Weblog von fischer
AMAG: Baustart für Kaltwalzwerk
18.09.15
von
Klaus Fischer
Den Bau seines neuen Kaltwalzwerks startete gestern der Aluminiumkonzern AMAG an seinem Hauptsitz Ranshofen. Im Rahmen des Projekts „AMAG 2020“ wird dort die Walzkapazität für Aluminiumbleche und -bänder mit über 2.000 Millimetern Breite auf mehr als 300.000 Tonnen pro Jahr verdoppelt. Überdies erweitert der Konzern auch seine Wärmebehandlungskapazitäten und sonstigen Veredelungsanlagen. Mit der 300-Millionen-Euro-Investition schafft die AMAG rund 250 neue Arbeitsplätze. In Betrieb gehen sollen die neuen Maschinen im Jahr 2017.
Laut AMAG-Chef Helmut Wieser wird der Alu-Bedarf „in den nächsten Jahren massiv steigen. Wir nutzen diese Chance und bauen unseren Hauptsitz Ranshofen zu einem der modernsten Standorte der europäischen Aluminiumindustrie aus.“ Die AMAG habe ihre Absatzmenge in den vergangenen 20 Jahren etwa verdreifacht: „Mit dem Projekt AMAG 2020 setzen wir den eingeschlagenen Weg in einem expandierenden Markt konsequent fort.“ Erst vor einem Jahr hatte der Alu-Konzern in Ranshofen ein neues Warmwalzwerk eröffnet und damit seine Gesamtkapazität im Bereich Walzen auf rund 225.000 Jahrestonnen erhöht.
Deutschland: Gute Halbjahreszahlen
09.09.15
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Klaus Fischer
Zufrieden mit dem ersten Halbjahr 2015 zeigt sich der deutsche Verband der Chemischen Industrie (VCI). Die Produktion wuchs im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 um 3,4 Prozent, Die Auslastung der Erzeugungskapazitäten wird mit 83,5 Prozent beziffert und als gut beschrieben. Auch der Branchenumsatz erhöhte sich um 3,4 Prozent. Allerdings lagen die durchschnittlichen Erzeugerpreise immer noch um rund 2,6 Prozent unter denen des ersten Halbjahres 2014.
„Die Chemie stimmt wieder - zumindest auf den ersten Blick“, heißt es dazu im Quartalsbericht. Warnend wird jedoch hinzugefügt, dass die guten Halbjahreszahlen „vor allem dem Pharmageschäft zu verdanken“ seien. Dort wuchs die Produktionsmenge im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 um 10,5 Prozent, der Umsatz ging um 9,1 Prozent in die Höhe. Dies war sowohl durch den um 11,5 Prozent gestiegenen Auslandsabsatz als auch durch den um 4,4 Prozent gestiegenen Inlandsabsatz bedingt. Für die übrigen Sparten spricht der VCI jedoch weiterhin von einer „Wellblechkonjunktur“. VCI-Präsident Marijn Dekkers konstatierte zur aktuellen Lage, „der Aufwärtstrend wird aktuell vom Pharmageschäft getragen. Der schwache Euro begünstigt das Auslandsgeschäft. Rückenwind erhält das Chemiegeschäft auch durch die niedrigen Ölpreise. Gleichzeitig lässt jedoch die Wirtschaftsdynamik im weltgrößten Chemiemarkt China nach."
Für das Gesamtjahr beurteilt der VCI die Aussichten als grundsätzlich positiv, wenn auch das Wachstum insgesamt „niedrig“ bleibe. Erwartet werden ein Wachstum der Produktion um 1,5 Prozent und ein Anstieg der Preise um 2,5 Prozent. Der Branchenumsatz dürfte sich auf etwa 192,7 Milliarden Euro belaufen. Im Vergleich zu 2014 wäre das ein Plus von 1,0 Prozent.
