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BASF: EBIT bricht um 18,4 Prozent ein

Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) des deutschen Chemiekonzerns BASF sank im Jahr 2015 gegenüber 2014 um 18,4 Prozent von 7,6 auf 6,2 Milliarden Euro. Der Umsatz fiel um fünf Prozent auf 70,4 Milliarden Euro. Diese „vorläufigen, nicht testierten Zahlen“ gab die BASF heute per Aussendung bekannt.

 

Den EBIT-Einbruch begründet BASF mit „deutlich niedrigeren Ergebnissen der Segmente Oil & Gas sowie Chemicals im 4. Quartal 2015“. Im Chemikaliensegment seien vor allem die gesunkenen Margen im Petrochemiegeschäft ins Gewicht gefallen. Im Segment Oil & Gas waren wegen der stark gefallenen Öl- und Gaspreise im Wertberichtigungen von rund 600 Millionen Euro nötig. Für heuer rechnet die BASF nicht mit einer Erholgung der Öl- und Gaspreise. Überdies seien die Öl- und Gaspreisschätzungen für die kommenden Jahre „reduziert“ worden.

 

Das Umsatzminus ist laut BASF „vor allem auf die Devestition der Erdgashandels- und Erdgasspeicheraktivitäten zurückzuführen“. Die endgültigen Zahlen für 2015 präsentiert der Konzern am 26. Februar.

 

 

Sanochemia zurück in „Gewinnzone“

Wir haben das Geschäftsjahr 2014/15 mit einem relativ guten Ergebnis abgeschlossen.“ So kommentiert der Gründer und Vorstandsvorsitzende des Wiener Pharmaunternehmens Sanochemia, Werner Frantsits, die heute präsentierte Jahresbilanz. Ihr zufolge erhöhte sich der Umsatz von 34,0 Millionen Euro um rund 4,7 Prozent auf 35,6 Millionen Euro. Das EBITDA fiel mit 4,2 Millionen Euro fast fünfmal so hoch aus wie im Geschäftsjahr 2013/14 (910.000 Euro). Von - 2,2 auf + 1,6 Millionen Euro angewachsen ist das EBIT. Das Konzernergebnis schließlich wird mit 384.000 Euro beziffert, nachdem 2013/14 ein Minus von rund 3,4 Millionen Euro zu verzeichnen gewesen war. Laut Finanzvorstand Stefan Welzig sind die besseren Zahlen vor allem auf eine um zwei Millionen Euro höhere Bruttomarge, gesunkene Abschreibungen sowie um jeweils eine Million Euro verminderte Personal- und Sachkosten zurückzuführen. Als besonders erfreulich bezeichnete Welzig die Entwicklung des Cashflows aus der Geschäftstätigkeit, der sich von 737.000 auf 3,9 Millionen Euro in etwa verfünffacht hat.

 

Frantsits erläuterte, das abgelaufene Geschäftsjahr sei infolge der politischen Verwerfungen auf wichtigen Auslandsmärkten „schwierig“ gewesen. So laufe der Absatz in den nordafrikanischen Staaten, insbesondere in Libyen, aber auch Algerien und Tunesien, verhalten: „Ägypten ist ebenfalls eher schwach, und von Syrien brauchen wir ohnehin nicht zu reden.“ Stabilisiert habe sich der Absatz in der Russländischen Föderation. Infolge des Ölpreisverfalls und des dadurch bedingten Einbruchs des Rubel-Kurses könnten die dortigen Spitäler allerdings im Durchschnitt nur noch etwa halb so viel an Arzneimitteln beschaffen wie noch vor etwa anderthalb Jahren.

 

Dennoch gelang es der Sanochemia, das Exportgeschäft im Bereich Radiologie insgesamt auf dem Niveau des Vorjahres (2013/14) zu halten und im Bereich Veterinärpharmazeutika auszuweiten. Um den Herausforderungen in Nordafrika, im Nahen Osten und in der Russländischen Föderation gegenzusteuern, hat die Sanochemia begonnen, andere Märkte verstärkt zu bearbeiten. Dies betrifft vor allem die USA, aber auch Südkorea, Indonesien und die Philippinen. In den USA konnte die Sanochemia einen Vermarktungsvertrag für ihre Radiologieprodukte abschließen. Mit der Zulassung eines dieser Produkte, Scanlux, wird laut Frantsis in den nächsten Wochen bis Monaten gerechnet. Es gebe diesbezügliche Andeutungen der zuständigen Food and Drug Administration (FDA). Allerdings besteht keine gesetzliche „Deadline“, bis zu der die FDA eine Entscheidung treffen muss.

