Archive - Mär 23, 2015

Body-Mass-Index in der Kritik

Nach der Adipositas-Klassifikation der WHO entscheidet allein der „Body-Mass-Index“, ob jemand als übergewichtig oder fettleibig anzusehen ist. Eine aktuelle Studie der Tiroler Privatuniversität UMIT nährt die Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Maßzahl.

 

Zur Berechnung des „Body-Mass-Index“ (kurz BMI, angegeben in kg/m²) wird die Körpermasse, gemessen in Kilogramm, durch das Quadrat der Körpergröße, gemessen in Metern, dividiert. Nach der gebräuchlichen WHO-Klassifikation werden lediglich Menschen, deren BMI in den schmalen Wertebereich zwischen 18,5 und 25 fällt, als „normalgewichtig“ bezeichnet. Ab einem BMI von 30 gelten Personen als „behandlungsbedürftig“.

Seit langem regt sich aus verschiedenen Gründen deutliche Kritik an der meist starr verwendeten Einteilung: Die Maßzahl berücksichtige zu wenig, dass der Durchschnitt der auftretenden Werte stark von Geschlecht, Alter und Statur einer Person abhänge, zudem habe die schrittweise Absenkung des Limits für Übergewichtigkeit einem fragwürdigen Schönheitsideal Vorschub geleistet. Medizinisch am griffigsten ist der Hinweis darauf, dass der BMI nicht zwischen verschiedenen Arten von Gewebe unterscheidet, Fett- und Muskelmasse also völlig gleichwertig behandelt werden. Die gesundheitliche Relevanz wird daher immer häufiger in Frage gestellt.

 

Bauchfett entscheidender als Körpergewicht

Eine Studie, die Forscher der Privatuniversität UMIT gemeinsam mit Kooperationspartnern der Universität Texas durchgeführt haben, gibt dieser Kritik weiteren Auftrieb. Dabei konnte an 146 Probanden gezeigt werden, dass Fetteinlagerung in der Bauchgegend bereits im mittleren Erwachsenenalter zu ausgeprägten pathologischen Veränderungen der Gefäßstruktur führen. Dies zieht den jüngst präsentierten Ergebnissen zufolge eine Funktionsstörung des Endothels nach sich, was als Frühform einer Atherosklerose aufgefasst werden könne. Bessere körperliche Fitness (die anhand der maximalen Sauerstoffaufnahme bestimmt wurde) helfe dagegen, das allgemeine Körperfett und dadurch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren: Studienteilnehmer mit gutem kardiovaskulären Gesundheitszustand zeigten eine signifikant geringere Gefäßsteifigkeit und viszerale Fettakkumulation als Personen mit kardiovaskulärem Risikoprofil. Die Studienautoren kommen daher zum Schluss, dass bereits im jungen Erwachsenenalter der Umfang der Taille ein wesentlich besserer Indikator für das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist als der Body-Mass-Index.