Weblog von fischer

Eppendorf prämiert Jungforscher

Die Bewerbung um den „Eppendorf Award for Young European Investigators“ ist noch bis 15. Jänner kommenden Jahres möglich.

 

Noch bis zum 15. Jänner 2018 können sich promovierte Jungforscher im Alter bis zu 35 Jahren um den „Eppendorf Award for Young European Investigators“ bewerben. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet werden „auf molekularbiologischen Methoden beruhende herausragende Leistungen auf dem Gebiet der biomedizinischen Forschung“. Über die Vergabe entscheidet eine unabhängige Jury unter Reinhard Jahn vom Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen. Die Verleihung erfolgt am 21. Juni 2018 am EMBL Advanced Training Centre in Heidelberg.

 

Neben dem Preisgeld bekommt der Gewinner eine Einladung zur Eppendorf AG nach Hamburg sowie eine Veröffentlichung in der Zeitschrift „Nature“ und in einem „Nature“-Podcast. Die Bewerbung ist ausschließlich online möglich und hat in englischer Sprache zu erfolgen. Die Adresse des betreffenden Portals ist www.eppendorf.com/award/application.

 

Neben seinem Lebenslauf hat der Bewerber sein Forschungsthema zu beschreiben und seine bisherige Forschungstätigkeit einem höchstens 2.000 Zeichen langen Artikel zusammenzufassen. Beizufügen sind eine Publikationsliste sowie drei bis maximal fünf PdFs veröffentlichter Arbeiten. Weitere Informationen gibt es unter www.eppendorf.com/award.

 

Evotec hat gut verdient

In den ersten drei Quartalen des Jahres 2017 wuchsen Umsatz, bereinigtes EBITDA und operatives Ergebnis kräftig.

 

Das Hamburger Wirkstoffforschungs- und -entwicklungsunternehmen Evotec hat in den ersten drei Quartalen 2017 gut verdient. So war der Konzernumsatz mit 170,9 Millionen Euro um 42 Prozent höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das bereinigte EBITDA wuchs um 28 Prozent auf 39,3 Millionen Euro. Das operative Ergebnis beziffert Evotec mit 25,9 Millionen Euro, was einem Plus um 21,3 Prozent entspricht.

 

Evotec nennt dafür hauptsächlich drei Gründe: „die sehr gute Performance des Basisgeschäfts, die Beiträge der akquirierten Unternehmen Cyprotex (17,9 Millionnen) und Aptuit (15,0 Millionen Euro) sowie höhere Meilensteinzahlungen“. So wuchsen die Umsätze aus Meilenstein- und Abschlagszahlungen sowie Lizenzen um rund 26,0 Prozent auf 21,1 Millionen Euro.

 

Aufgrund dessen bestätigt das Evotec-Management um den Österreicher Werner Lanthaler die Prognose für das Gesamtjahr. Dieser zufolge sollte der Konzernumsatz gegenüber jenem von 2016 um mehr als 40 Prozent wachsen. Er müsste daher bei mindestens 230,3 Millionen Euro liegen. Für das bereinigte EBITDA wird ein Anstieg um mindestens 50 Prozent erwartet. Dieses würde sich somit auf wenigstens 54,3 Millionen Euro belaufen.

Deutsche Chemieindustrie gut unterwegs

Die Branche steigerte ihren Umsatz im dritten Quartal 2017 gegenüber 2016 um sechs Prozent. Auch die Aussichten für das Gesamtjahr sind laut dem Interessenverband VCI erfreulich.

 

Schlecht ging es der deutschen Chemieindustrie im dritten Quartal 2017 nicht. Der Branchenumsatz lag bei 46,5 Milliarden Euro und war damit um sechs Prozent höher als im dritten Quartal 2016. Die Produktion wuchs im Jahresvergleich um 2,9 Prozent, die Preise für Chemikalien stiegen im selben Ausmaß. Für das Gesamtjahr rechnet der Branchenverband VCI mit einem Umsatzzuwachs um 5,0 Prozent auf etwa 194 Milliarden Euro. Die Produktion dürfte um rund 2,0 Prozent zulegen. Die Zahl der Beschäftigen war mit 449.300 um 0,5 Prozent höher als vor einem Jahr.


Laut VCI ist sind diese Resultate auf die allgemein gute Wirtschaftslage zurückzuführen. Dadurch bedingt, war die deutsche Inlandsnachfrage nach Chemikalien um 5,8 Prozent höher als im dritten Quartal 2016. Bei der Nachfrage aus dem Ausland verzeichnete die Chemieindustrie ein Plus von 6,3 Prozent.

