Weblog von fischer
OPCW erhält Friedensnobelpreis
11.10.13
von
Klaus Fischer
Die Organization for the Prohibition of Chemical Weapons (OPCW) erhält heuer den Friedensnobelpreis. Das teilte das Norwegische Nobel-Komittee mit. Begründet wird die Entscheidung mit den „intensiven Bemühungen“ der OPCW zur Eliminierung von Chemiewaffen. Ausdrücklich nahm das Komittee auf die Situation in Syrien Bezug, wo die Organisation mit dem Aufspüren und Beseitigen solcher Waffen beschäftigt ist.
Die OPCW wurde 1997 gegründet und dient der Umsetzung der Chemiewaffenkonvention der Vereinten Nationen, die die Herstellung, den Besitz, den Einsatz sowie die Verbreitung chemischer Kampfstoffe verbietet. Deren Vernichtung sollte weltweit bis April 2012 erfolgen. Eine Reihe von Staaten, darunter die USA und Russland, hätten diesen Termin jedoch nicht eingehalten, kritisierte das Nobel-Komittee in einer Aussendung. Bis dato haben 189 Staaten die Chemiewaffenkonvention unterzeichnet, zuletzt Somalia im Sommer des heurigen Jahres. Seit ihrer Gründung untersuchte die OPCW bei rund 5.000 Missionen in 86 Ländern etwa 2.000 chemische Fabriken sowie hunderte Örtlichkeiten, die mit Chemiewaffen in Zusammenhang gebracht werden.
„Große Ehre für kleine Organisation“
Die OPCW hat ihren Sitz in Den Haag. Ihr oberstes Organ ist die „Conference of the States Parties“, in der jeder Unterzeichnerstaat einen Sitz und eine Stimme hat. Sie entscheidet grundsätzlich mit einfacher Mehrheit, in sogenannten „substanziellen Fragen“ werden einstimmige Entscheidungen angestrebt. Sind solche nicht zu erzielen, kann die Conference nach einer Art „Abkühlungszeitraum“ von 24 Stunden mit Zweidrittelmehrheit entscheiden. Derzeit wird die Conference von dem britischen Diplomaten Paul Arkwright geleitet. Sie wählt ein alle zwei Jahre die Mitglieder des 41-köpfigen Executive Committee, wobei das Rotationsprinzip berücksichtigt wird. Dem Committee obliegt es insbesondere, der Conference Maßnahmen vorzuschlagen, falls ein Teilnehmerstaat seine Pflichten aus der Chemiewaffenkonvention nicht erfüllt.
Ob er dies tut, wird vom Technical Secretariat überprüft, das auch für die tägliche Verwaltungsarbeit der OPCW zuständig ist. Geleitet wird das Sekretariat von einem Generaldirektor, den die Conference auf Empfehlung des Committee für jeweils vier Jahre wählt. Derzeitiger Generaldirektor ist der türkische Diplomat Ahmet Üzümcü, der im Dezember 2009 gewählt wurde und sein Amt Ende Juli 2010 antrat.
Üzümcü sagte, die Verleihung des Nobelpreises sei eine „große Ehre für unsere kleine Organisation“. Der Einsatz chemischer Waffen in Syrien zeige, „dass wir noch viel Arbeit vor uns haben“. Er hoffe, die Anerkennung, die der Nobelpreis mit sich bringe, werde die Tätigkeit der OPCW erleichtern.
EU-Verfahren: ARA gibt sich optimistisch
30.09.13
von
Klaus Fischer
Noch bis 18. Oktober hat die Altstoff Recycling Austria (ARA) Zeit, zu den Vorwürfen der EU-Kommission bezüglich angeblicher Wettbewerbsverletzungen Stellung zu nehmen. Eine Verhandlungsrunde mit der Generaldirektion Wettbewerb sowie Rechtsexperten der Kommission findet in der letzten Novemberwoche statt, sagte ARA-Vorstand Werner Knausz heute am Rande einer Pressekonferenz aus Anlass des 20. Jahrestages des Inkraftretens der Verpackungsverordnung (VVO) am 1. Oktober 1993. Die VVO war der Anlass für die Gründung der ARA durch die österreichische Wirtschaft.
Im heurigen Sommer hatte die Kommission formell ein Verfahren gegen die ARA eröffnet, nachdem bereits seit 2010 Vorerhebungen stattgefunden hatten. Die Kommission wirft der ARA vor, potenziellen Konkurrenten den Zutritt zur Sammlung und Verwertung in Haushalten anfallender Verpackungsabfälle verwehrt zu haben. Außerdem soll sie den Markt für die Sammlung und Verwertung von Gewerbeverpackungen gegen Wettbewerber abgeschottet haben. Letzteres sei erfolgt, indem Verpackungsabfall aus Krankenhäusern in den Haushaltsbereich einbezogen wurde, in dem die ARA faktisch ein Monopol besitzt.