 

Ferner nimmt die Sanochemia auch „gute Länder in Europa“ wieder intensiver ins Visier, betonte Frantsits. Laut Vertriebsvorstand Klaus Gerdes betrifft dies neben Deutschland nicht zuletzt Spanien und Griechenland. In Griechenland arbeitet die Sanochemia ihm zufolge „mit einem potenten Partner, den wir gegen Vorkasse beliefern.“ Nach Erschließung des US-amerikanischen Marktes ist die Aufnahme von Vertriebsaktivitäten in Japan geplant. Dies werde jedoch erst „in einigen Jahren“ aktuell, sagte Gerdes.

 

Neue Mittel

Bereits erfolgreich in der EU eingeführt wurde das neue MRT-Kontrastmittel Cyclolux, ergänzte Gerdes. Der Vertrieb in Deutschland sei im abgelaufenen Geschäftsjahr angelaufen, in Österreich habe er vor kurzem begonnen. Als potenzielle „Cash-Cow“ der Zukunft gilt Vidon, ein Mittel zur photodynamischen Früherkennung von Harnblasentumoren. Eine Phase-IIb-Studie konnte erfolgreich abgeschlossen werden. Nun wird ein Partner bzw. eine sonstige Finanzierungsmöglichkeit für eine Phase-III-Studie gesucht. Die Kosten für die Studie belaufen sich laut Gerdes auf etwa 15 Millionen Euro. Wie Frantsits erläuterte, ist mit der Markteinführung des Mittels in etwa sieben bis acht Jahren zu rechnen. Vidon ermöglicht die vollständige Detektion und damit auch komplette Entfernung der Harnblasenkrebszellen. Mit blauem Licht bestrahlt, beginnen diese zu fluoreszieren und sind damit für den behandelnden Arzt exakt erkennbar. Ein Konkurrenzprodukt ist laut Frantsits bereits auf dem Markt. Er geht allerdings davon aus, Vidon günstiger anbieten zu können. Auch wirke dieses schneller als das Produkt des Wettbewerbers.

 

Gute Aussichten“

Für das angelaufene Geschäftsjahr 2015/16 sind die Aussichten gut, betonte Frantsits. In den USA werde mit ersten Umsätzen aus der Vermarktung der Radiologieprodukte gerechnet. Im Bereich der Veterinärpharmazeutika wolle die Sanochemia den Export mehrerer „Key Products“ ausweiten. Eines davon ist Carofertin, das die Fertilität von Rindern und Schweinen steigert. Dabei handelt es sich um ein Provitamin, das ähnliche Wirkungen wie Hormonpräparate aufweist.

Was die Produktion für andere Unternehmen betrifft, konnte die Sanochemia einen Vertrag mit Janssen Pharmaceutica hinsichtlich der Herstellung von Galantamin verlängern. Da der Patentschutz für das Mittel ausgelaufen ist, wäre es möglich, Generika davon auch für andere Unternehmen zu produzieren.

 

Merckling folgt Frantsits

Wie die Sanochemia bereits gestern per Aussendung mitgeteilt hatte, gibt Frantsits nach der Hauptversammlung am 16. März den Vorstandsvorsitz ab und zieht sich in den Aufsichtsrat zurück. Ihm folgt Franco Merckling, der „mit sofortiger Wirkung“ in den Vorstand berufen wurde. Merckling ist promovierter Chemiker und verfügt über langjährige Managementerfahrung, unter anderem bei Eli Lilly, Merck Sharp & Dohme-Chilbret AG, Eisai Co. Ltd., Kenta Biotech und bei der Therametrics Holding. Seit Oktober 2014 war er als Konsulent der Rentschler Biotechnologie GmbH tätig.

 

 

Saudi Aramco und Lanxess dürfen kooperieren

Die Aramco Overseas Company B.V. of the Netherlands (AOC) und der deutsche Spezialchemikalienkonzern Lanxess dürfen ihr geplantes Gemeinschaftsunternehmen einrichten. Das teilte die EU-Kommission heute mit. Ein vereinfachtes Genehmigungsverfahren habe keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken ergeben.