Linz Textil: Krach mit Lenzing AG
07.09.15
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Klaus Fischer
„Wir haben weitere Preiserhöhungen bereits bei der Präsentation unserer Halbjahresbilanz angekündigt. Diesbezüglich finden Gespräche mit allen unseren Kunden statt.“ So kommentiert die Lenzing AG gegenüber dem Chemiereport die Mitteilung der Linz Textil AG, dass sie durch Schritte des Faserkonzerns „zu dramatischen Anpassungsmaßnahmen“ gezwungen sei. Die Lenzing wolle kommenden Frühjahr die Produktion der Tencel-Faser bei der Linz Textil um rund die Hälfte reduzieren. Überdies habe sie die Faserpreise per 1. September um zehn Prozent erhöht, „wobei bei den aktuellen Marktverhältnissen eine Weitergabe an den Kunden von maximal fünf Prozent möglich ist.“ Dies beende „de facto eine partnerschaftliche Achse der Zusammenarbeit, die 1938 ihren Anfang genommen und seither in der Produktionsstruktur der Linz Textil eine dominante Rolle gespielt hat.“ Der Umsatz der Linz Textil werde heuer um rund 14 bis 20 Prozent zurückgehen. Dies zwinge dazu, das Unternehmen zu verkleinern und die „Dividendenpolitik empfindlich anzupassen“. Dennoch bemühe sich die Linz Textil, „das strategische Gespräch mit der Lenzing AG fortzusetzen.“ Seitens der Lenzing hieß es dazu, Gespräche fänden mit allen Kunden statt. Zu Einzelfälle gebe es grundsätzlich keine Stellungnahmen.
Im ersten Halbjahr 2015 lag der Umsatz der Linz Textil bei rund 59,4 Millionen Euro, verglichen mit 63,2 Millionen im ersten Halbjahr 2014. Aufgrund von „einmaligen und nicht operativen Sondereffekten“, insbesondere des Einbaus neuer Maschinen am Standort Landeck, brach das EBIT von 836.000 auf -737.000 Euro ein. Wegen des guten Finanzergebnisses konnte laut Zwischenbericht dennoch ein Gewinn nach Steuern von rund 514.000 Euro ausgewiesen werden.
IAEA: Kernkraft Ausbau im Gang
02.09.15
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Klaus Fischer
Im Jahr 2014 waren weltweit 438 Kernreaktoren mit einer Gesamtleistung von rund 376,2 Gigawatt (GW) in Betrieb. Das meldet die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) in ihrem neuen Jahresbericht. Während fünf neue Anlagen in Betrieb und drei in Bau gingen, wurde eine geschlossen. Insgesamt sind weltweit 70 Kernreaktoren in Bau, davon 46 in Asien. Laut den Berechnungen der IAEA wird die Leistung der Reaktoren bis 2030 weltweit um mindestens acht Prozent zunehmen, im aus ihrer Sicht optimalen Szenario ist allerdings auch ein Anstieg um 88 Prozent denkbar. Mehr als 30 Staaten arbeiten derzeit an Programmen zur friedlichen Nutzung der Kernkraft.
Fortschritte bei ihren jeweils ersten Projekten verzeichneten laut IAEA insbesondere Bangladesch, Jordanien, die Türkei und Vietnam. Weißrussland und die Vereinigten Arabischen Emirate setzten den Bau ihrer ersten Kernkraftwerke Ostrovets bzw. Barakah fort. Keine Probleme macht bis auf Weiteres die Bereitstellung des benötigten Brennstoffs. So können zu einem Preis von weniger als 260 US-Dollar pro Kilogramm zurzeit etwa 7,6 Millionen Tonnen Uran gewonnen werden. Für weniger als 130 US-Dollar wären immer noch gut und gerne 5,9 Millionen Tonnen zu haben. Zum Vergleich: Der weltweite Jahresbedarf an Uran liegt nach Angaben der World Nuclear Association bei rund 67.000 Tonnen.
Eine Herausforderung sieht die IAEA indessen im zunehmenden Alter der Kernkraftwerke. Mehr als 50 Prozent der Reaktoren sind älter als 30 Jahre, rund 14 Prozent sogar älter als 40 Jahre. Ähnlich sieht die Lage bei den Forschungsreaktoren aus: Mehr als 70 Prozent der weltweit installierten 247 Anlagen stehen seit über 30 Jahren im Dienst. Da die Ausfallszeiten immer länger werden, könnten sich in Zukunft Engpässe bei der Versorgung medizinischer Einrichtungen mit radioaktiven Isotopen ergeben, warnt die IAEA.
