Weblog von fischer
Wacker Chemie streicht über 1.000 Stellen
21.02.20
von
Klaus Fischer
Auf den Jahresverlust von 2019 reagiert der Münchner Chemiekonzern mit einem „Effizienzprogramm“ und baut rund ein Zehntel seiner Mitarbeiter ab.
Nach Verlusten im Jahr 2019 verlieren bis Ende 2022 über 1.000 Beschäftigte der Münchner Wacker Chemie ihre Arbeitsplätze in der Verwaltung und in anderen nicht operativen Bereichen des Konzerns. Mehr als 80 Prozent der Stellen gehen in Deutschland verloren. Dies erfolgt im Rahmen des sogenannten Effizienzprogramms „Zukunft gestalten“, meldete die Wacker Chemie am 20. Feber. Mit dem Programm sollen jährlich 250 Millionen Euro eingespart werden. Die Unternehmensführung unter Vorstandschef Rudolf Staudigl kündigte an, „mit den Arbeitnehmervertretern ein Paket von sozialverträglichen Maßnahmen erarbeiten“ zu wollen. Denkbar seien unter anderem Pensionierungen, Altersteilzeitregelungen sowie Aufhebungsverträge. „Sofern sich die angestrebten Ziele auf diese Weise erreichen lassen, soll auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet werden“, hieß es in einer Aussendung. Weltweit hat die Wacker Chemie rund 14.500 Beschäftigte, davon etwa 10.000 in Deutschland. Die kommenden Arbeitsplatzverluste belaufen sich somit auf fast ein Zehntel des Belegschaftsstandes.
Die Wacker Chemie hatte 2019 einen Jahresverlust von rund 630 Millionen Euro verzeichnet. Schuld daran waren laut Angaben des Unternehmens insbesondere die gesunkenen Preise für Solarsilizium und Standardsilikone. Vorstandschef Staudigl zufolge bereitet sich die Wacker Chemie nun „sowohl im Geschäft mit Polysilizium als auch in unseren Chemiebereichen auf eine härtere Gangart im Wettbewerb vor. Mit ‚Zukunft gestalten’ verfolgen wir einen umfassenden Ansatz, um nicht nur Kosten in signifikantem Umfang einzusparen, sondern vor allem die Wettbewerbsfähigkeit von Wacker auch für zukünftige Herausforderungen zu stärken und dauerhaft zu sichern“. Personalvorstand und Arbeitsdirektor Christian Hartel ergänzte, die Konzernführung werde sich „wie bisher eng mit den Arbeitnehmervertretern abstimmen und zeitnah in konstruktive Verhandlungen eintreten. Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Ziele mit guten und fairen Lösungen erreichen können“.
Sechs-Millionen-Spritze für Sanochemia
19.02.20
von
Klaus Fischer
Durch eine Aktienzusammenlegung und eine Kapitalerhöhung soll der Konkurs des insolventen Wiener Pharmaunternehmens abgewendet werden.
Das insolvente Wiener Pharmaunternehmen Sanochemia hat für 11. März zu einer außerordentlichen Hauptversammlung im Technologiezentren Burgenland in Eisenstadt eingeladen. Dort soll die Übernahme der Mehrheit der Firma durch die BEW Beteiligungs-GmbH (BEW) beschlossen werden. An dieser wiederum beteiligt sind der bisherige Sanochemia-Haupteigentümer B.E. Imaging, die Grazer EOSS Technologies Holding und die im Landesbesitz befindliche Wirtschaft Burgenland GesmbH.
Geplant ist folgende Vorgangsweise: Die derzeitigen Sanochemia-Stammaktien werden im Verhältnis 12:1 zusammengelegt. Somit sinkt das Grundkapital von 15,6 auf 1,3 Millionen Euro. Gleichzeitig gibt die Sanochemia zum Stückpreis von einem Euro sechs Millionen neue Namensaktien mit Gewinnberechtigung ab 1. Oktober 2019 aus. Bezugsberechtigt ist ausschließlich die BEW. Laut dem Bericht des Vorstands zur außerordentlichen Hauptversammlung würde diese Kapitalspritze von sechs Millionen Euro erlauben, „die Sanierungsplanquote zu erfüllen und eine nachhaltige Sanierung der Sanochemia Pharmazeutika AG zu ermöglichen“. Bekanntlich hat das Unternehmen seinen Gläubigern eine Sanierungsplanquote von 20 Prozent angeboten, die binnen zwei Jahren nach Annahme des Sanierungsplans erfüllt sein soll.
