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Rückschlag für Sanochemia

Dem Wiener Pharmaunternehmen ist vorläufig verboten, bestimmte Medikamente zu erzeugen und deren Qualität zu prüfen. Überlegt werden rechtliche Gegenmaßnahmen.

 

Das Wiener Pharmaunternehmen Sanochemia darf bestimmte Medikamente vorläufig nicht mehr erzeugen. Auch deren Qualitätsprüfung ist ihm untersagt. Das meldete die Sanochemia unter Hinweis auf einen entsprechenden Eintrag in der Eudra-Good-Manufacturing-Practice-Datenbank (Eudra-GMP-Datenbank) der Europäischen Union. Sie besteht seit 2007 und dient der Qualitätssicherung von Medikamenten. Für den Betrieb verantwortlich ist die European Medicines Agency. Die Inhalte liefern die dafür zuständigen Behörden der EU-Mitgliedsstaaten (National Compentent Authorities). In Österreich ist dies das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG).

 

Der Sanochemia liegt nach eigenen Angaben noch kein schriftlicher Bescheid des BASG hinsichtlich der neuen Situation vor. Erst nach Vorliegen des Bescheids könne „eine vollständige und abschließende sachliche Prüfung“ der Lage erfolgen. Eventuell werde die Sanochemia Berufung einlegen.

 

An der Wiener Börse brach der Kurs der Sanochemia bis 12:12 Uhr um 9,62 Prozent auf 1,880 Euro je Aktie ein. An der Frankfurter Börse sank der Kurs um 10,95 Prozent auf 1,870 Euro je Aktie. Im Jahresvergleich war allerdings noch immer ein Plus von 4,53 Prozent zu verzeichnen. Wie berichtet, war es der Sanochemia im Geschäftsjahr 2016/17 gelungen, ihren Konzernverlust auf rund -252.000 Euro zu halbieren. Ihren Umsatz steigerte sie im Vergleich zu 2015/16 um 5,3 Prozent auf 41,4 Millionen Euro.

Austropapier kritisiert Ökostromförderung

Wirtschaftlich betrachtet, ist die Papierindustrie mit dem Jahr 2017 zufrieden. Die Ökostromförderung ist weiterhin ein Reizthema.

 

„Es war ein hervorragendes Jahr mit positiver Erlössituation.“ Diese Bilanz über 2017 zog Austropapier-Präsident Max Oberhumer bei der Vorstellung der Jahresbilanz der Branche in Wien. Wegen umbaubedinger Stillstände sowie der Schließung einer Papiermaschine sank die Produktion gegenüber 2016 um 2,7 Prozent. Jedoch stieg der Umsatz um 0,7 Prozent auf rund vier Milliarden Euro. Die Durchschnittserlöse pro Tonne Papier erhöhten sich um 15 Euro auf 690 Euro. Den Branchengewinn gibt die Austropapier traditionell nicht bekannt. Sie verweist stets darauf, dass manche Mitgliedsunternehmen nicht börsennotiert sind und daher keine Bilanzzahlen veröffentlichen müssen. In die Fabriken in Lenzing, Frohnleiten und Traun investierte die Papierbranche 2017 insgesamt rund 222 Millionen Euro. Für heuer sind die Aussichten laut Oberhumer ebenfalls gut: „Wir sind sehr zuversichtlich. Unsere Anlagen sollten vollständig ausgelastet sein. Zurzeit kaufen wir jeden Festmeter Holz, den wir bekommen können.“

 

