Archive - 2015

March 26th

Deutsche Industrie zapft Know-how von Start-up-Unternehmen an

Beteiligungen an kreativen Start-up-Unternehmen sind in der deutschen Industrie ein beliebtes Mittel, frischen Wind in die eigene Produktentwicklung zu holen. Bereits jedes fünfte deutsche Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern beschreitet diesen Weg, wie der jüngst veröffentlichte „Industrie-Innovationsindex 2015“ zeigt.

 

Im Rahmen der vom Chemiekonzern Altana beauftragten Studie wurden 250 Telefoninterviews mit Vorstandsmitgliedern, Geschäftsführern und Bereichsleitern geführt, aber auch ebenso viele Berufseinsteiger zwischen 18 und 35 Jahren befragt, die in Industrieunternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern beschäftigt sind. Dabei zeigte sich, dass ein vielfältiger Mix an Kooperations- und Beteiligungsmodellen herangezogen wird, um externes Innovationspotenzial für das eigene Unternehmen nutzbar zu machen.

 92 Prozent der Firmen gehen etwa Kooperationen mit den eigenen Kunden ein, 87 Prozent arbeiten mit Dienstleistern zusammen, 86 Prozent tauschen sich innerhalb von Verbänden aus. Auch die Zusammenarbeit mit Partnern aus der Wissenschaft (77 Prozent) und die Beteiligung an Netzwerken und Think-Tanks (72 Prozent) sind beliebte Modelle der Blutauffrischung.

Große Industriebetriebe nutzen darüber hinaus in steigendem Ausmaß das Potenzial kleiner, junger Innovationsschmieden. 21 Prozent der Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern sind an Start-up-Unternehmen  beteiligt, 14 Prozent halten Anteile an branchenfremden Unternehmen. Bei der Gruppe der Unternehmen mit einer Mitarbeiteranzahl zwischen 500 und 1.000 sind dagegen Beteiligungen innerhalb der eigenen Branche beliebter, dieses Modell wird hier von 44 Prozent gewählt.

 

Externes Wissen bleibt oft ungenutzt

Die Vertreter der deutschen Industrieunternehmen zeigten sich im Rahmen der Befragung dabei durchaus selbstkritisch gegenüber der eigenen Innovationskultur:  Zwei von fünf Industriemanagern geben an, dass in ihrem Unternehmen nur eine geringe oder gar keine Risikobereitschaft vorhanden ist. Noch schlechter fällt die Beurteilung der Nutzung des mit viel Aufwand ins Unternehmen geholten externen Wissens aus: Nur in elf Prozent der Unternehmen sind Prozesse zur gezielten Nutzung etabliert, in weiteren 45 Prozent trifft das zumindest zum Teil zu.

 

 

 

Österreich: CO2-Emissionen sinken

Rund 79,6 Millionen Tonnen Treibhausgase (CO2-Äquivalente) wurden 2013 in Österreich emittiert, um 0,2 Prozent bzw. 0,2 Millionen Tonnen weniger als 2012. Das zeigt die heute veröffentlichte Treibhausgas-Inventur des Umweltbundesamtes (UBA). In der Energiewirtschaft sanken die Emissionen von 11,21 auf 10,02 Millionen Tonnen (minus 10,6 Prozent). In der Industrie stiegen sie dagegen von 25,28 auf 25,73 Millionen Tonnen (plus 0,5 Prozent), im Verkehr von 21,24 auf 22,25 Millionen (plus 4,7 Prozent). Den Emissionsrückgang in der Energiewirtschaft führt das UBA auf die verminderte Strom- und Wärmeerzeugung in thermischen Kraftwerken und Heizwerken sowie auf gestiegene Stromimporte zurück. Für vermehrten CO2-Ausstoß in der Industrie macht das UBA vor allem die Eisen- und Stahlbranche verantwortlich. Im Verkehr schlug der höhere Benzin- und Dieselverbrauch zu Buche. Außerdem wurden den konventionellen Kraftstoffen weniger Biokraftstoffe beigemengt. Der Beimengungsanteil belief sich 2013 auf 6,2 Prozent, 2012 waren es noch 6,8 Prozent. Wie das UBA hinzufügt, stiegen die CO2-Emissionen im Verkehrsbereich vom Basisjahr 1990 bis einschließlich 2013 um rund 63 Prozent.

