Weblog von fischer

BASF: Jahresgewinn steigt um 50 Prozent

Kurt Bock hat seine letzte Bilanz als Vorstandschef des deutschen Chemiemultis präsentiert. Neben dem Gewinn wuchsen auf der Umsatz, das EBITDA und das EBIT „deutlich“, meldet er.

 

Seine letzte Jahresbilanz als BASF-Vorstandschef präsentierte am 27. Februar Kurt Bock, der den deutschen Chemiemulti seit 2011 leitet. Wie berichtet, soll er nach einer „Cooling-off“-Phase 2020 Aufsichtsratsvorsitzender werden und wird das Unternehmen deshalb mit Ablauf der Hauptversammlung am 4. Mai verlassen. Als Nachfolger ist sein derzeitiger Stellvertreter Martin Brudermüller designiert. Das Jahresergebnis 2017 beurteilte Bock positiv: „Wir sind im vergangenen Jahr deutlich gewachsen und konnten unsere Ertragskraft weiter ausbauen. Außerdem haben wir wichtige Weichen für die personelle und strategische Weiterentwicklung unseres Unternehmens gestellt.“

 

Im Detail heißt das: Der Umsatz wuchs verglichen mit 2016 um rund 12 Prozent auf 64,47 Milliarden Euro. Das EBITDA legte um 20,9 Prozent auf 12,72 Milliarden Euro zu, das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) um 35,8 Prozent auf 8,52 Milliarden. Den Jahresgewinn beziffert BASF mit 6,07 Milliarden Euro, was gegenüber 2016 einem Plus von 49,9 Prozent entspricht. Bock zufolge „verkaufte die BASF in allen Unternehmensbereichen höhere Mengen und steigerte ihre Profitabilität erheblich. Hierzu haben auch höhere Preise beigetragen, vor allem im Segment Chemicals“. Einen Beitrag zum Umsatzwachstum leistete ferner der Kauf des Metallbehandlungsgeschäfts von Chemetall, das BASF vom US-amerikanischen Chemiekonzern Albemarle übernahm. Dies betraf den Unternehmensbereich Coatings, dessen Umsatzsteigerung um 720 Millionen auf 3,97 Milliarden Euro „im Wesentlichen“ auf diese Akquisition zurückzuführen ist, heißt es im Geschäftsbericht.

 

Als „besonders erfreulich“ bezeichnete Bock das „starke Wachstum in Asien. Das Ergebnis konnten wir dank höherer Margen und gestiegener Mengen auf 2,21 Milliarden Euro verdoppeln. Damit wurde Asien zur renditestärksten Region der BASF“. Allerdings ist Europa nach wie vor der weitaus wichtigste Markt des Konzerns. Der dort erzielte Umsatz belief sich auf 30,77 Milliarden Euro (plus 13 Prozent), verglichen mit 13,66 Milliarden in der Region Asien-Pazifik (plus 19 Prozent). Was das EBIT betrifft, fiel dieses in Europa mit 4,74 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch aus wie im asiatisch-pazifischen Raum mit 2,21 Milliarden Euro. Und gering war das EBIT-Wachstum in Europa mit rund 31 Prozent auch in Europa nicht. Deutlich schwächer als in Asien und Europa fielen die Umsatz- und EBIT-Steigerung in Nordamerika inklusive USA aus. Der Umsatz wuchs dort um 9 Prozent auf 15,94 Milliarden Euro, das EBIT um 11 Prozent auf 1,24 Milliarden. In der Region Südamerika, Afrika und Naher Osten schließlich sank der Umsatz der BASF um 1 Prozent auf 4,10 Milliarden Euro. Das EBIT verringerte sich um 22 Prozent auf 335 Millionen Euro.