 

VCI-Präsident und BASF-Chef Kurt Bock ließ wissen, 2017 könne „ein gutes Jahr für die chemische Industrie in Deutschland werden“. Spielen dürfe sich die künftige deutsche Bundesregierung aber nicht. Er erwarte sich „einen verlässlichen industriepolitischen Kurs für Wachstum, Investitionen, bezahlbare Energie und stärkeren Rückenwind bei Forschung und Innovation. Das sind wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft“.

 

 

Clariant steigert Umsatz und EBITDA

CEO Hariolf Kottmann sieht den Schweizer Spezialchemikalienkonzern auf gutem Weg. Nach der verhinderten Fusion mit Huntsman laufen Gespräche mit White Tale sowie allen anderen Aktionären.

 

Angesichts der Turbulenzen um die geplatzte Fusion mit Huntsman kommen dem Schweizer Spezialchemikalienkonzern Clariant die aktuellen Bilanzzahlen wohl nicht ungelegen. Das Unternehmen hat in den abgelaufenen drei Quartalen des Geschäftsjahres 2017 ordentlich verdient. Der Umsatz stieg um neun Prozent auf 4,69 Milliarden Schweizer Franken (4,04 Milliarden Euro), das EBITDA wuchs um zehn Prozent auf 717 Millionen CHF (618 Millionen Euro).

 

Im Bereich Care Chemicals verzeichnete Clariant ein Umsatzplus von sieben Prozent auf 1,16 Milliarden CHF (999 Millionen Euro). Das EBITDA blieb mit 210 Millionen CHF (181 Millionen Euro) nahezu stabil (208 Millionen CHF bzw. 179 Millionen Euro im Vergleichszeitraum 2016). In Asien, dem Mittleren Osten sowie Afrika erzielte das Unternehmen „zweistellige Wachstumsraten“ und legte auch in Nordamerika zu. Für den Geschäftsbereich Catalysis meldet Clariant ein Umsatzwachstum von 20 Prozent auf 529 Millionen CHF (456 Millionen Euro) sowie ein EBITDA-Wachstum um 46 Prozent auf 130 Millionen CHF (112 Millionen Euro). Hauptverantwortlich dafür war zwar die „Vollkonsolidierung des Süd-Chemie-India-Pvt-Ltd-Joint Ventures“. Doch auch organisch sei der Umsatz „gut“ gewachsen, betonte Clariant.

 

Ähnlich liegen die Dinge im Geschäftsbereich Natural Resources. Der Anstieg des Umsatzes um 18 Prozent auf 993 Millionen CHF (855 Millionen Euro) war weitgehend durch die Übernahme von Kel-Tech und X-Chem bedingt. Das EBITDA erhöhte sich um zwei Prozent auf 141 Millionen CHF (121 Millionen Euro). Bei Plastics & Coatings schließlich erwirtschaftete Clariant einen Umsatz von 2,01 Milliarden CHF (1,73 Milliarden Euro), was einem Plus von vier Prozent entspricht. Das EBITDA lag mit 316 Millionen CHF (272 Millionen Euro) um fünf Prozent über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.

 

CEO Hariolf Kottmann sprach von einem „exzellenten Umsatz- und Profitabilitätswachstum. Clariant setzt seine Strategie weiter konsequent und erfolgreich um“. Das Unternehmensziel bleibe, „eine Position in der Spitzengruppe der Spezialchemie-Branche zu erreichen“. Für das Geschäftsjahr 2017 rechnet Kottmann mit einer „positiven Entwicklung bei der Profitabilität und der Generierung von operativem Cashflow“. Allerdings bleibe das Umfeld nach wie vor schwierig und geprägt von „einer hohen Volatilität der Rohstoffpreise, starken Währungsschwankungen und politischen Unwägbarkeiten“.

 

Unterdessen hat Clariant Gespräche mit den Vertretern des US-amerikanischen Investmentvehikels White Tale aufgenommen, die die Fusion mit Huntsman verhindert hatten. Einer Aussendung zufolge ist Clariant bereit, White Tale „die bestehende Wachstumsstrategie zu präsentieren, die Pläne von White Tale anzuhören und angemessene konkrete nächste Schritte zu diskutieren. Dies beinhaltet auch den Wunsch von White Tale nach Sitzen im Verwaltungsrat“. Einigkeit bestehe über die Perspektiven des Schweizer Konzerns „als führendes Spezialchemieunternehmen zur langfristigen Wertsteigerung für alle Anteilseigner“. Geredet werde über dieses Thema nicht nur mit White Tale, sondern „mit allen Aktionären“.