Erber Group eröffnete neue Konzernzentrale
31.08.15
von
Klaus Fischer
In Getzersdorf etwa 15 Kilometer nördlich von St. Pölten ging am Freitag die neue Firmenzentrale der auf Futtermitteladditive, Schimmelpilzbekämpfung sowie biotechnologischen Pflanzenschutz spezialisierten Erber Group offiziell in Betrieb. Sie hat eine Bürofläche von 11.000 Quadratmetern und damit Platz für etwa 220 Beschäftigte. Insgesamt ist das Gelände etwa 20 Hektar groß. Geplant ist, bis 2020 weitere Gebäude zu errichten, in denen rund 450 Personen tätig sein sollen. In einer Aussendung hieß es, die Region um St. Pölten solle zum „Mekka der weltweiten Mykotoxin-Forschung“ werden.
Bis Ende der Dekade plant die Erber Group eine Umsatzsteigerung von derzeit etwa 250 Millionen Euro auf rund 450 Millionen und eine Ausweitung der Mitarbeiterzahl von derzeit weltweit rund 1.600 auf etwa 2.000. Zurzeit ist das Unternehmen mit 50 Geschäftseinheiten und 19 Fertigungsstandorten in 37 Ländern vertreten, darunter in den USA und in Singapur. An der Eröffnungsfeier nahmen neben Firmengründer Erich Erber Finanzminister Hans Jörg Schelling sowie Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll teil. Erber sagte, er habe in Niederösterreich ideale Bedingungen für die Gründung seines Unternehmens gefunden, nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit mit dem Department für Agrarbiotechnologie Tulln (IFA) der Wiener Universität für Bodenkultur.
OMV: Pleininger folgt Huijskes
27.08.15
von
Klaus Fischer
Johann Pleininger wird per 1. September neuer Vorstand des Bereichs Upstream der OMV. Das wurde in der Aufsichtsratssitzung am 27. August beschlossen, teilte die OMV mit. Pleininger folgt Jaap Huijskes, der seine Tätigkeit „vorzeitig im besten Einvernehmen“ beendet, hieß es in einer Aussendung. Allerdings hatte Huijskes schon im Zuge der Debatten um die OMV-Führung im vergangenen Jahr angekündigt, seinen bis 2018 laufenden Vorstandsvertrag vorzeitig aufzulösen und das Unternehmen im ersten Halbjahr 2016 zu verlassen.
Aufsichtsratschef Peter Oswald dankte Huijskes „für einen wesentlichen Beitrag zur Internationalisierung der OMV.“ Mit Pleininger folge ihm einer „der erfahrensten und erfolgreichsten OMV-Manager“, der vor allem bei der Petrom „herausragende Leistungen“ erbracht habe. Zu Gerüchten, dass sich Huijskes mit dem neuen OMV-Generaldirektor Rainer Seele nicht gut verstehe, nahm Oswald nicht Stellung. Sachlich ist die nunmehrige Vertragsauflösung insofern argumentierbar, als der OMV-Vorstand bis Jahresende die Konzernstrategie überarbeitet. Hätte Huijskes das Unternehmen erst im Frühjahr 2016 verlassen, hätte er daran noch mitgewirkt, die Umsetzung der Strategie aber nach wenigen Monaten einem Nachfolger überantwortet. Mit der nunmehrigen Lösung kann Pleininger bereits eigene Vorstellungen einbringen.
Pleininger ist seit 1977 bei der OMV. Er war von 2007 bis 2013 im Vorstand der OMV Petrom für den Bereich Exploration und Produktion, also für das Upstream-Geschäft, zuständig. Derzeit hat er die Funktion eines „Senior Vice President“ für Österreich und Rumänien, die von der OMV als ihre „Kernländer“ bezeichnet werden.
Chemieindustrie: Produktion kaum gewachsen
27.08.15
von
Klaus Fischer
Die Produktionszahlen der chemischen Industrie der EU waren im ersten Halbjahr 2015 um 0,2 Prozent höher als im ersten Halbjahr 2014. Allerdings lagen die Erzeugerpreise um 4,8 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Das teilte der Branchenverband CEFIC mit. Immerhin zeichnete sich im Juni mit einem Produktionsplus von 1,1 Prozent gegenüber Juni 2014 eine leichte Besserung ab. Zwar war die Polymererzeugung laut CEFIF um drei Prozent geringer als im Juni 2014, die Produktion der petrochemischen Industrie lag um 0,9 Prozent unter dem Vorjahreswert. Dem gegenüber verzeichneten jedoch die Hersteller anorganischer Basischemikalien ein Produktionsplus von 5,3 Prozent. Bei Spezialchemikalien zeigte sich ein Wachstum um 4,7 Prozent, bei Haushaltschemikalien eines um 0,2 Prozent.