Voller Geigen hängt der Himmel trotzdem nicht. Wie schon in den vergangenen Jahren, kritisierten Oberhumer und seine Vizepräsidenten Christian Skilich und Cord Prinzhorn die Ökostromförderung, die sie als „wettbewerbsverzerrend“ bezeichneten. Wie sie betonten, ist die Industrie in Deutschland vom dortigen Förderregime ausgenommen. Hinsichtlich der aus EU-rechtlichen Gründen nötigen Neugestaltung des österreichischen Förderregimes betonte Skilich: „Wir wollen Investitionsförderungen statt der derzeitigen teuren Einspeisetarife.“ Mit den seitens der Bundesregierung ebenfalls angedachten Marktprämien kann die Papierindustrie dagegen nichts anfangen. Sie sieht diese als veränderte Form der Einspeisetarife, bestätigten Skilich und Prinzhorn auf Anfrage des Chemiereports. Und Prinzhorn ging in die Vollen: Seinerzeit seien die Förderungen auf 13 Jahre veranschlagt worden. Nun aber ertüchtigten beispielsweise die Betreiber von Windparks ihre Anlagen und kassierten damit neuerlich Förderungen für 13 Jahre. „Noch einmal verarschen lassen wollen wir uns nicht“, so Prinzhorns Kommentar. Detail am Rande: Cords Vater Thomas Prinzhorn hatte das Ökostromgesetz in seiner ursprünglichen Version seitens der FPÖ 2002 maßgeblich mitverhandelt. Und die gilt in wesentlichen Grundzügen heute noch - Stichwort Einspeisetarife. Wie die Zeit vergeht.

 

Neben der Umgestaltung der Fördertarife hat die Austropapier noch ein weiteres Anliegen: die Fördersumme kräftig zu kürzen. Skilich schwebt eine Halbierung der jährlichen Mittel von derzeit etwa 800 Millionen Euro auf 400 Millionen Euro vor.

 

In einem schoss sich Oberhumer auf die Integrierte Klima- und Energiestrategie (IKES) der Bundesregierung ein, deren Entwurf seit vergangener Woche vorliegt. Dass die Regierung die Bereitstellung von Wärme aus Biomasse forcieren wolle, sei nicht unproblematisch. Denn anstatt Holz stofflich zu nutzen, fördere die Regierung wiederum dessen Verbrennung. Zumindest in Ballungsräumen dürfe es dagegen keine neuen Holzheizungen mehr geben. Dafür werde sich die Papierindustrie mit aller Vehemenz einsetzen, versicherte Oberhumer. In den vergangenen Jahren war die Papierindustrie massiv gegen die geplanten Biomassekraftwerke in Klagenfurt aufgetreten, damit aber letztlich gescheitert.

 

 

 

 

Ergebnis gut, Aussichten unklar

Die Bundessparte Industrie der Wirtschaftskammer freut sich über den Produktionszuwachs 2017, erwartet aber jetzt eine „Zacke nach unten“. Mit dem Entwurf zur Klima- und Energiestrategie kann sie grundsätzlich gut leben.

 

Mit dem Jahr 2017 zufrieden ist Andreas Mörk, der Geschäftsführer der Bundessparte Industrie der Wirtschaftskammer (WKÖ). Gegenüber 2016 sei der Wert der Produktion um rund 13 Milliarden Euro auf 159,5 Milliarden Euro gewachsen. Nominell entspreche das einem Plus von 8,9 Prozent, real (inflationsbereinigt) einem Anstieg um 6,6 Prozent. Laut Mörk ist das der „größte Zuwachs seit 2011“. Und das sei umso erfreulicher, als damit eine „vierjährige Durststrecke mit Produktionseinbrüchen und Stagnation“ ende. Mörk räumte allerdings ein, dass die weiteren Aussichten nicht so recht klar sind. Zwar lief das erste Quartal 2018 offenbar gut. Eine Umfrage unter den der Bundessparte Industrie zuzurechnenden Fachverbänden zeigt eine weiterhin gestiegene Produktion - unter anderem in den Branchen Chemie sowie Pappe und Karton (PROPAK), aber auch in der metalltechnischen Industrie sowie der Bergbau- und Stahlindustrie.