 

Diskussion um Fusion

AkzoNobel und Axalta wollen zusammengehen. Die Spezialchemikaliensparte des niederländischen Konzerns ist davon nicht betroffen.

 

Der niederländische Farben-, Beschichtungs- und Spezialchemikalienkonzern AkzoNobel und der US-amerikanische Beschichtungskonzern Axalta Coating Systems (Axalta) verhandeln über eine Fusion. Das bestätigten sie in separaten Aussendungen. Laut AkzoNobel ist der Spezialchemikalienbereich nicht Gegenstand der Gespräche. Er werde wie geplant im April 2018 abgespalten.

 

Axalta verlautete, die Transaktion werde nur erfolgen, wenn die Unternehmensführung die Meinung vertrete, dass dies im besten Interesse des Konzerns sei. Eine Garantie für das Zustandekommen gebe es nicht. AkzoNobel erwirtschaftete 2016 mit rund 46.000 Beschäftigen einen Jahresumsatz von 14,2 Milliarden Euro. Das EBITDA belief sich auf rund 2,1 Milliarden Euro. Axalta beziffert seinen Umsatz für 2016 mit rund 4,1 Milliarden US-Dollar (3,5 Milliarden Euro), das bereinigte EBITDA wird mit 907 Millionen US-Dollar (781 Millionen Euro) angegeben.

 

Im Frühjahr hatte AkzoNobel einen Übernahmeversuch durch den US-amerikanischen Chemiekonzern PPG abgewehrt. Gerüchten zufolge soll PPG durch den Finanzspekulanten Paul Singer und dessen Firma Elliott Advisors unterstützt worden sein. PPG wies derartige Vermutungen allerdings zurück.

Kreislauf zum Wachsen

Wie die Chemieindustrie weiter wachsen kann, wurde bei der Chemicals Convention in Wien diskutiert. Eine Möglichkeit ist die vielzitierte Kreislaufwirtschaft, die die EU anstrebt.

 

Wachstumsmöglichkeiten für die Chemieindustrie waren einer der Schwerpunkte der Chemicals Convention des europäischen Branchenverbandes CEFIC Ende Oktober in Wien. Bei einer Podiumsdiskussion am 27. Oktober warnte Rachael Bartels, die Leiterin der weltweiten Chemieabteilung des Beratungsunternehmens Accenture: Die Branche werde durch „disruptive Kräfte“ von außen bedroht. Vor allem in Europa fehle es an Investitionen. Weitere Herausforderungen bestünden darin, die Unternehmensfinanzierung neu zu auszurichten, die Firmen umstrukturieren und die Kosten zu senken. Daher werde es zwangsläufig zu Konsolidierungen und Unternehmenszusammenschlüssen kommen: „Aber das allein löst die Probleme nicht. Die Chemieindustrie muss sich fragen, wer die besten Unternehmen hinsichtlich der Kreislaufwirtschaft sind. Da draußen auf dem Markt gibt es Leute mit massivem Veränderungswillen. Für die Chemiebranche stellt sich die Frage, wie sie damit umgehen soll.“ Noch habe sie ihren Platz in der Wertschöpfungskette der Kreislaufwirtschaft nicht gefunden, „obwohl diese eigentlich ein Geschenk für die Chemieindustrie ist. Sie kann helfen, diese Wirklichkeit werden zu lassen. Aber dazu braucht sie Ideen und Visionen“. Zweifellos könne die Branche die gegenwärtigen Herausforderungen meistern. Denn sie verfüge über die „wichtigste Ressource dazu, nämlich Hirnschmalz. Außerdem hat sie das nötige Geld, um sich neu aufzustellen. Orientieren Sie sich nicht nur an bestehenden Märkten, sondern schaffen Sie sich selber neue Märkte.“

 

