Archive - 2018

November 23rd

Brancheninitiative: Verpackungswirtschaft soll innovativer werden

Anlässlich des Österreichischen Verpackungstags präsentierten FFG, FH Campus Wien, das Industriewissenschaftliche Institut (IWI) und das Österreichische Institut für Verpackungswesen (OIV) eine neue Brancheninitiative zur Steigerung der Forschungsaktivitäten in der Verpackungswirtschaft.

 Mit einer Forschungsquote von nur 0,9 Prozent sei die heimische Verpackungsindustrie als „forschungsschwach“ zu bezeichnen, konstatierte Birgit Tauber, Bereichsleiterin Basisprogramm bei der Forschungsförderungsgesellschaft FFG im Rahmen eines Pressegesprächs im Vorfeld des Österreichischen Verpackungstags. Aus diesem Grund habe man sich entschlossen, einen Innovationsschub in Form einer eigenen Brancheninitiative für die Verpackungswirtschaft zu initiieren. Dabei sollen Projekte zur Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen gefördert und Kooperationen und Nachwuchsförderung angekurbelt werden.

Die Verpackungswirtschaft spiele in zahlreichen aktuellen Problemfeldern eine wesentliche Rolle, wie Manfred Tacker, Leiter des Fachbereichs Verpackungs- und Ressourcenmanagement an der FH Campus Wien ausführte. 70 Prozent des durch Lebensmittel verursachten Beitrags zur Klimaerwärmung gehen auf Verderb oder Abfall zurück, nur 1 Prozent auf die Verpackung. Diese könnte umgekehrt aber wesentlich dazu beitragen, Verderb und Abfall zu reduzieren.

 

Kreislaufwirtschaft verändert Verpackungsindustrie

Unter Druck gerät die Verpackungsindustrie aber auch wegen des Vorwurfs, zum Abfallaufkommen und zur Vermüllung der Weltmeere beizutragen. Die Europäische Union hat vor diesem Hintergrund im Rahmen ihres Kreislaufwirtschaftspakets strenge Vorgaben entwickelt, etwa die genaue Einhaltung der Abfallhierarchie (Vermeidung vor Wiederverwendung vor Recycling vor sonstigen Verwertungsformen). Bis 2030 sollen alle in Umlauf gebrachten Verpackungen entweder wiederverwendbar oder rezyklierbar sein. Um die direkten und indirekten Umweltauswirkungen verlässlich bestimmen zu können, wurden an der FH Campus Methoden wie der „Packaging Footprint“ oder die „Packaging Scorecard“ sowie eine Guideline für das Design entsprechend den Grundsätzen einer Kreislaufwirtschaft („Circular Design“) entwickelt. Zusätzlich engagiert man sich in der Ausbildung: Die ersten Absolventen des 2016 etablierten Bachelor-Studiengangs Verpackungstechnologie seien heuer fertig geworden, ein internationales Master-Programm „Packaging Technology and Sustainability“ starte gerade.

 

 

November 22nd

Novartis: 200 Millionen Euro für Tiroler Standorte

Der Umbau des Schweizer Pharmakonzerns durch den neuen Chef Vasant Narasimhan wirkt sich auch in Österreich aus.

 

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis investiert in neue Produktionsanlagen an seinen Tiroler Standorten Kundl und Schaftenau 200 Millionen Euro. Das verlautete er am 22. November per Aussendung. Mit den Investitionen werde die Erzeugung biotechnologischer Arzneimittel inklusive einschlägiger Generika („Biosimilars“) angekurbelt. Unter anderen etabliert Novartis in Tirol das „Advanced Integrated Biologics Manufacturing“, eine neuartige Produktionsmethode für solche Medikamente. Die dafür vorgesehene Anlage soll 2021 in Betrieb gehen. Ferner installiert der Konzern eine zusätzliche Produktionslinie zur Herstellung steriler Fertigspritzen. Der Aussendung zufolge sind „weitere Investitionen in Kundl/Schaftenau im Biotechnologie-Bereich bereits in Planung“. Insgesamt sollen bis 2021 an den beiden Standorten etwa 200 neue Arbeitsplätze entstehen. Rund 100 davon sind laut Novartis bereits ausgeschrieben - was allerdings nicht bedeutet, dass sich die Gesamtzahl der Belegschaft in diesem Ausmaß erhöht. Aus gegebenem Anlass teilte Novartis mit, seit 2010 in Österreich etwa 900 Millionen Euro investiert zu haben.