 

Umstrittene Forderungen

 

Laut dem zuständigen Abteilungsleiter im UBA, Jürgen Schneider, lagen die österreichischen Emissionen 2013 insgesamt um rund 2,9 Millionen Tonnen unter dem aufgrund der EU-internen Rechtslage erlaubten Wert. Schneider forderte dennoch „radikale Schnitte“, um die Emissionen bis 2050 um rund 80 bis 95 Prozent zu senken, wie dies im Zuge der internationalen klimapolitischen Verhandlungen diskutiert wird. Einen verbindlichen Beschluss dazu gibt es allerdings nicht. Ob dieser auf dem Weltklimagipfel in Paris im Dezember fällt, ist fraglich. Etliche Staaten, darunter auch Mitglieder der EU, wehren sich mit Klauen und Zähnen gegen eine entsprechende völkerrechtlich bindende Festlegung. Sie befürchten ruinöse Auswirkungen auf ihre Energiewirtschaft und ihre Industrie. Widerstand kommt nicht zuletzt von den beiden größten CO2-Emittenten der Welt, China und den USA.

 

Stärkster Rückgang

 

Seitens des Elektrizitätswirtschaftsverbandes Oesterreichs Energie hieß es zur Treibhausgas-Inventur für 2013, der Energiesektor habe mit minus 10,6 Prozent „den stärksten Rückgang der Treibhausgasemissionen aller untersuchten Branchen“ aufgewiesen. Die Emissionen lägen „um mehr als ein Viertel unter dem Wert von 1990 (13,72 Millionen Tonnen).“ Als Gründe nannte Oesterreichs Energie „einerseits die gestiegene Effizienz der heimischen Kraftwerke, andererseits aber auch den Strompreisverfall an den Märkten, der die hocheffizienten Kraftwerke unwirtschaftlich macht und zu einem Steigen der Stromimporte und einem Rückgang der Inlandsproduktion von Strom geführt hat.“

 

Kritik an der Regierung


Unterdessen präsentierte der österreichische Biomasseverband eine in seinem Auftrag erstellte Studie über „regionale Wertschöpfung durch Biomasse“. Diese wurde vom Klima- und Energiefonds der Bundesregierung (KLI.EN) gefördert und von der Österreichischen Energieagentur auf Basis von Daten aus der sogenannten „Klima-Modellregion“ (KEM) Hartberg in der Steiermark erstellt. Das Ergebnis fasst der Biomasseverband folgendermaßen zusammen: „Beim Einsatz heimischer Biomasse zur Wärmeerzeugung werden fossile Energieimporte ersetzt und gleichzeitig wird die regionale Beschäftigungsintensität erhöht.“ Die Verminderung der Ölimporte wirke sich auch auf die CO2-Bilanz aus.

Am Rande der Präsentation der Studie übte der Präsident des Biomasseverbands, Josef Plank, Kritik am diese Woche vorgestellten Wohnbausanierungspaket der Bundesregierung. Das Fehlen von Energieeffizienzkriterien sei nicht eben erfreulich. Einmal mehr forderte Plank die neuerliche Einführung der Zweckbindung der Wohnbauförderung.

 

 

 

March 25th

Mäzene statt Minister

Das von der Regierung vorgestellte „Gemeinnützigkeitspaket“ stößt in der Wissenschafts-Community nicht auf ungeteilte Zustimmung. Sehen die einen wichtige Impulse für mehr privates Engagement für die Forschung, kritisieren die anderen, dass damit an der falschen Stelle angesetzt werde.

 

Das vom BMWFW vorgelegte und im Rahmen der Regierungsklausur präsentierte Maßnahmenpaket beinhaltet ein vereinfachtes gemeinnütziges Stiftungsrecht, steuerliche Anreize für Zuwendungen an gemeinnützige Einrichtungen sowie die Ermöglichung der Mittelweitergabe an andere gemeinnützige Einrichtungen bei gleichem oder ähnlichem gemeinnützigen Zweck.

Naturgemäß wohlwollend beurteilte ÖVP-Wissenschaftssprecher Karlheinz Töchterle die vorgeschlagenen gesetzlichen Veränderungen, da damit das private Engagement gerade auch in Wissenschaft und Forschung ausgebaut und attraktiviert werden könne. Anders die grüne Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer: Anstatt der „chronisch unterfinanzierten“  Grundlagenforschung und den Universitäten unter die Arme zu greifen, werde die „nie evaluierte Forschungsprämie“ für Unternehmen erhöht – eine ebenfalls im Rahmen der Regierungsklausur beschlossene Maßnahme – und das Stiftungsrecht vereinfacht. Damit gab Maurer eine Ansicht wieder, die auch in Wissenschaftskreisen nicht selten zu hören ist. Dass eine Änderung des Stiftungsrechts zu einer Geldschwemme für Wissenschaft und Forschung führe, sei stark überzogen, so die Nationalratsabgeordnete. Stattdessen solle der Wissenschaftsminister lieber das fehlende Geld für die Overhead-Zahlungen (also die Abgeltung der indirekten Projektkosten für die Inanspruchnahme von Ressourcen an Universitäten) durch den  FWF auftreiben.