Bezüglich der Verkaufszahlen und der Exporte vergleicht die CEFIC in ihrem neuen Trendbericht die ersten fünf Monate des heurigen Jahres mit den ersten fünf Monaten des Vorjahres. Dabei zeigt sich ein Verkaufsrückgang von 4,2 Prozent und ein Exportrückgang um 370 Millionen Euro auf rund 18,1 Milliarden Euro. Immerhin konnte der Exportüberschuss gegenüber den USA um 1,11 Milliarden Euro auf 3,63 Milliarden gesteigert werden.
CEFIC-Generaldirektor Hubert Mandery verlautete, bis auf weiteres halte die CEFIC an ihrer bisherigen Prognose hinsichtlich des Wachstums der Branche im Jahr 2015 fest. Dem zufolge wäre für heuer mit einer Zunahme der Produktion um etwa ein Prozent zu rechnen.
26.08.15
von
Klaus Fischer
Die Spritzanwendung von neonicotinoidhaltigen Pflanzenschutzmitteln zur Blattbehandlung stelle ein Risiko für Bienen dar, teilte die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA in einer Aussendung mit. Sie veröffentlichte am 26. August ihre Bewertungen der Risiken, die sich für Bienen durch den Einsatz von Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam ergeben können. Dabei wurden alle Anwendungsarten berücksichtigt, ausgenommen die Behandlung von Saatgut mit den drei Substanzen sowie deren Verwendung als Granulat. „In den Fällen, in denen die Bewertung abgeschlossen werden konnte, wurden entweder hohe Risiken ermittelt oder konnten nicht ausgeschlossen werden. In den übrigen Fällen konnte die Risikobewertung aufgrund lückenhafter Daten nicht abgeschlossen werden“, fasste die EFSA das Ergebnis ihrer Untersuchungen zusammen. Seitens der Pflanzenschutzmittelindustrie liegt bis dato keine Reaktion vor.
Wie die Agentur betonte, kam sie bereits vor zwei Jahren zu analogen Ergebnissen, als sie die Saatgutbehandlung sowie den Einsatz von „Neonics“ in Granulatform bewertete. Aufgrund dessen verhängten sowohl die EU-Kommission als auch mehrere Mitgliedsstaaten strengere Regeln für die Verwendung der Substanzen. Unter anderem dürfen diese bei von Bienen beflogenen Kulturpflanzen sowie bei Getreide mit Ausnahme von Wintergetreide nicht zur Behandlung des Saatgutes benutzt werden. Auch die Blattbehandlung bei Kulturpflanzen, die von Bienen beflogen werden, ist untersagt.
Die Verbote gelten bis 1. Dezember des heurigen Jahres. Daher soll noch im Herbst eine Evaluierung allfälliger neuer Erkenntnisse zum Einsatz der drei Neonicotinoide zur Saatgutbehandlung und als Granulat erfolgen. Die EFSA erwartet, sämtliche diesbezüglichen Informationen bis 30. September zu erhalten. Anschließend will sie „das Material auswerten und Schlussfolgerungen im Hinblick auf eine aktualisierte Risikobewertung formulieren.“ In Österreich gelten die von der EU-Kommission verhängten teilweisen Verbote für den Einsatz drei Substanzen noch bis Ende kommenden Jahres. Untersagt ist auch die Nutzung der Neonicotinoide als Beizmittel für Winterweizen, Winterroggen, Winterdinkel und Wintertriticale verboten, wenn diese der Erzeugung von Lebens- bzw. Futtermitteln dienen.
Lenzing AG verbessert Ergebnis
25.08.15
von
Klaus Fischer
Die Umsatzerlöse der Lenzing AG beliefen sich im ersten Halbjahr 2015 auf 955,4 Millionen Euro. Sie lagen damit um 6,2 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahres. Das EBITDA wuchs um 37,7 Prozent auf 126,5 Millionen Euro, das EBIT um 86,7 Prozent auf 60,5 Millionen. Stefan Doboczky, seit 1. Juni neuer Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, sagte, dieses habe „ersten Halbjahr 2015 eine solide Geschäftsentwicklung erzielt.“ Als Gründe nannte Doboczky den gegenüber dem US-Dollar sowie dem chinesischen Yuan Renminbi (RMB) schwachen Euro, der Exporte erleichterte, „eine gute Faser-Nachfrage im zweiten Quartal sowie unsere verbesserte Kostenposition“.