 

Der Österreich-Chef („Country President“) des Konzerns, Michael Kocher, sagte, Novartis wolle sein „Netzwerk stärken, indem wir unsere Kapazitäten und unser Know-how für die Zukunft richtig einsetzen: hin zu neuen Wachstumsbereichen und schrittweiser Rückzug aus Produktionen, wo Produktionsprozesse nicht mehr kompetitiv sind.“ Wenig überraschend entspricht das der Strategie des neuen Konzernchefs Vasant („Vas“) Narasimhan, der Novartis verschlanken und vor allem auf neuartige Medikamente auf Basis von Zell- und Gentechnologien ausrichten will. Unumstritten ist das nicht. Und erst kürzlich setzte es für Narasimhan einen Dämpfer: Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) verpflichtete Novartis dazu, Gilenya, ein Mittel gegen Multiple Sklerose, mit einer Warnung zu versehen: Wird die Verabreichung der Arznei abgesetzt, können sich schwere Nebenwirkungen verschlimmern - wenn auch nur in seltenen Fällen. Das kommerzielle Problem: Laut Geschäftsbericht 2017 erwirtschaftete Novartis mit Gilenya zuletzt einen Jahresumsatz von rund 3,18 Milliarden US-Dollar (2,79 Milliarden Euro). Das ist etwa ein Zehntel des Jahresumsatzes im Geschäftsbereich „Innovative Medicines“, dem bei weitem größten Segment von Novartis. Das Mittel war damit der größte einzelne Umsatzbringer von Novartis.

 

Wenigstens dürfte mit Narasimhans Programm vorerst in Österreich in Summe kein größerer Personalabbau verbunden sein. In der Aussendung vom 22. November hieß es: „Nach heutigem Wissen werden Veränderungen des Mitarbeiterstands durch Neuinvestitionen und die natürliche Fluktuation kompensiert.“

November 21st

EU: OK für Takeda-Shire-Fusion

Die Europäische Kommission erteilte der Transaktion ihr Placet. Allerdings muss der Produktkandidat SHP647 verkauft werden, ein möglicher Konkurrent zu Takedas Entyvio.

 

Die EU-Kommission genehmigte am 20. November die Übernahme von Shire durch Takeda. Als Bedingung dafür legte sie fest, dass Shire seinen Produktkandidaten SHP647 verkauft. Dabei handelt es sich um ein in Entwicklung befindliches biologisches Medikament gegen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Takeda verfügt bereits über ein derartiges Arzneimittel, das unter der Bezeichnung Entyvio vermarktet wird. SHP647 könnte ein Konkurrenzprodukt dazu werden. Die EU-Kommission befürchtete, dass das Mittel bei einer Fusion von Shire und Takeda nicht auf Markt kommen könnte. Somit würde der Wettbewerb in diesem Bereich eingeschränkt.

 

Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager verlautete, mit der nunmehrigen Entscheidung werde „die Innovationstätigkeit auf dem Markt erhalten und – was noch wichtiger ist – ein größeres Angebot an Therapien für die Patienten geschaffen“. Die beiden Pharmakonzerne hatten die geplante Transaktion am 28. September bei der EU-Kommission zur Genehmigung angemeldet.