Gegen Bartels´ Vorwurf mangelnder Innovationen verwahrte sich Heinz Haller, der Vizepräsident von CEFIC und Präsident von Dow Europe, MEA and India: „Schauen wir uns Dow an: Wir allein bringen jährlich rund 5.000 neue Produkte auf den Markt.“ Freilich gewännen chinesische Unternehmen Marktanteile: „Aber China hat seine Chemieindustrie ja primär für den eigenen Markt entwickelt.“ Europa wiederum sei alles andere als industriefreundlich, vor allem hinsichtlich seiner Regulierungen: „Genau wegen der Regulierung haben wir Marktanteile verloren. Wir haben höhere regulatorische Kosten als die Industrie in der übrigen Welt. In gewisser Weise bringt uns die Regulierung um.“ Das gehöre geändert, denn ohne Chemieindustrie komme Europa nicht aus. Die Branche biete Lösungen für etliche globale Probleme. „Wir haben Technologien für die Lebensmittel- und Wasserversorgung. Die nötige Reduktion des Kraftstoffverbrauchs von Fahrzeugen funktioniert nur mit neuen Wertstoffen, die wir produzieren. Zweifellos waren wir in der Vergangenheit ein Teil vieler Umweltprobleme. Daher müssen wir jetzt ein Teil ihrer Lösung sein“, betonte Haller.

 

Zu einer gewissen Gelassenheit riet Carsten Brzeski, der Chefökonom der ING-DiBa. Disruption bedeute nicht, „dass es kein Wachstum in den traditionellen Geschäftszweigen mehr gibt. Es heißt ja immer, Tesla sei die große Bedrohung der Autoindustrie. Aber wie viel Geld hat Tesla bisher verdient? Nach großer Bedrohung sieht das eher nicht aus“. Es sei durchaus erfreulich, wenn immer wieder neue Unternehmen in den Markt einträten: „Aber wie viele davon werden überleben?“

Und was Hallers Klagen über die Regulierung betrifft, wollte Brzeski diese nicht überbewerten: „Natürlich muss er das sagen. Das ist sein Job als CEFIC-Vizepräsident.“ Auch die chinesische Wirtschaft dürfe nicht überschätzt werden: „Die Chinesen versuchen, Hightech-Unternehmen zu akquirieren. Aber zumindest derzeit fehlt ihnen noch die Innovationskraft, die wir in Europa haben.“

 

Unterstützung von der Kommission

 

Zur europäischen Chemieindustrie und deren Stärkung bekannten sich Jos Delbeke, der Leiter der Generaldirektion Climate Action der EU-Kommission, und Kestutis Sadauskas von der Generaldirektion Umwelt der Kommission. Delbeke erklärte, er betrachte „die Industrie insgesamt und vor allem die Chemieindustrie als Verbündeten. Für uns ist das keine „schmutzige“ Industrie“. Die klimapolitisch erwünschten Windkraftwerke gebe es ohne die Chemiebranche ebensowenig wie Batterien. „Wir haben in Europa die beste Chemieindustrie der Welt. Sie muss ihre Chancen nur wahrnehmen und nutzen“, betonte Delbeke.

Sadauskas ergänzte, ohne Chemieindustrie werde es keine Kreislaufwirtschaft geben. Zu deren Verwirklichung würden neue Produktionsmethoden ebenso benötigt wie neue Materialien. Auf Plastik könne die Menschheit auch weiterhin nicht verzichten: „Die Frage ist allerdings, wie wir Kunststoffe herstellen und nutzen. Es gilt, sie mit besseren Verfahren zu erzeugen und zu höheren Preisen zu vermarkten als bisher.“ Nicht zuletzt dem diene die „Plastikstrategie“, die die EU-Kommission innerhalb der nächsten zwei Monate vorlegen werde.

 

 

 

Fusion geplatzt

Wegen des Widerstands von White Tale geben Clariant und Huntsman ihren geplanten Zusammenschluss einvernehmlich auf.

 

Die geplante Fusion zwischen Clariant und Huntsman ist geplatzt. Das berichteten die beiden Unternehmen in einer gemeinsamen Aussendung. Schuld an dem Scheitern ist ihnen zufolge der „anhaltende Aktienzukauf des aktivistischen Investors White Tale Holdings“, der die Fusion ablehnt. White Tale werde „mittlerweile von weiteren Aktionären“ unterstützt. Damit sei es „zu unsicher“, ob die nach Schweizer Recht nötige Zustimmung von mindestens zwei Dritteln der Clariant-Aktionäre zu der Fusion zustande kommt. Daher hätten sich Clariant und Huntsman einvernehmlich auf den Abbruch der geplanten Transaktion verständigt. Infolgedessen erspare sich Clariant „sowohl die Abbruchzahlung von 210 Millionen US-Dollar als auch die Strafzahlung von 60 Millionen US-Dollar bei Nichtzustimmung durch die Außerordentliche Generalversammlung, wie es im Fusionsvertrag ursprünglich vereinbart worden war“.

