Weblog von fischer
Antibiotikaresistenzen in EU im Steigen
12.02.16
von
Klaus Fischer
Die Antibiotikaresistenzen von Zoonosebakterien nehmen in Europa weiter zu. Das zeigt der diesbezügliche Jahresbericht der europäischen Lebensmittelagentur EFSA und des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Der Bericht stützt sich auf Analysen, die in den EU-Mitgliedsstaaten im Jahr 2014 durchgeführt wurden. Zoonosebakterien können Krankheiten, die normalerweise nur bei Tieren vorkommen, auch bei Menschen auslösen.
Sehr hoch ist dem Bericht zufolge insbesondere die Resistenz von Campylobacter gegenüber Ciprofloxacin, einem der wichtigsten Medikamente gegen Infektionen bei Menschen. Auch breiten sich multiresistente Salmonellenbakterien immer mehr aus, warnen EFSA und ECDC. Unter anderem gibt es in Geflügelbeständen Hinweise auf die Unempfindlichkeit von Salmonellen und Escherichia coli gegen das Antibiotikum Colistin. Wie es in dem Bericht heißt, bestehen innerhalb der EU erhebliche regionale Unterschiede bei den Resistenzen. Als besonders betroffen gelten vor allem die Länder in Ost- sowie Südosteuropa.
Gefährliche Salomonellen
Hohe bis extrem hohe Resistenzen gegen Ciprofloxacin traten bei Masthähnchen und Bakterien von Menschen auf. In 69,8 bzw. 60,2 Prozent der Fälle erwies sich das Antibiotikum als wirkungslos. Hohe bis extrem hohe Resistenzen gegen Nalidixinsäure und Tetracycline wiesen auch Bakterien bei Masthähnchen auf. Salmonellen in Menschen wiederum zeigten sich in jeweils rund 30 Prozent der gemeldeten Fälle gegen Tetracycline, Sulfonamide, und Ampicillin unempfindlich. Multiresistenzen waren laut EFSA und ECDC bei Bakterien von Menschen (26 Prozent der Fälle) sowie in Masthähnchen- und Putenfleisch festzustellen. Als besonders gefährlich stufen die beiden Organisationen Salmonella Kentucky und Salmonella Infantis ein, die gegen Ciprofloxacin unempfindlich sind und überdies hohe Multiresistenzen aufweisen.
Laut Vytenis Andriukaitis, dem EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, führen Infektionen durch antibiotikaresistente Bakterien jährlich europaweit zu etwa 25.000 Todesfällen. Die Resistenzen seien indessen „ein globales Problem, das eine globale Lösung erfordert. Die EU steht seit langem an vorderster Front im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen und ist führend auf diesem Gebiet.“
Energieeffizienz: Chemiebranche nicht belasten
11.02.16
von
Klaus Fischer
Noch immer haben nicht alle EU-Mitgliedsstaaten die Energieeffizienzrichtlinie (Energy Efficiency Directive, EED) vom Dezember 2012 umgesetzt. Dennoch arbeitet die EU-Kommission bereits an einer Revision und plant verschärfte Vorgaben. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens dürfte das Ziel, die Energieeffizienz bis 2020 um 20 Prozent zu steigern, verfehlt werden. In ihrem Fortschrittsbericht vom November vergangenen Jahres geht die Kommission von einer Verbesserung um nur etwa 17,6 Prozent aus. Zweitens haben sich die Staats- und Regierungschefs der EU-Mitglieder verpflichtet, die Energieeffizienz bis 2030 um 27 Prozent zu steigern. Rechtlich bindend ist dieses Ziel vorerst nicht. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Pariser Klimagipfels vom Dezember 2015 (COP 21) bestehen allerdings Überlegungen, es rechtsverbindlich festzuschreiben.
Zurzeit ist eine Konsultation im Gang, im Rahmen derer die Betroffenen zu den Überlegungen der Kommission bezüglich EED-Revision Stellung nehmen können. Der europäische Chemieindustrieverband CEFIC legte seine Stellungnahme am 10. Februar vor. Einmal mehr bekennt er sich darin grundsätzlich zu dem Ziel, die Energieeffizienz weiter zu verbessern. Er stellt allerdings klar, dass die bisherigen umfangreichen Anstrengungen der Branche dabei angemessen zu berücksichtigen sind. Überdies weist die CEFIC auf erhebliche noch ungenutzte Potenziale in anderen Wirtschaftsbereichen hin, etwa im Gebäudesektor, auf den nicht weniger als 40 Prozent des Endenergiebedarfs in der EU entfallen.