 

In einer Aussendung von Shire hieß es, der Zeitplan für die Übernahme durch Takeda bleibe aufrecht. Sie solle per 8. Jänner kommenden Jahres abgeschlossen werden. Nach monatelangem Hickhack hatten sich die die beiden Unternehmen Anfang Mai auf die Transaktion verständigt. Takeda lässt sich diese etwa 46 Milliarden britische Pfund (52,61 Milliarden Euro) kosten. Der jährliche Umsatz des neuen Konzerns soll ungefähr 31 Milliarden US-Dollar (26 Milliarden Euro) ausmachen, etwa doppelt so viel, wie Takeda derzeit erwirtschaftet. Beim EBITDA wird eine Verdreifachung auf 9,2 Milliarden US-Dollar (7,7 Milliarden Euro) in Aussicht gestellt.

 

 

 

November 16th

Marinomed startet Börsengang

Das österreichische Biotech-Unternehmen Marinomed hat seinen Börsengang gestartet. Am 16. November erfolgte der Antrag auf Zulassung zum amtlichen Handel im Prime-Market-Segment der Wiener Börse. Die Angebotsfrist beginnt am 19. November und wird voraussichtlich bis 29. November laufen.

Marinomed wurde 2006 als Startup-Unternehmen auf dem Gebiet der marinen Biotechnologie gegründet und hat sich seither auf die Entwicklung und Kommerzialisierung von Therapien gegen Allergie-, Atemwegs- und Augenerkrankungen spezialisiert. Dem Team um CEO Andreas Grassauer und CSO Eva Prieschl-Grassauer gelang die Entwicklung von zwei Technologieplattformen und einer darauf aufbauenden Produkt-Pipeline. Die Plattform „Carragelose“ basiert auf einem aus Rotalgen gewonnenen Polymer, auf dessen Grundlage bereits sechs Produkte gegen virale Atemwegserkrankungen entwickelt und in 30 Ländern auf dem Markt platziert werden konnten. Dabei verfolgt das Unternehmen eigenen Angaben zufolge ein „Asset light-Geschäftsmodell“, bei dem Produktion und Vertrieb der Produkte an externe Partner ausgelagert werden.

Mithilfe der „Marinosolv“-Plattform kann die Löslichkeit von in Wasser nahezu unlöslichen Verbindungen um ein Vielfaches erhöht werden. Dies wird für die Herstellung von Formulierungen genutzt, die Wirkstoffe in Nase und Augen besser verfügbar machen. Mit dem Erlös des Börsengangs will das Unternehmen klinische Studien zu „Budesolv“ (einer löslichen Formulierung des Corticosteroid Budesonid) gegen allergische Rhinitis und zu „Tacrosolv“ (einer löslichen Variante des Immunsuppressivums Tacrolimus) gegen allergische Bindehautentzündungen finanzieren. Zudem soll der Anwendungsbereich der Marinosolv-Technologie auf zusätzliche Indikationen erweitert und das Carragelose-Produktportfolio verbreitert sowie sein Bekanntheitsgrad gesteigert werden.

 

Angebotsvolumen von bis zu 50 Millionen Euro

Das Angebot umfasst bis zu 400.000 neuer Inhaberaktien, wobei eine Upsize-Option um bis zu 20 Prozent besteht, sodass bis zu 480.000 neue Inhaberaktien angeboten werden können. Darüber hinaus kann das Angebot durch eine Mehrzuteilungsoption („Greenshoe-Option“) um bis zu weitere 15 Prozent der Anzahl der im Rahmen des Angebots gezeichneten neuen Inhaberaktien erhöht werden, wodurch sich die Gesamtanzahl der angebotenen Aktien auf bis zu 552.000 erhöht. Die Preisspanne für das Angebot der Aktien wurde mit 75 bis 90 Euro pro neuer Aktie festgelegt. Der endgültige Preis Aktie wird während der Angebotsfrist im Rahmen eines Bookbuilding-Prozesses ermittelt werden. Das Angebotsvolumen beträgt somit zwischen 30 und 50 Millionen Euro.

November 13th

Exzitonen in biomimetischem Ringsystem beobachtet

Ein Forschungsteam um Günter Rupprechter vom Institut für Materialchemie der TU Wien hat langlebige Exzitonen an einem zweidimensionalen biomimetischen Kristall beobachtet.