 

Rudolf Wehrli, der Präsident des Clariant-Verwaltungsrats, sprach von einer „verpassten Chance zur Wertgenerierung“. Nun werde sich das Unternehmen „auf unsere bewährte Strategie konzentrieren, um unsere Marktposition also global führendes Spezialchemieunternehmen weiter auszubauen“. Clariant-CEO Hariolf Kottmann verlautete, zwar vertrete White Tale „bislang eine andere Haltung zur Fusion als wir“. Doch bestehe Einvernehmen darüber, „den Wert von Clariant zu steigern. Dies wollen wir durch die Fortsetzung unserer erfolgreich bestehenden langfristigen Wachstumsstrategie erreichen. In diesem Sinne werden wir den Dialog mit allen Anspruchsgruppen fortsetzen“.

 

 

 

Glyphosat: Entscheidung vertagt

Die EU-Kommission fand neuerlich nicht die erforderliche Mehrheit für ihren Vorschlag zur Zulassungsverlängerung.

 

Erneut gescheitert ist die EU-Kommission mit ihrem Versuch, die Zulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat um weitere zehn Jahre zu verlängern. Im Standing Committee on Plants, Animals, Food and Feed (PAFF Committee) kam die notwendige „qualifizierte Mehrheit“ der Stimmen der EU-Mitgliedsstaaten auch am 25. Oktober nicht zustande, berichtete die Kommission. „Qualifizierte Mehrheit“ bzw. „doppelte Mehrheit“ bedeutet, dass einem Vorschlag mindestens 55 Prozent der Mitgliedsstaaten zustimmen müssen, die mindestens 65 Prozent der Bevölkerung der Europäischen Union repräsentieren. Nicht überwinden konnte die Kommission die 65-Prozent-Hürde: Jene 16 Staaten, die ihr die Zustimmung erteilten, brachten diesen Bevölkerungsanteil nicht zustande. Zehn Staaten stimmten gegen den Vorschlag der Kommission (Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien, Luxemburg, Malta, Österreich, Schweden sowie Slowenien). Zwei, Deutschland und Portugal, enthielten sich der Stimme. Die EU-Kommission kündigte an, einen Vorschlag zur Zulassungsveränderung in den kommenden Wochen nochmals zur Abstimmung zu bringen. Die geltende Genehmigung für den Einsatz von Glyphosat läuft bis Jahresende. Wird sie nicht verlängert, dürfen Restbestände noch binnen anderthalb Jahren verbraucht werden, also bis Mitte 2019.

 

Ungehalten reagierte die Industriegruppe Pflanzenschutz (IGP). „Wirkstoffe sind wichtige Substanzen für landwirtschaftliche Kulturen, um diese vor Krankheiten, Schädlingen sowie Unkraut zu schützen. Eine Entscheidung für oder einen Wirkstoff sollte daher keinesfalls emotional, sondern sachlich auf Basis von Fakten getroffen werden. Stattdessen wird jetzt bei Glyphosat die Angstmache gefördert, die das zutiefst verwerfliche Spiel mit der Angst vor Menschen vor Krebs für unlautere Ziele missbraucht“, verlautete Obmann Christian Stockmar. Er bezeichnete die Position der Staaten, die die Zulassungsverlängerung ablehnen, als „nicht nachvollziehbar. Dass politische Entscheidungsträger NGO-Kampagnen den Vorzug gegenüber wissenschaftlichen Fakten geben, ist ein maßgeblicher Faktor dafür, dass Europa als Forschungs-, Wissenschafts-, Landwirtschafts- und Wirtschaftsstandort weiter zurückfällt. Es fehlt schlichtweg die notwendige Planbarkeit, Rechtssicherheit sowie zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit für die heimische Landwirtschaft und Wirtschaft.“

 

Einmal mehr wiederholte Stockmar, dass Glyphosat bei „sachgemäßem Einsatz nicht krebserregend für Menschen“ sei. Dies werde durch „3.300 Studien mit insgesamt 90.000 Seiten“ bestätigt. Ferner seien auch alle Gesundheitsbehörden der Welt zu diesem Ergebnis gelangt, „die mit einer Bewertung von Glyphosat befasst waren und denen die Originaldaten vorlagen“. Darunter befinden sich laut Stockmar die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA, die US-amerikanische EPA, die kanadische Bewertungsbehörde Pest Management Regulatory Agency (PMRA), die Australian Pesticides and Veterinary Medicines Authority (APVMA), das Deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sowie die Europäische Chemikalienagentur (ECHA).