Knausz sowie sein Vorstandskollege Christoph Scharff wiesen die Vorwürfe heute einmal mehr zurück. Scharff betonte, keiner der möglichen Mitbewerber der ARA habe einen Antrag auf Mitbenutzung des Sammel- und Verwertungssystems der ARA im Haushaltsbereich gestellt. Daher gehe der Vorwurf der Marktabschottung ins Leere. Hinsichtlich des Gewerbebereichs erläuterte Knausz, es gebe in Österreich 262 Krankenhäuser. Nur das Wiener AKH sei groß genug, um in das Sammel- und Verwertungssystem für das Gewerbe einbezogen zu werden: „Alle anderen werden über die Abfallsammlung der Kommunen betreut.“ Auch hätte jeder Mitbewerber der ARA mit jedem beliebigen Krankenhaus einen Vertrag über die Verpackungssammlung schließen können. „Der hätte im Wesentlichen nur sagen müssen: Bitte opfert einen Parkplatz, damit ich meinen Kübel aufstellen kann. Wenn das keiner getan hat, dann offenbar, weil es sich wirtschaftlich nicht auszahlt“, argumentierte Knausz.
„Alle Vorwürfe aufklären“
Der ARA-Manager fügte hinzu, nach dem Termin mit der EU-Kommission Ende November werde es voraussichtlich im Frühjahr 2014 ein weiteres Treffen geben. Dann müsse die Generaldirektion Wettbewerb „eine Strafe festsetzen oder auch nicht.“ Die ARA habe in diesem Fall zwar die Möglichkeit der Berufung beim Europäischen Gerichtshof, müsse aber jedenfalls die Strafe erlegen. Im Falle ihres Sieges im Rechtsstreit würde ihr der fragliche Betrag samt Zinsen zurückerstattet. Die Höhe der Strafe könnte sich auf maximal zehn Prozent des ARA-Umsatzes im untersuchten Zeitraum und damit auf höchstens 18 Millionen Euro belaufen. „Wir gehen allerdings davon aus, dass es wesentlich weniger sein wird, wenn wir überhaupt eine Strafe bekommen“, betonte Scharff. Er fügte hinzu, sein Unternehmen habe keine Rücklagen für diesen Fall gebildet: „Wir haben immer rechtskonform gehandelt und sind sicher, dass wir alle Vorwürfe aufklären können.“
Nicht im Zusammenhang mit dem EU-Verfahren steht ihm zufolge eine Umbuchung von Rücklagen im vergangenen Jahr. Mit dieser hatte die ARA Rücklagen für letzte Sammel- sowie Verwertungsaktionen für den Fall der Einstellung ihrer Tätigkeit von neun auf 29 Millionen Euro aufgestockt. Nach Angaben Scharffs sorgte die ARA damit lediglich für eine neue Bestimmung im Abfallwirtschaftsgesetz vor, der zufolge ein Sammel- und Verwertungssystem seinen Betrieb nur zum Ende eines Kalenderquartals beenden darf. Damit sei es erforderlich geworden, letzte Sammel- und Verwertungstätigkeiten bis zu zwei Monate lang finanzieren zu können.
Viel gesammelt
Knausz resümierte, die ARA sehe dem am 1. Jänner 2015 beginnenden Wettbewerb im Bereich der Sammlung und Verwertung in Haushalten anfallender Verpackungsabfälle gelassen entgegen: „Wir haben großen Resepekt vor der neuen Situation. Aber wir brauchen uns vor dem Wettbewerb nicht zu fürchten.“ Nach Angaben Scharffs sammelte die ARA seit ihrer Einrichtung im Jahr 1993 rund 14 Millionen Tonnen an Verpackungsabfällen. Der Bevölkerung stünden mittlerweile 1,5 Millionen Sammelcontainer zur Verfügung. Rund 92 Prozent der Bevölkerung beurteilten die getrennte Sammlung von Verpackungsabfällen als gut bzw. sehr gut. Im Jahr 1993 seien es nur etwa 67 Prozent gewesen.