 

Was das angelaufene Geschäftsjahr 2018 betrifft, rechnet Bock mit leichten Steigerungen des Umsatzes sowie des EBITs vor Sondereinflüssen. Erreicht werden soll dies vor allem durch „das Absatzwachstum“. Im Lauf des ersten Halbjahres will BASF Teile des Agrargeschäfts von Bayer übernehmen. Diese muss Bayer im Zuge der geplanten Fusion mit Monsanto abstoßen. Vorgesehen ist weiters, im Öl- und Erdgasgeschäft mit LetterOne ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Bezeichnung Wintershall DEA zu gründen. Diese soll laut BASF „eines der größten unabhängigen Explorations- und Produktionsunternehmen in Europa werden. Mittelfristig ist vorgesehen, das Gemeinschaftsunternehmen an die Börse zu bringen“. LetterOne ist eine Investmentgesellschaft mit Sitz in Luxemburg, an der unter anderem der ukrainische Finanzmagnat Michail Fridman und der russländische Geschäftsmann Petr Aven beteiligt sind. „Non-Executive Chairman“ des Management Board ist der ehemalige britische Handelsminister Lord Davies of Abersoch. Als CEO fungiert David Gould, der zuvor unter anderem für die Alfa Group tätig war, an der Fridman und Aven nicht unwesentlich beteiligt sind.

 

Bleibt zu vermerken, dass Bock auch die Aktionäre von den Resultaten des Geschäftsjahres 2017 profitieren lassen will: Der Vorstand wird der Hauptversammlung empfehlen, die Dividende von 3,00 Euro je Aktie für 2016 auf 3,10 Euro je Aktie zu erhöhen.

 

AMAG meldet „Rekordergebnis“

Das EBITDA des Ranshofener Aluminiumkonzerns im Jahr 2017 war das höchste der Unternehmensgeschichte. Umsatz, EBIT und Ergebnis nach Ertragssteuern wuchsen im Vergleich zu 2016 sämtlich zweistellig.

 

Ein „Rekordergebnis“ verkündeten die AMAG-Vorstände Helmut Kaufmann (Technik) und Gerald Mayer (Finanzen): Der Umsatz des Aluminiumkonzerns lag 2017 bei 1,03 Milliarden Euro, um 14 Prozent mehr als 2016. Das EBITDA lag mit 164,5 Millionen Euro um 15 Prozent über dem von 2016 und erreichte damit einen „Rekordwert“, berichtete Kaufmann in Vertretung des erkrankten Vorstandsvorsitzenden Helmut Wieser. Laut Geschäftsbericht handelt es sich um das bisher höchste operative Ergebnis in der Unternehmensgeschichte. Um 19 Prozent auf 86,8 Millionen Euro gewachsen ist das Betriebsergebnis (EBIT). Das Ergebnis nach Ertragssteuern schließlich war mit 63,2 Millionen Euro um 36,4 Prozent höher als 2016. Als Gründe für diese Entwicklung nannte Kaufmann die „höhere Absatzmenge im Zuge des organischen Wachstumskurses“ sowie den „höhere Aluminiumpreis, der im Jahresdurchschnitt mit 1.980 US-Dollar pro Tonne um rund 23 Prozent über dem Vorjahresmittel lag“. Dass der Cash Flow aus der laufenden Geschäftstätigkeit mit 101,8 Millionen Euro um 11,3 Prozent unter dem Wert von 2016 (114,9) lag, erklärte Finanzvorstand Mayer „vor allem“ mit den höheren Alu-Einkaufspreisen sowie dem gestiegenen Steueraufkommen. An Ertragssteuern alleine bezahlte die AMAG 2017 mit 18,5 Millionen Euro allerdings nur um 1,8 Millionen Euro mehr als 2016.

 

Für heuer erwartet der AMAG-Vorstand, weiterhin „vom eingeschlagenen Wachstumskurs profitieren zu können“. Eine detaillierte Prognose wollte Mayer nicht stellen: „Dazu ist es noch zu früh im Jahr.“ Allerdings sei im wichtigsten Geschäftsbereich, den Walzprodukten, sowie bei Primäraluminium ein Wachstum von rund vier Prozent zu erwarten. Im Segment Metall hänge die Geschäftsentwicklung von den Preisen für Aluminium und Rohstoffe sowie von den Währungsschwankungen ab. Für den Bereich Gießen geht das AMAG-Management von einer „soliden Ergebnisentwicklung“ aus. Offen ist laut Mayer, wie sich die geplanten US-amerikanischen Zoll- bzw. Importbeschränkungsvorgaben auswirken. Eine reine Zollerhöhung, die alle Alu-Produzenten gleichermaßen trifft, wäre ihm zufolge „nicht so schlimm“. Unangenehmer würden sich Einfuhrkontingente bemerkbar machen: „Denn dann könnten wir weniger in die USA exportieren.“ Allerdings besteht die Möglichkeit, dass sich die USA mit solchen Maßnahmen auch selber schaden: Sie sind auf den Import speziell hochwertiger Alu-Erzeugnisse wie die der AMAG angewiesen.

