Archive - Nov 21, 2014

Nachruf auf Max Birnstiel

Max Birnstiel, der Gründungsdirektor des Instituts für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien, ist vergangene Woche im Alter von 81 Jahren verstorben. Birnstiel hat durch sein Wirken das IMP und damit die Wiener Forschungslandschaft maßgeblich mitgeprägt.

 

Mitte der 1980er-Jahre waren Boehringer Ingelheim und Genentech darüber übereingekommen, in Wien eine gemeinsame Grundlagenforschungseinrichtung aufzubauen. Auf Empfehlung von Peter Swetly (damals Forschungsleiter der Wiener Boehringer-Tochter Bender) und Gottfried Schatz (damals Leiter des Biozentrums der Universität Basel), wurde an Max Birnstiel die Leitung des neuzugründenden Instituts herangetragen. Der 1933 geborene Wissenschaftler war an wichtigen Entdeckungen der Molekularbiologie (etwa der ersten Isolation eukaryotischer Gene oder der Charakterisierung von Regulationsmechanismen, mit denen Gene an- und abgeschalten werden können) beteiligt gewesen und zu jener Zeit Leiter des Instituts für Molekularbiologie der Universität Zürich.

Birnstiel nahm die Herausforderung an und kam mit sehr klaren Vorstellungen zur Ausrichtung des IMP nach Wien. Es gelang ihm, eine Reihe von namhaften Wissenschaftlern als Gruppenleiter ans IMP zu bringen, darunter Adrian Bird aus Edinburgh, Kim Nasmyth aus Cambridge, Hartmut Beug und Erwin Wagner, die beide aus Heidelberg nach Wien wechselten sowie Meinrad Busslinger, der mit Birnstiel aus Zürich kam. Auch machte er sich für den Aufbau von wissenschaftlicher Infrastruktur stark, die allen Arbeitsgruppen gemeinsam zur Verfügung stand – eine Maßnahme, die mithalf, das IMP innerhalb weniger Jahre an die internationale Spitze zu bringen.

 

Förderer des Life-Science-Standorts

Über seine Tätigkeit als Gründungsdirektor des IMP hinaus trug Birnstiel entscheidend zum Aufbau des Life-Science-Standorts in der Dr.-Bohr-Gasse in Wien-Landstraße (heute „Vienna Biocenter“) bei.  So unterstützte er die Ansiedlung der molekularbiologischen Abteilungen der Universität Wien (heute Max F Perutz Laboratories) ebenso wie die Gründungen der Unternehmen Intercell und Affiris.