Ein Exziton ist ein gebundenes Elektron-Loch-Paar in einem elektrisch nicht-leitenden Material, das physikalisch als Quasiteilchen behandelt werden kann. Derartige Phänomene spielen nicht nur in Photokatalyse und Photovoltaik eine Rolle, ihr Studium kann auch zu einem besseren Verständnis des Verhaltens von biologischen Molekülen wie Chlorophyll oder Hämoglobin beitragen.

Anstelle dieser Moleküle, die aus kompliziert aufgebauten Porphyrin-Ringsystemen bestehen, untersuchte ein Team von Forschern der TU Wien und der Università degli Studi di Trieste einfacher strukturierte Phthalocyanide. Auch ein solches Ringsystem kann, wie Hämoglobin, Eisenatome binden. Die Forscher erzeugten eine regelmäßige Anordnung derartiger Moleküle (einen zweidimensionalen Kristall) auf einer Graphen-Schicht und verwendeten die Anlagerung von Kohlenmonoxid an die gebundenen Eisenatome als Vehikel zur Untersuchung des elektronischen Zustands des Systems.

 

Neue Methode zur Untersuchung von Biomolekülen

Den Wissenschaftlern gelang es nun, in dem biomimetischen System mithilfe von sichtbarem Licht Exzitonen auszulösen, die mit einem Spin-Übergang des zweidimensionalen Kristalls assoziiert sind, und sie über Veränderung einer Schwingungsbande von Kohlenmonoxid spektroskopisch zu detektieren. Das Besondere daran ist, dass die Exzitonen bei normalen Umgebungsbedingungen beobachtet wurden, während derartige Phänomene für gewöhnlich nur bei sehr tiefen Temperaturen und im Ultrahochvakuum untersucht werden können.

Rupprechter geht davon aus, dass auch in den komplizierteren biologisch relevanten Molekülen sehr kleine Veränderungen, etwa in der Proteinkette des Hämoglobin, Einfluss auf den Zustand des gebundenen Metallatoms haben können. Mit den von den Forschern angewandten Messmethoden können derartige Zusammenhänge nun auch bei Raumtemperatur und Atmosphärendruck untersucht werden.  

 

November 6th

Marinomed plant Börsengang

Das österreichische Biotech-Unternehmen Marinomed, das sich auf die Entwicklung und Kommerzialisierung von Therapien gegen Allergie-, Atemwegs- und Augenerkrankungen spezialisiert hat, beabsichtigt die Ausgabe neuer Aktien und deren Handel im Prime-Market-Segment der Wiener Börse.

Marinomed wurde 2006 als Startup-Unternehmen auf dem Gebiet der marinen Biotechnologie gegründet. Seither gelang dem Team von CEO Andreas Grassauer und CSO Eva Prieschl-Grassauer die Entwicklung von zwei Technologieplattformen und einer darauf aufbauenden Produkt-Pipeline. Die Plattform „Carragelose“ basiert auf einem aus Rotalgen gewonnenen Polymer, auf dessen Grundlage bereits sechs Produkte gegen virale Atemwegserkrankungen entwickelt und in 30 Ländern auf dem Markt platziert werden konnten. Dabei verfolgt das Unternehmen eigenen Angaben zufolge ein "Asset light-Geschäftsmodell“, bei dem Produktion und Vertrieb der Produkte an externen Partner ausgelagert werden.

Mithilfe der „Marinosolv“-Plattform kann die Löslichkeit von in Wasser nahezu unlöslichen Verbindungen um ein Vielfaches erhöht werden. Dies wird für die Herstellung von Formulierungen genutzt, die Wirkstoffe in Nase und Augen besser verfügbar machen. Das Leitprodukt Budesolv, bei dem das Corticosteroid Budesonid in Lösung gebracht wurde, wird derzeit in einer pivotalen klinischen Phase-III-Studie zur Behandlung von allergischer Rhinitis getestet. Tacrosolv, eine zweites Produkt in der auf der Marinosolv-Plattform basierenden Pipeline, beruht auf einer löslichen Variante des Immunsuppressivums Tacrolimus und soll gegen allergische Bindehautentzündungen zum Einsatz kommen.