 

Längerfristig sind die Aussichten laut Kaufmann nicht schlecht. So wird für die kommenden 20 Jahre ein Mehrbedarf an rund 41.000 neuen (Passagier-)Flugzeugen erwartet. Ferner sollte bis 2027 die Nachfrage der Automobilindustrie nach Aluminiumblechen um elf Prozent pro Jahr steigen und letztlich einen Wert von 3,8 Millionen Tonnen erreichen. Für beide Industriezweige ist die AMAG ein nicht zu unterschätzender Zulieferer. Zu den Kunden gehören im Luftfahrtsegment Airbus, Boeing, Cessna und Embraer ebenso wie Lockheed Martin, BAE Systems und Dassault, aber auch derHubschrauberproduzent Agusta Westland. Unter den Autoproduzenten stehen Audi, BMW, Daimler-Mercedes, Chrysler, General Motors und Renault-Nissan auf der Abnehmerliste. Für den Alfa Romeo Stelvio liefert die AMAG Kotflügel- und Türkomponenten. Kaufmann zufolge ist das „ein Herzeigeprodukt“.

 

OMV mit „sehr erfolgreichem Jahr“

Das Öl- und Gasunternehmen fuhr 2017 rund 853 Millionen Euro Gewinn ein und ist für heuer ebenfalls zuversichtlich.

 

Die OMV verzeichnete 2017 einen Umsatz von rund 20,22 Milliarden Euro, um fünf Prozent mehr als 2016. Das um Lagerhaltungseffekte bereinigte operative Ergebnis vor Sondereffekten („CCS Operatives Ergebnis vor Sondereffekten“) fiel mit 2,96 Milliarden Euro fast doppelt so hoch aus wie 2016. Und statt einem Verlust von 183 Millionen Euro im Jahr 2016 konnte das Unternehmen 2017 einen Gewinn von 853 Millionen Euro verbuchen. Entsprechend aufgeräumt zeigte sich Generaldirektor Rainer Seele bei der Bilanzpressekonferenz: „Es war ein sehr erfolgreiches Jahr. Ein so gutes Ergebnis hatten wir zuletzt 2013. Aber damals waren die Ölpreise doppelt so hoch wie derzeit.“ Dank um 15 Prozent gesunkener Produktionskosten von rund 8,8 US-Dollar je Fass könne die OMV nun auch bei einem Öl-Verkaufspreis von 25 US-Dollar je Fass Gewinne machen. Vor wenigen Jahren habe sie dazu noch rund 70 US-Dollar je Fass gebraucht. Freuen können sich laut Seele auch die Aktionäre: Vorbehaltlich der Zustimmung der Hauptversammlung bekommen sie mit 1,50 Euro je Aktie die bisher höchste Dividende der Unternehmensgeschichte.

 

Zu dem Resultat trug mit höheren Absatzpreisen für Erdöl und Erdgas nicht zuletzt der Bereich Downstream bei, zu dem auch das Petrochemie-Geschäft gehört. Die Referenz-Raffineriemarge lag bei 6,0 US-Dollar je Fass und war damit um rund 21,7 Prozent höher als 2016 (4,7 US-Dollar je Fass). Etwa 110 Millionen Euro investierte die OMV vergangenes Jahr in die Generalüberholung der Raffinerie Schwechat. Trotz des dadurch bedingten geplanten zeitweiligen Produktionsstillstands erbrachte das Petrochemiegeschäft einen Ergebnisbeitrag von rund 245 Millionen Euro. Wie es seitens des Unternehmens hieß, war das unter anderem durch die Butadien-Margen bedingt, die „im ersten Halbjahr einen Höchststand erreichten“. Die Borealis, an der die OMV mit 36 Prozent beteiligt ist, unterstützte das operative Ergebnis ebenso wie 2016 mit rund 399 Millionen Euro. Laut dem für das Downstream-Geschäft verantwortlichen Vorstandsdirektor Manfred Leitner plant die OMV bis auf Weiteres nicht, den Anteil an der Borealis zu verändern. Im Lauf des vergangenen Jahres war gerüchteweise von einer möglichen Aufstockung die Rede gewesen.

