Weblog von fischer

ARA: Österreich an EU-Spitze

Pro Kopf der Bevölkerung wurden hierzulande 2017 rund 113 Kilogramm an Verpackungen und Altpapier gesammelt. Insgesamt belief sich die Sammelmenge der Haushalte auf 1,07 Millionen Tonnen Material.

 

Rund 1,07 Millionen Tonnen an Verpackungen und Altpapier sammelten die österreichischen Haushalte im Jahr 2017. Gegenüber 2016 ist das eine Zunahme um etwa 1,3 Prozent, berichtet die Altstoff Recycling Austria (ARA), die das größte Altstoffsammelsystem Österreichs betreibt. Ihr zufolge war die Sammelmenge pro Kopf 2017 mit 113,3 Kilogramm etwa gleich hoch wie 2016. ARA-Aufsichtsratschef Alfred Berger zufolge liegt Österreich damit im europaweiten Vergleich nach wie vor an der Spitze. Das Land habe eine „hohe Sammelmoral und profitiert von einem gesunden Wettbewerb im Markt der Haushaltsverpackungen“.

 

Ihren eigenen Marktanteil beziffert die ARA mit ungefähr 80 Prozent, von ihr betreut werden rund 15.000 Kunden. Laut Vorstand Werner Knausz ist die ARA damit „klarer Marktführer. Wir haben uns stetig mit unseren und für unsere Kunden weiterentwickelt und bieten heute ein Rundum-sorglos-Paket von der Lizenzierung von Verpackungen und Elektrogeräten bis zur Lösung für alle unternehmerischen Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft“.

 

Laut Knausz´ Vorstandskollegen Christoph Scharff bringt das Kreislaufwirtschaftpaket der EU-Kommission für die Abfallwirtschaft eine Reihe neuer Herausforderungen. Die ARA habe indessen keine Scheu vor „disruptiven Veränderungen. Wir wissen: ,More of the same‘ wird nicht genug sein. Heute legen wir den Fokus auf Circular Design und verbinden dabei Design for Recycling – die Optimierung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen – mit Design from Recycling – der signifikanten Steigerung des Anteils an Sekundärrohstoffen. Damit bauen wir die Zukunft der Kreislaufwirtschaft weiter“. Und das sei auch notwendig: Eine erfolgreiche Verpackungssammlung sichere wertvolle Rohstoffe für die Wirtschaft.

 

Die ARA feiert heuer ihr 25jähriges Bestehen. Unter anderem ist sie im „Jubiläumsjahr“ Mitveranstalter des Circular Economy Congress, der am 20. September in Wien stattfindet. Dort soll die Zukunft der Kreislaufwirtschaft diskutiert werden. Laut Scharff hat diese „schon längst begonnen“.

 

Huber verlässt Pharmig

Zum Nachfolger des langjährigen Generalsekretärs des Pharmaindustrieverbands wurde SVA-Vizeobmann Alexander Herzog bestellt.

 

Er war in den abgelaufenen 14 Jahren quasi der „Mister Pharmaindustrie“ Österreichs: Jan Oliver Huber, der Generalsekretär des Branchenverbandes Pharmig. Per 1. Juli verlässt er die Pharmig. Als Nachfolger wurde Alexander Herzog bestellt, der derzeitige Obmann-Stellvertreter der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA).

 

Dank an Huber kam von vielen Seiten. Pharmig-Präsident Martin Munte konstatierte, Huber habe sich „mit Kraft und Ausdauer dafür eingesetzt, die Zusammenarbeit mit den Krankenkassen, dem Gesundheitsministerium und allen Partnern des Gesundheitswesens stetig zu intensivieren. Durch sein Wirken hat er die Rolle des Verbandes entscheidend geprägt und sie gestärkt“ und dabei „stets auch die Interessen und Bedürfnisse der Gesellschaft, speziell jener der Patienten“ beachtet.

