Archive - Jun 2015

June 30th

Deutschland: Auf dem Weg zu weniger Kohle

Ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden, könnte Deutschland 35 seiner ältesten Braun- und Steinkohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 15 Gigawatt (GW) sofort abschalten. Das sagte Thorsten Lenck, Senior Manager der auf Energiemarktanalysen sowie einschlägige Beratungs- und Schulungsleistungen spezialisierten Berliner Energy Brainpool GmbH, bei einer Veranstaltung der IG Windkraft in Wien. Wie Lenck erläuterte, entsprechen die 15 GW etwa zehn Prozent der Leistung sämtlicher thermischen Kraftwerke in Deutschland. Durch ihr Abschalten würde der durchschnittliche Großhandelspreis für Strom (Grundlast) heuer von rund 32 auf etwa 41 Euro pro Megawattstunde (€/MWh) bzw. rund 22 Prozent steigen. Somit wäre das Preisniveau von 2012 erreicht. Für 2023, das erste Jahr, in dem Deutschland infolge seines „Atomausstiegs“ ohne Kernkraftwerke auskommen muss, wären Grundlast-Preise von etwa 63,50 €/MWh zu erwarten, was etwa jenen des Jahres 2008 entspricht. In beiden Fällen würde Deutschland vom Netto-Exporteur elektrischer Energie zum Netto-Importeur. Der Großteil der Importe käme sowohl heuer als auch 2023 aus der Tschechischen Republik und damit vor allem aus Kern- sowie Braun- und Steinkohlekraftwerken. Dennoch wäre mit der klimapolitisch erwünschten Senkung der CO2-Emissionen zu rechnen: EU-weit würden sich diese um etwa drei Prozent vermindern. In Deutschland wäre sogar mit einem Sinken um rund 24 Prozent oder 70 Millionen Tonnen zu rechnen. Im Gegenzug würden sich die Emissionen in der Tschechischen Republik sowie in anderen Ländern, aus denen Deutschland Strom importieren müsste, erhöhen, darunter auch in Österreich.

 

Wegen der höheren durchschnittlichen Stromgroßhandelspreise würden auch Gaskraftwerke wieder rentabel, fügte Lenck hinzu. Dies ist energiepolitisch erwünscht, weil sich solche Anlagen gut dazu eignen, die stark schwankende und zunehmende Stromerzeugung mittels CO2-freier Energiequellen wie Wind und Sonne auszugleichen. Gaskraftwerke, die in Österreich fast ausschließlich in Form von Kraft-Wärme-Kopplungen (KWK) bestehen, sind wegen der niedrigen Stromgroßhandels- sowie CO2-Preise seit mehreren Jahren unter starkem wirtschaftlichem Druck. Europaweit wurden und werden selbst hochmoderne Anlagen eingemottet, weil sie nicht rentabel sind. Im Gegensatz dazu erwirtschaften Braunkohlekraftwerke, deren älteste in Deutschland noch aus den 1940er Jahren stammen, Gewinne. Dies gilt angesichts der Bestrebungen der internationalen Staatengemeinschaft im Allgemeinen und der EU im Besonderen, die CO2-Emissionen zu senken, als kontraproduktiv.

 

Lenck verwies in diesem Zusammenhang auf die Pläne der deutschen Bundesregierung, im Herbst ein Gesetzespaket vorzulegen, das nicht zuletzt die Verminderung der Stromproduktion mittels Braun- und Steinkohle zum Inhalt hat. Freilich seien dabei auch strukturpolitische Fragen zu berücksichtigen. Schätzungen zufolge könnte ein „Kohle-Ausstieg“ mit dem Verlust von mehreren zehntausend bis mehreren hunderttausend Arbeitsplätzen verbunden sein. Um dies zu kompensieren, seien entsprechende Rahmenbedingungen erforderlich.