 

Für heuer erwartet die OMV einen durchschnittlichen Verkaufspreis für Erdöl von rund 60 US-Dollar je Fass. Allerdings dürften dadurch die Raffineriemargen fallen. Die Petrochemiemargen sollen dagegen „auf einem ähnlichen Niveau wie im Jahr 2017“ liegen. Den voraussichtlichen Auslastungsgrad ihrer Raffinerien veranschlagt die OMV auf über 90 Prozent. Berücksichtigt ist dabei ein sechs Wochen langer Stillstand der rumänischen Raffinerie Petrobrazi, die im zweiten Quartal generalüberholt wird.

 

Generaldirektor Seele verlautete, er wolle „Die Erfolgsgeschichte 2018 fortschreiben. Es gibt viel zu tun. Die OMV packt es an“.

 

Merck: Weitere CRISPR-Patente

Die „Genscheren-Technologie“ des deutschen Pharmakonzerns Merck steht bald auch in Südkorea und Israel unter Schutz.

 

Die Patentämter Südkoreas (Korean Intellectual Property Office) und Israels (Israel Patent Office) werden dem deutschen Pharmakonzern Merck Patente für seine „Genscheren-Technologie“ CRISPR erteilen. Das berichtet Merck unter Berufung auf entsprechende Mitteilungen der beiden Behörden. Dem Konzern zufolge handelt es sich um das fünfte und sechste Patent für die Technologie. Ähnliche Patente erteilten ihm zufolge das Intellectual Property Office von Singapur sowie das australische Patentamt. „Darüber hinaus wurden dem Unternehmen zugehörige Patente von den europäischen und kanadischen Patentämtern gewährt“, hieß es in einer Aussendung.

 

In Südkorea und Israel geht es um die sogenannte „chromosomale Integration“. Dabei wird die DNA durchtrennt und an der betreffende Stelle eine neue Gensequenz eingefügt. So lassen sich krankhafte Mutationen entfernen und „ durch eine vorteilhafte oder funktionale Gensequenz ersetzen“, verlautet Merck. Mit CRISPR könnten „mit Krebs oder seltenen Krankheiten assoziierte Gene ermittelt oder zu Blindheit führende Mutationen rückgängig gemacht werden“.

 

Nach eigenen Angaben beabsichtigt Merck, „interessierten Parteien“ Lizenzen für den Einsatz von CRISPR zu erteilen. Gehen könnte es dabei um „Anwendungen wie Grundlagenforschung, landwirtschaftliche Biotechnologie und therapeutische Verwendung“.

 

Covestro meldet „Rekordjahr“

Der Leverkusener Werkstoffkonzern hat sein Unternehmensergebnis von 2016 auf 2017 mehr als verdoppelt, das EBITDA wuchs um rund 71 Prozent.

 

Der Werkstoffkonzern Covestro meldet für das Geschäftsjahr 2017 ein Konzernergebnis von rund 2,0 Milliarden Euro, um 153 Prozent mehr als 2016. Das EBITDA wuchs um 70,6 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro, der Umsatz um 18,8 Prozent auf 14,1 Milliarden Euro. Ausschlaggebend dafür waren höhere Verkaufsmengen und -preise. Covestro plant, die Dividende von 1,35 Euro auf 2,20 Euro zu erhöhen.

Der scheidende Vorstandschef Patrick W. Thomas sprach von einem „beeindruckenden Ergebnis“. Die Unternehmensziele seien „deutlich übertroffen“ worden. Für 2018 ist nach Einschätzung der Unternehmensführung mit einer „positiven Entwicklung“ zu rechnen. Die Verkaufsmengen im Kerngeschäft sollen „im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich“ wachsen. Das EBITDA wird voraussichlich „auf dem Niveau des Vorjahres“ liegen, also bei etwa 2,0 Milliarden Euro.