 

Ärztekammer-Chef Thomas Szekeres sprach von einem „überraschenden Abgang“. Ihm zufolge war Huber „für nicht weniger als vier ÖÄK-Präsidenten ein ebenso verlässlicher wie innvovativer Partner. Dafür möchte ich mich im Namen der Österreichischen Ärztekammer sehr herzlich bedanken“.

 

Auch die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, Ulrike Mursch-Edlmayr, dankte Huber für die Zusammenarbeit. Diese sei in den vergangenen 14 Jahren „exzellent“ gewesen. Im Vordergrund des Handelns Hubers sei gestanden, „allen Partnern des Gesundheitswesens auf Augenhöhe zu begegnen und konstruktive Rahmenbedingungen nicht nur für die Pharmaindustrie herzustellen, sondern auch die Interessen der Apothekerinnen und Apotheker miteinzubeziehen“.

 

Kammeramtsdirektor Hans Steindl ergänzte, die Kammer sehe der Zusammenarbeit mit Herzog „mit großer Freude und Erwartung entgegen. Dank gilt Dr. Huber, der über Jahre mit seinem Engagement auch viel zur Transparenz in der Pharmabranche beigetragen hat“.

 

 

 

 

„Krebsforschung stärker fördern“

Der Nutzen moderner Krebstherapien und der dafür notwendigen Forschung wird in Österreich unterschätzt, hieß es bei einer Pressekonferenz der Pharmig in Wien.

 

„Wir stehen am Anfang einer immunologischen Revolution. Leider wird das eine teure Angelegenheit.“ So umriss Christoph Zielinski, der wissenschaftliche Leiter des Vienna Cancer Center (VCC), vor Journalisten das Problem der Pharmaindustrie bei der Entwicklung neuer Krebsmedikamente. Für immer kleinere Patientengruppen könnten immer gezieltere und wirksamere Therapien entwickelt werden. Damit steige aber die Zahl der notwendigen klinischen Studien, was die Kosten für die Pharmaindustrie erhöhe. Gleichzeitig gingen die Umsätze der Branche tendenziell zurück. Und die Kosten für die neuen Medikamente seien auch nicht ohne: Eine einmonatige Therapie mit einem innovativen Mittel könne schon einmal mit 8.000 Euro pro Monat zu Buche schlagen, mehr als dem Doppelten des Aufwands für eine Standardbehandlung. Dem steht allerdings auch ein erheblicher Nutzen gegenüber, betonte der Spitzenmediziner: „Bei Frühformen mancher Krebsarten können wir heute um die 80 Prozent der Betroffenen in eine Art Gesundheit überführen. Erkrankungen in einem fortgeschrittenen Stadium, in dem Metastasen auftreten, können wir oft in chronische Erkrankungen umwandeln.“ Das sei nicht zuletzt den Spitalserhaltern zu danken: Sie machten es möglich, dass von der European Medicines Agency (EMA) zugelassene Medikamente bereits nach rund drei Monaten in Österreich verfügbar seien.

 

Dringend notwendig sei allerdings, in der Gesundheitspolitik den „Menschen in den Mittelpunkt zu stellen“. Und das bedeute, die Forschung „angemessen“ zu fördern. Konkret heiße das, jährlich zehn einschlägige akademische Studien mit einem Gesamtvolumen von 100 Millionen Euro auszuschreiben, erläuterte Zielinski auf Anfrage des Chemiereports. Die Inititative Krebsforschung habe es geschafft, rund 400.000 Euro an privaten Mitteln zu akquirieren. Damit könnten immerhin sechs einschlägige Forschungskonzepte unterstützt werden: „Allerdings haben wir rund 80 Anträge bekommen.“ Somit lasse Österreich ein „enormes Potenzial“ ungenutzt.