 

Die AOC, eine 100-Prozent-Tochter des staatlichen saudiarabischen Erdöl- und Erdgaskonzerns Saudi Aramco, und Lanxess hatten die Gründung des Joint Ventures Ende September 2015 bekannt gegeben und diese am 4. Dezember bei der Kommission angemeldet. Sie halten jeweils 50 Prozent an dem neuen Unternehmen, das mit rund 2,75 Milliarden Euro bewertet wird. Es erzeugt synthetischen Kautschuk sowie Elastomerprodukte, vor allem für die Automobil- und Reifenindustrie und darüber hinaus für die Bauwirtschaft sowie die Öl- und Gasindustrie.

 

Im Zuge der Transaktion bekommt Lanxess von der AOC für sein Kautschukgeschäft mit 20 Werken und 3.700 Mitarbeitern rund 1,2 Milliarden Euro in bar. Davon sollen 400 Millionen in den Schuldenabbau und 200 Millionen in ein Aktienrückkaufprogramm fließen. Weitere 400 Millionen Euro will Lanxess für „zukünftige Wachstumsinvestitionen in den gut positionierten und weniger zyklischen Segmenten Advanced Intermediates und Performance Chemicals“ ausgeben.

 

 

 

 

CEFIC: Mensink folgt Mandery

Der Niederländer Marco Mensink wird per 1. Mai neuer Generaldirektor der CEFIC, des europäischen Branchenverbandes der Chemieindustrie. Er folgt Hubert Mandery, der die CEFIC seit 2009 leitet und am 30. April in Pension geht. Laut einer Aussendung von CEFIC ist Mensink Agrar- und Betriebswirt. Seine Karriere begann er beim Beratungsunternehmen Ernst & Young, wo er für Umweltmanagement und Unternehmensbewertungen zuständig war. Von dort wechselte er zum niederländischen Papierindustrieverband, den er bei der EU in Brüssel vertrat. Seit 2006 ist Mensink für die Confederation of European Pulp and Paper Industries (CEPI) tätig. Am 1. Juni 2014 wurde er zu deren Generaldirektor berufen. Der Aussendung zufolge wird er bereits ab 15. März für die CEFIC arbeiten, damit ein „reibungsloser Übergang“ gewährleistet ist.

 

CEFIC-Präsident Jean-Pierre Clamadieu dankte dem scheidenden Generaldirektor Mandery für dessen Engagement. Dieser habe die CEFIC zur „zentralen Drehscheibe“ der europäischen Chemieindustrieverbände gemacht. Clamadieu gab sich überzeugt, „dass Marco Mensink auf diesen Erfolgen aufbauen wird.“

 

 

 

CEFIC: Wachstum 2016 weiter schwach

Die Produktion der europäischen Chemieindustrie wird im kommenden Jahr voraussichtlich um rund ein Prozent wachsen, verlautet der Branchenverband CEFIC. Langfristig bleibt die Lage ihm zufolge jedoch weiterhin „herausfordernd“. Als Gründe nennt die CEFIC den tendenziell sinkenden Bedarf in Schlüsselindustrien, den schärferen Wettbewerb aus Drittstaaten sowie ein schwächeres Wirtschaftswachstum in bedeutenden Exportmärkten. Schon heuer habe sich die Nachfrage in China abgeschwächt, in Brasilien und der Russländischen Föderation schrumpfte die Wirtschaft sogar stark. Diese Effekte konnten durch die niedrigeren Ölpreise und die damit gesunkenen Produktionskosten sowie den im Vergleich zum US-Dollar schwächeren Euro, der Exporte erleichterte, nicht ausgeglichen werden. Heuer dürfte sich daraus insgesamt ein Wachstum der Produktion der Chemieindustrie um rund 0,5 Prozent ergeben.

 

Für 2016 rechnet die CEFIC mit einem „stabilen“ Wachstum des BIP in der EU, wobei sich regionale Unterschiede ergeben können. Die Nachfrage für Produkte der Chemiebranche aus der Autozulieferindustrie dürfte etwas schwächer ausfallen als heuer. Sie könnte aber durch den stärkeren Bedarf in anderen Sektoren wie der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, aber auch der Baubranche, weitgehend ausgeglichen werden. Im Exportgeschäft wiederum könnte Europa vom weiterhin schwachen Euro, der steigenden Nachfrage aus der produzierenden Industrie sowie seitens der Endkunden profitieren.

 

CEFIC-Generaldirektor Hubert Mandery warnte indessen: Das ohnehin schwache Wachstum im heurigen Jahr sei durch externe Effekte wie den niedrigen Ölpreis und den schwachen Euro unterstützt worden. Doch sei nicht zu erwarten, „dass diese Bedingungen von unbegrenzter Dauer sein werden.“ Folglich müsse die Politik die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der Branche unterstützen.