 

Thomas´ Vorstandsvertrag läuft mit 30. September aus. Sein Nachfolger ist Markus Steilemann, derzeit Vertriebschef von Covestro. Ihm zufolge nimmt Covestro demnächst einen „digitalen Marktplatz“ in Betrieb. Dieser soll den Kunden den „Zugang zu Basis-Produkten vereinfachen und sie mit Covestro sowie weiteren Anbietern vernetzen“. Covestro plant, über die Plattform bis Ende 2019 insgesamt bis zu einer Milliarde Euro Umsatz zu erwirtschaften.

 

 

Planmäßiger Abschluss

Lanxess hat das Phosphoradditiv-Geschäft von Solvay übernommen.

 

Wie geplant, hat der deutsche Spezialchemie-Konzern Lanxess das Phosphorchemikalien-Geschäft des belgischen Chemiekonzerns Solvay übernommen. In den Kauf einbezogen ist auch der Produktionsstandort von Solvay in Charleston im US-amerikanischen Bundesstaat South Carolina. Etwa 90 Beschäftigte erzeugen dort Phosphorchlorid und eine Reihe von Folgeprodukten, darunter Flammschutz-Additive sowie Substanzen zur Erzeugung von Agrochemikalien.

 

Mitte November vergangenen Jahres hatten sich die beiden Unternehmen hinsichtlich der Akquisition geeinigt. Nun liegt das Placet aller zuständigen Behörden vor, verlautete Lanxess. Der Jahresumsatz der übernommenen Geschäftsbereiche von Solvay wird mit rund 65 Millionen Euro beziffert.

Chemiepolitik: Es grünt so grün

Lead: „Chemie als Teil der Lösung“ für eine ganze Reihe von Problemen ist das Motto der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr. Einer der Höhepunkte könnte die „Green Chemistry“-Konferenz Anfang November werden.

 

Das Programm der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2018 steht fest - zumindest, was die Chemiepolitik betrifft. Wie Thomas Jakl, der Leiter der zuständigen Abteilung V / 5 im Umwelt- - pardon, natürlich Nachhaltigkeitsministerium - erläutert, steht sie unter dem Motto „Chemicals are part of the solution“. Jakl formuliert das so: „Wir wollen einen positiven innovativen, chemiefreundlichen Zugang.“ Dem diene insbesondere auch die „Green-Chemistry-Konferenz“ am 5. und 6. November in Wien. Beteiligt sind neben dem Ministerium die ISC3-Initiative, die Europäische Umweltagentur EEA und die UNIDO, die Entwicklungshilfe-Organisation der Vereinten Nationen. Als einer der Hauptreferenten hat sich John Warner angesagt, der gemeinsam mit Paul Anastas den Begriff „Green Chemistry“ kreierte. Jakl zufolge soll die Konferenz nicht zuletzt zeigen, was unter diesem Begriff zu verstehen ist und wie es mit der Rohstoffbasis aussieht. Denn die sattsam bekannte Teller-versus-Tank-Diskussion ein weiteres Mal aufzuwärmen, habe keinen Sinn. Umso weniger, als in der Green Chemistry ohnedies vor allem biotechnologisch generierte Materialien zum Einsatz gelangen sollen. Doch nicht nur technische Aspekte stehen bei der Konferenz auf dem Programm. Ein weiteres wichtiges Thema ist, ob der Einsatz von Green Chemistry den Unternehmen auch in Hinblick auf regulatorische Belange Vorteile bringen könnte. „Eine der Fragen ist, ob das Chemikalienmanagementsystem REACH und die übrige Gesetzgebung im Chemiebereich ausreichen Raum für Innovationen bieten“, erläutert Jakl. Sinnvoll könnte es beispielsweise sein, einschlägigen Unternehmen einfacheren Zugang zum Zulasssungssystem für neue Stoffe zu bieten sowie ihnen längere Zulassungsfristen oder reduzierte Zulassungsgebühren zu gewähren.