 

Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber ergänzte, Österreich drohe im Bereich der klinischen Studien insgesamt zurückzufallen. So seien zwischen 2007 und 2016 jährlich etwa 300 derartige Projekte durchgeführt worden, 2017 dagegen nur mehr 234. Hinzu komme: Der Patentschutz für neue Medikamente gelte etwa 20 Jahre. Davon entfielen jedoch rund zehn Jahre auf einen Zeitraum, in dem sich eine Arznei noch im Stadium der klinischen Studien befinde. Somit blieben nur etwa acht bis zehn Jahre, um die Kosten für die Entwicklung des neuen Medikaments zurückzuverdienen. Und die lägen im Bereich von drei Milliarden Euro. Laut Huber verlieren immer mehr Medikamente den Patentschutz. Zurzeit sei es dennoch möglich, die Entwicklung neuer Arzneien zu finanzieren: „Aber wir brauchen neue Bezahlmodelle.“ Spreche ein Produkt besonders gut an, sollte es Bonuszahlungen seitens der Krankenkassen geben. Falls es die Erwartungen nicht erfülle, müsse zumindest eine Teilzahlung erfolgen.

 

Und Huber fügte hinzu: Nach wie vor fehle es in der Öffentlichkeit am Bewusstsein für den Nutzen innovativer Krebstherapien für die Patienten. Und der bestehe laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Spectra im Auftrag der Pharmig in der Verlängerung der Lebensdauer sowie in der Erhöhung der Lebensqualität. Klar ist laut Huber: „Jeder Patient gehört gleich und sehr gut behandelt.“ Die Kosten sind ihm zufolge überschaubar: Etwa 6,5 Prozent der Aufwendungen im Gesundheitssystem entfallen auf die Behandlung von Krebs. „Im EU-Durchschnitt sind es zwar nur sechs Prozent. Aber Österreich bietet Top-Qualität“, betonte Huber.

 

Mona Knotek-Roggenbauer, die Präsidentin der Patientenorganisation Europa Donna Austria, konstatierte, Krebspatienten hätten meist einen Wunsch: „Sie wollen ins Leben zurückfinden und halbwegs normal funktionieren, wie man das heute ja muss.“ Neben dem damit verbundenen Schock bedeute eine Krebserkrankung meist erhebliche finanzielle Schwierigkeiten: „Wer Vollzeit arbeitet, muss oft in die Teilzeit, Teilzeitbeschäftige rutschen in die Arbeitslosigkeit, Arbeitslose in die Mindestsicherung.“ Und noch immer würden viele Patienten „mit der Gießkanne“ einer Chemotherapie behandelt anstatt gezielt. Das aber verursache gesundheitliche Probleme und unnötige Kosten für das Gesundheitssystem. Wichtig sei daher Aufklärung über den Wert klinischer Forschung, betonte Knotek-Roggenbauer: „Die Leute wissen zu wenig darüber. In Österreich herrscht noch immer die Angst vor solchen Studien, anstatt deren immensen Nutzen zu sehen - nämlich für den Betroffenen selbst, der früh von innovativen Therapien profitiert und für alle anderen Patienten, wenn diese Therapien letztendlich zugelassen werden.“

 

In Sachen Bewusstseinsbildung sollte die Regierung übrigens möglicherweise bei sich selbst anfangen, ließ Zielinski durchblicken. Denn seit dem Antritt des Kabinetts Kurz-Strache vor einem halben Jahr gingen sämtliche Schritte in der Gesundheitspolitik „in eine unvernünftige Richtung“. Eine Gesundheitsministerin, die die Aufhebung des geplanten Rauchverbots in der Gastronomie akzeptiere, „kann nur zurücktreten. Wir werden für diese Aktion international verhöhnt“. Die angekündigte Zusammenlegung der Krankenkassen wiederum sei ein „reines Umfärbemanöver“. Und wenn der Regierung für die EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2018 kein wichtigerer Kernpunkt einfalle als „die Schließung irgendwelcher Balkanrouten, dann gute Nacht“. Kurz und schlecht: Es habe schon seine Gründe, wenn Forscher wie Josef Penninger Österreich verließen: „Der tut das ja nicht wegen des schönen Wetters in Vancouver. Das ist übrigens ohnehin nicht so gut.“

OMV: Erdgas fürs Klima

Generaldirektor Rainer Seele will Erdöl verstärkt im Petrochemiebereich einsetzen, verlautete er bei der Hauptversammlung. Für Ölheizungen in Neubauten sieht er keine Zukunftsperspektiven.

