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Chemiereport_2016-4

36 AustrianLifeSciences chemiereport.at 2016.4 COVERTHEMA Bilder: HTS, shahram kalantaran die Delegation das in Privatbesitz befindliche Biopharma-Unter- nehmen Aryogen. Aryogen wurde 2009 gegründet und entwi- ckelt biotechnologische Prozesse zur Herstellung von Biosimil- ars. 2012 kam mit einem Faktor VII-Biosimilar das erste Produkt auf den Markt. Heute wird das iranische Gesundheitssystem dar- über hinaus mit mehreren kostengünstigen monoklonalen Anti- körpern versorgt. Derzeit strebt man die Zulassung einiger Pro- dukte in Russland, der EU und mehreren lateinamerikanischen Ländern an. Die Produktion hat ein beachtliches technisches Niveau erreicht, für eine Zulassung nach europäischen Stan- dards bedarf es dennoch vieler kleiner Verbesserungen, wie die steirischen Experten mit wachsamem Auge bemerken. Nachholbedarf in der Anlagentechnik Ein stark davon abweichendes Bild bietet sich am dritten Tag der Reise beim Besuch des Pharma-Unternehmens Darou Pakhsh, einer Tochter der im öffentlichen Eigentum stehen- den „Tamin Pharmaceutical Investment Company“ (TPICO). Besprechungssaal und Werksgebäude versprühen den spröden Charme der späten 70er-Jahre. Das kommt nicht von ungefähr: Der Standort geht auf ein Bayer-Werk zurück, das nach der isla- mischen Revolution 1979 verstaatlicht wurde. Heute ist Darou Pakhsh mit 5,5 Prozent Marktanteil das führende pharmazeuti- sche Unternehmen des Landes. Neben der Versorgung des Heim- markts wird auch in Nachbarländer wie Afghanistan oder Pakis- tan, einzelne Verbindungen auch nach Europa exportiert. Viele Gebäuden und Anlagen sind in die Jahre gekommen – der Grund, warum sich die Ingenieure des Unternehmens sehr konkret für das Angebot der österreichischen Firmen interessierten. Dabei konnten Kontakte vertieft werden, die bereits am Tag davor bei B2B-Gesprächen in den Räumen des Außenhandel- scenters geknüpft wurden. Robert Schwarz, Geschäftsführer von VTU Engineering kann dabei etwas anbieten, was viele irani- sche Unternehmen benötigen, wenn sie den Schritt in westliche Märkte gehen wollen: Beratung auf dem Gebiet der GMP-Pro- duktion. Interesse wecken konnten aber auch die Firmen SMB Pharmaservice für die Fertigung und Installation von Prozessan- lagen und die Firma Lugitsch-Strasser für die Sterilisation biolo- gisch kontaminierte Abwässer. Die Ortner Reinraumtechnik GmbH hat bereits einen irani- schen Vertriebspartner. Gemeinsam konnten im Rahmen der Delegationsreise schon sehr konkrete Gespräche mit iranischen Interessenten geführt werden. Auch Stölzle Oberglas – ein steiri- sches Unternehmen, das unter anderem Glasverpackungen für die pharmazeutische Industrie anbietet – ist bereits mit einem lokalen Partner auf dem iranischen Markt tätig. Dennoch ist auch für diese Unternehmen die zukünftige Geschäftsentwick- lung schwer einzuschätzen. Johann Harer, Geschäftsführer des steirischen Humantechnologie-Clusters zieht daher eine diffe- renzierte Bilanz der Delegationsreise:„Der Iran bietet aufgrund seiner Größe, seiner teilweise veralteten Infrastruktur und sei- ner gut ausgebildeten Arbeitskräfte ein großes Potenzial für westliche Firmen. Wir sollten das Ende der Sanktionen nutzen, uns allerdings bewusst machen, dass es noch vieler Anstrengun- gen bedarf, bis wir die ersten Früchte ernten können.“ Johann Harer (GF HTS), Thomas Hassler (Joysys GmbH) und Alireza Vatanara (Medizinische Universität Teheran) nach der Unterzeichnung eines Joint-Venture-Vertrags. Niederösterreich zu Gast im Iran: IVNÖ-Vizepräsident Andreas Ludwig, Botschafter Friedrich Stift, Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav, WKNÖ-Vizepräsident Christian Moser, ecoplus-GF Helmut Miernicki und Wirtschaftsdelegierter Georg Weingartner. Von 24. bis 27. April besuchte auch eine niederösterreichische Wirt- schaftsdelegation den Iran. Unter Leitung von Wirtschaftslandes- rätin Petra Bohuslav besuchte man die Hauptstadt Teheran, sowie Arak, die Hauptstadt der Region Markazi – ein wichtiges industri- elles Zentrum des Landes. „Unser Ziel ist es, dass in den kommen- den fünf Jahren das Exportvolumen in den Iran von derzeit rund 43 Millionen Euro auf 100 Millionen Euro steigt“, so Bohuslav zu den Zielsetzungen der Reise. „Das Land verfügt über reiche Öl- und Gas- vorkommen, die ursprünglich starke industrielle Basis ist aufgrund der jahrelangen Sanktionen aber überaltert“, analysiert Andreas Ludwig, Vizepräsident der niederösterreichischen Industriellenver- einigung. Branchen wie die Stahl- oder Zementproduktion würden sich bereits sehr gut entwickeln, für die österreichische Bau- und Maschinenindustrie sei daher der richtige Zeitpunkt gegeben, um im Iran zu investieren und Geschäfte zu machen. Auf politischer Ebene fanden Treffen mit den Gouverneuren von Teheran und Arak sowie mit Vertretern des Industrieministeriums statt. „Die konstruk- tiven Gespräche zeigten, dass die Iraner intensiv daran arbeiten, ihre Wirtschaft wieder auf Vordermann zu bringen“, betont ecoplus-Ge- schäftsführer Helmut Miernicki. Unternehmen wie Forster Metallbau, Riegl Lasertechnik, Schnabl Stecktechnik, Lights of Vienna, Voith Turbo oder Welser Profile nutz- ten die Möglichkeit, bestehende Kontakte zu intensivieren und neue Geschäftskontakte zu knüpfen. „Wir haben bereits vor Beginn der Sanktionen ein großes Projekt im Regalbau mit einem iranischen Partner abgewickelt. Nun ging es darum, diesen Kontakt wieder- zubeleben und zudem einen Eindruck vom Verkehrstechnik-Markt zu bekommen“, erzählt Paul Steger, der bei Forster für Business Development verantwortlich zeichnet. Steger nimmt einen sehr guten Eindruck aus dem Iran mit, der sich deutlich von dem Bild unterscheidet, das die Medien meist zeichnen. Der Nachholbedarf ist gleichwohl auch bei Infrastrukturprojekten hoch. Um hier als europäisches Unternehmen zu punkten, bedürfe es aber eines loka- len Partners, wie Steger betont: „In einer so beziehungsorientierten Kultur wie der des Iran ist es wichtig, vor Ort präsent zu sein.“ Niederösterreich zu Besuch im Iran

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