 

„Signalwirkung“ für Uniko und FWF

Dass der FWF die Overhead-Zahlungen reduzieren will, bedauerte zwar auch Heinrich Schmidinger, der Präsident der Österreichischen Universitätenkonferenz Uniko, gestand dem präsentierten „Gemeinnützigkeitspaket“ aber durchaus Signalwirkung  für die Universitäten zu, wenn es gelingen sollte, Zuwendungen an Universitäten für Sponsoren attraktiver als bisher zu gestalten. Auch der FWF selbst schlug in diese Kerbe: Seit Jahren bemühe sich der Wissenschaftsfonds um die Einwerbung von privaten Zuwendungen für die Grundlagenforschung. Die bisherigen gesetzlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen hätten aber viele potenzielle Mäzene von solchen Zuwendungen abgehalten.

 

 

 

 

March 24th

„Gutes und passables Ergebnis“

Es ist ein gutes und passables Ergebnis.“ So kommentierte der scheidende Vorstandsvorsitzende der Lenzing-Gruppe, Peter Untersperger, heute deren Jahresbilanz 2014. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) sei um 24 Prozent auf 240,3 Millionen Euro gewachsen. Bei der Absatzmenge habe die Lenzing mit 960.000 Tonnen ein Plus von acht Prozent verzeichnet: „Wir sind also drei- bis vier Mal so stark gewachsen wie der Markt.“ Mit 137 Millionen Euro hätten die Einsparungen den geplanten Wert von 60 Millionen Euro weit übertroffen.

Dass das operative Ergebnis (EBIT) um 62,6 Prozent einbrach und ein Konzernverlust von 14,2 Millionen Euro zu verzeichnen war, begründete Untersperger mit Wertanpassungen um insgesamt 94 Millionen Euro bei den Tochtergesellschaften PT. South Pacific Viscose in Indonesien und Lenzing Nanjing Fibers in China. Diese seien infolge des weiterhin „schwierigen Preisumfelds“ notwendig geworden. „Wir haben damit unsere Bilanz gesäubert und die Firmenwerte auf Null gestellt“, sagte Untersperger. Er verlasse die Lenzing schweren Herzens, jedoch erhobenen Hauptes, nachdem er 30 Jahre lang „mit Leib und Seele“ für das Unternehmen gearbeitet habe. Während seiner sechsjährigen Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender habe sich der Umsatz der Lenzing-Gruppe verdreifacht und deren Marktkapitalisierung „versechs- bis siebenfacht.“ Seinen designierten Nachfolger Stefan Doboczky bezeichnete Untersperger als „jungen, dynamischen, sehr sympathischen Kerl“.

 

Basis für künftige Erfolge

Finanzvorstand Thomas Riegler und Vertriebsvorstand Robert de Kerkhof betonten unisono, Untersperger sowie die gesamte Belagschaft der Lenzing hätten „die Basis für künftige Erfolge“ gelegt. Diese zu erzielen, werde angesichts des schwierigen Fasermarktes freilich nicht einfach. Wegen der sinkenden Ölpreise gehen auch die Preise für Polyester und damit die gesamten Faserpreise zurück. Zwar verminderten die Baumwollproduzenten die Anbauflächen und somit zumindest tendenziell das Angebot an Baumwollfasern. Doch China alleine verfüge über Lagerbestände, die ausreichten, um den gesamten globalen Bedarf für ein Jahr zu decken. Eine „Erholung der Preissituation“ sei bis auf Weiteres nicht in Sicht.

 

Anlass zu Optimismus bieten laut Kerkhof die erzielten „weiteren Absatzsteigerungen“ bei den Faserprodukten Tencel und Lenzing Modal. Heuer werde auch die neu in Betrieb gegangene Tencel-Anlage in Lenzing (Jahreskapazität 67.000 Tonnen) erstmals „voll zum Tragen“ kommen. Mit einer Marktoffensive sollen insbesondere Tencel-Baumwoll-Mischungen beworben werden.