Ein weiterer Programmpunkt in der österreichischen „Presidency“ wird im September die Präsentation der ersten Ergebnisse des seit rund anderthalb Jahren laufenden „Human Biomonitoring“-Programms der Europäischen Union sein. Dieses zielt darauf ab, die Belastung der EU-Bürger durch chemische Stoffe zu erfassen und, so weit möglich, zu verringern. Laut Jakl geht es unter anderem darum, ob die Methodik zur Durchführung des Monitorings feststeht, ob die zu überwachenden Substanzen ausgewählt sind, ob sich sämtliche derzeit noch 28 EU-Mitgliedsstaaten beteiligen und ob ein tauglicher Auswertungsalgorithmus geschaffen wurde, um die wirklich wichtigen Substanzen herauszufinden. Weiters soll geklärt werden, ob sich bereits Trends in der Belastungssituation abzeichnen.

 

Kür und Pflicht

 

Und das ist nur die „Kür“ des Präsidentschaftsprogramms, also jener Teil, den Österreich aus eigenem Antrieb durchzuführen gedenkt. Was das Pflichtprogramm betrifft, steht nicht zuletzt das Abarbeiten von Vorschlägen der Kommission zu rechtlichen und regulatorischen Themen auf der Tagesordnung. Im zweiten Quartal erwartet wird Jakl zufolge eine Neufassung der Verordnung zu den „Persistent Organic Pollutants“ (POPs). So sind etwa die Anhänge hinsichtlich der Verbote von Substanzen zu erweitern. Ferner ist die auf europäischer Ebene bereits bestehende Arbeitsgruppe zu den persistenten Bioakkumulatoren gibt, formal bei der Chemikalienagentur ECHA in Helsinki einzurichten. Möglicherweise wird die Kommission auch einen Vorschlag zu Einwegplastik präsentieren. Eine diesbezügliche Ankündigung erging im Rahmen der kürzlich publizierten Plastikstrategie. „Da werden wir schauen, was kommt. Gesehen haben wir noch nichts“, konstatiert Jakl pragmatisch.

Mitteilungen der EU-Kommission sind unter anderem zur Überarbeitung von REACH („REACH-Refit“) sowie zum „Fitnesscheck“ bezüglich der Chemiegesetzgebung außerhalb von REACH angekündigt. Die Kommission plant, diese bei einer „High-Level-Konferenz“ gemeinsam mit der österreichichen Präsidentschaft vorzustellen, die aller Wahrscheinlichkeit nach im Oktober stattfindet. Weil insbesondere auch die skandinavischen Staaten an dieser Thematik höchst interessiert sind, werden sie auf Initiative Jakls in die Organisation der Konferenz eingebunden.

Das „Pflichtprogramm“ bildet die inhaltliche Grundlage für die Schlussfolgerungen, die auf dem Umwelt-Rat der EU im Dezember beschlossen werden sollen. Im Oktober und November sind diese in der Ratsarbeitsgruppe Umwelt zu verhandeln und so weit wie möglich zu finalisieren.

Laut Jakl hat auch die Chemieindustrie bereits ihre Wünsche kundgetan. Und manche davon sind ihm zufolge unkontroversiell. So müsse beispielsweise eine Lösung für Chemikalien gefunden werden, die in jenen Produkten enthalten sind, die in die EU importiert werden. Schließlich gehe es nicht an, dass ein und derselbe Stoff in der EU ein aufwändiges Zulassungsverfahren zu durchlaufen habe, aber ohne entsprechende Zulassung importiert werden könne. Ferner steht die Entflechtung der Bestimmungen von REACH und der Vorgaben zum Arbeitnehmerschutz auf der Agenda. Zurzeit sieht REACH für eine Reihe von Substanzen Grenzwerte vor, die an Arbeitplätzen einzuhalten sind. Jakl: „Da sagen viele zu recht, es gibt außerhalb von REACH entsprechende rechtliche Schutzvorgaben.“ Um Unsicherheiten und Doppelgleisigkeiten zu vermeiden, gibt es ihm zufolge zwei grundsätzliche Möglichkeiten: „Entweder man `kassiert´ die einschlägigen Bestimmungen in REACH. Oder man sagt: REACH ist überall dort anzuwenden, wo ein Risiko auftritt. Somit ist REACH auch ein Arbeitssschutzinstrument.“ In diesem Fall müssten die einschlägigen Bestimmungen des Chemikalienmanagemensystems adaptiert werden, damit die Chemiebranche bewährte Verfahren und Prozesse weiter verwenden könne.