 

Fehlendes Signal

Jürgen Schneider vom österreichischen Umweltbundesamt (UBA) konstatierte, vom EU-internen Handel mit CO2-Zertifikaten (EU-ETS) werde auf absehbare Zeit kein Signal zu einer CO2-ärmeren Stromerzeugung ausgehen. Nötig wäre ihm zufolge ein „realer CO2-Preis, der die Kosten des Klimawandels widerspiegelt.“ Laut Berechnungen des UBA läge dieser bei etwa 160 Euro pro Zertifikat bzw. Tonne CO2. Schätzungen anderer Institutionen gingen sogar von etwa 300 bis 400 Euro pro Tonne aus. „Wir warten daher gespannt, wie Deutschland die Kohleverstromung vermindern will“, sagte Schneider.

Stefan Moidl, der Geschäftsführer der IG Windkraft, forderte die zuständigen Politiker auf europäischer wie auch österreichischer Ebene auf, „dafür zu sorgen, dass sich die Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energien besser rechnet als jene mit Kohle.“ Allerdings müsse auch die eigene Branche „mehr Mut“ beweisen, fügte Moidl hinzu: „Wir können und müssen in Zukunft die Hauptlast der Versorgungssicherheit tragen.“

 

 

 

Neues CD-Labor erforscht wichtige Komponenten des Immunsystems

Am Institut für Immunologie der Medizinischen Universität Wien wurde am 26. Juni das Christian-Doppler-Labor für Komplementforschung eröffnet. Unter der Leitung von Peter Steinberger wird man sich auf die Erforschung des Proteins C4d konzentrieren, das eine wichtige Rolle im angeborenen Immunsystem spielt.

 

Das Komplementsystem ist ein aus 30 Plasmaproteinen bestehender Teil des Immunsystems, der Antikörper und Phagocyten bei der Bekämpfung von Krankheitserregern unterstützt. Darüber hinaus  trägt es zur Entfernung von Immunkomplexen und abgestorbenem Material bei und ist somit eine der Stützen bei der Aufrechterhaltung der Immunhomöostase.

In der Forschungsgruppe von Peter Steinberger an der medizinischen Universität Wien konnten bereits in bisherigen Arbeiten interessante Ergebnisse zu  C4d, einem der Proteine des Komplementsystems, gewonnen werden. So zeigte sich, dass inhibitorische Oberflächenmoleküle, die auf Monozyten, Makrophagen und dendritischen Zellen vorkommen, als spezifische zelluläre Rezeptoren für C4d fungieren.

 

Autoimmunkrankheiten im Visier

Die Arbeit des CD-Labors folgt nun der Hypothese, dass diese spezifische Interaktion von C4d mit inhibitorischen Rezeptoren entscheidend für die Aufrechterhaltung der Toleranz gegen körpereigene Strukturen sein könnte. Dafür spricht, dass Defekte im Komplementsystem mit Autoimmunerkrankungen wie systemischem Lupus erythematodes assoziiert sind und der Nachweis von C4d als Marker für Antikörper-vermittelte Abstoßungsreaktionen bei Spendernieren gilt. Langzeitziel ist dabei die Entwicklung von Therapieansätzen, bei denen Komplementproteine zur Verhinderung von Entzündungsreaktionen eingesetzt werden können.

 

 

 

 

 

June 29th

Streit um HCB-Entsorgung

Verantwortungslose Panikmache“ attestiert der Kärntner Umwelt-Landesrat Rolf Holub (Grüne) Politikern von ÖVP, FPÖ und BZÖ. Der Hintergrund: Nach Medienberichten, denen zufolge im Wirbelschichtofen der Asamer-Becker Recycling GesmbH (ABRG) in Arnoldstein mit HCB kontaminiertes Material verbrannt worden sei, prasselte Kritik auf Holub nieder. Ferdinand Hueter, seines Zeichens Klubobmann der ÖVP im Kärntner Landtag, tadelte, die „Lernfähigkeit in der Regierung ist gering“. Niemand habe die Öffentlichkeit von den Vorgängen in Arnoldstein informiert: „Das Motto lautet weiterhin: wird schon gutgehen. Nix geht gut, wenn alles bleibt wie gehabt.“ Der Vorsitzende des HCB-Ausschusses im Landtag, Wilhelm Korak (BZÖ), wetterte, Holubs „Image vom großen Aufdecker ist spätestens jetzt endgültig weg.“ Es könne sein, „dass der Umweltreferent ganz einfach überfordert und nicht mehr Herr im eigenen Haus ist.“