Alternativen zu der nun vorgeschlagenen Vorgangsweise gibt es laut dem Vorstandsbericht nicht, wenn die Sanochchemia bestehen bleiben soll. Weigern sich die derzeitigen Aktionäre, den Beschlussvorschlägen zuzustimmen, würde das „zu einem Konkursverfahren und damit zur Zerschlagung der Gesellschaft führen. Dies hätte zur Folge, dass die Sanochemia-Aktien keinen Wert mehr hätten und sich die Aktionäre in einer noch schlechteren wirtschaftlichen Situation befänden als durch den Bezugsrechtsausschluss“. Wie die Sanochemia mitteilte, hatten ihre Aktien am 14. Feber an der Frankfurter Börse einen Wert von 0,08 Euro.
Faktisch nicht möglich wäre dem Bericht des Vorstands zufolge eine Bezugsrechte-Kapitalerhöhung. Denn diese wäre ein prospektpflichtiges öffentliches Angebot erforderlich. Doch die Zeit von mehreren Monaten, um den Kapitalmarktprospekt zu erstellen, hat die Sanochemia nach eigenen Angaben nicht. Sie braucht so schnell wie möglich frisches Kapital.
Neben dem Kapitalzuschuss soll bei der außerordentlichen Hauptversammlung auch die Übersiedlung an einen neuen Firmensitz beschlossen werden. Geplant ist, diesen von der Boltzmanngasse im neunten Wiener Gemeindebezirk nach Neufeld im Burgenland zu verlegen. Dort hat die Sanochemia eine Fabrik für Arzneimittel. Qualitätsprobleme bei der Medikamenteerzeugung in dieser Fabrik wurden als wesentlicher Grund für die Insolvenz des Unternehmens genannt.
Gesundheitsministerium: Einschränkungen für Parallelhandel
18.02.20
von
Klaus Fischer
Mit umfassenden Meldepflichten will das Ministerium den Versorgungsengpässen bei Medikamenten entgegenwirken. Die Pharmig und die Chemieindustrie begrüßen das.
Einhellig begrüßten der Pharmaindustrieverband Pharmig und der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) die heutige Kundmachung der Verordnung über die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung durch das Sozial- und Gesundheitsministerium. Sie tritt am 1. April in Kraft. Ist ein verschreibungspflichtiges Medikament voraussichtlich mindestens zwei Wochen nicht lieferbar, hat dessen Zulassungsinhaber dies im öffentlichen Melderegister des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) einzutragen. So lange das Medikament in diesem Register aufscheint, darf es nicht exportiert werden. Strafen für Verstöße gegen die Meldepflicht und das damit verbundene Exportverbot sind allerdings nicht vorgesehen.
Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog konstatierte, die Verordung sei „ein wichtiger Schritt für die Arzneimittelversorgung in Österreich“ und „ganz im Sinne der österreichischen Patienten, denn damit gilt: Österreich zuerst“. Ausdrücklich lobte Herzog die Kooperationsbereitschaft der eigenen Branche, des Pharma-Großhandels, der Apotheken, des BASG und des Ministeriums: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir hiermit einen wichtigen Beitrag zu mehr Transparenz in der Arzneimittelversorgung leisten und sich hoffentlich auch die Situation der Lieferprobleme in Zukunft entspannt.“
Ähnlich äußerte sich FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger. Sie erwartet von der Verordnung „einen deutlichen Rückgang bei Lieferengpässen, der schon bald spürbar sein wird“. In einem Zuge forderte Hofinger begleitende Maßnahmen, um die Versorgungssicherheit mit Medikamenten zu verbessern. Erstens müsse die Produktion solcher Erzeugnisse in der EU ausgeweitet werden, um die Abhängigkeit von Drittstaaten wie China und Indien zu verringern. Zweitens wiederholte Hofinger ihre oftmalige Forderung nach „faire(n) Preise(n) für Arzneimittel, insbesondere bei der Rückerstattung im Generikabereich für Medikamente, für die es schon mehrere Nachfolgeprodukte gibt“. Es gehe nicht an, dass ein rezeptpflichtiges Medikament weniger koste als eine Packung Kaugummi. Das zurzeit geltende Preisband sei eine „vernünftige Lösung“. Allerdings laufe deren Gültigkeit im Herbst aus. Sie müsse deshalb dringend verlängert bzw. noch besser „ins Dauerrecht übernommen werden“.