 

 

Pariser Klimaabkommen „mit Augenmaß umsetzen“

Augenmaß bei der Umsetzung“ des Pariser Abkommens zur Klimapolitik („Paris Agenda“) vom vergangenen Samstag fordert der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO). Der Verband weist darauf hin, dass weiterhin ausschließlich für die Europäische Union und ihre Mitglieder rechtlich verbindliche Ziele zur CO2-Reduktion gelten. Die Staats- und Regierungsschefs der EU einigten sich schon im Oktober 2014 darauf, die CO2-Emissionen der Gemeinschaft bis 2030 um 40 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken. Was das für die einzelnen Mitgliedsstaaten bedeutet, steht zwar noch nicht fest. Aber die jeweiligen nationalen Zielwerte sind europarechtlich verbindlich. Ihr Verfehlen kann empfindliche Sanktionen zur Folge haben.

 

Für alle anderen Staaten, deren Vertreter der „Paris Agenda“ zustimmten, gilt dies dagegen nicht. Ihre Ziele sind, wenn überhaupt, nur auf nationalstaatlicher Ebene rechtsverbindlich. Für das Verfehlen sind keinerlei Sanktionen vorgesehen. Die Folgerung des FCIO: „Das Abkommen erfüllt nicht die Forderung nach einem globalen Level-Playing Field.“ Aus diesem Grund fordert der Verband „umso dringender den Schutz der Industrie vor Carbon Leakage, also der Abwanderung aus Europa auf Grund von Wettbewerbsverzerrungen durch einseitige CO2-Kosten.“ Dieser Schutz müsse bei der Überarbeitung des EU-internen Handels mit CO2-Zertifikaten (EU-ETS) sichergestellt werden. Nach Ansicht des FCIO können die Ergebnisse des Pariser Klimagipfels (COP 21) „keinesfalls die Grundlage für eine weitere Verschärfung der Ziele seitens der EU sein. Auch hierzulande müssen die nächsten Schritte mit Augenmaß vorgenommen werden.“

 

Allerdings könnten sich laut FCIO durch die auf der COP 21 beschlossene „Paris Agenda“ für die europäische und österreichische Chemieindustrie „auch wichtige Chancen“ ergeben. Deren moderne sowie innovative Verfahren und Produkte „leisten wertvolle Beiträge zum Klimaschutz und verhelfen der Branche insgesamt zu einer deutlich positiven Klimabilanz.“ Laut einer aktuellen Berechnung des International Council of Chemical Associations (ICCA) sank die CO2-Intensität der Chemieindustrie in den Jahren 2000 bis 2013 weltweit um etwa die Hälfte. Konkret heißt das: Wurden im Jahr 2000 pro Tonne Produkt noch 1,17 Tonnen CO2 emittiert, so waren es im Jahr 2013 nur noch rund 540 Kilogramm.

 

 

Boehringer Ingelheim und Sanofi planen Asset Swap

Boehringer Ingelheim will den Geschäftsbereich Tiergesundheit von Sanofi (Merial) übernehmen. Im Gegenzug soll Sanofi das Selbstmedikations-Geschäft (CHC) von Boehringer Ingelheim sowie eine Barzahlung von 4,7 Milliarden Euro erhalten. Das CHC-Geschäft von Boehringer Ingelheim in China ist aus der Transaktion ausgenommen, teilten die beiden Pharmakonzerne in einer Aussendung mit. Ihr zufolge haben sie eine Vereinbarung über „exklusive Verhandlungen“ zu dem geplanten Tausch (Asset Swap) geschlossen.

 

Durch die Übernahme von Merial würde Boehringer Ingelheim nach eigenen Angaben zum „zweitgrößten Anbieter im weltweiten Markt für Tiergesundheit“ und könnte in diesem Geschäftsfeld einen Jahresumsatz von rund 3,8 Milliarden Euro erwirtschaften. Merial ist vor allem auf Pharmaprodukte Haustiere und Geflügel spezialisiert, Boehringer Ingelheim auf Arzneien für Schweine. Sanofi wiederum käme im Bereich CHC künftig auf rund 5,1 Milliarden Euro Jahresumsatz sowie einen weltweiten Marktanteil von 4,6 Prozent und würde damit die Nr. 1 in diesem Geschäftsfeld.