Letztere ergab sich durch mehrere Faktoren. So lief das Kostensenkungsprogramm „Excellenz“ nach Angaben Doboczkys wie geplant. Die vorgesehenen Kostensenkungen von 160 Millionen Euro pro Jahr würden heuer anteilig und 2016 in vollem Ausmaß erreicht. Überdies verkaufte die Lenzing vermehrt höherwertige Erzeugnisse wie Viscosefaser- und Tencel-Faserprodukte. Dazu kam, dass dass die Preise für Viscosefasern stiegen, weil in China Kapazitäten „aus Umweltgründen“ aus dem Markt gingen. Auf Anfrage des Chemiereport erläuterte Doboczky, vor allem in den westlichen Teilen Chinas hätten Industriebetriebe vieler Branchen ihre Abwässer nicht angemessen behandelt: „Das führte zu sehr drastischen Reaktionen der Behörden.“ Unsicher ist ihm zufolge, ob und wann die stillgelegten Anlagen wieder in Betrieb genommen werden. Doboczky fügte hinzu, mittelfristig werde auch das Thema CO2 und klimaneutrale Produktion für die Faserindustrie an Bedeutung gewinnen. Die Lenzing sei diesbezüglich gut positioniert und könne dies als „Differenzierungsfaktor“ gegenüber der Konkurrenz nutzen.
Nicht selbst erschweren
Auf die Frage des Chemiereport nach dem Umgang der Lenzing mit dem österreichischen Energieeffizienzgesetz sagte Doboczky, er sehe sein Unternehmen diesbezüglich „gut aufgestellt.“ Allerdings dürften die Herausforderungen nicht unterschätzt werden. Auch lägen wesentliche Dokumente noch immer nicht vor, etwa die Richtlinienverordnung zur Bewertung von Energieeffizienzmaßnahmen. Grundsätzlich stellte Doboczky hinsichtlich der rechtlichen und regulatorischen Rahmenfest, die Lenzing sei einer der letzten großen Faserhersteller in Europa. Und Europa solle sich „das Leben nicht selbst unnötig schwer machen.“
Für das Gesamtjahr rechnet Doboczky für die Lenzing mit einer „weiteren Verbesserung des operativen Ergebnisses sowie einer weiteren Reduktion der Nettofinanzverschuldung.“ Auf konkrete Zahlen wollte er sich nicht festlegen. Er verwies auf „die unruhige geopolitische Situation, die Konjunkturentwicklung in China sowie unvorhersehbare Schwankungen von Wechselkursen als Unsicherheitsfaktoren.“ Den Verfall der chinesischen Börsenkurse in den letzten Tagen will Doboczky, der fünf Jahre in China tätig war, nicht überbewertet wissen. Ihm zufolge handelt es sich um eine erwartbare Korrektur nach dem Kursfeuerwerk der beiden vergangenen Jahre.
„Pilotfabrik für Industrie 4.0“ eröffnet
24.08.15
von
Klaus Fischer
Unter der Bezeichnung „Pilotfabrik für Industrie 4.0“ entsteht bis 2017 in der Seestadt Aspern im Wiener Gemeindebezirk Donaustadt eine Einrichtung zur Erforschung und Entwicklung digitalisierter Produktionsprozesse. Offiziell eröffnet wurde die „Pilotfabrik“ heute von Technologieminister Alois Stöger, dem Wiener Bürgermeister Michael Häupl, Vizebürgermeisterin und Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner, der Rektorin der Technischen Universität Wien (TU Wien), Sabine Seidler, sowie Siemens-Österreich-Generaldirektor Wolfgang Hesoun. Die Investitionen belaufen sich auf vier Millionen Euro. Zwei Millionen stellt das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) als Förderung bereit. Die übrigen zwei Millionen bringen Industriepartner auf. Neben Siemens sind dies unter anderem Festo, Phoenix Contact, Plasmo Industrietechnik und Würth Österreich.