 

Riegler zufolge wird das Kostensenkungsprogramm „Excellenz“ weiter fortgesetzt. Für heuer sind „strukturelle Einsparungen“ von rund 130 Millionen Euro geplant. Ab 2016 sollen es im Vergleich zu 2013 jährlich 160 Millionen Euro sein. Eine der diesbezüglichen Maßnahmen ist eine Personalreduktion um rund 200 bis 250 Beschäftigte. Diese soll unter anderem durch den Verkauf nicht zum Kerngeschäft gehörender Kapazitäten im Bereich Technik erfolgen. Als Beispiele nannte Riegler gegenüber dem Chemiereport den Gerüstbau, die Blechtechnik sowie die Fräserei. Wie Riegler betonte, heißt der Verkauf allerdings nicht, „dass die betroffenen Menschen ihren Arbeitsplatz zwangsläufig verlieren. Wir brauchen diese Leistungen ja weiterhin und werden sie daher künftig zukaufen. Es kann also durchaus sein, dass jemand seinen Arbeitsplatz behält und nur der Eigentümer des Unternehmens, bei dem er tätig ist, nicht mehr die Lenzing ist.“

 

Erster Teil abgeschlossen
 

Vom Chemiereport gefragt, warum er die Lenzing mitten in einer Umstrukturierung verlässt, sagte Untersperger, der erste Teil der Umstrukturierung sei erfolgreich abgeschlossen. Mit kolportierten Unzufriedenheiten der Eigentümer hinsichtlich Investitionsentscheidungen in den vergangenen Jahren, in denen hohe Preise für Viskosefasern erzielt wurden, habe sein Abgang nichts zu tun. „Ich würde die meisten Dinge wieder so machen“, betonte Untersperger. Nun zu gehen, sei „meine ganz persönliche Entscheidung“ gewesen.

 

Seine Funktion als Obmann des Fachverbandes der chemischen Industrie Österreichs (FCIO) legt Untersperger Ende Mai übrigens ebenfalls zurück, teilte er dem Chemiereport mit. Allerdings führt er zuvor noch die Kollektivvertragsverhandlungen. „Das ist ja eher unangenehm“, sagte Untersperger lächelnd.

 

 

 

March 23rd

Body-Mass-Index in der Kritik

Nach der Adipositas-Klassifikation der WHO entscheidet allein der „Body-Mass-Index“, ob jemand als übergewichtig oder fettleibig anzusehen ist. Eine aktuelle Studie der Tiroler Privatuniversität UMIT nährt die Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Maßzahl.

 

Zur Berechnung des „Body-Mass-Index“ (kurz BMI, angegeben in kg/m²) wird die Körpermasse, gemessen in Kilogramm, durch das Quadrat der Körpergröße, gemessen in Metern, dividiert. Nach der gebräuchlichen WHO-Klassifikation werden lediglich Menschen, deren BMI in den schmalen Wertebereich zwischen 18,5 und 25 fällt, als „normalgewichtig“ bezeichnet. Ab einem BMI von 30 gelten Personen als „behandlungsbedürftig“.

Seit langem regt sich aus verschiedenen Gründen deutliche Kritik an der meist starr verwendeten Einteilung: Die Maßzahl berücksichtige zu wenig, dass der Durchschnitt der auftretenden Werte stark von Geschlecht, Alter und Statur einer Person abhänge, zudem habe die schrittweise Absenkung des Limits für Übergewichtigkeit einem fragwürdigen Schönheitsideal Vorschub geleistet. Medizinisch am griffigsten ist der Hinweis darauf, dass der BMI nicht zwischen verschiedenen Arten von Gewebe unterscheidet, Fett- und Muskelmasse also völlig gleichwertig behandelt werden. Die gesundheitliche Relevanz wird daher immer häufiger in Frage gestellt.

 

Bauchfett entscheidender als Körpergewicht

Eine Studie, die Forscher der Privatuniversität UMIT gemeinsam mit Kooperationspartnern der Universität Texas durchgeführt haben, gibt dieser Kritik weiteren Auftrieb. Dabei konnte an 146 Probanden gezeigt werden, dass Fetteinlagerung in der Bauchgegend bereits im mittleren Erwachsenenalter zu ausgeprägten pathologischen Veränderungen der Gefäßstruktur führen. Dies zieht den jüngst präsentierten Ergebnissen zufolge eine Funktionsstörung des Endothels nach sich, was als Frühform einer Atherosklerose aufgefasst werden könne. Bessere körperliche Fitness (die anhand der maximalen Sauerstoffaufnahme bestimmt wurde) helfe dagegen, das allgemeine Körperfett und dadurch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren: Studienteilnehmer mit gutem kardiovaskulären Gesundheitszustand zeigten eine signifikant geringere Gefäßsteifigkeit und viszerale Fettakkumulation als Personen mit kardiovaskulärem Risikoprofil. Die Studienautoren kommen daher zum Schluss, dass bereits im jungen Erwachsenenalter der Umfang der Taille ein wesentlich besserer Indikator für das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist als der Body-Mass-Index.