 

Andreas Barner, der Vorsitzende der Unternehmensleitung von Boehringer Ingelheim, verlautete, die „Konzentration auf unsere Kernkompetenzen und auf Geschäftsfelder, in denen wir bereits eine weltweit führende Rolle einnehmen oder sie erreichen können, ist für uns von strategischer Priorität.“ Durch das Tauschgeschäft mit Sanofi „würde ein weltweit führendes Unternehmen entstehen.“ Ähnlich äußerte sich der Vorstandschef von Sanofi, Olivier Brandicourt. Auch er sieht in der Transaktion eine Möglichkeit, „strategische Kernziele“ seines Konzerns zu erreichen und „Weltmarktführer im attraktiven Bereich für nicht verschreibungspflichtige Medikamente zu werden.“

 

 

 

VCI: Weiterhin „Klimaschutz mit zwei Geschwindigkeiten“

Skeptisch bezüglich des Ausgangs des Klimagipfels in Paris am vergangenen Samstag zeigt sich der Hauptgeschäftsführer des deutschen Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Utz Tillmann. Ihm zufolge „fährt die Welt auch nach dem Gipfel beim Klimaschutz mit zwei Geschwindigkeiten.“ Die Europäische Union habe weiterhin „die höchsten Ziele“. Im Gegensatz dazu gäben viele andere Staaten zwar klimapolitische Bekenntnisse ab, führten aber in der Praxis nur durch, „was wirtschaftlich vertretbar“ sei. Aus diesem Grund ist das am Samstag erzielte Abkommen („Paris Agenda“) laut Tillmann „keine Grundlage für Deutschland und die EU, die Ziele und Maßnahmen zum Klimaschutz noch weiter zu verschärfen.“ Die Industrie dürfte nicht gezwungen werden, in Wirtschaftsräume mit weniger strengen klimapolitischen Verpflichtungen auszuweichen („Carbon Leakage“).

 

Insgesamt hält Tillmann das Pariser Abkommen für einen diplomatischen Erfolg Frankreichs, der aber „wenig substanziell“ ist und „nicht zu einer Minderung des globalen Treibhausgasausstoßes“ führen wird. Vor allem Schwellenländer wie China und Indien „werden den Ausstoß von Treibhausgasen sogar noch deutlich steigern“, warnte Tillmann. Wie er hinzufügte, verminderte die Chemieindustrie in Deutschland ihre CO2-Emissionen im Zeitraum 1990 bis 2013 um 49 Prozent. Gleichzeitig erhöhte sie ihre Produktion um 60 Prozent.

 

Wirtschaft schützen

 

Zurückhaltend äußerten sich auch die österreichische Wirtschaftskammer (WKÖ) und die Industriellenvereinigung (IV). IV-Präsident Georg Kapsch warnte davor, das Abkommen als „Aufforderung für einen weiteren klimapolitischen Alleingang der EU fehlzuinterpretieren. Die bisherige Rolle Europas als einsamer Vorreiter im Klimaschutz hat kaum einen Effekt auf andere große Volkswirtschaften und damit auf das Weltklima.“ Zwar bekenne sich die Industrie „voll und ganz zum Klimaschutz, aber nur unter vergleichbaren und fairen Bedingungen. Neue Alleingänge unter den gegebenen Bedingungen und damit die schleichende Demontage des Industrie- und Arbeitsstandortes Europa sind daher entschieden abzulehnen.“

Für problematisch hält der IV-Präsident insbesondere den „Revisionsmechanismus“, mit dem die Ziele der Staaten, die das Pariser Abkommen ratifizieren, verschärft werden können. „Keinesfalls darf dies in gewohnter Manier in einer erneuten einseitigen Erhöhung des geltenden 40-Prozent-Ziels münden“, betonte Kapsch.