 

Mörk zufolge ist in den kommenden sechs Monaten aber eine „Zacke nach unten“ zu erwarten. Schon das angelaufene zweite Quartal dürfte „schwieriger“ werden. Eine wesentliche Rolle dabei spielen unter anderem der drohende Handelskrieg mit den USA sowie die schlechteren Aussichten hinsichtlich der Wirtschaftsentwicklung in Deutschland. Wie Mörk erläuterte, exportiert die österreichische Industrie rund zwei Drittel ihrer Erzeugnisse. Der weitaus wichtigste Markt ist Deutschland mit einem Anteil von etwa 30 Prozent an den Exporten, gefolgt von den USA mit sieben Prozent. In europäische Staaten (EU- und EFTA- Mitglieder) exportiert Österreichs Industrie rund 79 Prozent ihrer Erzeugnisse. China hat an den Ausfuhren einen Anteil von rund drei Prozent. Im vergangenen Jahr wurden dort hin Waren im Wert von 3,7 Milliarden Euro exportiert.

 

Das Regierungsprogramm beurteilt Mörk „grundsätzlich positiv“. Jetzt müsse es allerdings ans Umsetzen gehen. Und die „Baustellen“ seien ohnehin längst bekannt, vom „Bürokratieabbau“ über die Senkung der Steuerquote auf 40 Prozent bis zu Änderungen im Arbeitsrecht. Zur von Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein angekündigten Zerschlagung der AUVA sagte Mörk auf Anfrage des Chemiereports: „Bei den Beiträgen gibt es sicher Luft für Senkungen.“ Die AUVA solle „ihren Auftrag erfüllen und nicht querfinanzieren“. Laut Einschätzung Mörks sind nur mehr rund acht bis zehn Prozent der Unfälle, für die die AUVA geradesteht, Arbeitsunfälle. Was die Zerschlagung der AUVA bzw. deren Zusammenlegung mit anderen Institutionen betrifft, „möchte ich das nicht kommentieren“, betonte Mörk.

 

Vorsicht bei der Klima- und Energiestrategie

 

Mit dem am Dienstag präsentiertenEntwurf einer „Integrierten Klima- und Energiestrategie“ (IKES) ist die Bundessparte Industrie ebenfalls einigermaßen zufrieden, betonte der zuständige Experte der WKO, Oliver Dworak. Der Ansatz eines „Klimaschutzes zum Mitmachen“, an dem sich die gesamte Bevölkerung beteiligen solle, sei im Wesentlichen richtig. Gut sei weiters. dass die Regierung Alleingänge vermeiden und im Einklang mit den anderen EU-Mitgliedsstaaten vorgehen wolle. Damit würden Wettbewerbsnachteile für die heimische Wirtschaft vermieden. Nichts hält die WKÖ allerdings davon, auf EU-Ebene einen Mindestpreis für CO2-Zertifikate einzuführen. Laut Dworak würde das nur die am Emissionshandel (EU-ETS) beteiligten Sektoren wie die energieintensive Industrie belasten. Für das Ziel, die CO2-Emissionen bis 2030 um 36 Prozent gegenüber dem Wert von 1990 zu senken, bringe ein Mindestpreis dagegen nichts. Denn dieses Ziel gelte ausschließlich für die nicht am ETS beteiligten Sektoren, insbesondere den Verkehr, die Raumwärme und die Landwirtschaft.

 

Auch mit dem geplanten Verbot von Ölheizungen kann die WKÖ nichts anfangen. Wenn die Regierung solche Geräte loswerden wolle, solle sie lieber mit Anreizen als mit Verboten agieren, konstatierte Dworak. Er betonte einmal mehr, die Industrie habe ihre „Hausaufgaben“ in Sachen Klimapolitik gemacht und ihre Emissionen erheblich gesenkt. Nun seien die nicht vom ETS betroffenen Sektoren gefragt.

 

Zur Vorsicht riet Dworak auch hinsichtlich des geplanten „Energiegesetzes“, mit dem unter anderem die Ökostromförderung neu geregelt werden soll. Anders als in der Vergangenheit dürfe es hier zu keiner „Fehlalloaktion von Mitteln“ kommen, etwa in Form von Dauersubventionen für unrentable Biogasanlagen. Auf Anfrage des Chemiereports sagte Dworak, die bisher bekannten Vorstellungen der Bundesregierung zum neuen Ökostrom-Förderregime gingen in die richtige Richtung. Vorgesehen sind Marktprämien, Investitionszuschüsse und Ausschreibungen. Sie sollen die EU-rechtlich nicht mehr erlaubten Einspeisetarife ersetzen. Laut Dworak entspricht das dem, „was wir als Wirtschaftskammer seit Jahren gefordert haben“.