 

 

 

 

 

 

March 21st

250 Jahre Vetmed

Der nächste runde Geburtstag in der Wiener Universitätslandschaft: Die Veterinärmedizinische Universität Wien feiert ihr 250-jähriges Bestehen. Mara Theresia, Erzherzogin von Österreich, beschloss am 24. März 1765, die Gründung einer tierärztlichen Bildungs- und Forschungsstätte.

 

Zunächst fand der Unterreicht an der „Pferde-Curen- und Operationsschule“ statt und widmete sich hauptsächlich der Behandlung militärisch eingesetzter Pferden. Erst 1775 wurde an der medizinisch-chirurgischen Fakultät der Universität Wien ein eigener Lehrstuhl für Viehseuchen geschaffen. Zwei Jahre später konnten durch die Eröffnung des „k. k. Thierspitals“ in der Rabengasse in Wien-Landstraße erstmals Pferde- und Nutztiermedizin miteinander verbunden werden.

War die Veterinärmedizin lange Zeit ein Zweig der Humanmedizin gewesen, zu dessen Studium neben ausgebildeten Ärzten lediglich Hufschmiede zugelassen waren, begann 1849 die Öffnung des Lehrbetriebs für Absolventen höherer Schulen und die Etablierung eines eigenen Studienfachs, das mit dem Titel „Magister medicinae veterinariae“ abgeschlossen wurde.

 

Vielfältiges Studienangebot

Derzeit werden an der Vetmed rund 2.300 Studierende ausgebildet, das Lehrangebot umfasst neben dem Diplom- und dem Doktoratstudium in Veterinärmedizin auch einen Bachelor-Studiengang in Pferdewissenschaften und Master-Studiengänge in Biomedizin und Biotechnologie, Komparativer Morphologie, Mensch-Tier-Beziehung sowie Wildtierökologie und Wildtiermanagement. Waren Frauen an der „Tierärztliche Hochschule erst ab 1919 zum Studium zugelassen, so hat sich das Geschlechterverhältnis mittlerweile umgedreht: 80 Prozent der Veterinärmedizin-Studenten sind heute weiblich.

Am Standort Wien feiern in diesem Jahr gleich drei Universitäten runde Geburtstage. Die Technische Universität wurde vor 200 Jahren und die Vetmed vor 250 Jahren gegründet, die Universität Wien kann als älteste Uni im heute deutschsprachigen Raum ihre Geschichte bis zum Jahr 1365, also 650 Jahre zurückführen.

 

 

 

 

March 20th

Lenzing AG: Doboczky folgt Untersperger

Der gebürtige Kärntner Stefan Doboczky folgt per 1. Juni Peter Untersperger als Vorstandschef der Lenzig AG. Das teilte der Faserkonzern am Freitagnachmittag per Aussendung mit. Darin hieß es, Untersperger verlasse das Unternehmen „auf eigenen Wunsch“. Infolge dessen habe der Aufsichtsrat Doboczky zu seinem Nachfolger bestellt. Unterspergers Vertrag wäre noch bis 31. März 2016 gelaufen. Der Manager war seit 30 Jahren für die Lenzing tätig, seit 2009 als Vorstandschef. Gemeldet wurde sein Rücktritt wenige Tage vor der Bekanntgabe des Jahresergebnisses der Lenzing-Gruppe 2014 am 24. März. Die Entscheidung über Unterspergers Ablöse ist indessen offenbar bereits vor einiger Zeit gefallen. Bereits am 18. März verlautete der holländische Chemiekonzern Royal DSM, bei dem sein Nachfolger Doboczky derzeit tätig ist, dieser verlasse das Unternehmen per 1. Juni. 

 

Wie die Lenzing Anfang März per Aussendung mitgeteilt hatte, dürfte das Jahresergebnis 2014 nicht besonders erfreulich ausfallen. Erwartet wird ein Verlust von rund 14 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern (EBIT) soll rund 22 Millionen Euro betragen, 2013 waren es in den fortgeführten Bereichen noch 41 Millionen gewesen. Die Lenzing ist infolge der niedrigen Preise für Viskosefasern wirtschaftlich unter Druck. Um gegenzusteuern, soll eine zentrale Instandhaltung eingerichtet werden, die Engineering-Kapazitäten werden zurückgefahren. Überlegt wird auch, die nicht zum Kerngeschäft der Lenzing Technik gehörenden Bereiche ganz oder teilweise zu verkaufen. Dass der Vorstandsvorsitzende mitten in einer solchen Umbauphase geht, wird von Beobachtern als „zumindest ungewöhnlich“ bezeichnet. Keine Angaben machte die Lenzing, ob Untersperger auch seine Funktion als Obmann des Fachverbandes der chemischen Industrie Österreichs (FCIO) zurücklegt.