 

Die OMV wird Erdöl künftig verstärkt im Petrochemiebereich einsetzen. Das sagte Generaldirektor Rainer Seele bei der Hauptversammlung des Öl- und Gaskonzerns am 22. Mai in Wien. Im Heizungssektor sei eine „Zukunftsperspektive für Öl nicht gegeben“. Die Bundesregierung wolle die Installation von Ölheizungen in Neubauten ab 2020 verbieten. Zu diesem Ziel bekenne sich auch die OMV, betonte Seele. Im Verkehrssektor wolle sein Unternehmen den Einsatz von Erdgas forcieren. Wenn dieser Kraftstoff Benzin und Diesel ersetze, könnten die CO2-Emissionen erheblich vermindert werden.

 

Laut Seele ist die OMV dabei, eine neue Nachhaltigkeitsstrategie zu erarbeiten. Ein zentraler Punkt werde gerade die Verstärkung des Erdgasgeschäfts sein, weil sich damit der CO2-Ausstoß senken lasse. „Erdgas ist ein Problemlöser, und zwar heute, nicht erst morgen“, resümierte Seele.

 

Unterdessen schreitet die Generalüberholung der Raffinerie Petrobrazi in Rumänien („Turnaround“) voran, berichtete der zuständige OMV-Vorstandsdirektor Manfred Leitner. Das Vorhaben soll kommende Woche abgeschlossen werden. Leitner zufolge belaufen sich die Kosten auf etwa 35 Millionen Euro.

 

 

 

 

Deutsche Chemieindustrie wächst weiter

Im ersten Quartal 2018 verzeichnete die Branche gegenüber dem ersten Quartal 2017 einen Umsatzanstieg um 5,7 Prozent. Für das Gesamtjahr wird ein Plus von 4,5 Prozent erwartet.

 

„Gut gestartet“ sei die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie ins Jahr 2018, berichtet der Branchenverband VCI. Der Umsatz belief sich im ersten Quartal auf 51,1 Milliarden Euro, um 5,7 Prozent mehr als im ersten Quartal 2017. Der Inlandsumsatz wuchs um 3,7 Prozent auf 18,7 Milliarden Euro, der Auslandsumsatz um sieben Prozent auf 32,4 Milliarden Euro. Bei den Produktionsmengen verzeichnete die Branche ein Plus von 6,7 Prozent, bei den Preisen einen Anstieg von 1,4 Prozent. Die Auslastung der Fabriken lag bei 83,8 Prozent und war damit laut VCI „weiterhin sehr gut“. Für das Gesamtjahr 2018 erwartet der VCI einen Umsatzanstieg um 4,5 Prozent auf etwa 204 Milliarden Euro. Die Produktion dürfte sich um etwa 3,5 Prozent erhöhen.

 

Laut VCI-Präsident Kurt Bock überwiegt in der Branche „nach wie vor die Zuversicht, dass sich der Aufwärtstrend im Chemiegeschäft in diesem Jahr fortsetzen wird. Allerdings haben die konjunkturellen Risiken zugenommen. Dennoch rechnet aktuell niemand in der Branche mit einem Rückschlag“. Unter den Risiken seien „globale Handelskonflikte, der unklare Ausgang der Brexit-Verhandlungen oder die Krisenherde im Nahen Osten“.