 

Laut Holub sieht die Sache dagegen folgendermaßen aus: Tatsächlich wurde bis April leicht mit HCB belastetes Erdreich („Braunmaterial“) im Wirbelschichtofen der ABRG thermisch behandelt. Im Zuge einer Überprüfung der Donau Chemie, aus deren Görtschitztaler Deponie Brückl dieses stammt, erlangten die Landesbehörden Kenntnis davon, informierten die Stadtgemeinde, stoppten die Verbrennung und ordneten einen „repräsentativen Brennversuch“ an, um „über die weitere Vorgangsweise Aufschluss“ zu bekommen. Bis die Ergebnisse des Versuchs vorliegen, werde in Arnoldstein kein Braunmaterial mehr verbrannt. Und Holub fügte hinzu: Stark mit HCB kontaminierte Abfälle der Donau Chemie seien von der ABRG ohnehin nie übernommen worden. Sie würden ausschließlich in die Sondermüllverbrennungsanlage in Wien-Simmering verbracht und dort ordnungsgemäß entsorgt. Rufe die politische Konkurrenz nun nach „mehr staatlicher Kontrolle“, liege sie damit voll auf seiner, Holubs, Linie. Nun komme es darauf an, „gemeinsam lösungsorientiert an den notwendigen Gesetzesänderungen zu arbeiten.“ Indessen habe beispielsweise die ÖVP „in der Landesregierung gegen unsere Resolution für mehr staatliche Kontrolle bei Industriebetrieben gestimmt. Eine Maßnahme, die uns genau im vorliegenden Fall stark weiterhelfen würde.“

 

Der grüne Landtagsabgeordnete Michael Johann bezeichnete die Kritik an den Vorgängen als „äußerst kontraproduktiv: Durch die Skandalisierung werden die Betreiber von in Frage kommenden Anlagen in Zukunft die Hände weg lassen und das Görtschitztal bleibt dann auf seiner Giftmülldeponie sitzen.“

 

 

 

June 25th

Österreichischer Lackindustrie fehlt Volumenswachstum

Die Vertreter der heimischen Lackindustrie fordern angesichts verschärften internationalen Wettbewerbs politische Rahmenbedingungen, die den Unternehmen nicht „die Luft zum Atmen nehmen“.

 

Im Rahmen einer Pressekonferenz am 25. Juni zeigte sich die Berufsgruppe Lack im Fachverband der chemischen Industrie Österreichs mit der wirtschaftlichen Entwicklung im Kalenderjahr 2014 durchaus zufrieden: Trotz schwieriger Rahmenbedingungen habe die Produktionsmenge um 5,0 Prozent, der Umsatz um 2,1 Prozent gesteigert werden können. Die mehrheitlich auf den Export in europäische Länder ausgerichtete Branche profitiere derzeit vor allem von der guten Entwicklung in Deutschland, wo österreichische Produkte geschätzt würden. Das Geschäft mit den Ländern Süd- und Mittelosteuropas entwickle sich dagegen schwach. Vermehrt seien auch die Auswirkungen der Sanktionen gegenüber Russland spürbar, auch wenn Lackprodukte davon nur indirekt betroffen seien. „Damit ist einer der wenigen europäischen Wachstumsmärkte verschlossen“, so Ernst Gruber, Geschäftsführer von Axalta Coating Systems Austria und stellvertretender Berufsgruppenobmann der Lackindustrie.