 

Ähnlich argumentierte der Leiter der WKÖ-Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik, Stephan Schwarzer. Er wies darauf hin, dass das Pariser Abkommen keine weltweit verbindlichen Emissionsreduktionsziele enthält. Damit bleibe „der jährliche vorweihnachtliche Wunsch nach einem Global Level Playing Field für die Wirtschaft weiterhin unerfüllt.“ Mit dem Ziel, ihre CO2-Emissionen bis 2030 um 40 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken, sei die EU somit auch künftig „weltweit einsamer Vorreiter.“ Aus diesem Grund ist es laut Schwarzer „unerlässlich, den Schutz der Industrie vor Abwanderungsdruck in der europäischen Emissionshandelsrichtlinie fest zu verankern. Ein Vorpreschen braucht Flankenschutz, nur ein wirtschaftlich starkes Europa kann der unverzichtbare Schrittmacher des globalen Klimaschutzes sein.“

 

 

Fusionsgerüchte um Dow Chemical und DuPont

Die US-amerikanischen Chemiekonzerne Dow Chemical und DuPont verhandeln über eine mögliche Fusion. Das meldete das Wall Street Journal unter Berufung auf Insiderkreise. Mit dem Zusammengehen entstünde das weltgrößte Chemieunternehmen, das einen Marktwert von rund 120 Milliarden US-Dollar (109 Milliarden Euro) und einen Jahresumsatz von 90 Milliarden US-Dollar (82 Milliarden Euro) hätte. Die derzeit als globale Nummer 1 geltende deutsche BASF kam 2014 auf einen Umsatz von rund 74,3 Milliarden Euro.

 

In den ersten neun Monaten des heurigen Jahres kam Dow Chemical auf ein EBITDA von 9,5 Milliarden US-Dollar (8,6 Milliarden Euro), DuPont mit auf 4,4 Milliarden US-Dollar (4,0 Milliarden Euro) auf etwas weniger als die Hälfte. Dow Chemical gilt als der weltgrößte Hersteller von Chlor, Ethylen, Glykol und Natronlauge. DuPont wurde als Schießpulvererzeuger gegründet. Das Unternehmen ist der Erfinder von Nylon und des Panzermaterials Kevlar, das unter anderem von der US-amerikanischen Kriegsmarine zum Schutz ihrer Kreuzer und Zerstörer verwendet wird. Seitens der beiden Konzerne liegt bis dato keine Bestätigung für die Fusionsgespräche vor.

 

Als problematisch gilt unter anderem, dass die Unternehmen stark im Bereich der industriellen Landwirtschaft verankert sind - von der Saatgutproduktion durch DuPont bis zur Pflanzenschutzmittelherstellung durch Dow Chemical. Dies könnte laut Analysten unter Umständen zu Schwierigkeiten bei der Genehmigung der Fusion führen. Anleger reagierten indessen positiv auf die Nachricht. Die Aktienkurse der beiden Unternehmen gingen um jeweils zwölf Prozent in die Höhe.

 

 

 

 

VCI: Umsatz der Chemiebranche auf Vorjahresniveau

Die Produktion der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland ist heuer insgesamt um 1 Prozent gewachsen. Ohne Berücksichtigung der Pharmazeutika sank das Mengengeschäft jedoch um 0,5 Prozent. Das teilte der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Marijn Dekkers, heute mit. Der Gesamtumsatz lag trotz der um 2,5 Prozent gesunkenen Chemikalienpreise bei 190,8 Milliarden Euro und damit auf dem Niveau des Jahres 2014. Laut Dekkers ist dies vor allem auf das um insgesamt 1 Prozent gestiegene Auslandsgeschäft zurückzuführen, das wiederum durch den im Vergleich zum US-Dollar schwächeren Euro bedingt war. Insgesamt belief sich der Auslandsumsatz auf 116,2 Milliarden Euro. Um 13,0 Prozent erhöhten sich die Exporte in den NAFTA-Raum (USA, Kanada und Mexiko). Im Gegensatz dazu gingen die Ausfuhren nach Westeuropa (EU-15) um 1,5 Prozent zurück. Auch der Branchenumsatz in Deutschland selbst sank um 1,5 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich um 0,5 Prozent auf 447.000.

 

Für 2016 erwartet Dekkers einen Anstieg der deutschen Chemieproduktion um rund 1,5 Prozent. Bei gleichbleibenden Preisen sollte sich der Umsatz der Branche ebenfalls um 1,5 Prozent auf 193,6 Milliarden Euro erhöhen, kündigte der VCI-Präsident an. Ihm zufolge „spricht vieles für eine leichte Belebung des Chemiegeschäftes mit Kunden im In- und Ausland.“ Alle Geschäftszweige werde das aber nicht betreffen, warnte Dekkers: „In der Basischemie mildert zwar das günstige Öl den Nachteil der Produktionskosten gegenüber den USA oder dem Nahen Osten ab. Dennoch haben die Unternehmen mit zunehmendem Importdruck und Problemen der Wettbewerbsfähigkeit zu kämpfen.“

 

 

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