 

Börsengang soll klinisches Studienprogramm finanzieren

Damit plant Marinomed den Einstieg in den riesigen Markt für Therapien gegen allergische Erkrankungen. Der Erlös des geplanten Börsengangs soll für die Finanzierung klinischer Studien von Budesolv und Tacrosolv sowie für die Erweiterung der Marinosolv-Technologie auf zusätzliche Indikationen verwendet werden. Die genaue Ausgestaltung der Aktienausgabe ist abhängig vom Marktumfeld und der Billigung des Prospekts durch die österreichische Finanzmarktaufsicht, heißt es seitens des Unternehmens. Das Angebot wird voraussichtlich aus einem öffentlichen Angebot an Privatanleger und institutionelle Anleger in Österreich, einer Privatplatzierung außerhalb Österreichs an ausgewählte institutionelle Anleger, einschließlich einer Privatplatzierung innerhalb der Vereinigten Staaten an qualifizierte institutionelle Anleger, sowie auf einer Privatplatzierung außerhalb der Vereinigten Staaten bestehen. Im Juli 2017 holte sich Marinomed bereits sieben Millionen Euro durch die Platzierung einer Wandelanleihe vom Wiener Kapitalmarkt.

 

October 25th

IMC FH Krems eröffnet Studiengang „Applied Chemistry“

Am 23. Oktober fand an der IMC Fachhochschule Krems in Anwesenheit zahlreicher Industrievertreter die offizielle Eröffnung des neuen Studiengangs „Applied Chemistry“ statt.

Der Studiengang, der der erste seiner Art an einer österreichischen Fachhochschule ist, zielt auf den Fachkräftemangel in der chemischen Industrie ab und wurde in enger Zusammenarbeit mit dieser aufgebaut. Im Mittelpunkt des englischsprachigen Bachelor-Programms stehen anwendungsorientierte Aspekte der Analytischen und Organischen Chemie. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf computerbasierten Methoden, Statistik und Big-Data-Analyse, die in der industriellen Chemie eine immer größere Rolle spielen. Zudem wolle man den nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen und spezielle Kompetenzen in der Oberflächenchemie vermitteln, wie Studiengangsleiter Uwe Rinner betonte.

Das neue Ausbildungsprogramm in „Applied Chemistry“ ist am Department für Life Sciences angesiedelt, wo bereits Bachelor- und Master-Studiengänge in Medizinischer und Pharmazeutischer Biotechnologie angeboten werden. Daraus würden sich Synergien in Lehre und im wissenschaftlichen Methodenspektrum ergeben, unter anderem seien fächerübergreifende Wahlfachmodule geplant, so Departmentleiter Harald Hundsberger.

 

Kleine Fachmesse der chemischen Industrie

Zur feierlichen Eröffnung waren zahlreiche Vertreter der chemischen Industrie gekommen, darunter Hubert Culik, CEO der Helios-Gruppe und Obmann des Fachverbands der Chemischen Industrie (FCIO). Die enge Verbindung zur Industrie zeigte sich auch im Rahmen einer kleinen Fachmesse, bei der sich Unternehmen wie Boehringer Ingelheim, Ecoplus, Eppendorf, Helios, Lenzing AG, Metadynea, OFI, Oxford Antibiotics Group, Rembrandtin, Shimadzu, Sy-Lab, Tiger und VWR als potentielle Arbeitgebern präsentierten.

 

 

October 24th

REACH: Jammer aus der Kammer

Die Wirtschaftskammer zieht einmal mehr gegen das Chemikalienmanagementsystem vom Leder - und stößt auf nachhaltigen Widerstand.