Wie die CEFIC betont, senkte die Chemieindustrie ihre Energieintensität - also den Energiebedarf pro Produkteinheit - seit 1990 um rund die Hälfte, was ihr zufolge kein anderer Industriezweig zustande brachte. Überdies trägt die Chemiebranche zur Steigerung der Energieeffizienz in anderen Sektoren bei, etwa durch Leichtbaumaterialien für die Autoindustrie oder durch moderne Dämmstoffe für Gebäude.
Keine Obergrenzen
Ausdrücklich abgelehnt werden von der CEFIC absolute Obergrenzen für den Energiebedarf von Unternehmen bzw. Anlagen. Solche Grenzen würden die bereits erzielten Erfolge nicht angemessen berücksichtigen und die Möglichkeiten für das dringend benötigte wirtschaftliche Wachstum einschränken, was sich wiederum negativ auf das Investitionsklima auswirke.
Die CEFIC plädiert dafür, Unternehmen, die am EU-internen CO2-Handel (EU-ETS) teilnehmen müssen, von allfälligen Effizienzzielen auszunehmen, um sie nicht zusätzlich zu belasten. Energieeffizienz müsse vor allem durch technische Innovationen gesteigert werden, wofür die Klima- und Energiepolitik Anreize bieten solle. Wichtig sind laut CEFIC nicht Ziele, sondern wirksame Maßnahmen, um die Effizienzpotenziale in allen wirtschaftlichen Bereichen zu heben. Als wesentliche Aufgabe der EU-Kommission erachtet die CEFIC, die Fortschritte der Mitgliedsstaaten in Sachen Energieeffizienz zu überprüfen, für angemessene Beiträge aller Mitglieder zu sorgen und auf das Vermeiden unnötiger Belastungen für die Wirtschaft zu achten.
Wie der Chemieindustrieverband betont, laufen mehrere Projekte, um die Energieeffizienz branchenweit zu verbessern. Darunter sind das Public-Private-Partnership-Programm SPIRE (www.spire2030.eu) und das Programm SPICE3 (www.spice3.eu), das sich vor allem an Klein- und Mittelbetriebe richtet.
Gerresheimer AG steigert Umsatz und EBITDA
11.02.16
von
Klaus Fischer
Ein organisches Wachstum des Umsatzes um 1,5 Prozent auf 1,30 Milliarden Euro sowie des EBITDA auf 262,4 Millionen Euro meldet die Gerresheimer AG, die Kunststoff- sowie Glasverpackungen für die Pharmaindustrie herstellt. Wegen der Übernahme der US-amerikanischen Centor, die Tablettenverpackungen aus Kunststoff für US-Apotheken produziert, wuchs der Umsatz insgesamt um 6,8 Prozent auf 1,37 Milliarden Euro. Das EBITDA erhöhte sich währungsbereinigt auf 271,9 Millionen Euro.
Als Umsatzbringer erwies sich besonders der Verkauf von „pharmazeutischen Kunststoffverpackungen und Produkten zur sicheren und einfachen Verabreichung von Medikamenten wie Insulin-Pens, Diabetiker-Stechhilfen und Asthma-Inhalatoren“, teilte die Gerresheimer AG mit. Zusätzliche Einnahmen brachte der Verkauf der Röhrenglasproduktion, sodass insgesamt ein Konzernergebnis von 112,7 Millionen Euro zu verzeichnen war, verglichen mit 54,6 Millionen im Geschäftsjahr 2014. Vorstandsvorsitzender Uwe Röhroff sprach von einem „erfolgreichen und wichtigen Jahr“. Er sehe „mit viel Zuversicht auf die nächsten Jahre“.
Das Behälterglaswerk in Chicago wurde im Spätsommer 2015 modernisiert. Vor allem in den USA und der Tschechischen Republik weiter ausgebaut wurden auch die Kapazitäten zur Herstellung von Produkten, mit denen Medikamente verabreicht werden. Dabei handelt es sich unter anderem um Insulin-Pens und Asthma-Inhalatoren. In Indien errichtete die Gerresheimer ein neues Produktionsgebäude für Injektionsfläschchen und Ampullen, das Ende 2016 in Betrieb gehen soll.
