Archive - Mär 20, 2015

Lenzing AG: Doboczky folgt Untersperger

Der gebürtige Kärntner Stefan Doboczky folgt per 1. Juni Peter Untersperger als Vorstandschef der Lenzig AG. Das teilte der Faserkonzern am Freitagnachmittag per Aussendung mit. Darin hieß es, Untersperger verlasse das Unternehmen „auf eigenen Wunsch“. Infolge dessen habe der Aufsichtsrat Doboczky zu seinem Nachfolger bestellt. Unterspergers Vertrag wäre noch bis 31. März 2016 gelaufen. Der Manager war seit 30 Jahren für die Lenzing tätig, seit 2009 als Vorstandschef. Gemeldet wurde sein Rücktritt wenige Tage vor der Bekanntgabe des Jahresergebnisses der Lenzing-Gruppe 2014 am 24. März. Die Entscheidung über Unterspergers Ablöse ist indessen offenbar bereits vor einiger Zeit gefallen. Bereits am 18. März verlautete der holländische Chemiekonzern Royal DSM, bei dem sein Nachfolger Doboczky derzeit tätig ist, dieser verlasse das Unternehmen per 1. Juni. 

 

Wie die Lenzing Anfang März per Aussendung mitgeteilt hatte, dürfte das Jahresergebnis 2014 nicht besonders erfreulich ausfallen. Erwartet wird ein Verlust von rund 14 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern (EBIT) soll rund 22 Millionen Euro betragen, 2013 waren es in den fortgeführten Bereichen noch 41 Millionen gewesen. Die Lenzing ist infolge der niedrigen Preise für Viskosefasern wirtschaftlich unter Druck. Um gegenzusteuern, soll eine zentrale Instandhaltung eingerichtet werden, die Engineering-Kapazitäten werden zurückgefahren. Überlegt wird auch, die nicht zum Kerngeschäft der Lenzing Technik gehörenden Bereiche ganz oder teilweise zu verkaufen. Dass der Vorstandsvorsitzende mitten in einer solchen Umbauphase geht, wird von Beobachtern als „zumindest ungewöhnlich“ bezeichnet. Keine Angaben machte die Lenzing, ob Untersperger auch seine Funktion als Obmann des Fachverbandes der chemischen Industrie Österreichs (FCIO) zurücklegt.

 

Sein Nachfolger Doboczky ist laut Aussendung der Lenzing promovierter Chemiker und seit 1998 bei Royal DSM. Dort ist er noch bis Ende Mai als Vorstandsmitglied für die „strategische Neuausrichtung der globalen Pharma Aktivitäten, den Bereich Corporate Operations & Responsible Care sowie die konzernweite Wachstumsagenda auf den asiatischen Märkten“ tätig. Gerade in Asien agierte die Lenzing zuletzt nicht sehr erfolgreich. Bei den Tochtergesellschaften in Indonesien (PT. South Pacific Viscose) und China (Lenzing Nanjing Fibers) erfolgten wegen der schlechten Viskosepreise 2014 Wertberichtigungen von rund 94 Millionen Euro. Hanno Bästlein, der Chef des Nominierungsausschusses des Aufsichtsrats der Lenzing AG, verlautete in der Aussendung, Doboczky sei „mit seiner internationalen Industrie-Expertise, seiner fast zehnjährigen Managementerfahrung in Asien und seinem starken technischen Hintergrund die ideale Verstärkung des bestehenden Vorstandsteams, um die Lenzing Gruppe weiter Richtung Wachstum zu führen.“