 

Hart ist das Los der österreichischen Chemiebranche und zumal der dieser zugehörigen Klein- und Mittelbetriebe, klagte die stellvertretende Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), Mariana Kühnel, bei der Tagung „International Chemical Policy from a European Perspective“ am 24. Oktober in Wien. Nicht zuletzt das Chemikalienmanagementsystem REACH bringe sie stark unter Druck. Mit den komplexen Vorgaben aus eigener Kraft zurande zu kommen, sei schlechterdings unmöglich, weil die personellen Ressourcen fehlten. Folglich bleibe nichts anderes übrig, als sich externer Berater zu bedienen, was nicht gerade billig sei. Und das Geld, das die Unternehmen der Chemieindustrie in die REACH-Compliance zu stecken hätten, ließe sich mindestens ebenso sinnvoll in Innovationen investieren. Innovationen, deren Umsetzung durch mancherlei Regulierung wie gerade auch REACH alles andere als befördert werde. „Die Regulierung kann ein Show-stopper für die ganze Branche sein“, lamentierte die Kammerfunktionärin.

So ziele REACH etwa auf den verminderten Einsatz besonders bedenklicher Substanzen (Substances of Very High Concern, SVHC). Doch manche davon seien für die Produktion von Arzneimitteln wichtig. Bleibatterien wiederum fänden sich ebenfalls im Visier von REACH. Doch sie würden als „Back-up“ für Lithium-Batterien benötigt, die für den flächendeckenden Einsatz der Elektromobilität unverzichtbar seien. Kurz und schlecht: REACH sei eine Belastung, teuer und mache Europa für Investitionen weniger attraktiv, so Kühnels Fama. In Asien dagegen achte die Politik auf Wettbewerbsfähigkeit, ebenso in den USA: „Dort sieht man sich die Chemiegesetzgebung an und versucht, so pragmatisch wie möglich zu sein“. Was immer Pragmatismus im Sinne von Donald Trump nun auch bedeuten mag.

 

Nicht derart schwarzmalen wollte Christian Gründling, Referent im Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO). Er konstatierte: „Nach zehn Jahren REACH ist klar: Das System funktioniert, und die Industrie steht dazu.“ Freilich seien Anpassungen und Vereinfachungen notwendig. Aber über die werde ohnehin diskutiert. Die EU-Kommission habe ja bekanntlich im Frühjahr ihren REACH-Review vorgelegt, inklusive 16 Vorschlägen für Verbesserungen. Für das immer wieder eingemahnte Aktualisieren (Updating) der REACH-Registrierungsdossiers brauche die Industrie schlicht und einfach etwas mehr Zeit. Und wichtig sei auch, für den Import von Produkten aus Drittstaaten dieselben Kriterien anzulegen wie für in der EU erzeugte Güter: „Wir brauchen ein Level-playing field“.

 

Resultat gemeinsamer Anstrengungen

 

Josef Plank, der Generalsekretär des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT), ließ die WKO-Kritik an REACH nicht stehen. Er verwies darauf, dass im Rahmen des Chemikalienmanagementsystems mittlerweile über 21.000 Substanzen registriert sind. Somit verfügt die EU über den weltweit größten Datenbestand, was chemische Stoffe betrifft: „Das ist das Resultat der gemeinsamen Anstrengungen der Industrie und der Behörden. Wir können stolz darauf sein.“ Und der Nutzen ist laut Plank unbestreitbar: Für sämtliche unter REACH erfassten Stoffe ist nun erheblich besser bekannt, welche Risiken der Umgang mit ihnen mit sich bringt. Die etwa 4.500 SVHCs werden noch genauer untersucht. Für einen erheblichen Teil davon sind die Untersuchungen bereits abgeschlossen.
Wichtig ist Plank zufolge die Substitution solcher Substanzen. Eine diesbezügliche Strategie der europäischen Chemikalienagentur ECHA liegt seit Frühjahr vor. Plank betonte, das Ziel der Substition bestehe darin, die Produktionsprozesse der Chemieindustrie in einen größeren Zusammenhang zu sehen: „Wir müssen in Richtung Kreislaufwirtschaft gehen. Und das ist bereits beim Design neuer Stoffe und Produkte zu berücksichtigen.“

 

Thomas Jakl, der stellvertretende Leiter der Sektion für Abfallwirtschaft, Chemiepolitik und Umwelttechnik im BMNT, konstatierte, im kleinen Kreis sprächen Industrievertreter immer wieder über die vielfältigen Vorteile, die ihnen REACH bringe: Sie hätten sehr viel über ihre Produkte und deren Einsatz gelernt. Das ermögliche es ihnen, erheblich besser als zuvor mit ihren Kunden zusammenzuarbeiten. REACH erweise sich nicht zuletzt dadurch als eindeutiger Wettbewerbsvorteil. „Das sagt die Industrie zwar nicht öffentlich, aber sie sagt es“, betonte Jakl.