Für das Geschäftsjahr 2016, das am 1. Dezember 2015 begann und bis einschließlich 30. November 2016 dauert, erwartet das Unternehmen ein organisches Umsatzwachstum von rund vier bis fünf Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Das bereinigte EBITDA soll sich auf etwa 320 Millionen Euro belaufen.
ECHA: Konsultation zu SVHCs
10.02.16
von
Klaus Fischer
Die europäische Chemikaliensicherheitsagentur ECHA hat eine öffentliche Konsultation über 27 Anträge zur Autorisierung mehrerer Stoffe für insgesamt 39 Anwendungen eingeleitet. Konkret geht es um Chrom-VI-Verbindungen, die unter anderem für Oberflächenbehandlungen, Chrombeschichtungen, Kühlsysteme sowie für die Produktion von Kupferfolien und rostfreiem Buntstahl eingesetzt werden sollen. Weiters beziehen sich die Anträge auf Ethylendichlorid (EDC), das als Lösungsmittel für die Herstellung eines Polymers Verwendung finden soll. Drittens schließlich befasst sich die Konsultation mit dem Einsatz von Diglycoldimethylether (Diglyme) bei der Produktion eines Inhaltsstoffes für ein Medikament.
Die Konsultation läuft bis einschließlich 6. April. Sie ist ein obligatorischer Bestandteil des strengen Zulassungsverfahrens im Rahmen des europäischen Chemikalienmanagementsystems REACH, mit dem die ECHA das Inverkehrbringen bzw. die Verwendung sogenannter „besonders besorgniserregende Stoffe“ („Substances of Very High Concern“, SVHCs) genehmigt oder untersagt. Die Zulassung muss erfolgen, wenn der Antragsteller nachweist, dass die Risiken durch die Verwendung des Stoffes in ausreichender Weise beherrscht werden. Ist dies nicht der Fall, kann die Zulassung trotzdem erteilt werden, wenn es keine Alternativen zu dem Stoff gibt bzw. die sozioökonomischen Vorteile seiner Verwendung deren Nachteile überwiegen.
Umfassende Informationen über REACH bietet der österreichische REACH-Helpdesk (www.reachhelpdesk.at).
Sanofi: Bilanz durchwachsen
09.02.16
von
Klaus Fischer
Der französische Pharmakonzern Sanofi steigerte seinen Umsatz im Jahr 2015 bereinigt um Währungseffekte um 2,2 Prozent auf 37,05 Milliarden Euro. Hingegen sank der bereinigte Jahresüberschuss um 0,9 Prozent auf 7,37 Milliarden Euro. Den größten Teil des Umsatzes machten Arzneien mit 29,8 Milliarden Euro (+ 0,8 Prozent) aus, auf Impfstoffe entfielen 4,7 Milliarden (+ 7,3 Prozent), auf den Bereich Tiergesundheit 2,5 Milliarden (+ 10,8 Prozent). Insbesondere in den USA und Westeuropa waren in diesem Bereich im vierten Quartal 2015 starke Zuwächse zu verzeichnen. Wenig Freude dürfte Unternehmenschef Olivier Brandicourt dem gegenüber mit dem Diabetes-Geschäft haben, das im vierten Quartal um 12,6 Prozent zurückging. Der bisher wichtigste Umsatzbringer, Lantus, genießt keinen Patentschutz mehr. Das Nachfolgemedikament verkaufte sich bisher nicht gut genug, um die dadurch entstehenden Ertragsrückgänge auszugleichen.
Geographisch betrachtet, blieben die USA mit einem Umsatz von 13,4 Milliarden Euro der wichtigste Markt für Sanofi, gefolgt von den Wachstumsmärkten in Asien, Afrika, Osteuropa und Lateinamerika mit 12,0 Milliarden und Westeuropa mit 8,0 Milliarden Euro. Schwach entwickelte sich der japanische Markt, wo ein Umsatzminus um 6,6 Prozent auf 2,08 Milliarden Euro zu verzeichnen war.