 

Dennoch rechnet der VCI damit, dass die deutsche Industrie „ihre Produktion 2018 erneut kräftig ausweiten“ wird. Ähnlich sehe es mit der US-amerikanischen Wirtschaft aus. Auch in China sei die Konjunktur nach wie vor „robust“. Die brasilianische Wirtschaft habe sich offenbar erholt, „die Aussichten für die übrigen lateinamerikanischen und asiatischen Länder sind gut“. Das Fazit des VCI: „Unter dem Strich dürfte damit in diesem Jahr die Nachfrage nach Chemikalien „made in Germany“ kräftig zulegen.“

 

 

 

 

Novartis: Chefjurist geht

Felix R. Ehrat zieht die Konsequenzen aus dem Deal mit Michael Cohen, dem Anwalt US-Präsident Donald Trumps.

 

Felix R. Ehrat, der Chefjurist des Schweizer Pharmakonzerns Novartis, verlässt das Unternehmen per 1. Juni. Er zieht damit die Konsequenzen aus den Zahlungen des Unternehmens an den Anwalt US-Präsident Donald Trumps, Michael Cohen, bzw. dessen Firma Essential Consultants. Kurz nach dem Amtsantritt Trumps schloss Novartis mit Cohen einen Vertrag über „Beratungsleistungen“, für die der Amerikaner pro Monat rund 100.000 US-Dollar (84.400 Euro) kassierte. Dem Vernehmen nach sollte Cohen Novartis über die Herangehensweise Trumps an bestimmte gesundheitspolitische Themen informieren. Der Konzern macht in den USA jährlich rund 16,9 Milliarden US-Dollar (14,27 Milliarden Euro) Umsatz. Unter anderem verkauft er Medikamente im Rahmen des Medicare-Programms, das auf der Abschussliste Trumps steht. Allerdings soll sich ziemlich bald herausgestellt haben, dass Cohen keine substanziellen Informationen liefern konnte. Daher stieg Novartis im Feber des heurigen Jahres aus dem Vertrag mit ihm aus. Unterzeichnet hatten diesen Ehrat und der vormalige Novartis-Chef Joseph („Joe“) Jimenez.

 

Ehrat verlautete in einer Presseaussendung, die Beziehung mit Cohen sei „rechtlich in Ordnung, aber ein Fehler“ gewesen. Für diesen übernehme er, Ehrat, die persönliche Verantwortung, um Novartis aus der Schusslinie zu bringen. Anfang Mai hatten mehrere demokratische Senatoren in einen Brief an die Novartis-Führung Aufklärung über die Affäre verlangt. Der Tenor: Immerhin seien in Summe rund 1,2 Millionen US-Dollar (1,0 Millionen Euro) an Cohen bzw. Essential Consultants geflossen. Davon müsse sich der Pharmakonzern doch irgendetwas versprochen haben. Rechtlich dürfte die Angelegenheit allerdings keine Konsequenzen für Novartis haben. Und weil sowohl im Senat als auch im Repräsentantenhaus Trumps Republikaner die Mehrheit haben, ist auch kaum mit politischen Querelen wie etwa einer Ausschuss-Vorladung zu rechnen. Gut fürs Image des Konzerns und möglicherweise auch der Pharmabranche insgesamt ist die Affäre allerdings schwerlich.

 

Unterdessen ist bereits fix, wer Ehrat folgt. Es handelt sich um Shannon Thyme Klinger, die als „Chief Ethics, Risk and Compliance Officer“ bezeichnet wird. Novartis-CEO Vasant („Vas“) Narasimhan, der nicht in die Cohen-Affäre involviert gewesen sein soll, dankte Ehrat. Dieser habe maßgeblich zur Weiterentwicklung der globalen Rechtsabteilung des Konzerns beigetragen. Ferner habe er dessen Interessen in wichtigen Organisationen wie Economiesuisse, SwissHoldings und Avenir Suisse nachdrücklich vertreten: „Wir wünschen ihm alles Gute für seine weiteren Tätigkeiten.“

Eli Lilly übernimmt Armo Biosciences

Der Pharmakonzern bezahlt für die auf Krebsmedikamente spezialisierte Biotechnologiefirma rund 1,6 Milliarden US-Dollar.