Umfrage: Generika wichtiger als Spitalsreform
28.08.13
von
Klaus Fischer
Rund 72 Prozent der österreichischen Bevölkerung befürworten den Einsatz von Generika. Etwa 33 Prozent würden diesen „begrüßen“, um die Finanzierung des Gesundheitssystems zu sichern. Dagegen halten nur 29 Prozent in diesem Zusammenhang Strukurreformen im Spitalsvereich für sinnvoll. Das zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts GfK im Auftrag des Österreichischen Generikaverbandes (OEGV). Wie OEGV-Präsident Bernd Leiter bei einer Pressekonferenz in Wien erläuterte, ist der Kenntnisstand hinsichtlich Generika in den vergangenen Jahren „wesentlich“ gestiegen: „Allerdings gibt es immer noch Lücken.“ So hielten 42 Prozent der Befragten Generika schlicht für „billigere Arzneimittel“. Nur 29 bzw. zwölf Prozent bezeichneten diese richtig als „Arzneimittel, deren Patente nicht mehr geschützt werden“ bzw. als „Nachfolgearzneimittel.“ Nicht zuletzt deshalb aktualisierte der OEGV gemeinsam mit der Österreichischen Ärztekammer eine Broschüre mit grundlegenden Informationen, die allen niedergelassenen Ärzten zur Verfügung gestellt wird. Leiter fügte hinzu, Patienten, die bei der Erstverschreibung eines Arzneimittels ein Generikum erhielten, würden dies in 90 Prozent der Fälle akzeptieren. Zurzeit stünden für etwa 43 Prozent der in Österreich verabreichten Medikamente Generika zur Verfügung.
Die im Gesundheitsbereich möglichen Einsparungen durch Generika bezifferte Leiter mit etwa 200 Millionen Euro pro Jahr. Wie hoch die bisher tatsächlich erzielten Einsparungen sind, lasse sich allerdings nicht sagen: „Das ist sehr schwer zu erheben. Außerdem werden unterschiedliche Definitionen des Begriffs Generikum verwendet.“ Leiter ergänzte, im Jahr 2012 seien „rund ein Dutzend“ Patente für Originalmedikamente in Österreich abgelaufen. Ähnlich werde sich die Lage auch heuer darstellen: „Genaue Zahlen kann und darf ich noch nicht nennen.“ Klar sei aber: „Natürlich“ versuche jeder der etwa 14 Generikahersteller, mindestens ein eigenes Nachfolgemedikament pro nicht mehr patentierter Arznei auf den Markt zu bringen.
„Gewisser Erklärungsbedarf“
Otto Pjeta, der Referent für Qualitätssicherung und -management sowie Medikamentenangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer, sagte, bei der Umstellung auf Generika hätten Ärzte „natürlich einen gewissen Erklärungsbedarf“ gegenüber den Patienten. Außerdem sei es mit der einmaligen Umstellung oft nicht getan: „Beim nächsten Besuch in der Praxis sagt der Patient, ich möchte mein bisheriges Mittel wieder.“ Als Argument dafür würden immer wieder angebliche Nebenwirkungen genannt. Und: „Je älter jemand ist, desto größere emotionale Schwierigkeiten hat er, wenn ihm anstelle des gewohnten Medikaments ein anderes verschrieben wird.“ Dem Chemiereport erläuterte Pjeta, rund 70 Prozent der in Österreich verabreichten Medikamente seien grundsätzlich „generikafähig“. In der Praxis werde sich dieser Prozentsatz allerdings schwerlich erreichen lassen. Menschen, die chronisch ein bestimmtes Medikament einnehmen müssten, ließen sich kaum davon überzeugen, ein anderes, qualitativ gleichwertiges, Mittel zu verwenden. Bei Arzneien, die nicht dauerhaft benötigt würden, falle die Umstellung leichter.
Nicht nur Wirkstoff
Nur noch den jeweiligen Wirkstoff zu verschreiben und nicht mehr ein bestimmtes Medikament, lehnen sowohl Leiter als auch Pjeta ab. Leiter erläuterte, wenn die Krankenkassen stets nur mehr die Kosten für das billigste Medikament ersetzten, könne dies dazu führen, „dass ein Patient jeden Monat ein anderes Mittel bekommt. Das ist nicht sinnvoll.“ Auch die Kassen selbst lehnen ihm zufolge eine derartige Vorgangsweise ab, weil sich die pro verkaufter Einheit erzielbaren Einsparungen nur im Bereich von rund fünf Cent bewegen: „Das bringt den Kassen ökonomisch nichts.“
Mayr-Melnhof: „Gut behauptet“
16.08.13
von
Klaus Fischer
„Wir haben uns in einem schwierigen Umfeld gut behauptet“, kommentierte Wilhelm Hörmanseder, der Vorstandsvorsitzende des Kartonkonzerns Mayr-Melnhof, das Ergebnis des ersten Halbjahres 2013. Der Periodenüberschuss erhöhte sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2012 um sechs Prozent auf 54,7 Millionen Euro. Die Umsatzerlöse lagen mit 981,8 Millionen Euro (+ 0,7 Prozent) knapp über dem Vorjahresniveau. Um 4,7 Prozent auf 77,5 Millionen Euro zurückgegangen ist das Betriebliche Ergebnis. Hörmanseder begründete das so: In Europa, wo Mayr-Melnhof rund 86,3 Prozent seiner Produktionsmengen absetzt, war die Nachfrage „weiter verhalten“, auch hätten sich niedrigere Durchschnittspreise ertragsmindernd ausgewirkt. Hinsichtlich der langfristigen Entwicklung sei das Unternehmen aber „tadellos“ unterwegs, betonte Hörmanseder. Er verwies auf die Cash-Earnings-Marge von 10,2 Prozent: „Das heißt, von 1.000 Euro, die wir einnehmen, bleiben rund 100 Euro in der Kassa.“ Damit sei Mayr-Melnhof für weiteres Wachstum gut gerüstet.