Brandicourt gab sich indessen zufrieden mit dem Jahresergebnis 2015. Neue Produkte, darunter die Diabetesmittel Toujeo und Praluent, seien erfolgreich auf wichtigen Märkten wie den USA und Westeuropa, eingeführt worden. Eine Reihe weiterer Arzneimittel befinde sich in der Pipeline. Auch die Restrukturierung des Konzerns mache Fortschritte. Wie Mitte Dezember berichtet, will Sanofi seinen Tiergesundheitsbereich an Boehringer-Ingelheim abgeben und im Gegenzug das Selbstmedikationsgeschäft des deutschen Pharmaunternehmens außerhalb Chinas übernehmen.
Commerzbank: Wettbewerbsdruck für deutsche Chemieindustrie steigt
09.02.16
von
Klaus Fischer
Die deutsche Commerzbank rechnet für heuer mit einem Anstieg der Produktion von Spezialchemikalien in Deutschland um knapp drei Prozent. Im Unterschied dazu dürfte sich die Erzeugung chemischer Grundstoffe nur um 0,5 Prozent erhöhen, zeigt der neue „Branchenreport Chemie“ der Commerzbank. Wie es darin heißt, profitieren die Grundstoff-Erzeuger derzeit zwar vom Verfall der Ölpreise. Allerdings sind sie unter zunehmendem Druck aus den USA und aus dem Nahen Osten. Dort werden die Produktionskapazitäten erhöht. Außerdem sind in beiden Wirtschaftsräumen die Energiekosten niedriger als in Europa. Als weiteres Problem betrachtet die Commersbank, dass die „sehr exportorientierte“ deutsche Chemieindustrie rund zwei Drittel ihrer Ausfuhren innerhalb der EU tätigt. Dem gegenüber haben die USA als wichtigster außereuropäischer Handelspartner an den Gesamtexporten der Chemieindustrie einen Anteil von nur 5,5 Prozent.
Dazu kommt, dass die Schwellenländer technologisch aufholen und der deutschen Chemiebranche somit verstärkt auch im Spezialchemikaliengeschäft Konkurrenz machen. „Im Ergebnis wird die Wettbewerbsintensität für die deutschen Produzenten auch im Heimatmarkt zunehmen. Vor diesem Hintergrund gewinnen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung als zentrales Mittel zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit noch mehr an Bedeutung, wobei die Nähe zum Kunden – gerade auch im Rahmen der Zusammenarbeit bei der Entwicklung neuer Produkte – immer wichtiger wird“, stellt die Commerzbank fest. Die immer wieder als Zukunftsperspektive für Europa bezeichnete Digitalisierung wird in der deutschen Chemiebranche derzeit hauptsächlich von Großunternehmen angewandt. Die Klein- und Mittelbetriebe dagegen haben nach wie vor Probleme durch die „die noch nicht bewerkstelligte Standardisierung von Schnittstellen zwischen den einzelnen Wertschöpfungseinheiten.“
VCI gelassen
Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie Deutschlands (VCI), Utz Tillmann, gab sich gelassen. Ihm zufolge hat der Bericht der Commerzbank vor allem eine gravierende Schwäche: Er konzentriert sich „in der Analyse auf die Chemie als solche. Die Verbundstruktur in der chemischen Industrie in Deutschland macht es aber erforderlich, die Pharma-Sparte einzubeziehen. Ohne die Produkte der Basis-Chemie würden Pharma und Spezialchemie in Deutschland schwieriger an Rohstoffe gelangen. Andererseits ist die Basis-Chemie auf die beiden Sparten als verlässliche Kunden angewiesen.“
Auch sei die Lage hinsichtlich der Energiekosten weniger dramatisch als von den Bankern dargestellt. Laut Tillmann ist Strom in Deutschland zwar um 50 Prozent teurer als in den USA, Erdgas sogar um 200 Prozent. Dennoch „liegen die Energiestückkosten (Anteil der Energiekosten an der Wertschöpfung) der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie nur rund zehn Prozent über denen der US-Konkurrenz.“ Laut Tillmann ist das vor allem der „hohen Effizienz“ der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie geschuldet.
Keinen Zweifel gibt es dem VCI-Spitzenfunktionär zufolge allerdings daran, dass „Industriestandort Deutschland seine Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit weiter verbessern“ muss. Immerhin habe die Politik die Zeichen der Zeit richtig gedeutet, wie das Bündnis „Zukunft der Industrie“ zeige.