 

Sein Nachfolger Doboczky ist laut Aussendung der Lenzing promovierter Chemiker und seit 1998 bei Royal DSM. Dort ist er noch bis Ende Mai als Vorstandsmitglied für die „strategische Neuausrichtung der globalen Pharma Aktivitäten, den Bereich Corporate Operations & Responsible Care sowie die konzernweite Wachstumsagenda auf den asiatischen Märkten“ tätig. Gerade in Asien agierte die Lenzing zuletzt nicht sehr erfolgreich. Bei den Tochtergesellschaften in Indonesien (PT. South Pacific Viscose) und China (Lenzing Nanjing Fibers) erfolgten wegen der schlechten Viskosepreise 2014 Wertberichtigungen von rund 94 Millionen Euro. Hanno Bästlein, der Chef des Nominierungsausschusses des Aufsichtsrats der Lenzing AG, verlautete in der Aussendung, Doboczky sei „mit seiner internationalen Industrie-Expertise, seiner fast zehnjährigen Managementerfahrung in Asien und seinem starken technischen Hintergrund die ideale Verstärkung des bestehenden Vorstandsteams, um die Lenzing Gruppe weiter Richtung Wachstum zu führen.“ 

 

 

 

March 18th

„Science 2 Business Award“ 2015 geht an CD-Labor „im Fluss“

Das CD-Labor für innovative Methoden im Fließgewässermonitoring, das sich unter der Leitung von BOKU-Professor Helmut Habersack um ein verbessertes Verständnis der Prozesse in Flüssen bemüht, hat den „Science 2 Business Award“ 2015 gewonnen. Der vom Wirtschaftsministerium gestiftete Preis ist mit 8.000 Euro dotiert und prämiert die Qualität des Managements einer Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.

 

Alljährlich thematisiert die Veranstaltung „Life Science Success“ die Wechselwirkungen zwischen Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft und möchte so zur verstärkten Vernetzung zwischen den Akteuren beitragen. In diesem Jahr wurden im Rahmen von Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden die vielfältigen Verflechtungen der Life Sciences mit Gesundheitswesen und Gesundheitswirtschaft beleuchtet.

Der stetige Strom an Innovationen macht die Sache dabei nicht unbedingt billiger. „Das Gesundheitssystem wird nicht nur aufgrund der alternden Gesellschaft teurer, sondern auch weil die Medizin leistungsfähiger wird“, gab etwa Ex-Wifo-Chef Helmut Kramer zu bedenken. Insgesamt sei aber genug Geld im System: „Österreich gibt 11 Prozent des BIP für Gesundheit aus, das ist im europäischen Vergleich ein hoher Wert“, meinte dazu Ingo Raimon, Präsident des Forums der forschenden pharmazeutische Industrie Österreichs (FOPI). Es komme aber darauf an, die Mittel sinnvoll zu verwenden. Dem konnte auch Franz Kiesl, Ressortdirektor der Oberösterreichischen Krankenkasse zustimmen. Seiner Ansicht bräuchten die Sozialversicherungsträger für eine gezieltere Kostenkontrolle mehr Informationen über die Wirksamkeit von Maßnahmen, wie sie etwa eine verstärkte Versorgungsforschung und eine konsequente Diagnose-Codierung liefern könnten.

 

Mit auf dem Podest: ACMIT und Uni Innsbruck

Traditionell wird im Rahmen der Veranstaltung auch der vom Wirtschaftsministerium gestiftete „Science 2 Business Award“ sowie ein Special Award des Pharma-Unternehmens Janssen Cilag vergeben. Letzteren erhielt in diesem Jahr  ein Projekt der Universität Innsbruck, bei dem gemeinsam mit dem Kooperationspartner Mikrogen GmbH ein diagnostischer Test zur Früherkennung von Zervixkarzinomen entwickelt wurde. Über den zweiten Platz beim diesjährigen „Science 2 Business Award“ konnte sich das Austrian Center for Medical Innovation and Technology (ACMIT) freuen, das für die Entwicklung eines Monitoring-Systems für die Hand-Desinfektion, mit dem das Hygiene-Management in Spitälern verbessert werden kann, ausgezeichnet wurde. Partner bei diesem Projekt war das Technology and Knowledge Transfer Office der TU Budapest. Sieger Helmut Habersack bemüht sich in dem von ihm geleiteten CD-Labor gemeinsam mit der Österreichischen Wasserstraßen-Gesellschaft Via Donau, dem Verein für Ökologie und Umweltforschung, der Aqua Libre Energieentwicklungs-GmbH sowie UWITEC um eine Prognose flussbaulicher Maßnahmen, die sowohl Schifffahrt und Nutzung der Wasserkraft als auch Ökologie und Hochwasserschutz berücksichtigen.