Arbeitnehmer: Mehr Schutz vor Karzinogenen

Laut EU-Kommission sollen künftig Grenzwerte für die Konzentration fünf weiterer krebserrender Stoffe in der Luft am Arbeitsplatz gelten. Zugunsten der Unternehmen sind mehrjährige Übergangsfristen geplant.

 

Die EU-Kommission will Grenzwerte für die Exposition von Arbeitnehmern gegenüber fünf krebserregenden Chemikalien einführen. Laut einer Aussendung geht es um Cadmium und seine anorganischen Verbindungen, Beryllium und anorganische Berylliumverbindungen, Arsensäure und ihre Salze sowie anorganische Arsenverbindungen, Formaldehyd sowie 4,4′-Methylenbis(2-chloranilin), das auch unter der Abkürzung MOCA bekannt ist. Die Grenzwerte bestimmen, wie hoch die Konzentration der jeweiligen Substanzen in der Luft am Arbeitsplatz sein darf. Schon derzeit bestehen Grenzwerte für 20 Karzinogene.

 

Für Cadmium schlägt die Kommission 0,004 Milligramm pro Kubikmeter Luft (mg/m3) vor. Dieser Wert soll nach Inkrafttreten der Vorschläge der Kommission sieben Jahre gelten und dann auf 0,001 mg/m3 sinken. Bei Beryllium soll für fünf Jahre ein Grenzwert von 0,0006 mg/m3 gelten, danach ist eine Senkung auf 0,0002 mg/m3 vorgesehen. Was Arsensäure betrifft, empfiehlt die Kommission einen Grenzwert von 0,01 mg/m3, der nach einer Übergangsfrist von zwei Jahren nach Inkrafttreten der Empfehlungen gelten soll. Mit den Übergangsfristen möchte die Kommission der Wirtschaft entgegenkommen. Für Formaldehyd und MOCA nennt die Kommission keine konkreten Werte.

 

Der Aussendung der Kommission zufolge würden ihre Vorschläge „zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für über 1.000.000 Arbeitnehmer in der EU beitragen und mehr als 22.000 arbeitsbedingte Krankheitsfälle verhindern“. Die für die Thematik verantwortliche EU-Kommissarin Marianne Thyssen nannte die Empfehlungen „einen weiteren wichtigen Schritt im Kampf gegen arbeitsbedingte Krebserkrankungen und andere gravierende gesundheitliche Probleme am Arbeitsplatz“.

 

 

 

 

VCI veröffentlicht Parteispenden

Über 560.000 Euro zahlte der Chemiewirtschaftsverband im deutschen Superwahljahr 2017 an Angela Merkel und Kollegen. In Österreich wird seitens der Chemiebranche nicht auf Verbändeebene gespendet, sondern von Unternehmen und Personen.

 

Rund 562.000 Euro an Parteispenden bezahlte der deutsche Verband der Chemischen Industrie (VCI) im Jahr 2017. Laut einer Aussendung entfielen davon 250.000 Euro an die CDU. SPD und FDP lagen mit 141.000 bzw. 139.000 Euro nahezu gleichauf. Die Grünen hingegen mussten sich mit etwa 32.000 Euro bescheiden. Nach Angaben des VCI standen die Spenden im Zusammenhang mit der Bundestagswahl sowie mit vier Landtagswahlen. Für die Spenden hatte der Verband Steuern von insgesamt 296.454 Euro zu begleichen. Nach eigenen Angaben veröffentlicht der VCI seit 2016 seine Spenden an politische Parteien in der ersten Hälfte des jeweiligen Folgejahres. VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann zufolge gehört das zur „Transparenzinitiative zur Arbeit des Chemieverbandes“. Verglichen mit dem Jahresumsatz der Branche ist die gute halbe Million Euro an Parteispenden freilich ein Witwenscherflein: Der lag 2017 bei rund 195,8 Milliarden Euro.