EU-Parlament gegen gentechnisch veränderte Sojabohnen
04.02.16
von
Klaus Fischer
Die EU-Kommission soll drei gentechnisch veränderte Sojabohnensorten nicht zur Verwendung als Nahrungs- und Futtermittel zulassen, fordert das Europäische Parlament in einer am 3. Februar gefassten Entschließung. Als Grund gibt das Parlament an, dass die Sorten FG72, MON 87708 x MON 89788 and MON 87705 x MON 89788 des US-amerikanischen Monsanto-Konzerns glyphosattolerant sind.
Das Pflanzenschutzmittel Glyphosat, das vom Agrarkonzern Syngenta hergestellt wird, ist laut einer Einschätzung der World Health Organisation (WHO) vom März 2015 möglicherweise krebserregend. Einmal mehr kritisierten die Parlamentarier in diesem Zusammenhang den Genehmigungsprozess für gentechnisch veränderte Nahrungs- und Futtermittel. Die EU-Kommission erteile die Zustimmung ohne Unterstützung einer qualifizierten Mehrheit von Mitgliedsstaaten.
Unterdessen bereitet sich Monsanto darauf vor, Sojabohnensaatgut der Marke „Roundup Ready 2 Xtend“ nach China zu liefern. Die dortigen Behörden hätten die Einfuhrerlaubnis erteilt, meldete Monsanto. Dem Konzern zufolge sind die Pflanzen gegenüber den Pestiziden Glyphosat und Dicamba unempfindlich. Wie Monsanto hinzufügte, liegt allerdings bezüglich der Anwendung von Dicamba in „Roundup Ready 2 Xtend“-Pflanzungen noch keine Genehmigung der US-amerikanischen Environmental Protection Agency (EPA) vor.
EFSA: „Durchbruch bei kumulativer Risikobewertung“
04.02.16
von
Klaus Fischer
Einen „Durchbruch“ bei der kumulativen Risikobewertung von Pestiziden meldet die europäische Lebensmittelagentur EFSA. Sie hat „ein Software-Tool entwickelt, das zur Durchführung von Expositionsabschätzungen mehrerer Pestizide dient.“ Dieses sogenannte „Monte-Carlo-Tool zur Risikobewertung“ (Monte Carlo Risk Assessment Tool bzw. MCRA Tool) kommt nun im Zuge einer Pilotstudie zum Einsatz. Mit dieser will die EFSA abschätzen, wie sich Gruppen von Pestiziden „auf die Schilddrüse und das Nervensystem“ von Verbrauchern auswirken. Die Ergebnisse plant die EFSA bis Ende des heurigen Jahres zu veröffentlichen. Auch sollen sie bei zwei Berichten über die Auswirkungen des Einsatzes mehrerer Pestizide auf Schilddrüse und Nervensystem berücksichtigt werden, die die Agentur für 2017 vorgesehen hat.
Mit dem MCRA-Tool kann die kombinierte Wirkung von bis zu 100 Wirkstoffen untersucht werden. Vorgesehen ist, das Programm so weiterzuentwickeln, dass es zuverlässige Grundlagen für regulatorische Entscheidungen über „Rückstandshöchstgehalte (MRL) von Pestiziden in Lebensmitteln“ liefern kann. Laut Luc Mohimont vom EFSA-Referat Pestizide geht es letzten Endes um die „umfassende Risikobewertung kombinierter Auswirkungen“ unterschiedlicher Pestizide auf den Menschen.
An der Entwicklung des MCRA-Tools waren Wissenschaftler und Vertreter von Behörden aus 14 Ländern beteiligt. Koordiniert wurde sie vom Nationalen Institut für öffentliche Gesundheit und Umwelt (RIVM) der Niederlande.
Syngenta: Umsatz fällt, ChemChina soll übernehmen
03.02.16
von
Klaus Fischer
Der Umsatz des Schweizer Agrochemie- und Saatgutkonzerns Sygnenta fiel von 2014 auf 2015 um elf Prozent auf 13,4 Millarden US-Dollar (12,3 Milliarden Euro). Das EBITDA sank um fünf Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar (2,6 Milliarden Euro). Der Reingewinn belief sich auf 1,34 Milliarden US-Dollar (1,23 Milliarden Euro) nach 1,62 Milliarden (1,48 Milliarden Euro) im Jahr 2014. Das teilte Syngenta heute in einer Aussendung mit.