 

 

 

 

 

March 17th

Energieeffizienz: Streit um die Kosten

Rechtlich und in der Sache unzutreffend“ sei die Kritik der Wirtschaftskammer (WKO) an den Maßnahmen der Energieversorger im Zusammenhang mit dem Energieeffizienzgesetz. Das betont der Branchenverband Oesterreichs Energie in einer Aussendung.

 

Gestützt auf ein Rechtsgutachten des Wiener Unternehmens- und Wirtschaftsjuristen Heinz Krejci behauptet die Kammer, die Energieversorger dürften die Kosten, die ihnen durch das Gesetz entstehen, „nicht beliebig“ auf ihre Kunden überwälzen. Auch Preisanpassungsklauseln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der Energieversorger, die grundsätzlich die Möglichkeit von Kostenwälzungen eröffnen, seien „mit Vorsicht zu genießen“. Bei einer Pressekonferenz in Wien verlautete der Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik der WKO, Stephan Schwarzer, aus der 80-seitigen „tollen Analyse“ Krejcis gehe dreierlei hervor: Erstens müssten Preisanpassungsklauseln in den AGB ausgewogen sein, was sie für die Kunden der Energieversorger oft nicht seien. Zweitens seien intransparente Klauseln verboten. Drittens schließlich dürften die Energieunternehmen allenfalls die ihnen tatsächlich entstehenden Kosten weiterverrechnen. Eine Weiterverrechnung erwarteter Kosten, wie sie derzeit erfolge, sei dagegen unzulässig.

 

Vom Chemiereport gefragt, wie die Kammer weiter vorgehen wolle, sagte Schwarzer: „Wir werden unsere Mitglieder von dem Gutachten informieren.“ An eine Verbandsklage gegen die E-Wirtschaft denke die Kammer indessen nicht. Gespräche zwischen der E-Wirtschaft und ihren Kunden seien im Gange und verliefen „meines Wissens nach konstruktiv. Niemand hat Interesse an einer Prozessflut.“ Notfalls müssten strittige Fragen jedoch zwischen den Energieversorgern und ihren Kunden ausjudiziert werden. Vom Chemiereport darauf angesprochen, dass manche Großunternehmen von ihren Energieversorgern verlangen, Konzepte für Effizienzmaßnahmen umzusetzen und dafür überdies Zahlungen zu leisten, sagte Schwarzer: „Davon habe ich noch nie gehört.“ Falls dergleichen vorkomme, handle es sich um eine privatrechtliche Angelegenheit. Und worauf sich zwei Vertragspartner einigten, sei grundsätzlich jedenfalls legal.

 

Himmel, hilf

Krejci ergänzte, die Kammer habe vorerst einmal eine Drohkulisse aufgebaut: „Es würde sich bestimmt auch ein Anwalt finden, der eine Sammelklage macht.“ Dennoch empfehle sich nicht, die offenen Fragen auszujudizieren: „Vor Gericht und auf hoher See ist man bekanntlich in Gottes Hand.“ Krejci zufolge wäre es besser, „eine Empfehlung oder eine Art Richtlinie“ für die Weiterverrechnung von Kosten, die den Energieversorgern tatsächlich entstünden, zu erarbeiten. Im Gespräch mit dem Chemiereport beklagte Krejci ein allgemeines Nachlassen der Kompromissbereitschaft: „Ich sehe eine Tendenz zum raueren Umgang miteinander. Kontrahenden sind heute viel leichter bereit, Grenzen auszuloten als in der Vergangenheit.“

 

Effizienz kostet

Seitens der E-Wirtschaft verlautete die Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, Barbara Schmidt, die Branche habe „bereits vor Beschlussfassung des Gesetzes eindringlich davor gewarnt, dass mit dem Gesetz Kosten verbunden sein werden, die nicht nur von den Lieferanten getragen werden können.“ Effizienzmaßnahmen zu setzen oder zuzukaufen, „kostet Geld. Und Effizienzkosten sind nun einmal Teil des Energiepreises.“ Die Vorgangsweise der Energieversorger stehe im völligen Einklang „mit den Vorgaben des Energieeffizienzgesetzes und den zwischen Lieferant und Kunde vereinbarten individuellen Lieferverträgen im Gewerbe- und Industriebereich.“