 

Der US-amerikanische Pharmakonzern Eli Lilly übernimmt die Biotechnologiefirma Armo Biosciences um rund 1,6 Milliarden US-Dollar (1,34 Milliarden Euro). Interesse hat Lilly nach eigenen Angaben vor allem an dem Wirkstoff Pegilodecakin. Mit diesem laufen zurzeit eine Phase-3-Studie bezüglich Pankreaskrebs sowie klinische Studien zu Lungenkrebs, Nierenkrebs, Hautkrebs und anderen Krebsarten. Bei Pegilodecakin handelt es sich um ein immunonkologisches Präparat. Weitere Wirkstoffkandidaten von Armo Biosciences sind im Stadium der vorklinischen Entwicklung. Mit der Übernahme soll es flott gehen: Eli Lilly will diese bereits Ende des zweiten Quartals 2018 abschließen, also in gut anderthalb Monaten.

 

Eli Lilly steigerte 2017 seinen Umsatz um rund acht Prozent auf 22,87 Milliarden US-Dollar (19,16 Milliarden Euro). Dennoch fuhr der Konzern einen Verlust von etwa 204,1 Millionen US-Dollar (171,0 Millionen Euro) ein. Als wesentlichsten Grund nannte Lilly Änderungen im US-amerikanischen Steuersystem, nicht zuletzt durch den „Tax Cuts and Jobs Act“ Präsident Donald Trumps. Diese hätten mit rund 1,9 Milliarden US-Dollar (1,59 Milliarden Euro) zu Buche geschlagen.

 

Armo Biosciences hat bis jetzt noch kein Produkt auf den Markt gebracht. Der Börsengang im Jänner des heurigen Jahres spülte rund 147 Millionen US-Dollar (123,2 Millionen Euro) in die Unternehmenskassen.

Takeda schluckt Shire

Nach monatelangem Hin und Her haben sich die beiden Pharma- und Biotech-Konzerne geeinigt. Insgesamt lässt sich Takeda die Transaktion etwa 53 Milliarden Euro kosten.

 

Jetzt also doch: Nach mehreren vergeblichen Versuchen kann der japanische Pharmakonzern Takeda den Konkurrenten Shire mit Hauptsitz in Irland übernehmen. Darauf haben sich die zuständigen Vertreter der beiden Unternehmen geeinigt. Die Übernahme soll im ersten Halbjahr 2019 abgeschlossen werden. Takeda bezahlt für Shire insgesamt rund 46 Milliarden britische Pfund (52,61 Milliarden Euro). Dem japanischen Konzern zufolge entsteht ein weltweit führendes Biotechnologieunternehmen mit einer starken Produktpipeline und exzellenten Wachstumschancen. In einem Schreiben an die Mitarbeiter von Shire verlautete Takeda-CEO Christophe Weber, die beiden Unternehmen ergänzten einander in einer Reihe von Bereichen bestens, etwa bei Arzneien gegen Seltene Krankheiten und bei plasmabasierten Therapien, aber auch bei Medikamenten gegen Krebserkrankungen und bei Impfstoffen. Schon jetzt hätten Takeda und Shire führende Positionen in zwei der weltweit wichtigsten Pharmamärkte, nämlich in Japan und in den USA. Diese Situation werde sich durch die Übernahme noch verbessern.