Im Bereich Karton, der die Kartonherstellung umfasst, seien die Maschinen zu 99 Prozent ausgelastet gewesen. Die Umsatzerlöse hätten sich um 2,2 Prozent auf 476 Millionen Euro erhöht. Wegen der Modernisierung einer Kartonmaschine in Deutschland war jedoch ein geplanter Produktionsausfall zu verzeichnen, der maßgeblich zum um 12,7 Prozent auf 26,9 Millionen Euro gesunkenen Betrieblichen Ergebnis beitrug. Die Preise für die benötigten Rohstoffe (Faserstoffe sowie Altpapier) hätten sich kaum geändert, sagte Hörmanseder: „Die Märkte sind stabil, und wir rechnen damit, dass das so bleibt.“ Im Bereich Packaging (Faltschachtelerzeugung) habe sich der schwächere Konsum ausgewirkt. Mit Umsatzerlösen von 557,5 Millionen Euro (- 0,6 Prozent) und einem Betrieblichen Ergebnis von 50,6 Millionen Euro (+ 0,2 Prozent) sei die Lage aber weiterhin stabil.
Ausblick: „Kein Silberstreif“ sichtbar
Für das zweite Halbjahr erwartet Hörmanseder eine „anhaltend schwache Wirtschaftsentwicklung. Wir können den Silberstreif am Horizont nicht erkennen.“ Allerdings sei der Konzern „wetterfest“, werde sich aller Voraussicht nach weiterhin gut behaupten und weiter expandieren. So erwarb Mayr-Melnhof jüngst in Vietnam ein Unternehmen, das Faltschachteln erzeugt. „Natürlich müssen wir die Materialeffzienz und die Kapazitäten erhöhen. Aber ich bin überzeugt, das wird eine sehr gute Sache“, betonte Hörmanseder. Bei einem Jahresumsatz des neu erworbenen Unternehmens von neun Millionen Euro halte sich auch das Risiko in Grenzen.
Kritik an Energieeffizienzrichtlinie
Heftige Kritik übte Hörmanseder an der Energieeffizienz-Richtlinie der EU, die bis Juni 2014 in österreichisches Recht zu überführen ist: „Das ist etwas, um die Daseinsberechtigung der Bürokratie zu beweisen.“ Sein Unternehmen habe aus Kostengründen seine Energieeffizienz seit jeher gesteigert und tue das im Rahmen des Möglichen auch weiterhin. Vom geplanten bundesweiten Energieeffizienzgesetz könne die Industrie aber „nur viel mehr Formulare“ erwarten. Für einschlägig ausgerichtete Berater handle es sich freilich um ein „Riesengeschäft“.