 

Für den österreichischen Fachverband der Chemischen Industrie (FCIO) sind Parteinspenden dagegen kein Thema, verlautete auf Anfrage des Chemiereports. Dies werde von den Funktionären nicht gewünscht. Auch der Pharmaindustrieverband Pharmig spendet nichts an politische Parteien. Zuwendungen gibt es ausschließlich für Institutionen im Gesundheitsbereich. Die Beträge legt die Pharmig auf ihrer Website offen.

 

Spenden auf Unternehmensebene

 

Unternehmen der Chemieindustrie und naher Branchen fördern in Österreich indessen bisweilen sehr wohl politische Parteien. Laut der Website www.parteispenden.at überwies etwa der Papierindustrielle Cord Prinzhorn 2013 den NEOS 35.000 Euro, 2017 sollen es weitere 15.000 Euro gewesen sein. Über seine Prinzhorn Holding ließ er den NEOS 2014 rund 25.000 zukommen, 2015 zahlte er ihnen auf demselben Wege 30.000 Euro aus.

 

Die ÖVP wiederum bekam für ihren Nationalratswahlkampf im vergangenen Herbst 20.000 Euro von der Vitalis Food Vertriebs-GmbH, der der Nahrungsmittelerzeuger Spitz und mehrheitlich die Mineralwasserfirma Gasteiner gehören. Fragen lässt sich freilich, ob das angesichts von insgesamt 1,13 Millionen Euro an Spenden über 3.500 Euro pro Zuwender wahlentscheidend war. Kein Geheimnis ist, dass sich zwischen den Schwarzen und der Industriellenvereinigung (IV) gelegentlich finanziell ein gewisses Naheverhältnis manifestiert. So geschehen etwa 2012, als die IV der ÖVP eine Großspende von 50.000 Euro überwies.

 

Über eine saftige Zuwendung konnte sich die SPÖ 2015 freuen, als ihr der Getränkeproduzent Rauch 117.560 Euro bescherte. Manchmal gibt es auch Geld für die Grünen, und zwar nicht von Pappe: Die Lenzing Papier GmbH etwa sponserte sie 2013 mit immerhin 18.194 Euro.

 

Nichts ausgewiesen wird für die FPÖ - was nicht zwangsläufig heißt, dass auch nichts fließt. Die Rechtslage verpflichtet die Parteien nur, Großspenden ab 50.000 Euro offenzulegen. Doch lassen sich Beträge natürlich auch stückeln - ganz legal.

Umbau im Abgang

Jean-Pierre Clamadieu, der scheidende Chef des belgischen Pharmakonzerns Solvay, verordnet dem Unternehmen zum Abschied noch eine Strukturreform - mit Arbeitsplatzverlusten.

 

Im Mai legt Solvay-Chef Jean-Pierre Clamadieu bekanntlich seine Funktion zurück, um den Aufsichtsratsvorsitz beim französischen Energiekonzern Engie zu übernehmen. Vorher wird der belgische Pharmakonzern aber noch umstrukturiert: In einer Aussendung verlautete Clamadieu, Prozesse würden vereinfacht. Die Belegschaft solle sich stärker um die Kunden und deren Bedürfnisse kümmern.

 

Die Forschungsaktivitäten von Solvay werden in Lyon und Brüssel konzentriert. Das Paris Research and Innovation Center (PIC Paris) in Aubervilliers nordostwärts der französischen Hauptstadt sowie weitere Standorte schließen. In der Folge müssen in den kommenden vier Jahren rund 500 Mitarbeiter übersiedeln. Etwa 600 Arbeitsplätze gehen völlig verloren, davon 160 in Frankreich, 90 in Portugal und 80 in Brasilien. Dazu sollen der „natürliche Abgang“ sowie das freiwilligen Ausscheiden aus dem Unternehmen beitragen, ließ Clamadieu wissen. Ferner könne es auch unternehmensinterne Umbesetzungen geben.