Zugänglich ist die Verordnung unter https://www.ris.bka.gv.at/eli/bgbl/II/2020/30.
Weiter Krach um Mehrwegflaschen
13.02.20
von
Klaus Fischer
Arbeiterkammer und Ökologieinstitut fordern den verstärkten Einsatz der Gebinde. Der Fachverband der Chemieindustrie warnt vor Schnellschüssen.
Die Auseinandersetzungen um den verstärkten Einsatz von Mehrwegflaschen für Getränke gehen weiter. Am 13. Februar präsentierten die Arbeiterkammer Wien (AK Wien) und das Österreichische Ökologieinstitut ihre diesbezüglichen Vorschläge. Sie stützten sich dabei auf eine 44-seitige Kurzstudie, die das Ökologieinstitut gemeinsam mit dem ehemaligen Leiter des Instituts für Technologie und nachhaltiges Produktmanagement an der Wirtschaftsuniversität Wien, Gerhard Vogel, im Auftrag von Greenpeace Österreich erstellte. Empfehlen würden sich demnach gesetzliche und mit Sanktionen versehene Mehrwegquoten für Lebensmittel-Einzelhändler mit mehr als fünf Prozent Marktanteil. Wer seine Quote verfehlt, müsste eine Ausgleichszahlung an eine unabhängige Clearingstelle leisten. Diese würde mit dem eingenommenen Geld andere Unternehmen belohnen, die ihre Quoten überschreiten. Supermärkte mit mehr als 200 Quadratmetern Verkaufsfläche wären verpflichtet, sämtliche Mehrwegflaschen zurückzunehmen. Kleinere Geschäfte müssten nur Flaschen jener Marken übernehmen, die sie selbst im Angebot haben. Für eine verbesserte Lagerlogistik sorgen sollen elektronische Datenbanken und RFID-Chips auf den Flaschen. Einzuführen wäre laut AK und Ökologieinstitut auch eine Pfandsystem für Einwegflaschen. Dies würde ihnen zufolge das Littering vermindern, also das achtlose Wegwerfen solcher Gebinde.
Werner Hochreiter, der Umweltreferent der AK Wien, betonte es sei „ein Märchen“, dass die Konsumenten Einwegflaschen gegenüber Mehrweggebinden bevorzugten: „Sie haben schlicht und einfach keine Wahl.“ Immerhin habe sich die Mehrwegquote seit 2011 bei rund 22,1 Prozent stabilisiert. Dies ist ihm zufolge einer seinerzeitigen parlamentarischen Initative sowie einer darauf beruhenden Einigung der Sozialpartner geschuldet. Und Hochreiter bekannte: „Der Handel hat sein damals gegebenes Wort gehalten.“ Allerdings handelte es sich bei den 22,1 Prozent um einen sachlich letzten Endes nicht begründbaren Kompromiss. Es empfehle sich daher, nun in Richtung gesetzlich verbindlicher Vorgaben voranzuschreiten. Christian Pladerer, der Vorstand des Ökologieinstituts, ergänzte, hinsichtlich der Vorschläge seiner Einrichtung und der AK seien noch viele Details zu klären. Und ein wie auch immer geartetets Mehrwegsystem könne nur funktionieren, „wenn alle Betroffenen mitspielen“.