Offen ist, ob die EU-Kommission noch ihren seit längerem angekündigten Vorschlag zur „Chemical Strategy: Towards a non-toxic environment“ vorlegt. Dessen Sinnhaftigkeit lässt sich laut Jakl diskutieren: „Schon allein der Titel ist problematisch. Die Minimierung von bestimmten Substanzen ist ja gut und schön, aber `not-toxic´ ist einfach nicht möglich.“

 

Minamata und SAICM

 

Bleiben noch jene Dinge, die auf UN-Ebene zu erledigen sind. Auf dem Programm steht insbesondere die zweite Vertragsstaatenkonferenz der Minamata-Konvention zum Schutz vor Quecksilber. Ferner ist eine Vertragsstaatentagung zum freiwilligen globalen Chemikaliensicherheitsprogramm SAICM abzuhalten. Dieses läuft 2020 aus. Während der der Tagung könnten erste Entscheidungen fallen, wie es danach weitergeht.

Zu guter Letzt ist geplant, dass das Management Board der ECHA im Lauf der „Presidency“ Wien besucht. Über zu wenig Arbeit dürften sich Jakl und sein Team heuer daher kaum zu beklagen haben.

Synthomer kauft von BASF

Der britische Spezialchemikalienkonzern übernahm die Fabrik des deutschen Chemieriesen in Pischelsdorf.

 

Mit Datum 1. Februar erwarb Synthomer Austria die Fabrik von BASF in Pischelsdorf. Dort werden Papierdispersionen auf Styrol-Butadien-Basis erzeugt. Den Kaufpreis bezifferte BASF mit 30 Millionen Euro. Laut einer Aussendung des deutschen Konzerns übernimmt Synthomer Austria sämtliche 42 in der Fabrik Beschäftigten.

 

Synthomer Austria ist eine Tochter des britischen Spezialchemikalienkonzerns Synthomer. Dieser beziffert seinen Jahresumsatz mit rund 1,2 Milliarden Euro. Weltweit hat er nach eigenen Angaben rund 2.750 Beschäftigte an 25 Standorten.

 

 

SABIC steigt bei Clariant ein

Der Schweizer Spezialchemikalienkonzern hat einen neuen Hauptaktionär mit Sitz in Saudiarabien.

 

Der saudiarabische Petro- und Spezialchemikalienkonzern SABIC hat 24,99 Prozent der Aktien von Clariant übernommen. Diese wurden zuvor von den Investmentgesellschaften White Tale und 40 North gehalten, meldete Clariant. SABIC sei damit der größte Einzelaktionär des Unternehmens. In den kommenden Wochen werde es Gespräche geben, wie sich auf Basis der neuen Aktionärsstruktur weitere Wertschöpfung erzielen lasse.

 

Die 1976 gegründete SABIC hat ihren Sitz in der saudischen Hauptstadt Riad. Das Unternehmen gehört zu rund 70 Prozent dem Staat, die übrigen Anteile sind im Streubesitz. Ihren eigenen Angaben nach ist die SABIC vor allem im Petro- und Spezialchemiegeschäft tätig. Im Jahr 2016 erwirtschaftete sie einen Reingewinn von 4,8 Milliarden US-Dollar (3,9 Milliarden Euro). Der Konzern bezeichnet sich selbst als weltweit drittgrößten Hersteller von Polyolefinen und als größten Hersteller von Monoethylenglykol, MTBE (Methyl-tert-butylether), granuliertem Harnstoff, Polykarbonat, Polypropylen und Polyetherimid (PEI).

 

Mit ihrer White Tale Holding verhinderten die US-amerikanischen Börsenspekulanten David J. Millstone, David S. Winter sowie Keith A. Meister im vergangenen Herbst die geplante Fusion von Clariant mit Huntsman. Sie übernahmen einen Anteil von rund 15,1 Prozent an Clariant. In einem Schreiben an Aufsichtsratschef Rudolf Wehrli sowie Vorstandschef Hariolf Kottmann forderten sie ultimativ, eine „unabhängige Investmentbank“ mit der Prüfung von Alternativen zu beauftragen und sich vom Kunststoff- sowie Beschichtungsgeschäft zu trennen. Für den Fall des Zuwiderhandelns kündigten sie an, gegen die Fusion zu stimmen und die Prüfung von Alternativen zu erzwingen.