 

Mit seinen weitweit etwa 24.500 Beschäftigten erwirtschaftete Solvay 2017 einen Nettoumsatz von rund 10,12 Milliarden Euro, um sechs Prozent mehr als 2016. Der Jahresgewinn wird mit 939 Millionen Euro beziffert. Das entspricht einem Wachstum um etwa elf Prozent.

 

Takeda will Shire schlucken

Ein konkretes Angebot muss bis spätestens 25. April, 17 Uhr Londoner Zeit, gelegt werden.

 

Der japanische Pharmakonzern Takeda überlegt, den in Irland ansässigen Shire-Konzern zu übernehmen. Ein konkretes Angebot gibt es Takeda zufolge allerdings noch nicht. Auch mit dem Shire-Management erfolgten bisher keine Kontakte. Nach Bekanntgabe der Kaufgelüste ist Takeda nun verpflichtet, bis spätestens 25. April, 17 Uhr, Londoner Zeit, entweder ein bindendes Angebot zu legen oder bekannt zu geben, dass kein Angebot gelegt wird.

 

In einer Aussendung listete Takeda die angeblichen Vorteile des Deals auf. So würde unter anderem die eigene „Performance“ bei Krebstherapien und Nervenkrankheiten gestärkt. Gleiches würde im Bereich der „Seltenen Erkrankungen“ erfolgen, auf die sich Shire bekannter Maßen spezialisiert hat. Und wie bei solchen Transaktionen üblich, durfte auch der Hinweis auf den finanziellen Wert für die Aktionäre nicht fehlen. Shire war in den vergangenen Jahren bekanntlich selbst auf Einkaufstour und übernahm unter anderem Baxalta, was auch auf Österreich seine Auswirkungen hatte.

 

Käme der Deal zustande, entstünde ein Unternehmen, das gemäß den veröffentlichten Bilanzen 2016 einen kumulierten Umsatz von rund 29,54 Milliarden USD-Dollar (24,00 Milliarden Euro) und einen Nettogewinn von 1,07 Milliarden US-Dollar (869,4 Millionen Euro) ausgewiesen hätte. Auf Takeda wären davon rund 16,14 Milliarden US-Dollar (13,11 Milliarden Euro) an Umsatz und 745,4 Millionen US-Dollar (605,6 Millionen Euro) Nettogewinn entfallen.

Glyphosat: Kärnten ruft nach Köstinger

Nach der Feststellung der EU-Kommission, dass das Kärntner Glyphosat-Verbot in seiner derzeitigen Fassung unzulässig ist, sucht die Landesregierung nach Alternativen und sieht die Landwirtschaftsministerin in der Pflicht.

 

Die EU-Kommission akzeptiert das Kärntner Glyphosat-Verbot in seiner derzeitigen Fassung nicht und verlangt Nachbesserungen. Laut einem Schreiben der Kommission ist es nicht zulässig, sich bei einschlägigen Verboten allgemein auf das Vorsorgeprinzip zu berufen. Statt dessen muss die Zulassung der einzelnen glyphosathältigen Produkte individuell geprüft werden. Ferner hält die Kommission die für das Verbot vorgebrachten Gründe für unzureichend. Landeshauptmann Peter Kaiser verlautete dazu, er nehme die Entscheidung der Kommission zur Kenntnis. Mit Vertretern der Kommission liefen bereits Gespräche, um die Möglichkeiten für ein Glyphosat-Verbot auszuloten: „Wir werden sicher nicht so einfach zur Tagesordnung übergehen.“

 

Allerdings müsse auch Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger tätig werden, forderte Kaiser: „Sie muss sich einmal ganz deutlich artikulieren, ob sie für ein Glyphosat-Verbot ist oder nicht.“ Das könnte möglicherweise unterhaltsam werden. Die Kärntnerin Köstinger hatte sich bisher stets gegen ein Verbot des Mittels ausgesprochen und unter anderem argumentiert, „eine reine Blockade gegen anerkannte Wissenschaft ist zu wenig“. Zuletzt katzbalgten sich Köstinger und die Glyphosatgegner um die Jahreswende. Letztere warfen der damaligen Neo-Ministerin vor, als „Lobbyistin für Glyphosat“ zu agieren, ein österreichweites Verbot des Mittels „weiter auf die lange Bank“ zu schieben und „kein Wort zu gesundheitlichen oder umweltbezogenen Risiken“ zu sagen.