Stöger sagte, er wolle nicht zuletzt mit diesem Vorhaben gewährleisten, „dass österreichische Unternehmen wachsen und damit höherwertige Arbeitsplätze schaffen können.“ Bis 2017 sollen drei weitere „Pilotfabriken“ entstehen. Die Standorte werden per Ausschreibung ermittelt. Laut Stöger stellt das BMVIT rund zwei Millionen Euro pro Standort an Förderungen bereit. Häupl ergänzte, die Industrie habe sich in den vergangenen 30 Jahren grundlegend gewandelt: „Die Zeit der rauchenden Schlote ist längst vorbei. Wir leben in der Zeit der rauchenden Köpfe.“ Das Thema „Industrie 4.0“ sei ein unverzichtbarer Teil der Standortpolitik der Stadt Wien. Vizebürgermeisterin Brauner zufolge sind in Wiener Industriebetrieben rund 170.000 Personen beschäftigt.
Komplette Fabrik simulieren
Laut TU-Rektorin Seidler soll die „Pilotfabrik“ den beteiligten Unternehmen eine „Plattform für die Forschung sowie für die Umsetzung ihrer Ideen“ bieten. Sie starte mit zwei Fertigungszellen für Drehen, Fräsen und Schweißen. Überdies seien Montageanlagen sowie ein 3D-Drucker verfügbar. Derzeit sind 15 Personen in der „Pilotfabrik“ tätig. Im Lauf der kommenden zwei Jahre wird in unmittelbarer Nähe der „Pilotfabrik“ eine Fabrikshalle errichtet, um den Industriepartnern eine Ausweitung ihrer Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten zu ermöglichen.
Wie Detlef Gerhard, Dekan der Fakultät für Maschinenwesen und Betriebswissenschaften der TU Wien, dem Chemiereport erläuterte, wird in der „Pilotfabrik“ bis 2017 die Infrastruktur installiert, um komplette Fabriken nach Art der „Industrie 4.0“ simulieren zu können. Darauf aufbauend, ist die weitere Erforschung und Entwicklung neuer Fertigungstechniken geplant. Gerhard betonte, es gehe keineswegs darum, „den Menschen aus der Arbeitswelt zu verdrängen.“ Vielmehr solle die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine optimiert werden, nicht zuletzt, indem den menschlichen Arbeitskräften - beispielsweise über Datenbrillen - aktuell benötigte Informationen zur Verfügung stehen. Auch die Verbesserung der Arbeitssicherheit sei ein wesentliches Thema. So könne im Rahmen von „Industrie 4.0“ gewährleistet werden, dass eine Maschine stoppt, sobald ein Mensch in ihren Wirkungskreis kommt. Neue Arbeitszeitmodelle zu entwickeln, ist laut Gerhard in der Pilotfabrik nicht geplant: „Wir können aber möglicherweise Erkenntnisse liefern, die bei der Entwicklung solcher Modelle hilfreich sind.“
Industrie kommt zurück
Um das Thema „Industrie 4.0“ zu forcieren, gründete das BMVIT gemeinsam mit der Industriellenvereinigung, der Arbeiterkammer, dem ÖGB sowie den Fachverbänden der Maschinen- und Metallwaren-Industrie (FMMI) und der Elektro- und Elektronik-Industrie (FEEI) Ende Juni den Verein „Industrie 4.0 Österreich - die Plattform für intelligente Produktion“. Dessen Obmann ist Kurt Hofstädter, bei Siemens Leiter Digital Factory Central Eastern Europe. Hofstädter erläuterte dem Chemiereport, die mit „Industrie 4.0“ angestrebte Produktivitätssteigerung gehe keineswegs notwendig mit einem Verlust an Arbeitsplätzen einher. Siemens etwa beschäftige am Standort Amberg in Deutschland wie schon vor 25 Jahren rund 1.000 Personen: „Allerdings haben diese jetzt den achtfachen Output von damals und eine Fehlerquote von 2 Fehlern pro Million Stück.“ Hofstädter erwartet, dass im Zuge der Einführung der „Industrie 4.0“ Produktionsanlagen aus anderen Teilen der Welt nach Europa zurückverlagert werden. Gerade Österreich habe mit seiner dualen Ausbildung dafür gute Voraussetzungen.
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