Archive - Mär 9, 2015

Nicht die Falschen prügeln

Die Kompetenzen für die Finanzierung des Gesundheitswesens beim Bund zu konzentrieren empfiehlt der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) als gesetzliche Interessenvertretung der Pharmaindustrie. Auch die Doppelzuständigkeiten zwischen den Bundesländern und den Sozialversicherungsträgern gehören dem Verband zufolge bereinigt. Anlässlich eines Pressegesprächs warnten der Präsident des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI), Ingo Raimon, und FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger davor, sich bei den Diskussionen über die Gesundheitsreform ausschließlich auf die Medikamentenkosten zu konzentrieren und die volkswirtschaftliche Bedeutung neuer Arzneien sowie der pharmazeutischen Industrie im Allgemeinen außer Acht zu lassen. Hofinger erläuterte, die Kosten für Arzneimittel machten gerade einmal 12,3 Prozent der Gesamtkosten für das österreichische Gesundheitssystem aus: „Leider wird über die übrigen 87,7 Prozent wesentlich weniger diskutiert, obwohl dort erheblich mehr einzusparen wäre.“ Ohnehin seien bei den Erstattungskosten für Medikamente in den vergangenen Jahren „massive Einsparungen“ erzielt worden. Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger (HV) habe den von ihm selbst vorgegebenen „Kostendämpfungspfad“ eingehalten. Außerdem gelte es, die Angelegenheit „gesamtheitlich“ zu betrachten: „Innovative Medikamente erhöhen zwar kurzfristig die Kosten der Krankenkassen. Längerfristig bringen sie aber erhebliche Einsparungen in anderen Bereichen, wie etwa bei den Spitälern, beim Krankengeld oder in der Pensionsversicherung.“

 

Richtig managen

 

Raimon betonte, „das Heben von Effizienzen im Bereich Arzneimittel darf nicht dazu führen, dass Ineffizienzen in anderen Bereichen konserviert werden.“ Es gelte, „das Gesundheitssystem richtig zu managen.“ Das bedeute, einerseits Kosten zu senken, wo dies sinnvoll sei, andererseits aber ein Umfeld zu schaffen, „in dem Innovationen gedeihen können.“ Beispielsweise bemühe sich die Pharmaindustrie, auch weiterhin internationale klinische Studien nach Österreich zu bekommen und Österreich eine führdende Rolle im Rahmen solcher Studien zu verschaffen. Die Konkurrenz insbesondere aus Asien und den USA nehme zu, warnte Raimon. Und noch immer sei das Bewusstsein der Bevölkerung hinsichtlich des volkswirtschaftlichen „Assets“ Pharmaindustrie unterentwickelt. Er rief die Politik auf, „ein positives Klima“ zu schaffen. Denn die Entwicklung innovativer Medikamente durch die Pharmaindustrie sowie der Einsatz dieser Arzneien trügen direkt wie auch indirekt zu wirtschaftlichem Wachstum und gesellschaftlichem Wohlstand bei. Sie könne Menschen zu mehr gesund verbrachten Lebensjahren verhelfen. Dies bedeute gerade auch, „in die Gesundheit der Menschen zu investieren, weil wir dadurch die Lebensqualität sowie Produktivität des Einzelnen und gleichzeitig den Wohlstand der gesamten Bevölkerung erhöhen können.“ Wer gesund sei, könne nun einmal leichter für seinen persönlichen Wohlstand und damit auch jenen der Gesellschaft sorgen: „Wir brauchen mehr Menschen, die Beiträge zum Sozialsystem leisten können.“