm Kunststoffpellets pro Tag aus Borealis-Beständen in die Donau. Zum Vergleich: Die jährliche Produktion des Unternehmens beläuft sich allein am Standort Schwechat auf rund eine Million Tonnen Polyolefine pro Jahr bzw. durchgerechnet rund 2.740 Tonnen pro Tag.
Industrie räumt auf
Und die Industrie ist bemüht, den auf sie entfallenden Kunststoffeintrag in Österreichs Gewässer auf Null zu senken. Dem dient der Pakt „Zero Pellets Loss“, den der Fachverband der chemischen Industrie Österreichs (FCIO) heute mit Umweltminister Andrä Rupprechter formell schloss. Für die Kunststoffindustrie unterzeichnete der Geschäftsführer der Geberit Produktions GmbH, Helmut Schwarzl. Schwarzl sagte bei der Pressekonferenz, jedes Kilogramm Plastik in den Gewässern sei zu viel. Die Industrie betrachte Plastik als wertvollen Rohstoff und wolle allein schon aus diesem Grund den Verlust derartigen Materials sowie dessen Eintrag in die Gewässer so weit wie möglich verhindern. Mit dem Pakt solle der Eintrag auf weniger als ein Kilogramm pro Tag gesenkt werden. Schwarzl fügte hinzu, 20 Unternehmen hätten den Vertrag bereits unterschrieben. Sie repräsentieren etwa 80 Prozent der österreichischen Kunsttoffproduktion: „Wir wollen so schnell wie möglich auf einen Anteil von über 90 Prozent kommen.“
Politische Maßnahmen
Umweltminister Rupprechter betonte, Österreich müsse sich in Sachen Gewässerschutz im internationalen Vergleich „nicht zu verstecken“. Hinsichtlich des Eintrags von Plastikpartikeln in Gewässer kündigte der Minister ein Zehn-Punkte-Programm an. Auf europäischer Ebene umfasst dieses das Etablieren einheitlicher Methoden und Messstandards für Plastikpartikel in Fließgewässern, die Festlegung von EU-weit geltender Grenzwerte für den Eintrag von Plastikpartikeln durch die Industrie in Gewässer , das Unterstützen des freiwilligen Ausstiegs der europäische Kosmetikindustrie aus der Nutzung von Mikro-Plastikpartikeln, eine Mikroplastikkonferenz in Brüssel, die am 10. und 11. Mai stattfinden soll, die Aufnahme des Themas in den Umweltbericht 2020 der Europäischen Umweltagentur sowie die Umsetzung der Plastiksackerl-Richtlinie in Österreich.
Die Bestandteile des Programms auf nationalstaatlicher Ebene sind der Stakeholder-Dialog zur UBA-Donaustudie am 12. März 2015, der „Zero Pellets Pakt“ mit der Kunststoffindustrie, die Weiterführung des Messprogrammes an der Donau und ausgewählten Flüssen gemeinsam mit den Bundesländern, Bewusstseinsbildungsmaßnahmen mit den Bundesländern sowie den Abfall- und Abwasserverbänden und schließlich Bewusstseinsbildung seitens des Umweltministeriums zum Songcontest, der als „Green Event“ hohen ökologischen Standards entsprechen soll.
Rupprechter sagte auf Anfrage des Chemiereports, er habe beim Umweltministerrat im vergangenen Dezember die Etablierung einheitlicher europäischer Grenzwerte für den Eintrag von Plastikpartikeln in Gewässer angeregt. Das Initiativrecht liege bei der Kommission, auch sei die Zustimmung des Europäischen Parlaments erforderlich. Scherzend fügte Rupprechter hinzu, die einheitlichen Grenzwerte würden wohl „im Zuge der nächsten EU-Präsidentschaft Österreichs“ im Jahr 2019 beschlossen.