 

REACH als Wettbewerbsvorteil

 

Das unterstrich auch Otto Linhart von der Generaldirektion Wachstum (DG Growth) der Europäischen Kommission: „Nach den uns vorliegenden Daten und Fakten sorgt REACH definitiv für Innovationen und damit für Wettbewerbsvorteile europäischer Unternehmen. Ein Hindernis für Investitionen und Innovationen ist das System sicherlich nicht.“ Durch den Druck in Richtung Substitution bedenklicher Substanzen würden die Firmen angeregt, über Alternativen zu derzeit verwendeten Stoffen und Verfahren nachzudenken. Und: „Von Unternehmen außerhalb der EU höre ich immer wieder: Ihr versucht mit REACH und seinen strengen Vorgaben, Eure Industrie zu schützen.“ Denn keineswegs überall sei die Chemieindustrie technologisch so hoch entwickelt, dass sie REACH und vergleichbare Vorgaben einhalten könne. Bernhard Berger von der Generaldirektion Umwelt der EU-Kommission ergänzte, REACH sei ein Thema, das die Generaldirektionen Wachstum und Umwelt gemeinsam bearbeiteten. So sei sichergestellt, dass beide Perspektiven angemessene Berücksichtigung finden.

 

October 23rd

Linde-Praxair-Fusion genehmigt

Die zuständigen US-amerikanischen und europäischen Behörden erteilten gleichsam in letzter Minute die noch ausständigen Freigaben.

 

Die deutsche Linde AG und die US-amerikanische Praxair dürfen fusionieren. Dies wurde von der US-amerikanischen Federal Trade Commission (FTC) gestattet, berichtete Linde. Ferner erteilte die Europäische Kommission dem japanischen Industriegasehersteller Taiyo Nippon Sanson die Erlaubnis, den Großteil des europäischen Gase-Geschäfts von Praxair zu übernehmen. Laut Linde und Praxair liegen damit sämtliche notwendigen Genehmigungen für die Fusion vor. Sie erfolgten quasi in letzter Minute: Am 24. Oktober wäre die aktienrechtlich zulässige Frist für die Fusion abgelaufen.

 

Allerdings erteilte die FTC erhebliche Auflagen: Linde muss fast sein gesamtes Bulkgeschäft (Massengutgeschäft) in den USA abstoßen. Außerdem hat der deutsche Konzern Teile seiner Geschäftsbereiche Kohlenstoffmonoxid, Wasserstoff, Synthesegas und Dampfreformierung zu verkaufen. Dies hat bis zum 29. Jänner kommenden Jahres zu erfolgen. Ferner dürfen die beiden Konzerne ihre Aktivitäten bis auf weiteres nicht miteinander abstimmen und müssen ihre Geschäfte unabhängig voneinander führen, bis der Großteil der Veräußerungen erfolgt ist.

 

Einer Aussendung zufolge erwarten sich Linde und Praxair von dem Deal „Synergien und Kosteneffizienzen in einer Bandbreite von 1,1 bis 1,2 Milliarden US-Dollar (rund 960 Millionen bis 1,04 Milliarden Euro, Anm.) innerhalb von etwa drei Jahren“. Linde erzielte 2017 einen Jahresumsatz von rund 17, 11 Milliarden Euro. Das Jahresergebnis belief sich auf etwa 1,54 Milliaden Euro, gegenüber 2016 ein Plus von 15,7 Prozent. Durch das Zusammengehen mit Praxair entsteht ein Unternehmen mit etwa 24 Milliarden Euro Jahresumsatz und 80.000 Beschäftigten.