Die österreichische Lackindustrie habe nur begrenzt die Möglichkeit, von wachsenden Märkten außerhalb Europas zu profitieren, wie Rembrandtin-GF und Berufsgruppen-Obmann Hubert Culik ergänzte. International könne man nur mit speziellen Nischenprodukten punkten. „Nischen bedeuten aber immer: hohe Margen und niedrige Volumina“, so Gruber. Was fehle, sei das Volumenswachstum, das der europäische Markt derzeit nicht hergebe.

 

Innovationsbremsen entgegenwirken

Umso mehr Kapazitäten wollen die heimischen Lackbetriebe in die eigene Forschung und Entwicklung stecken, um mit Innovationen punkten zu können. Dazu brauche es aber auch ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte. Was in der Lehrlingsausbildung mit den neu geschaffenen Modulen „Lack- und Anstrichmittel“ sowie „Biochemie“ bereits gelungen sei, möchte man nun auch auf akademischem Level initiieren: Gemeinsam mit dem Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) und der FH Technikum Wien soll ein Bachelorstudiengang „Lack- und Beschichtungstechniker“ aufgebaut werden. „Weder auf HTL-  noch auf FH-Ebene gibt es derzeit eine solche Ausbildung“, hob Albert Keiler, technischer Leiter bei der Adler Werk Lackfabrik und ebenfalls stellvertretender Berufsgruppenobmann hervor.

Andererseits bedürfe es aber auch entsprechender Rahmenbedingungen. Wenn immer mehr Aufwand in ein überbordendes Beauftragtenwesen und die Erfüllung von rund 2.000 Rechtsvorschriften gesteckt werden müsse, blieben weniger Kapazitäten für Innovationen frei, so die Branchenvertreter. Derzeit versuche man in Verhandlungen mit den Behörden Regulierungsblüten im Bereich der Lagerung brennbarer Flüssigkeiten und bei Verpackungsabfällen zu vermeiden. Eine gemeinsam mit dem Umweltministerium initiierte Studie soll erheben, wie viel Verpackungsabfall der Lackindustrie tatsächlich in dem von den Gemeinden gesammelten Hausmüll lande, um adäquate Lizenzschlüssel ermitteln zu können.

 

 

 

Streit um TTIP

Zwischen dem deutschen Verband der Chemischen Industrie (VCI) und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) herrscht Streit über TTIP, das geplante Handelsabkommen der EU mit den USA. Der BUND behauptet, durch TTIP seien die europäischen Standards zum Schutz vor gesundheitsschädlichen Chemikalien in Gefahr. Insbesondere gehe es um den Einsatz von „krebserzeugenden, hormonell wirksamen und umweltschädlichen Chemikalien“ in Kosmetika, Pestiziden und Bioziden, aber auch um potenziell gefährliche Nanomaterialien. „Auf beiden Seiten des Atlantiks“ wolle die Chemieindustrie den Verbraucherschutz schwächen. Ein Dorn im Auge sei den Chemieunternehmen vor allem das in der EU geltende Vorsorgeprinzip, heißt es in einem 32-seitigen Positionspapier mit dem Titel „TTIP und die Chemikalienpolitik in der EU. Mögliche Auswirkungen auf bestehende und künftige Regulierungen“. Bei dessen Vorstellung in Berlin verlautete der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger, die Gesundheit der Menschen müsse „Vorrang haben vor den Interessen der Chemieunternehmen. Keinesfalls darf das bei uns geltende Vorsorgeprinzip vor gefährlichen Schadstoffen zur Verhandlungsmasse werden. Angeblich notwendige Harmonisierungen oder sogenannte gegenseitige Anerkennungen im Rahmen von TTIP darf es nicht geben.“

 

VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann konterte, von einer Gefährdung der europäischen Schutzstandards könne keine Rede sein. Ihm zufolge wird TTIP „auf keinen Fall zu einer Aufweichung von Standards in der Chemikaliensicherheit führen. Die chemierelevanten Regulierungen – TSCA in den USA und REACH in Europa – sind zu unterschiedlich ausgelegt. Eine gegenseitige Anerkennung ist daher nicht möglich.“ Sinnvoll sei freilich, Handelshürden auszuräumen, ohne den Verbraucherschutz zu verschlechtern. Der „Unterstellung des BUND, dass Chemieunternehmen einen geringeren Schutz der Bevölkerung vor gesundheitsschädlichen Chemikalien anstrebten“, sei daher „vehement“ zu widersprechen. Und Tillman fügte hinzu: Das Vorsorgeprinzip sei im Vertrag von Lissabon, quasi der „Verfassung“ der EU, verankert. Es könne daher „durch einen völkerrechtlichen Vertrag wie TTIP keineswegs abgeschafft werden.“

 

Falsch ist laut Tillmann auch die Behauptung des BUND, die Industrie übe Druck aus, um die geplanten Regelungen der EU zu Nanomaterialien und hormonell schädlichen Substanzen (endokrinen Disruptoren) zu verzögern. Der Grund für die Verzögerungen seien vielmehr „Definitions- und Abgrenzungsschwierigkeiten auf Expertenebene. Außerdem läuft die Folgenabschätzung der EU-Kommission – das sogenannte Impact Assessment – zu den entsprechenden Regulierungen derzeit noch.“

 

 

 

June 23rd

Sicherheitslogo für Online-Apotheken

Mit einer Informationskampagne begleiten das Gesundheitsministerium und das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) die Einführung des Online-Versands rezeptfreier Medikamente in Österreich. Das teilte Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser am 23. Juni mit. Die Kampagne umfasst Folder, Schaltungen in Tageszeitungen sowie Informationen auf der Webseite des Ministeriums.

 

Ab 25. Juni dürfen die österreichischen Apotheken rezeptfreie Medikamente auch via Internet verkaufen. Sie müssen diese Tätigkeit dem BASG melden und sich in dessen Versandapotheken-Liste eintragen lassen. Auf ihrer Website ist ein EU-weit geltendes Sicherheitslogo zu platzieren. Die Leiterin der Medizinmarktaufsicht der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), Christa Wirthumer-Hoche, empfiehlt, vor Abschluss eines Medikamentenkaufs im Internet dieses Logo anzuklicken. Der Link führt zum Versandapotheken-Register des BASG. Wer dort seine Apotheke finde, könne „sicher sein, legale Original-Arzneimittel zu erhalten.“ Oberhauser sagte, Österreich gehe in Sachen Online-Medikamentenhandel einen „guten, sehr sicheren Weg.“ Die entsprechenden Regelungen seien ein „wichtiger Schritt im Kampf gegen illegalen Medikamentenhandel.“

 

Der Pharmaindustrie-Verband Pharmig begrüßte die Kampagne des Ministeriums und des BASG. Generalsekretär Jan Oliver Huber verlautete, Medikamente seien „hoch sensible Produkte. Patienten vertrauen darauf, dass sie ihre Krankheitssymptome damit lindern oder die Krankheiten heilen können. Dieses Vertrauen machen sich Kriminelle zum Vorteil, fälschen die Produkte und gefährden damit Patienten.“ Es liege nicht zuletzt an den Patienten selbst, „sich über die Vertrauenswürdigkeit der Bezugsquelle ausreichend zu informieren.“ Das Ministerium und das BASG machten dies mit ihrer Informationskampagne leichter. Wie Huber hinzufügte, investiert die Pharmaindustrie in den kommenden Jahren bis zu elf Milliarden Euro in ein System, mit dem die Arzneimittelverpackungen sowie der Transport vom Hersteller zur Apotheke noch besser gegen unbefugte Beeinflussungen geschützt werden sollen.

 

Aus gegebenem Anlass verwies die Landesgeschäftsstelle Wien der Österreichischen Apothekerkammer auf ihren rund um die Uhr verfügbaren Zustellservice für rezeptfreie Medikamente. Dieser sei per Anruf des Kunden „in der Apotheke seines Vertrauens oder am Apothekenruf 1455“ erreichbar.