 

 

 

 

Novartis steigert Umsatz und Reingewinn

Für den Schweizer Pharmakonzern war 2017 „ein gutes Jahr“, sagt der scheidende CEO Joseph Jimenez. Sein Nachfolger Vasant Narasimhan setzt auf weiteres Wachstum.

 

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis erwirtschaftete 2017 einen Jahresumsatz von rund 49,1 Milliarden US-Dollar (39,6 Milliarden Euro). Wechselkursbereinigt ist das ein Plus von zwei Prozent. Das operative Ergebnis wuchs um sieben Prozent auf 8,6 Milliarden Dollar (6,9 Milliarden Euro). Seinen Reingewinn beziffert der Konzern mit 7,7 Milliarden US-Dollar (6,2 Milliarden Euro), was einem Zuwachs von rund zwölf Prozent gleichkommt.

 

Der weitaus größte Geschäftsbereich, Innovative Medicines, verzeichnete einen Nettoumsatz von rund 33,0 Milliarden US-Dollar (26,6 Milliarden Euro), um zwei Prozent mehr als 2016. Das operative Ergebnis lag mit 7,8 Milliarden US-Dollar (6,3 Milliarden Euro) um sieben Prozent über dem von 2016. Seine Gründe hat dies laut Novartis insbesondere in „Umsatzsteigerungen, geringeren Abschreibungen und der erzielten Produktivität, die Einbußen durch Generikakonkurrenz und Investitionen zur Wachstumssteigerung teilweise wettmachten“.

 

Weniger gut lief es dagegen im Geschäftsbereich Sandoz, dessen Nettoumsatz um zwei Prozent auf 10,1 Milliarden US-Dollar (8,1 Euro) sank. Das operative Ergebnis veminderte sich um sieben Prozent auf 1,4 Milliarden US-Dollar (1,1 Milliarden Euro). Als Gründe dafür nennt Novartis „ vor allem den Preisverfall in den USA, die höheren Investitionen in Marketing und Verkauf außerhalb der USA sowie höhere Restrukturierungskosten in der Produktion“.

 

Verluste schrieb schließlich der Geschäftsbereich Alcon. Zwar stieg dessen Nettoumsatz um vier Prozent auf 6,0 Milliarden US-Dollar (4,8Milliarden Euro). Doch das operative Ergebnis belief sich auf minus 190 Millionen US-Dollar (153,3 Millionen Euro). Schon 2016 hatte der Geschäftsbereich ein negatives operatives Ergebnis von 132 Millionen US-Dollar (106,5 Millionen Euro) erbracht. Novartis begründet dies mit „Investitionen in den Wachstumsplan und höheren Wertminderungen im Zusammenhang mit Entwicklungsaktivitäten“.

 

Für das heurige Jahr prognostiziert Novartis eine „Steigerung des Nettoumsatzes im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Das operative Kernergebnis des Konzerns wird 2018 voraussichtlich um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentsatz steigen“.

 

Der scheidende CEO des Konzerns, Joseph („Joe“) Jimenez, bezeichnete 2017 als „gutes Jahr für Novartis. Da mehrere wichtige Markteinführungen bevorstehen und unserer neues Betriebsmodell etabliert ist, sieht Novartis einem nachhaltigen Wachstum entgegen“. Vasant („Vas“) Narasimhan, der Jimenez am 1. Feber nachfolgt, ergänzte, für ihn werde es „vorrangig sein, unsere nächste Wachstumsphase durch Stärkung unserer operativen Effizienz voranzutreiben, mehr bahnbrechende Innovationen hervorzubringen, unser Unternehmen zu einer datenorientierten, digital gestützten Organisation zu machen, Vertrauen und Reputation aufzubauen und unsere Kultur zu transformieren“. Nicht fehlen durfte der Dank an seinen Vorgänger.

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