Österreichs Life-Science-Sektor boomt

Laut dem aktuellen „Life Science Report Austria 2018“ wuchs der Branchenumsatz seit 2014 um 17 Prozent auf 22,4 Milliarden Euro.

Im Jahr 2017 erwirtschafteten die 917 Unternehmen des österreichischen Life-Sciences-Sektors einen kumulierten Umsatz von rund 22,4 Milliarden Euro, um 17 Prozent mehr als 2014. Das zeigt der „Life Science Report Austria 2018“, der am 22. Oktober der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Ihm zufolge liegt der Branchenanteil am BIP bei 6,1 Prozent. Aktuell sind auf den Gebieten Medizintechnik, Biotechnologie und Pharma und beinahe 55.500 Personen beschäftigt, gegenüber 2014 ein Zuwachs von 7,4 Prozent.


Für Margarete Schramböck, Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, stellen die Life Sciences nicht nur einen wichtigen Faktor in der nationalen Gesundheitsvorsorge, sondern auch bei der Absicherung des Wirtschaftsstandortes bzw. für den Erfolg der Exportwirtschaft dar. Dieser Bedeutung werde zum einen in den wirtschaftspolitischen Strategien der Bundesregierung Rechnung getragen: So sei den Life Sciences in der „FTI 2020 Strategie“ und in der „Zukunftsstrategie Life Sciences und Pharmastandort Österreich“ eine entscheidende Rolle zugewiesen worden. Andererseits unterhält das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) zusammen mit der Austria Wirtschaftsservice GmbH (AWS), einer Förderbank des Bundes, seit 1999 das Programm „Life Science Austria“ (LISA), in dessen Rahmen die Produktentwicklung, aber auch Start-ups bzw. junge Unternehmen wertvolle Anschub-Finanzierung erhalten. Eine Motivation dahinter ist der Umstand, dass Innovationen insbesondere im „Digital Health“-Sektor (E-Health, Telemedizin etc.) häufig mit sehr langen Entwicklungszeiten und entsprechend hohen Kosten verbunden sind.

 

Dazu AWS-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister: „Innovativen Unternehmen steht mit den Förderprogrammen ,LISA Preseed‘ und ,LISA Seed‘ bereits in sehr frühen Phasen wichtige finanzielle Unterstützung zur Verfügung. Das LISA-Programm, komplettiert durch kompetente und maßgeschneiderte Beratung und Internationalisierungsmaßnahmen, beugt dadurch Marktversagen vor. Seit 1999 haben wir rund 100 Projekte in der Frühphase mit einem Gesamtvolumen von 63 Millionen Euro anfangsfinanziert. Das Programm wird 2019 fortgesetzt.“ Laut Schramböck wird diese Förderschiene „ergänzt durch entsprechende Investitionen der Österreichischen Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung. Heuer und 2019 wurden bzw. werden für Forschung und Projektentwicklung rund 140 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Davon entfallen 14 Millionen Euro auf die Christian-Doppler-Labors, die ja gerade im Bereich Life Sciences eine besonders wichtige Rolle spielen.“

 

Für die gegenwärtige und zukunftsweisende Bedeutung der Life Sciences in Österreich steht nicht zuletzt die Marinomed Biotech AG. Das Unternehmen wurde 2006 als Spin-off der Veterinärmedizinischen Universität Wien gegründet und liefert seine innovativen Nasen- und Rachensprays sowie Pastillen gegen virale Erkältungskrankheiten heute bereits in mehr als 30 Länder. CEO Andreas Grassauer führt den Erfolg seines Unternehmens nicht zuletzt auf die anfängliche Unterstützung seitens der öffentlichen Hand zurück, die man in Österreich erhalten habe.

 

Der „Life Science Report Austria“ wird von der AWS im Auftrag des BMDW erstellt. Er enthält alle wichtigen wirtschaftlichen Kennzahlen zur Entwicklung des Sektors in Österreich und steht auf der Website http://www.lifescienceaustria.at/downloads/ zur Verfügung.

 

 

 

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