Laut CEO John Ramsay ist das schlechtere Ergebnis vor allem auf die niedrigen Saatgutpreise, die Instabilität auf den Wachstumsmärkten in Asien und Südamerika sowie auf massive Währungsschwankungen zurückzuführen. Insbesondere die Abwertung des Brasilianischen Real, die ausgerechnet in der Haupt-Aussaatszeit stattgefunden habe, habe Syngenta getroffen. Ingessamt hätten die Währungseffekte den Umsatz um 1,8 Milliarden US-Dollar (1,6 Milliarden Euro) vermindert, erläuterte Ramsay. Syngenta setze sein Kostenreduktionsprogramm fort. Überdies würden von der Entwicklung neuer Pflanzenschutzmittel, die Syngenta im Juli 2015 ankündigte, Umsätze von etwa vier Milliarden US-Dollar (3,7 Milliarden Euro) erwartet, betonte Ramsay. Eines der wichtigsten Produkte von Syngenta ist das umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat, dessen Verkauf laut dem heute präsentierten Jahresergebnis zuletzt rückläufig war.
ChemChina soll übernehmen
Noch im Lauf des Jahres soll Syngenta vom staatlichen chinesischen Chemiekonzern China National Chemical Corporation (ChemChina) übernommen werden. Als Kaufpreis wurden laut Syngenta rund 43 Milliarden US-Dollar (39,4 Milliarden Euro) vereinbart. Den Aktionären werden 465 US-Dollar (425,8 Euro) pro Aktie plus eine außerordentliche Dividende von fünf Schweizer Franken (4,50 Euro) angeboten, wenn sie dem Angebot zustimmen. Laut Syngenta-Führung wird die Zustimmung „einstimmig empfohlen“. Laut dem Vorsitzenden von Syngenta, Michel Demaré, biete die Offerte die Chance auf „weltweites Wachstum, vor allem in China und anderen Wachstumsmärkten“. Überdies bleibe der Markenname Syngenta erhalten, ebenso wie der Unternehmenssitz Schweiz. Ähnlich äußerte sich auch CEO Ramsay.
Ren Jianxin, der Unternehmenschef von ChemCina, lobte die Übernahmegespräche seinerseits als „freundschaftlich, konstruktiv und kooperativ.“ Er freue sich, dass diese nun zu einem positiven Abschluss geführt hätten. ChemChina, der größte chinesische Chemiekonzern, erwirtschaftete laut eigenen Angaben 2015 einen Jahresumsatz von rund 45 Milliarden US-Dollar (41,2 Milliarden Euro) und ist mit etwa 140.000 Beschäftigten in 150 Ländern tätig. Im vergangenen Jahr akquirierte ChemChina den italienischen Reifenhersteller Pirelli. Am 11. Jänner wurde bekannt, dass ChemChina vorbehaltlich der Genehmigung durch die zuständigen Behörden die deutsche KrausMaffei-Gruppe um 926 Millionen Euro übernimmt. KrausMaffei ist nach eigenen Angaben auf Maschinen zur „Produktion und Verarbeitung von Kunststoff und Gummi“ spezialisiert. Ähnlich wie Syngenta soll auch die deutsche Gruppe in ihrer bestehenden Struktur weitergeführt werden.
Rahmen-Pharmavertrag abgeschlossen
02.02.16
von
Klaus Fischer
Nach mehrmaligen Verzögerungen ist es so weit: Der Rahmen-Pharmavertrag zwischen der österreichischen Pharmabranche und dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger (HV) ist unter Dach und Fach. Er gilt bis Ende 2018 und trat rückwirkend per 1. Jänner in Kraft. Das teilten der Pharmaverband Pharmig und der HV in einer gemeinsamen Presseaussendung mit. Laut Pharmig-Präsident Robin Rumler werden „die ersten Teilzahlungen an den Hauptverband in Kürze erfolgen“. Heuer handelt es sich um insgesamt 125 Millionen Euro. In den kommenden beiden Jahren hängt die Höhe der Zahlungen von der Steigerung der Arzneimittelkosten ab. Pro Prozentpunkt macht diese zehn Millionen Euro aus. Allerdings besteht eine Obergrenze von 80 Millionen Euro. Die Maximalkosten für die Pharmaindustrie für die Jahre 2016 bis inklusive 2018 sind also mit 285 Millionen Euro begrenzt. Jährlich sind zwei Millionen Euro für Gesundheitsziele in den Bereichen Kindergesundheit und Prävention reserviert.