 

Am 24. Oktober plädierte das EU-Parlament dafür, den Einsatz von Glyphosat in der Europäischen Union ab 2022 vollständig zu verbieten. Für den Beschluss hatten sich unter anderem die Grünen stark gemacht.

Starke Zahlen

BASF und Covestro haben im 3. Quartal 2017 gut verdient.

 

BASF verzeichnete im dritten Quartal 2017 einen Umsatz von 15,25 Milliarden Euro, um neun Prozent mehr als im dritten Quartal 2016. Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) lag bei 1,96 Milliarden Euro, was einem Zuwachs um 34 Prozent oder 494 Millionen Euro entspricht. Allerdings entfielen davon 198 Euro auf positive Sondereffekte, insbesondere der Verkauf des Lederchemikaliengeschäfts an die Stahl-Gruppe. Ohne Berücksichtigung der Sondereffekte wuchs das EBIT um 16 Prozent auf 1,76 Milliarden Euro. Den bereinigten Jahresüberschuss beziffert BASF mit 1,36 Milliarden Euro, verglichen mit 1,10 Milliarden im dritten Quartal des Vorjahres.

BASF begründet die Resultate primär mit der „guten Mengenentwicklung sowie den deutlich höheren Verkaufspreisen im Segment Chemicals“. Dem Konzern zufolge wirkte sich auch die Übernahme des Chemetall-Geschäft von Albemarle im Dezember 2016 positiv aus. Für das Gesamtjahr 2017 rechnet BASF-Vorstandschef Kurt Bock im Vergleich zu 2016 mit einer „deutlichen“ Verbesserung des EBIT. Dieses müsste somit über 6,27 Milliarden Euro liegen.

 

Der Werkstoffhersteller Covestro wiederum erwirtschaftete im dritten Quartal 2017 ein Konzernergebnis von 491 Millionen Euro. Verglichen mit dem dritten Quartal 2016 entspricht das einem Plus von 89,6 Prozent. Das EBITDA wuchs um 50,2 Prozent auf 862 Millionen Euro, das EBIT um 73,6 Prozent auf 705 Millionen. „Grund für die starken Zahlen waren die unverändert robuste Nachfrage in den Hauptabnehmerbranchen des Unternehmens sowie eine positive Margenentwicklung, insbesondere im Segment Polyurethanes“, hieß es seitens Covestro.

Laut dem Vorstandsvorsitzenden Patrick Thomas ist geplant, „zeitnah mit dem Rückkauf von eigenen Aktien in Höhe von bis zu 1,5 Milliarden Euro oder bis zu zehn Prozent des Grundkapitals zu beginnen“. Mit einem Free Operating Cash Flow von 658 Millionen Euro verfüge Covestro über „außerordentlich hohe liquide Mittel“. Das erlaube, „früher als ursprünglich avisiert durch einen Aktienrückkauf Mittel an unsere Anteilseigner zurückzugeben und gleichzeitig weiterhin offen für Akquisitionsmöglichkeiten zu sein“.

 

 

 

Agrana: Konzernergebnis um 55,4 Prozent gestiegen

Der niederösterreichische Stärke-, Frucht- und Zuckerkonzern ist laut den aktuellen Bilanzzahlen gut unterwegs. Für das gesamte Geschäftsjahr 2017/18 wird eine EBIT-Steigerung um mindestens zehn Prozent erwartet.