Von der neuen Verpackungsverordnung, die derzeit erarbeitet wird, erwartet sich Hörmanseder „keine großen Änderungen.“ Wichtig sei, die Sammelquoten für Verpackungsabfälle weiterhin auf dem derzeitigen Niveau von etwa 70 Prozent zu halten, „und das wird der Gesetzgeber wohl gewährleisten.“
Baxter: „Große Erwartungen“ an Gesundheitsreform
09.08.13
von
Klaus Fischer
Der Pharmakonzern Baxter hat große Erwartungen hinsichtlich der Reform des österreichischen Gesundheitssystems, sagte der Vorstand des Unternehmens, Andreas Kronberger, heute vor Journalisten in Wien: „Grundsätzlich stimmt die Richtung.“ Immerhin werde seit den 1960er Jahren über die Reform diskutiert. Es bestehe nunmehr die Möglichkeit, „etwas Vernünftiges zustandezubringen.“ So könnten die vorgesehene Stärkung des niedergelassenen Bereiches sowie die bessere Abstimmung zwischen den Hausärzten und den Spitälern „zu einer Optimierung der Versorgung und zur intelligenten Kostendämpfung durch innovative Lösungen beitragen.“ Als Beispiel nannte Kronberger die Heimdialysen, die „von vielen Patienten selbständig durcheführt werden“ könnten. In Österreich liege deren Anteil an der Gesamtzahl der Dialysen bei rund zehn Prozent, in anderen Ländern belaufe er sich auf über 30 Prozent: „Werte in dieser Größenordnung sollten auch wir anstreben.“
Freilich gebe es im Rahmen der Reform eine Vielzahl von Problemem zu lösen. So verfüge Österreich im internationalen Vergleich über eine sehr hohe Zahl an Akutbetten: „Wir sollten uns überlegen, wie viele Akutbetten wir wirklich brauchen.“ Grundsätzlich müsse stets die Verbesserung der Lage der Patienten im Mittelpunkt der Reform stehen. Vom Chemiereport gefragt, ob die Pharmaindustrie in die Verhandlungen über die Reform ausreichend eingebunden worden sei, sagte Kronberger: „Das war leider nicht der Fall.“ Die Branche habe immer wieder versucht, sich als Anbieter von Lösungen sowie als Know-how-Träger ins Spiel zu bringen – allerdings ohne Erfolg: „Es ist schade, dass die Politik auf unsere Expertise verzichtet.“
Spitzenplatz in Gefahr
Kritik übte Kronberger an der Bildungspolitik der Regierung. Diese müsse dringend Initiativen setzen, um dem nachlassenden Interesse an naturwissenschaftlichen Fächern gegenzusteuern. So seien die Schülerzahlen an den Berufsbildenenden Höheren Schulen (BHS) im Sinken. „Mit 50 Minuten Frontalunterricht wie vor hundert Jahren kommen wir nicht weiter. Wir brauchen moderne Lehrmethoden, sonst verlieren wir unseren Spitzenplatz“, sagte Kronberger dem Chemiereport. Es werde immer schwieriger, „Spezialisten und Führungspositionen, aber auch Labortechniker in gewünschter Zahl“ zu bekommen. Baxter versuche, dieses Problem zumindest teilweise selbst zu lösen und bilde beispielsweise Chemielaboranten, aber auch Kälte- und Verfahrenstechniker aus. Das österreichische Lohnniveau ist für Baxter laut Kronberger kein Problem. In Österreich als weltweit wichtigstem Forschungsstandort des Konzerns „können wir uns etwas höhere Löhne leisten.“
Wünscheswert wären allerdings flexiblere Arbeitszeiten, teilte der Produktionsleiter des Standorts Wien, Karl-Heinz Hofbauer, dem Chemiereport mit. Dabei gehe es insbesondere um die Arbeit an Wochenenden, die „sehr strikt“ geregelt sei. Bei einer rund um die Uhr laufenden Produktion wäre „mehr Flexibilität hinsichtlich der Wochenarbeitszeit“ hilfreich. Hofbauer fügte hinzu, es gehe keineswegs um Mehrbelastungen für die Arbeitnehmer. Im Gegenteil versuche sein Unternehmen, solche hintanzuhalten. Den Wunsch von Wirtschaftsvertretern nach Ausweitung der Tagesarbeitszeit auf bis zu zwölf Stunden teilt Hofbauer daher nicht. Beispielsweise habe es keinen Sinn, Menschen „unter den nicht angenehmen Bedingungen in einem Reinraum“ so lange Zeit durchgehend arbeiten zu lassen.
