Archive - Nov 19, 2015

Core Facility BiMM eröffnet

Am Universität- und Forschungszentrum Tulln hat eine neue, von BOKU und Vetmed betriebene Core Facility ihren Betrieb aufgenommen, die dem roboterunterstützten Screening nach bioaktiven Substanzen in Pilzen dient.

 

Großes Aufgebot am Campus Tulln: Landeshauptmann Erwin Pröll, BOKU-Rektor Martin Gerzabek, Vetmed-Rektorin Sonja Hammerschmid, Sektionschef Elmar Pichl – keiner ließ es sich nehmen, am 18. November bei der Eröffnung der Core Facility BiMM („Bioactive Microbial Metabolites“) dabei zu sein. Der von BOKU und Vetmed gemeinsam betriebene und von Wissenschaftsministerium und Land Niederösterreich finanzierte Gerätepark soll dazu dienen, bisher unentdeckte Stoffwechselprodukte von Pilzen mit antibiotischer, fungizider, hormoneller oder zytostatischer Wirkung aufzuspüren.

Weil die Biosynthese vieler Metaboliten aber unter Laborbedingungen stillgelegt sind, werden die Pilze durch Interaktion mit anderen Mikroorganismen zur Produktion wirksamer Substanzen angeregt. Die Zahl der möglichen Kombinationen würde ins Unermessliche gehen: „Ca. 80 Prozent des Potenzials der rund 100.000 bekannten Pilzarten sind noch unerforscht“, erklärte BiMM-Mastermind Josef Strauss, Professor für Funktionelle Pilzgenomik an der BOKU, einem staunenden Auditorium. Dazu kommen unzähligen Kombinationsmöglichkeiten mit Bakterien und anderen Zellen. Gemeinsam mit Rudolf Krska, Leiter des BOKU-Departments IFA-Tulln, Martin Wagner (Professor für Milchhygiene an der Vetmed) und der Tullner Technopol-Managerin Angelika Weiler bildete Strauss ein Kern-Team, das den Aufbau einer hochautomatisierten Core Facility vorantrieb, die das roboterunterstützte Screening nach bestimmten Aktivitätstypen bewerkstelligen sollte.

 

4.000 Tests in der Stunde

Mit dem nun geschaffenen Gerätepool können mithilfe von Laborrobotern Bakterien, Pilze, Algen und andere Zellen in allen erdenklichen Kombinationen miteinander kultiviert und auf bestimmte Wirkungen hin getestet werden. Ebenso steht Equipment und Know-how zur Aufreinigung der Assays zur Verfügung. Die Zahlen sprechen für sich: Pro Stunde können 4.000 Einzeltests durchgeführt werden, in einem 20-tägigen Durchgang werden 1,9 Millionen Einzelergebnisse erzielt – mehr als ein wissenschaftlicher Mitarbeiter manuell in seiner Lebenszeit abwickeln könnte.

Neben potentiellen Arzneimittelwirkstoffen kann eine derartige Screening-Einrichtung auch neue Substanzen für den Pflanzenschutz aufspüren und die Grundlage für biotechnologische Anwendungen schaffen.