 

 

 

ACHEMA 2015: Veranstalter zufrieden

Zufrieden mit der heurigen ACHEMA zeigt sich deren Veranstalter, die DECHEMA-Ausstellungs-GmbH. Insgesamt präsentierten 3.813 Aussteller aus 56 Ländern auf der Messe in Frankfurt am Main ihre Produkte und Dienstleistungen für die Chemie-, Pharma- und Lebensmittelindustrie. Das sind um 40 mehr als bei der letzten ACHEMA im Jahr 2012. Die Besucherzahl blieb mit 166.444 fast genau gleich wie 2012, als 166.447 Personen die Veranstaltung aufsuchten. Laut Thomas Scheuring, dem Geschäftsführer der DECHEMA Ausstellungs-GmbH, war dabei ein neuer Trend zu verzeichnen: „Die Besucher kommen an mehreren Tagen auf das Gelände. Sie haben konkrete Interessen und bringen die Zeit mit, sich umfassend zu informieren.“

 

Erstmals kam die Mehrzahl der Aussteller aus dem Ausland, ihr Anteil belief sich auf rund 53,9 Prozent. Die zweitgrößte Ausstellungsnation nach Deutschland war China. Zuwächse bei der Zahl der vertretenen Unternehmen verzeichneten auch Großbritannien, Österreich und Spanien, unter den Ländern außerhalb der EU vor allem die Türkei, Taiwan und Indien.

 

Keine Angaben machten die Veranstalter hinsichtlich der wirtschaftlichen Bilanz der ACHEMA. Zum nächsten Mal findet diese vom 11. bis 15. Juni 2018 in Frankfurt am Main statt.

 

 

Big-Data-Analyse zu Diabetes

Das US-Unternehemn Biovista konnte mit Technologien der Big-Data-Analyse zeigen, dass eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) bei gleichzeitiger Einnahme von Statinen das Risiko für ein Neuauftreten von Diabetes mellius erhöhen kann.

 

Seit längerem weisen klinische Studien darauf hin, dass die Einnahme von Statinen, die weithin zur Senkung des Cholesterin-Spiegels verabreicht werden, das Risiko für ein Neuauftreten von Diabetes mellitus erhöht. Einer 2014 in der Fachzeitschrift Lancet veröffentlichten Studie zufolge hängt dies direkt mit dem Wirkmechanismus (der Hemmung der HMGCoA-Reduktase) der Arzneimittelklasse zusammen.  Das US-Unternehmen Biovista hat sich nun angesehen, welche Risikofaktoren es für das Auftreten von Statin-assoziiertem Diabetes gibt. Dazu wurden eine große  Menge biomedizinischer Daten mithilfe von Werkzeugen der Big-Data-Analytik untersucht und eine Rangordnung derartiger Risikofaktoren erstellt.

In einem zweiten Schritt führte Biovista eine Kohortenstudie mit Datensätzen aus elektronischen Gesundheitsakten durch, um die gefundenen Korrelationen anhand konkreter Patientendaten zu bestätigen. Dabei zeigte sich, dass eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) bei gelichzeitiger Einnahme von Statinen das Risiko eines Neuauftretens von Diabetes erhöht.

 

Über die verwendete Technologie

Zur Analyse der Daten aus dem Gesundheitswesen wurde die COSS-Technologie des privat geführten US-Unternehmens Biovista verwendet. Dabei wurden Technologien für die Big-Data-Analyse mit Werkzeugen der künstlichen Intelligenz kombiniert, um mehr als 270.000 klinische Ergebnisse mit Daten zu Genen und verabreichten Medikamenten zu korrelieren. Biovista nutzt COSS im Allgemeinen zur systematischen Neupositionierung von Medikamenten sowie zur Identifizierung unerwünschter Ereignisse.

Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift der American Diabetes Association Diabetes Care veröffentlicht.

 

 

 

 

June 19th

BIO 2015, Teil IV: Erfolgreiche Gespräche

Die BIO 2015 ist zu Ende. Der letzte Messetag war unter anderem von der Scientific American Super Session sowie der BIO Career Fair geprägt.

 

Die gemeinsam mit dem Wissenschaftsmagazin Scientific American veranstaltete „Super Session“ am Donnerstag der diesjährigen BIO International Convention bot eine hochkarätige besetzte Diskussion zur Zukunft der Innovation in der Biotechnologie auf. Auf dem Podium diskutierten Lee Hood (Präsident des Institute for Systems Biology), Martin Naley (Founder & CEO des Unternehmens Cure Forward, das Krebspatienten Zugang zu individualisierten Daten verschaffen will), Karen Nelson, (Präsidentin des J. Craig Venter Institute) sowie Guven Sak (Managing Director von Economic Policy Research).

Sehr großer Andrang herrschte auch bei der BIO Career Fair, bei der die Besucher mit den  „Recruiters“ namhafter Firmen in Kontakt treten konnten. „Die Teilnehmer trugen Business-Kleidung und hatten ihren CV mit“, erzählt Parsia Bayata von Life Science Austria, die das Treiben beobachtet hat.

 

Positives Resümee

Doch nun ist auch für die österreichischen Teilnehmer der Besuch auf der diesjährigen BIO International Convention in Philadelphia zu Ende gegangen. Die Unternehmen berichten über erfolgreiche Gespräche, bei denen zahlreiche neue Geschäftsbeziehungen geknüpft werden konnten.

 

 

 

 

June 18th

BIO 2015, Teil III: Reichlich zu essen

Der dritte Tag der von 15. bis 19. Juni in Philadelphia stattfindenden BIO International Convention war von Aussteller-Empfängen und Startup-Präsentationen geprägt.

 

„Exhibitor Hospitality Receptions“ nennen sich im Rahmen der BIO International Convention jene Ereignisse der Gastfreundlichkeit, bei denen die Besucher von den Ausstellern auf ihren Ständen mit Speis und Trank bewirtet werden. Der Mittwoch des heuer in Philadelphia stattfindenden Branchen-Events bot in allen Hallen des Ausstellungsbereichs reichlich davon.

Daneben erhielten Start-up-Unternehmen beim sogenannten „Business Pitching“ die Gelegenheit, sich vor potenziellen Investoren aus Risikokapital- und Pharma-Unternehmen, aber auch aus philanthropisch orientierten Kreisen zu präsentieren. Um in die Kategorie „Startup“ zu fallen, musste man dabei strengen Kriterien genügen: Hier waren nur Unternehmen zugelassen, die seit ihrer Gründung weniger als 5 Millionen Dollar an Kapital eingeworben haben, weniger als zehn Vollzeitkräfte beschäftigen, aber schon Erfahrung in der Präsentation vor Investoren oder der Teilnahme an Wettbewerben hatten.

 

Patienten kommen zu Wort

Ein großes Thema  der diesjährigen BIO ist „Patienten-fokussierte Arzneimittelentwicklung“ – ein Ansatz, der nach Ansicht vieler Experten einen Paradigmenwechsel für die Pharmabranche bedeutet. Patienten und deren Organisationen kamen daher bei zahlreichen Diskussionen und Vorträgen selbst zu  Wort.

Unter den Teilnehmern konnte Parisa Bayaty von Life Science Austria nach mehreren intensiven Tagen eine gewisse Aufbruchsstimmung, aber auch Müdigkeit beobachten. Die nach Philadelphia gekommenen Österreicher erholten sich gerne in der dem Ausstellungsgelände gegenüberliegenden Markthalle, wo frisch gekochtes Essen unterschiedlichster Provenienz sowie und exotisches Obst und Gemüse angeboten wird.

 

 

 

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