Der Zero-Pellets-Loss-Pakt des Umweltministeriums mit der Kunststoffindustrie umfasst folgende Punkte:
1. Sicherstellung, dass an allen Ladestellen Auffangkörbe verwendet werden
2. strategische Platzierung von Granulatbehältern zur Entsorgung vor Ort
3. Überprüfung aller Gullys auf korrekt installierte Siebe
4. sorgfältige Versiegelung von Massengutbehältern vor der Verschiffung
5. Kontrolle von Massengutbehältern auf saubere Leerung
6. Sicherstellung, dass das Dach der Silowagen nach dem Beladen frei von Granulat ist
7. Installation zentraler Absaugsysteme, wo dies praktikabel ist
8. sorgfältige Entsorgung von losem Granulat
9. Schulungen der Mitarbeiter
10. Information der Logistikpartner
Nicht die Falschen prügeln
09.03.15
von
Klaus Fischer
Die Kompetenzen für die Finanzierung des Gesundheitswesens beim Bund zu konzentrieren empfiehlt der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) als gesetzliche Interessenvertretung der Pharmaindustrie. Auch die Doppelzuständigkeiten zwischen den Bundesländern und den Sozialversicherungsträgern gehören dem Verband zufolge bereinigt. Anlässlich eines Pressegesprächs warnten der Präsident des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI), Ingo Raimon, und FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger davor, sich bei den Diskussionen über die Gesundheitsreform ausschließlich auf die Medikamentenkosten zu konzentrieren und die volkswirtschaftliche Bedeutung neuer Arzneien sowie der pharmazeutischen Industrie im Allgemeinen außer Acht zu lassen. Hofinger erläuterte, die Kosten für Arzneimittel machten gerade einmal 12,3 Prozent der Gesamtkosten für das österreichische Gesundheitssystem aus: „Leider wird über die übrigen 87,7 Prozent wesentlich weniger diskutiert, obwohl dort erheblich mehr einzusparen wäre.“ Ohnehin seien bei den Erstattungskosten für Medikamente in den vergangenen Jahren „massive Einsparungen“ erzielt worden. Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger (HV) habe den von ihm selbst vorgegebenen „Kostendämpfungspfad“ eingehalten. Außerdem gelte es, die Angelegenheit „gesamtheitlich“ zu betrachten: „Innovative Medikamente erhöhen zwar kurzfristig die Kosten der Krankenkassen. Längerfristig bringen sie aber erhebliche Einsparungen in anderen Bereichen, wie etwa bei den Spitälern, beim Krankengeld oder in der Pensionsversicherung.“
Richtig managen
Raimon betonte, „das Heben von Effizienzen im Bereich Arzneimittel darf nicht dazu führen, dass Ineffizienzen in anderen Bereichen konserviert werden.“ Es gelte, „das Gesundheitssystem richtig zu managen.“ Das bedeute, einerseits Kosten zu senken, wo dies sinnvoll sei, andererseits aber ein Umfeld zu schaffen, „in dem Innovationen gedeihen können.“ Beispielsweise bemühe sich die Pharmaindustrie, auch weiterhin internationale klinische Studien nach Österreich zu bekommen und Österreich eine führdende Rolle im Rahmen solcher Studien zu verschaffen. Die Konkurrenz insbesondere aus Asien und den USA nehme zu, warnte Raimon. Und noch immer sei das Bewusstsein der Bevölkerung hinsichtlich des volkswirtschaftlichen „Assets“ Pharmaindustrie unterentwickelt. Er rief die Politik auf, „ein positives Klima“ zu schaffen. Denn die Entwicklung innovativer Medikamente durch die Pharmaindustrie sowie der Einsatz dieser Arzneien trügen direkt wie auch indirekt zu wirtschaftlichem Wachstum und gesellschaftlichem Wohlstand bei. Sie könne Menschen zu mehr gesund verbrachten Lebensjahren verhelfen. Dies bedeute gerade auch, „in die Gesundheit der Menschen zu investieren, weil wir dadurch die Lebensqualität sowie Produktivität des Einzelnen und gleichzeitig den Wohlstand der gesamten Bevölkerung erhöhen können.“ Wer gesund sei, könne nun einmal leichter für seinen persönlichen Wohlstand und damit auch jenen der Gesellschaft sorgen: „Wir brauchen mehr Menschen, die Beiträge zum Sozialsystem leisten können.“
03.03.15
von
Klaus Fischer
Die Lenzing-Gruppe erwartet für das Geschäftsjahr 2014 einen Verlust von rund 14 Millionen Euro, das Ergebnis vor Steuern (EBIT) soll sich auf rund 22 Millionen Euro belaufen. Das teilte das Unternehmen per Aussendung mit. Im Geschäftsjahr 2013 hatte das Konzernergebnis in den fortgeführten Bereichen rund 30,6 Millionen betragen, das EBIT war bei 41 Millionen Euro gelegen. Als Gründe für den Rückgang nannte die Lenzing „Einmaleffekte“: Wegen der gesunkenen Preiserwartungen für Viskosefasern waren Wertberichtigungen von rund 94 Millionen Euro bei den Lenzig-Tochtergesellschaften in Indonesien (PT. South Pacific Viscose) und China (Lenzing Nanjing Fibers) nötig. Vor Steuern und Abschreibungen sei dagegen ein EBITDA von etwa 240 Millionen Euro erwirtschaftet worden, was einem Plus von 25 Prozent gegenüber 2013 in den fortgeführten Geschäftsbereichen entspreche.
Mittlerweile habe der Aufsichtsrat die Neuordnung des Unternehmens genehmigt. Sie werde „weitere signifikante Kosteneinsparungen sowie eine Produktivitätssteigerung in der Größenordnung von rund 15% in den technischen Bereichen“ bringen. „Dies geschieht durch die Einrichtung einer zentralen Instandhaltung, durch die Anpassung der Engineering-Kapazitäten an den künftig wesentlich geringeren Investitionsbedarf und die strategische Neuausrichtung der Lenzing Technik“, hieß es in der Aussendung. Im Raum steht auch, „alle Teilbereiche, die nicht zum Kerngeschäft der Lenzing Technik zählen“, ganz oder teilweise zu verkaufen. Näheres dazu werde bei der Bilanzpressekonferenz am 24. März bekanntgegeben.
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