Entscheidung über Krems
Unterdessen bahnt sich eine Entscheidung über die Zukunft des Baxter-Standortes Krems an. Das Unternehmen hatte dort 2002 einen Gebäudekomplex errichtet, in dem Impfstoffe erzeugt werden sollten, wozu es jedoch bisher nicht kam. Baxter-Sprecher Michael Heinrich kündigte an, bis Jahresende werde geklärt, „ob wir in Krems auch etwas anderes als Impfstoffe herstellen können.“ Zu den Details wollten sich weder Kronberger noch Christine Schmatz, die Vizepräsidentin für den Bereich „Global Manufacturing Recombinants & Vaccines Operations“, äußern. Kein Thema sei es indessen, den Standort zu vermieten oder zu verkaufen, fügte Heinrich hinzu: „Krems ist eine Back-up-Facility, die wir für Eventualitäten vorhalten.“
Schmatz zufolge hat Baxter derzeit 42 Projekte „in unserer Forschungs- und Entwicklungspipeline“. Vor wenigen Wochen erteilte die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA die Zulassung für einen rekombinanten Faktor IX (rFIX), der für die Routine-Vorbeugung gegen Hämophilie („Bluterkrankheit“) sowie für die Kontrolle von Blutungen bei erwachsenen Patienten geeignet ist. Das Medikament wird in Österreich hergestellt. Auf europäischer Ebene läuft die Zertifizierung des „Hemopatch“, eines in Österreich entwickelten und produzierten Vlieses, „das Blutungen nach chirurgischen Eingriffen sehr schnell stoppen kann“, ergänzte Schmatz. Generell betrachtet, spiele der Standort Österreich mit seinen rund 4.400 Mitarbeitern „bei den Zukunftsplänen von Baxter eine zentrale Rolle.“
Abfall-Fachverband mit eigener Geschäftsstelle
07.08.13
von
Klaus Fischer
Der Fachverband der Abfall- und Abwasserwirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich verfügt seit Monatsanfang über eine eigene Geschäftsstelle. Laut Geschäftsführerin Petra Wieser war diese bislang beim Fachverband der Immobilienwirtschaft angesiedelt, „womit ja nicht wirklich ein thematischer Zusammenhang besteht.“ Außerdem habe die von ihr vertretene Institution mittlerweile rund 4.500 Mitglieder, was eigenständige organisatorische Strukturen hilfreich erscheinen lasse. Auch solle die Einrichtung der Geschäftsstelle der Branche den ja bereits beschrittenen Weg vom Entsorgungsgeschäft zur Kreislaufwirtschaft und zum Rohstoffmanagement erleichtern.
Zur anstehenden Umsetzung der vom Parlament beschlossenen Novelle zum Abfallwirtschaftsgesetz (AWG) erläuterte Wieser dem Chemiereport, sie hoffe, die Branche werde in die Ausarbeitung der entsprechenden Verordnungen eingebunden. Außerdem wolle der Fachverband in der Verpackungskommission sowie in der Koordinierungsstelle für die Verpackungssammlung vertreten sein. Insbesondere letztere hat eine maßgebliche Rolle im neuen Regime für die Sammlung und Verwertung von Haushaltsabfällen, das ab Anfang 2015 gilt und mit dem der Markt für alternative Anbieter geöffnet wird.
Auf die Frage nach den Wünschen der Branche an die künftige Bundesregierung sagte Wieser, die Vorgaben des Abfallrechts seien sehr detailliert und komplex und verursachten erheblichen Aufwand bei den Unternehmen. Vereinfachungen und das Vermeiden unnötigen Aufwandes könnten daher nur hilfreich sein. Dies gelte nicht zuletzt, was die Meldung von Daten betreffe. Wieser empfahl in diesem Zusammenhang, das „Elektronische Datenmanagement“ (EDM), über das die Meldungen im Wesentlichen zu erfolgen haben, vorerst nicht weiter auszubauen: „Statt dessen sollte man darauf schauen, dass das System wirklich gut funktioniert.“
Merck: Währungseffekte drücken Ergebnis
06.08.13
von
Klaus Fischer
Die Gesamterlöse der Merck-Gruppe sanken im zweiten Quartal um 0,4 Prozent auf 2,84 Milliarden Euro, teilte der Darmstädter Chemiekonzern mit. Als Grund wurden in einer Aussendung „negative Währungseffekte“ genannt, vor allem der stark gesunkene Kurs des Japanischen Yen, aber auch Kursrückgänge des Brasilianischen Real, des Venezolanischen Bolivar, des Argentinischen Peso sowie des US-Dollar im Vergleich zum Euro. Die Umsatzerlöse (Gesamterlöse abzüglich der Lizenz- und Provisionserlöse) waren mit 2,74 Milliarden Euro etwa gleich hoch wie im zweiten Quartal 2012. Im Halbjahresvergleich lagen sie mit 5,4 Milliarden Euro um 1,8 Prozent über denen von 2013. Das EBITDA vor Sondereinflüssen stieg im zweiten Quartal um 10,7 Prozent auf 826 Millionen Euro.
Die Wechselkurseffekte wirkten sich in allen vier Sparten aus. Sie drückten die Umsatzerlöse der Biopharmaziegeschäfts („Merck Serono“) um 1,5 Prozent auf 1,62 Milliarden Euro. In der Sparte Consumer Health sanken die Umsatzerlöse um 4,5 Prozent auf 116 Millionen Euro, wofür Merck neben den Wechselkurseffekten vor allem auch niedrigere Umsätze in Europa, dem größten Markt in diesem Geschäftsfeld, verantwortlich macht.