 

Einem Hintergrundpapier von Takeda zufolge wird der Konzern künftig rund 48 Prozent seiner Umsätze in den USA erwirtschaften, weitere 19 Prozent werden auf Japan entfallen. Seinen Umsatz nach der Shire-Übernahme prognostiziert Takeda mit etwa 30,6 Milliarden US-Dollar (25,76 Milliarden Euro) pro Jahr, rund doppelt so viel wie derzeit. Das EBITDA soll sich auf 9,2 Milliarden US-Dollar (7,74Milliarden Euro) ungefähr verdreifachen. Die jährlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung werden sich auf 4,4 Milliarden US-Dollar (3,70 Milliarden Euro) belaufen, etwa anderthalb Mal so viel wie jetzt.

 

Um die Übernahme abzuschließen, ist die Genehmigung der zuständigen Behörden notwendig, darunter auch der EU-Kommission. Ferner müssen die Aktionäre der beiden Konzerne ihren Segen geben. Geplant ist, die Takeda-Aktien künftig an den Börsen von Tokio (TSE) und New York (NYSE) zu handeln. Nach Abschluss der Übernahme werden die derzeitigen Shire-Aktionäre 50 Prozent der Anteile an Takeda halten.

Agrana: 21 Prozent mehr Gewinn

Der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana hat im Geschäftsjahr 2017/18 gut verdient. Die Verwerfungen auf dem Zuckermarkt werden als unerfreulich, aber verkraftbar betrachtet.

 

„Ein erfolgreiches Geschäftsjahr“ war 2017/18 für den Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana, konstatierte Generaldirektor Johann Marihart bei der Bilanzpressekonferenz am 8. Mai in Wien. Zwar blieb der Umsatz gegenüber dem Geschäftsjahr 2016/17 mit 2,566 Milliarden Euro (plus 0,2 Prozent) fast unverändert. Doch das EBITDA wuchs um 8,1 Prozent auf 254,2 Millionen Euro, das EBIT um 10,6 Prozent auf 190,6 Millionen Euro. Das Konzernergebnis erhöhte sich um 20,89 Prozent auf 142,6 Millionen Euro. Als Gründe nannten Marihart und Finanzvorstand Stephan Büttner stabile Verkaufspreise und leicht gestiegene Verkaufsmengen im Segment Frucht, höhere Absatzmengen sowie in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres höhere Bioethanolpreise im Segment Stärke sowie die im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres höheren Preise im Segment Zucker. Wie der für Verkauf, Rohstoff sowie Einkauf und Logistik verantwortliche Vorstand Fritz Gattermayer erläuterte, ist das Zuckergeschäft mittlerweile unter Druck. Die Gründe dafür sind das Auslaufen der Zuckerquote der EU, die stark gefallenen Weltmarktpreise sowie die vergrößerten Anbauflächen. Diese Faktoren führten ihm zufolge zu einem Überangebot an Zucker. Dieses werde auch in den kommenden Jahren bestehen bleiben. Für 2018/19 sei mit einem Überangebot von etwa zwölf Millionen Tonnen Zucker zu rechnen, für 2019/20 mit rund 13 Millionen Tonnen.

 

Erheblich besser sind laut Gattermayer die Aussichten für die Segmente Frucht und Stärke. Bei den Fruchtzubereitungen sei ein „moderates Wachstum für löffelbare Fruchtjohghurts“ zu erwarten. Der Markt für Trinkjoghurts weise ein noch „deutlich höheres jährliches Wachstumspotenzial“ auf. Auch die Perspektiven für das Geschäft mit Produkten für Backwaren und Speiseeis seien global betrachtet positiv. Als „anhaltend positiv“ bezeichnete Gattermayer weiters das Marktumfeld bei Weizen-, Mais- und Kartoffelstärke. In Märkten wie China werde modifizierte Kartoffelstärke zunehmend auch im bautechnischen Bereich eingesetzt, etwa für Fliesenkleber und Wandputze. Auch das Geschäft mit Futtermitteln werde sich voraussichtlich positiv entwickeln.