 

Das Konzernergebnis der Agrana belief sich im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2017/18 auf rund 97,3 Millionen Euro. Verglichen mit dem ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2016/17 entspricht das einer Steigerung um 55,4 Prozent. Die Umsatzerlöse wuchsen um 3,2 Prozent auf 1,36 Milliarden Euro. Das EBITDA stieg um 31,0 Prozent auf 149,6 Millionen Euro, das EBIT um 44,5 Prozent auf 130,6 Millionen Euro. „Wichtig ist, dass alle Segmente ihre Ergebnisse deutlich verbessert haben“, konstatierte Generaldirektor Johann Marihart bei der heutigen Bilanzpressekonferenz in Wien. Im Segment Zucker profitierte der Konzern von gestiegenenVerkaufspreisen, bei der Stärke wirkten sich Produktivitätssteigerungen sowie höhere Ethanolpreise positiv aus. Das Segment Frucht schließlich verzeichnete größere Absatzmengen bei Fruchtzubereitungen und Fruchtsaftkonzentraten, bei den Letzteren war laut Marihart auch „das Preisniveau erheblich besser“. Finanzvorstand Stephan Büttner ergänzte, das „solide, differenzierte Geschäftsmodell“ der Agrana spiegle sich auch in der Bilanzstruktur wider. So sanken die Nettofinanzschulden um 20,8 Prozent auf 190,1 Millionen Euro, das Gearing verringerte sich um 3,6 Prozentpunkte auf 13,4 Prozent. Die Eigenkapitalquote erhöhte sich um 5,3 Prozentpunkte auf 62,2 Prozent.

 

Der für Verkauf, Rohstoff sowie Einkauf und Logistik verantwortliche Vorstand Fritz Gattermayer fügte hinzu, der Bereich Stärke sei einmal mehr „die Stärke der Agrana“ gewesen. Positiv entwickelt habe sich unter anderem die Nachfrage nach Bio-Kartoffelstärke, einem Produkt, bei dem das Unternehmen Weltmarktführer sei und bei dem „ganz andere Margen verzeichnet werden als bei normaler Kartoffelstärke“. Im Segment Frucht habe die Agrana ihre führende Position in der Molkereiindustrie weiter ausbauen können. Steigende Nachfrage gebe es nicht zuletzt bei „Green Levels“, also Erzeugnissen, die von bestimmten Stoffen frei seien. Das Segment Zucker sei durch den weltweiten Produktionsüberschuss geprägt. „Sehr gute Ernten“ habe es etwa in Brasilien gegeben.

Zum Ende der Zuckermarktordnung am 1. Oktober erläuterte Gattermayer, der Zollschutz bleibe weiter erhalten. Freilich werde sich der sinkende Zuckerpreis nun auf den Preis für Zuckerrüben auswirken. Marihart zufolge hat sich die Agrana aber mit den österreichischen Rübenbauern auf niederschlagsabhängige Entschädigungszahlungen geeinigt.

 

Für das gesamte Geschäftsjahr 2017/18 erwartet Marihart einen moderaten Anstieg des Konzernumsatzes sowie ein deutliches EBIT-Wachstum. „Deutlich heißt in Bezug auf das EBIT mindestens zehn Prozent“, erläuterte der Agrana-Generaldirektor. Im Geschäftsjahr 2016/17 hatte das EBIT 172,4 Millionen Euro betragen. Mariharts Ankündigung zufolge wäre somit für 2017/18 mit mindestens 189,6 Millionen Euro zu rechnen.

 

Unterdessen setzt das Unternehmen seine Investitionstätigkeit fort. Am 11. Oktober gingen die neuen Anlagen in der Maisstärkefabrik Aschach in Betrieb. Damit erhöhte die Agrana ihre Produktionskapazität um rund ein Drittel auf 540.000 Tonnen pro Jahr. In einem wurde die Sprühtrocknungsleistung mehr als verdoppelt. Die Investitionen beliefen sich auf rund 80 Millionen Euro, mit denen die Agrana 25 neue Arbeitsplätze schuf. Ferner beschloss der Aufsichtsrat im Sommer, die Verarbeitungskapazitäten in der Weizenstärkefabrik in Pischelsdorf von 820.000 Tonnen auf 1,1 Millionen Tonnen pro Jahr zu erweitern und dazu 44 neue Arbeitsplätze einzurichten. Die Genehmigungen für das 92-Millionen-Euro-Projekt erwartet die Agrana für Frühjahr 2018, die Inbetriebnahme ist für Anfang 2020 vorgesehen.

 

Glyphosat: „Zug wohl abgefahren“

 

Zu den laufenden Debatten um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat sagte Marihart dem Chemiereport, er rechne nicht mehr mit einer Zulassungsverlängerung: „Dieser Zug ist wohl abgefahren.“ Wenn für alle Unternehmen in Europa die gleichen Bedingungen gelten, habe er, Marihart, damit kein Problem. Fraglich sei allerdings, ob die Alternativen zu Glyphosat umweltverträglicher seien.

 

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