Ebenfalls aufgrund der Währungeffekte sank der Umsatz der Sparte Performance Materials um 4,3 Prozent. Um 2,6 Prozent auf 666 Millionen gestiegen sind dagegen die Umsatzerlöse der im Bereich Life Sciences operierenden Sparte Merck Millipore. Darin bereits berücksichtigt sind „ negative Wechselkursveränderungen von 3,7 Prozent“, vor allem hinsichtlich des Yen.
„Gute Geschäftsentwicklung“
Der Vorstandsvorsitzende der Merck-Gruppe, Karl-Ludwig Kley, zeigte sich mit den Ergebnissen zufrieden. Die „gute Geschäftsentwicklung“ habe sich im zweiten Quartal fortgesetzt. Organisch seien die Umsatzerlöse „trotz des schwierigeren Marktumfelds“ um drei Prozent gewachsen. Auch mache das Effizienzsteigerungsprogramm „Fit für 2018“ „exzellente Fortschritte“. Dies habe maßgeblich zum Wachstum des EBITDA vor Sondereffekten beigetragen. Der Aufwand für „Fit für 2018“ belief sich im zweiten Quartal 2013 auf vier Millionen Euro, im Vergleichszeitraum 2012 waren es 158 Millionen Euro gewesen.
An der Prognose für das Gesamtjahr hielt Kley fest. Dieser zufolge soll das EBTIDA vor Sondereffekten trotz der negativen Währungsentwicklungen bei 3,1 bis 3,2 Milliarden Euro liegen.
AMAG: Volle Auslastung, weniger Ertrag
02.08.13
von
Klaus Fischer
Der Umsatz der AMAG-Gruppe belief sich im ersten Halbjahr 2013 auf 412,4 Millionen Euro, um fünf Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2012. Das EBITDA sank um 9,4 Prozent von 72,2 auf 65,4 Millionen Euro. Laut AMAG ist dies auf den um acht Prozent gesunkenen Aluminiumpreis sowie die Abwertung von Fremdwährungs-Sicherungsgeschäften zurückzuführen. Immerhin sei die Gruppe in allen drei Geschäftsfeldern (Metall, Gießen und Walzen) voll ausgelastet gewesen. Die Auftragslage habe sich zumindest im zweiten Quartal „trotz herausforderndem Konjunkturumfeld zufriedenstellend entwickelt.“
AMAG-Chef Gerhard Falch sagte, „die schwache Konjunktur und die damit verbundenen Unsicherheiten in den Märkten sowie der gesunkene Aluminiumpreis führten zu einem Druck auf Umsatz und Ergebnis, den wir durch unsere breite strategische Aufstellung und das flexible Reagieren gut abfedern konnten.“ Auch sei es gelungen, von der EADS einen Großauftrag zu bekommen. Der Ausbau des Werks in Ranshofen, um die dortige Produktionskapazität um 50 Prozent zu steigern (Projekt „AMAG 2014“), laufe planmäßig. Im Herbst werde die Halle für das neue Walzwerk fertiggestellt, im zweiten Halbjahr 2014 könne dieses in Betrieb gehen.
„Erfolgreiches Jahr“ zu erwarten
Für das zweite Halbjahr rechnet Falch mit weiterhin unsicheren Rahmenbedingungen. Wegen des guten Auftragsstandes würden die Kapazitäten der AMAG aber zumindest auch im dritten Quartal voll ausgelastet sein. Insgesamt lasse sich „ein erfolgreiches Jahr“ erwarten. Das EBITDA werde voraussichtlich zwischen 116 und 121 Millionen Euro liegen, verglichen mit 134 Millionen Euro im Jahr 2012. Der Aluminiumverbrauch in den AMAG-Kernmärkten Westeuropa und USA werde heuer im Vergleich zu 2012 um 1,5 bzw. 2,3 Prozent wachsen. Für die kommenden fünf Jahre könne mit einer jährlichen Bedarfszunahme um fünf bis sechs Prozent gerechnet werden.