 

Laut Generaldirektor Marihart erwartet das Agrana-Management für das laufende Geschäftsjahr 2018/19 einen Konzernumsatz „auf Vorjahresniveau“. Wegen der Verwerfungen auf dem Zuckermarkt sei allerdings von einem „deutlichen Rückgang“ des EBIT auszugehen. „Das ist ein vorübergehendes Thema, aber leider unvermeidlich“, betonte Marihart. In etwa zwei bis drei Jahren werde die Agrana im Segment Zucker jedoch „wieder Land sehen“. Insgesamt sei das Unternehmen „für die Zukunft gut gerüstet“.

 

„Emotionale Debatten“

 

Als nicht allzu dramatisch schätzt die Agrana die Lage der österreichischen Rübenbauern ein. Das massive Auftreten des Rüben-Rüsselkäfers sei ein „regionales Problem“ und im Wesentlichen durch die Trockenheit in den vergangen beiden Jahren verursacht, erläuterte Gattermayer. Diese habe zu der massiven Vermehrung der Schädlinge geführt. Gattermayer geht davon aus, dass sich die derzeitigen „emotionalen Debatten“ bis zum Sommer wieder beruhigen werden. Mit einem großflächigen Aufgeben der Rübenbauern sei nicht zu rechnen. Marihart ergänzte, der Verlust von etwa 6.500 Hektar Anbaufläche sei für die Agrana „nicht erfreulich“, aber verkraftbar. Insgesamt habe diese Anbauflächen von etwa 95.000 Hektar im In- und Ausland unter Vertrag: „Das heißt, es geht für uns um ein Zehn-Prozent-Problem.“ Die Produktionsmenge von rund einer Million Tonnen Zucker pro Jahr sei jedenfalls nicht gefährdet. Selbstverständlich werde Agrana aber Maßnahmen setzen, um den österreichischen Rübenbauern zu helfen und „den Rüsselkäfer hintanzuhalten“.

 

 

Lenzing im „Gegenwind“

Der Umsatz des Faserkonzerns lag im 1. Quartal 2017 um 6,1 Prozent unter dem des ersten Quartals 2017. Beim Periodenergebnis war ein Rückgang um 33,3 Prozent zu verzeichnen.

 

 

„Der Gegenwind von der Marktseite war deutlich spürbar.“ So kommentiert Lenzing-Vorstandschef Stefan Doboczky die heute veröffentlichten Ergebnisse des 1. Quartals 2018. Der Umsatz sank gegenüber dem 1. Quartal 2017 um 6,1 Prozent auf 550,3 Millionen Euro. Das EBITDA fiel um um 24,8 Prozent auf 101,6 Millionen Euro, das EBIT um 32,7 Prozent auf 68,9 Millionen. Mit 50 Millionen Euro lag schließlich das Periodenergebnis um 33,3 Prozent unter dem Vorjahreswert. Doboczky begründet das mit Währungseffekten, gesunkenen Preisen für Standardviskose und „steigenden Kosten für Schlüsselrohstoffe“.

 

Angesichts dieses „herausfordernden Marktumfelds“ habe die Lenzing „solide Zahlen“ erwirtschaftet, betonte der Vorstandschef. Er will die Unternehmensstrategie „Score Ten“ fortführen und die Produktionskapazitäten für Spezialfasern wie geplant weiter ausbauen. In diesem Zusammenhang hätten sich die Investitionen der Lenzing gegenüber dem 1. Quartal „58,9 Millionen Euro mehr als verdoppelt“. Die Arbeiten an der Planung einer Lyocellfaser-Produktionsanlage in Prachinburi in Thailand liefen weiter.

 

Schwer vorauszusagen ist laut Doboczky, wie sich die Faserpreise heuer entwickeln werden. Angesichts dessen „erwartet die Lenzing-Gruppe für das Jahr 2018 ein Ergebnis, das unter den Resultaten der hervorragenden letzten beiden Jahre liegen wird“.

 

 

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