 

Ein Tätigwerden Köstingers forderte auch Thomas Waitz, Abgeordneter der Grünen im Europäischen Parlament. Ihm zufolge „muss Köstinger national jegliche Maßnahmen ergreifen, die rechtlich möglich sind. Als ersten Schritt sollte Österreich ein nationales Anwendungsverbot im öffentlichen Bereich und für die private Anwendung umsetzen. Aber auch im Bereich der Landwirtschaft könnten wir den Einsatz von Glyphosat ab sofort massiv reduzieren - etwa indem Ministerin Köstinger die Landwirte beim Herbizidverzicht unterstützt, Umweltförderungen künftig an den Glyphosatverzicht knüpft oder das Totspritzen von an sich umweltfreundlichen Winterbegrünungen untersagt“.

GSK: Finanzielle Osterfreuden für Novartis

Der britische Pharmakonzern übernimmt ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Schweizer Giganten um 13 Milliarden US-Dollar vollständig und löst damit ein 2014 vereinbartes Paket auf.

 

Um rund 13,0 Milliarden US-Dollar (10,49 Milliarden Euro) übernimmt GSK von Novartis den 36,5-Prozent-Anteil an GSK Consumer Healthcare Holdings Ltd., dem Gemeinschaftsunternehmen im Bereich nicht verschreibungspflichtiger Medikamente („Consumer Healthcare“). Abgeschlossen werden soll der Deal im zweiten Quartal. Das Gemeinschaftsunternehmen besteht seit 2015. In einer Aussendung von GSK hieß es, Novartis hätte vom 2. März 2018 bis einschließlich 2. März 2035 das Recht gehabt, die teilweise oder vollständige Übernahme seines Anteils durch GSK zu verlangen. Dies habe die Finanzplanung von GSK erschwert. Mit der nunmehrigen Transaktion werde die Unsicherheit beseitigt. Der Abschluss des Geschäfts bedarf der Zustimmung der Aktionäre von GSK. Behördliche Genehmigungen sind nicht notwendig. Ein schlechtes Geschäft für Novartis ist das wohl eher nicht: Der Schweizer Pharmariese erlöste aus dem Gemeinschaftsunternehmen 2017 einen Ertrag von 629 Millionen US-Dollar (507,3 Millionen Euro), worin allerdings Sondereffekte von 237 Millionen US-Dollar (191,2 Millionen Euro) aufgrund geänderter Steuervorschriften in der Schweiz enthalten waren.

 

Teilweise aufgelöst wird damit ein drei Punkte umfassendes Paket, das Novartis und GSK 2014 vereinbarten und 2015 abschlossen. Dieses umfasste die Übernahme der Onkologiesparte von GSK durch Novartis um rund 16, 0 Milliarden US-Dollar (12,90 Millionen Euro), den Kauf des Impfstoffgeschäfts ohne Grippemittel von Novartis durch GSK um 7,1 Milliarden US-Dollar (5.73 Milliarden Euro) sowie die Gründung der GSK Consumer Healthcare Holdings Ltd..