Seitens der Pharmaindustrie und des Großhandels unterzeichneten den Vertrag neben der Pharmig und den einzelnen Unternehmen sämtliche einschlägigen Verbände, konkret das Bundesgremium des Handels mit Arzneimitteln in der WKO, der Fachverband der chemischen Industrie (FCIO), die Bundesinnung der chemischen Gewerbe, der Verband der österreichischen Arzneimittel-Vollgroßhändler (Phago), das Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie (FOPI), sowie der Österreichische Generikaverband.
Die Grundsatzeinigung hatte der FCIO bereits am 11. November vergangenen Jahres gemeldet. Der formelle Abschluss hätte ursprünglich am 4. Dezember erfolgen sollen. Kurz zuvor einigten sich der HV und die Branche darauf, letzterer bis 31. Dezember Zeit zu geben. Knapp vor Jahresende wurde diese Frist auf Ende Jänner neuerlich verlängert und diesmal auch eingehalten.
Begründet werden die Verzögerungen einerseits mit den langwierigen Verhandlungen im vergangenen Jahr, andererseits damit, dass in der Pharmaindustrie Übernahmen von Unternehmen und damit Änderungen auf der Ebene der Vertragspartner erfolgten. Das Problem: Die Liste der Unternehmen, die den Rahmen-Pharmavertrag unterzeichnen, ist Teil des Vertrages. Sie musste daher zumindest mit Datum 1. Jänner 2016 aktuell sein.
Zirkus 2017?
Nun herrscht in der Branche zwar Erleichterung, eitel Wonne allerdings nicht, wie Insider dem Chemiereport bestätigten. Die Höhe der Zahlungen von der tatsächlichen Steigerung der Medikamentenkosten abhängig zu machen, sei ein zweischneidiges Schwert. Einerseits könne damit zwar allzu „überzogenen Begehrlichkeiten der HV-Bürokratie“ entgegengewirkt werden, umso mehr, als für die kommenden beiden Jahre ja die Obergrenze von 80 Millionen Euro pro Jahr bestehe. Andererseits sei gerade die Höhe der Kostensteigerungen einer der Knackpunkte bei den Verhandlungen über den neuen Rahmen-Pharmavertrag gewesen. Wahre Hekatomben von Berechnungen hätten sich die Verhandler gegenseitig an den Kopf geworfen. Und im kommenden Jahr „steht uns dieser Zirkus möglicherweise wieder ins Haus“, ätzt ein Kundiger, der seinen Namen nicht genannt wissen will.
Unvergessen sind dabei manche schrilleren Töne, wie sie beispielsweise von Ingrid Reischl, der Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) und Vorsitzenden der HV-Trägerkonferenz, zu hören waren. Sie attestierte der Pharmaindustrie ob der Preise für manche Arzneimittel schlicht „Raubrittertum“, was von der Pharmaindustrie vehement zurückgewiesen wurde. Angesichts derartiger Auftritte wäre es dem Insider zufolge vielleicht doch besser gewesen, die vom Gesundheitsministerium als Alternative zum Rahmen-Pharmavertrag vorgelegte ASVG-Novelle zu schlucken - wenngleich mit einigen Änderungen umfassenderer Art, die im Rahmen der Begutachtung noch auszuhandeln gewesen wären.
Vorerst ist aber Burgfrieden angesagt. Die neue HV-Vorsitzende Ulrike Rabmer-Koller verlautete, schon bisher habe die Kooperation der Pharmabranche und des HV „gezeigt, was gute Projekte für die Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung zu leisten vermögen.“ Sie sei daher „froh, dass uns ein gemeinsamer Vertrag neuerlich gelungen ist.“ Erstmals hatten die Pharmabranche und der HV den Rahmen-Pharmavertrag 2008 abgeschlossen. Die Verlängerung war 2011 erfolgt.
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