Roche: Neues Hautkrebsmittel in EU bedingt zugelassen
01.08.13
von
Klaus Fischer
Der Schweizer Pharmakonzern Roche hat von der EU-Kommission die bedingte Zulassung für Erivedge erhalten. Die Zulassung gilt für die Behandlung von Erwachsenen, die am symptomatischen metastasierenden Basalzellkarzinom (BCC) leiden. Laut Roche handelt es sich um das erste in der EU zugelassene Medikament „für Patienten mit dieser entstellenden und potenziell lebensbedrohlichen Form von Hautkrebs.“
Erivedge wird täglich einmal in Form einer Kapsel eingenommen. Es enthält den Wirkstoff Vismodegib, der den sogenannten „Hedgehog-Pathway“ blockiert und damit das Tumorwachstum verhindert. Grundlage für die Zulassung ist eine einarmige Phase-II-Studie an 104 Patienten mit BCC, davon 71 mit lokal fortgeschrittener und 33 mit metastasierender Erkrankung. Bei 43 Prozent der ersten Gruppe und 30 Prozent der zweiten Gruppe schrumpften die Tumore laut Roche erheblich, die mediane Ansprechdauer beziffert das Unternehmen mit 7,6 Monaten. Unterdessen wurde die Rekrutierung von rund 1.200 Patienten für die Phase-III-Studie abgeschlossen. Maßgeblich an dieser beteiligt ist die Universitätsklinik für Dermatologie am Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Wien. Wie Abteilungsleiter Hubert Pehamberger auf Anfrage des Chemiereport mitteilte, erkranken in Österreich jährlich mindestens 15.000 Personen an BCC, EU-weite Zahlen gibt es nicht. Allerdings wird BCC als häufigste Krebs- und Hautkrebsform in Europa, Australien und den USA betrachtet. Als Auslöser gilt vor allem die Schädigung von Zellen durch UV-Strahlung. Betroffen sind primär ältere Menschen.
Mitte Juli hat Roche die Aufnahme von Erivedge in den Erstattungskodex des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger (EKO) beantragt, teilte ein Unternehmenssprecher dem Chemiereport mit. Diese könnte noch heuer erfolgen. Das von Roche erwartete europaweite sowie österreichische Marktvolumen wollte der Sprecher nicht bekanntgeben.
Interseroh Austria: Auch Haushaltsmarkt im Visier
29.07.13
von
Klaus Fischer
„Ehestmöglich“ will die Interseroh Austria (ISA) die Zulassung als Sammel- und Verwertungssystem für Verpackungsabfälle aus Haushalten beantragen. Das teilte Geschäftsführer Franz Sauseng dem Chemiereport auf Anfrage mit. Im Juli beschloss das Parlament die Öffnung des Marktes für derartige Verpackungen per 1. Jänner 2015. Die Details werden mit einer neuen Verpackungsverordnung geregelt, die das Umweltministerium derzeit ausarbeitet. Sie könnte noch im Herbst vorliegen. Zurzeit sammeln und verwerten ausschließlich die Altstoff-Recycling Austria AG (ARA), die Austria-Glas-Recycling-GmbH (AGR) sowie die Öko-Box-Sammel GmbH Verpackungen, die in Haushalten anfallen. Das Volumen dieses Marktes wird auf rund 160 Millionen Euro pro Jahr geschätzt, das des Marktes für Gewerbeverpackungen dagegen nur auf rund ein Zehntel dieses Werts.
Verpackungen, die im Gewerbe anfallen, dürfen von mehreren Systemen gesammelt werden. Entsprechende Berechtigungen haben unter anderem die ARA und die Galle Umwelttechnik GmbH (GUT). Ab 1. August ist auch die zur deutschen Alba-Group gehörende ISA wieder mit dabei. Ihrer Zulassung zum Markt war ein jahrelanger Rechtsstreit vorausgegangen. Am 3. November 2008 hatte das Umweltministerium die seit 1997 bestehende Sammel- und Verwertungsberechtigung der damaligen EVA nicht verlängert. Konkret hieß es in seinem Bescheid: „Soweit der Antrag die Sammlung und Verwertung von haushaltsnah anfallenden Verpackungsabfällen umfasst, wird er abgewiesen.“ Einer Beschwerde der EVA gegen diesen Bescheid erkannte der Verwaltungsgerichtshof (VfGH) aufschiebende Wirkung zu und ermöglichte ihr damit, weiter tätig zu sein. Mit Entscheidung vom 28. Februar 2013 wies er die Beschwerde jedoch entgültig ab. Im Wesentlichen argumentierte der VwGH, die mittlerweile in Interseroh Austria umbenannte EVA habe nicht nachgewiesen, über ausreichende Sammelkapazitäten für Verpackungen aus Haushalten zu verfügen.
Die ISA stellte darauf Mitte April einen neuen Antrag auf Genehmigung als System für die Sammlung und Verwertung gewerblich anfallender Verpackungen. Dabei nahm sie im Kleingewerbe anfallende Verpackungen ausdrücklich aus. Den Wunsch, einige weitere Packstoffgruppen wie Glas und Keramik zu betreuen, zog sie nach Bedenken des Amtssachverständigen zurück, um die grundsätzliche Zulassung als Sammel- und Verwertungssystem so schnell wie möglich wieder zu bekommen.
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