 

Wie GSK deren vollständige Übernahme finanziert, ist offenbar noch nicht ganz klar. Überlegt wird unter anderem, den 72,5-Prozent-Anteil an der indischen Tochtergesellschaft GlaxoSmithKline Consumer Healthcare Ltd. zu verkaufen. Auch das Abstoßen weiterer Vermögenswerte ist möglich. Eine diesbezügliche Überprüfung („strategic review“) soll bis Jahresende abgeschlossen werden. GSK-Chefin Emma Walmsley verlautete, die Transaktion helfe, „unsere Anstrengungen zur Verbesserung unserer Performance zu beschleunigen“. Sinnvoll wäre das vermutlich: Nach dem Katastrophenjahr 2016, in dem der operative Gewinn währungsbereinigt um 74,9 Prozent auf 2,59 Milliarden Pfund (2,09 Milliarden Euro) eingebrochen war, hatte GSK 2017 wieder etwas Fuß gefasst. Der operative Gewinn war um rund 57,5 Prozent auf 4,08 Milliarden Pfund (3,29 Milliarden Euro) gewachsen. Doch auch das entspricht nur 39,5 Prozent des operativen Gewinns von 2015, dem Jahr, bevor das Patent für den „Blockbuster“ Advair in den USA ablief. Einen finanziell gleichwertigen Ersatz für das Asthmamittel hat GSK bis dato nicht auf den Markt gebracht. Und auch das Geschäft mit Impfstoffen sowie nicht rezeptpflichtigen Medikamenten kompensierte den Ausfall nicht. Im Gegenteil wurde der Abtausch der Okologiesparte gegen das weniger einträgliche Impfstoffgeschäft in manchen Kreisen mit Skepsis betrachtet.

 

Novartis-Chef Vasant Narasimhan gab sich jedenfalls erfreut über das finanzielle „Osterei“. Er ließ wissen, das Consumer-Healthcare-Geschäft seines Unternehmens laufe durchaus ordentlich: „Dennoch ist jetzt der richtige Zeitpunkt, einen Vermögenswert zu einem attraktiven Preis zu verkaufen, der nicht zu den Herzstücken unseres Konzerns gehört.“

Covestro verkauft Polycarbonatplattengeschäft

In einem ersten Schritt wird heuer eine Fabrik in Sheffield im US-Bundesstaat Massachusetts veräußert.

 

Der deutsche Werkstoffkonzern Covestro will nach eigenen Angaben aus dem Geschäft mit Polycarbonatplatten aussteigen. Untersuchungen hätten ergeben, „dass unser Plattengeschäft langfristig nicht zu unserem Polycarbonatgeschäft passt“, verlauteteVorstandschef Patrick Thomas. In einem ersten Schritt verkauft Covestro seine Polycarbonatplattenfabrik in Sheffield im US-Bundesstaat Massachusetts an den US-amerikanischen Acrylplattenhersteller Plaskolite. Dieser übernimmt auch die in Sheffield tätigen rund 150 Mitarbeiter. Abgeschlossen werden soll die Transaktion im dritten Quartal 2018. Laut Covestro liegt der Kaufpreis „im oberen zweistelligen Millionen-Dollar-Bereich“.

 

Im Jahr 2017 erwirtschaftete der deutsche Konzern in Sheffield einen Umsatz von rund 170 Millionen US-Dollar (138 Millionen Euro). Thomas bezeichnete Plaskolite als „hervorragenden Käufer“. Einer Aussendung zufolge startet Covestro demnächst ein Bieterverfahren zum Verkauf seiner europäischen Polycarbonatplattenfabriken. Was die Anlagen im asiatisch-pazifischen Raum betrifft, werde „zu gegebener Zeit Näheres bekannt gegeben“.

 

Plaskolite mit Hauptsitz in Columbus, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Ohio, gilt als einer der größten Erzeuger von Acrylplatten in ganz Nordamerika. Der bisherige Jahresumsatz wird mit etwa 340 Millionen US-Dollar (276 Millionen Euro) beziffert. Mit der Übernahme der Covestro-Fabrik in Sheffield erringt Plaskolite nach eigenen Angaben auch eine führende Position in der nordamerikanischen Polycarbonaterzeugung. Verwendet werden Polycarbonatplatten unter anderem für Überdachungen und Leuchtreklameschilder sowie in öffentlichen Verkehrsmitteln.

 

 

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