 

Einmal mehr kritisierte Schmidt das „das Fehlen stabiler Rahmenbedingungen.“ Bis zur Einrichtung der Monitoringstelle werde es noch Monate dauern. Auch die Richtlinienverordnung, ein zentrales Dokument hinsichtlich der zulässigen sowie anrechenbaren Energieeffizienzmaßnahmen, liege noch immer nicht vor. Dennoch „setzt die E-Wirtschaft bereits aktiv eine Vielzahl von Maßnahmen im Bereich der Energieeffizienz um, zu denen auch Kooperationen mit energieverbrauchenden Unternehmen gehören.“

 

Für nicht realistisch halten Vertreter der E-Wirtschaft die von Schwarzer genannten Kosten für Energieeffizienzmaßnahmen. Schwarzer bezifferte diese bei der Pressekonferenz mit „etwa zehn Cent pro eingesparter Kilowattstunde (kWh).“ Dem gegenüber berichtete Herwig Hauenschild, Prokurist und Leiter der Rechtsabteilung der EnergieAllianz Austria, Energieberatungen bei Großunternehmen hätten einen Preis von etwa 32 Cent pro kWh ergeben, Beratungen bei Kleinbetrieben einen von rund 97 Cent.

 

 

 

Goldgräberzeit für die Immunonkologie

In einer von Novartis ausgerichteten Veranstaltung trafen der Grundlagenforscher Josef Penninger und der Kliniker Christoph Zielinski aufeinander und diskutierten den Transfer neuer Erkenntnisse aus der Wissenschaft in die klinische Praxis.

 

Es gibt Forschungsfelder, in denen die Entwicklung so rasant vor sich geht, dass Arzneimittelentwicklung und klinische Anwendung nur hinterherhinken können. Ein Beispiel dafür ist die Krebsforschung. Im Rahmen einer von Novartis ausgerichteten Veranstaltung mit dem Titel „Science or Fiction“ trafen Josef Penninger, wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Molekulare Biotechnologie, und Christoph Zielinski, Vorstand der Klinik für Innere Medizin I an der Meduni Wien, aufeinander. Beide sind in der Krebsforschung  an vorderster Front tätig – der eine in der Grundlagenforschung, der andere in der Klinik.

Noch bis vor weniger Jahren war in der Krebstherapie die „targeted therapy“ das Maß aller Dinge. Die Fortschritte in der Gensequenzierung ließen immer mehr Mutationen zu Tage treten, die für bestimmte Typen von Tumoren oder Leukämien  charakteristisch sind und Ausgangspunkt zielgerichteter medikamentöser Behandlung waren. Doch bald stellte sich heraus, dass die Dinge nicht so einfach liegen. Viele Tumoren wiesen mehr als eine Mutation auf, von denen man erst feststellen musste, welche „driving“ und welche „passenger mutations“ waren, wie die Onkologen das nennen. Konzentrierte man sich zu einseitig auf eine einzelne Veränderung, traten schnell Resistenzen gegen die eingeschlagene Therapieroute auf. „Manche Tumoren sind so heterogen, dass kaum eine Zelle der anderen gleicht“, gab Zielinski zu bedenken.

Neuere Vorstöße setzen dagegen stark auf die Roll des Immunsystems bei der Bekämpfung von Krebszellen. Über sogenannte Checkpoint-Inhibitoren kann dabei eine natürlich vorhandene Bremse des Immunsystems gelöst und dieses für den Angriff auf den Tumor aktiviert werden.

 

Von der Forschung in die Klinik

Im besten Fall dauere es etwa drei Jahre bis neue Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in der Klinik verwertet werden können, so Zielinski im Gespräch mit dem Chemiereport. Einer der Wege, den Transfer kurz zu halten, seien retrospektive Studien, bei denen Patientenproben, zu denen man die zugehörige Krankengeschichte man schon kennt, im Nachhinein auf bestimmte molekulare Marker hin untersucht werden. Prospekte Studien hingegen, die dazu dienen, neuartige Therapien an betroffenen Patienten zu testen, nehmen einen ungleich größeren Zeitraum in Anspruch. Zwischen einer von Penningers wichtigsten Entdeckungen (der regulativen Rolle des Proteins RANKL bei der Entstehung von Osteoporose) und der Zulassung des darauf aufbauenden Arzneimittels Denosumab vergingen immerhin mehr als zehn Jahre.

 

 

 

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