Auf Anfrage des Chemiereports räumte Pladerer ein, dass die offenen Fragen beispielsweise den Einsatz von RFID-Chips betreffen. Geklärt werden müsse unter anderem, wie viele solcher Geräte benötigt werden und wie deren allfällige Umweltauswirkungen minimiert werden können. Auf die Frage des Chemiereports, wo die Clearingstelle angesiedelt werden sollte, nannte Hochreiter als eine Möglichkeit das Umweltbundesamt (UBA). Auch die Kompentenzen der vom UBA betriebenen Verpackungskoordinierungsstelle ließen sich möglicherweise zweckdienlich erweitern. Dass die Etablierung einer solchen Stelle eventuell dem Bestreben der Bundesregierung nach „Bürokratieabbau“ zuwiderlaufen könnte, kommentierte Hochreiter gelassen: „Die immer wieder beschworene Überbürokratisierung sehe ich nicht.“
Konter vom FCIO
Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) verlautete zu den Vorschlägen, Mehrweggebinde seien „im Sinne der Abfallvermeidung zwar begrüßenswert, jedoch nur dort, wo sie auch ökologisch Sinn haben. Insbesondere die Klimabelastung darf man bei der Entscheidung, welches Verpackungsmaterial verwendet werden soll, nicht außer Acht lassen. Betrachtet man die Ökobilanzen von Kunststoff- und Glasflaschen, so zeigt sich, dass Glas nur bei einem regionalen Vertrieb unterhalb von 60 Kilometern umweltfreundlicher ist, wie eine Studie im Auftrag des Umweltministeriums belegt. Grund dafür ist das höhere Gewicht, welches beim Transport zu höheren Treibhausgasbelastungen führt“.
Die insgesamt beste Ökobilanz haben dem FCIO zufolge PET-Mehrweg-Flaschen, durch deren Verwendung die Abfallmenge minimiert wird. FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger forderte „eine faktenbasierte Diskussion ohne ideologische Scheuklappen. Ökobilanzen sind eine gute Entscheidungsgrundlage für den Einsatz von Verpackungsarten. Letztendlich wird eine Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen am zielführendsten sein. Mehrweg ist in bestimmten Fällen sinnvoll, darf aber kein Selbstzweck sein, wenn andere Alternativen nachhaltiger sind“. Der beste Weg, das Aufkommen an Kunststoffabfälle zu verringern, bestehe im Auf- und Ausbau einer Kreislaufwirtschaft und in der Optimierung von Kunststoffverpackungen.
Die Kurzstudie ist unter http://bit.ly/Mehrwegstudie verfügbar.
EU-Parlament gegen Blei in PVC
12.02.20
von
Klaus Fischer
Nach dem Umweltausschuss lehnte nun auch das Plenum des Parlaments einen Vorschlag der EU-Kommission bezüglich der Einführung von Obergrenzen ab.
Das Votum war unmissverständlich: Mit 394 gegen 241 Stimmen bei 13 Enthaltungen verwarf das Plenum des EU-Parlaments am 12. Februar einen Vorschlag der Kommission bezüglich des Bleigehalts von PVC. Dieser sah vor, die zulässige Konzentration von Blei und Bleilegierungen in PVC-Erzeugnissen auf 0,1 Prozent des PVC-Gewichts zu begrenzen. In recyceltem Hart-PVC sollte der Bleigehalt zwei Prozent erreichen dürfen, in recyceltem Weich-PVC ein Prozent. Den Parlamentariern zufolge lief der Vorschlag der Kommission dem Chemikalienmanagementsystem REACH entgegen. Sie erinnerten daran, Blei sei ein Giftstoff, der die menschliche Gesundheit schwer beeinträchtigen könne. Bereits bei geringen Dosierungen seien etwa Schädigungen des Nervensystems möglich. Die von der Kommission vorgeschlagenen Gewichtsanteile seien nicht unbedenklich. Außerdem gebe es Alternativen.
Mit seinem Votum folgte das Plenum dem Umweltausschuss des Parlaments. Dieser hatte den Vorschlag der Kommission bereits am 21. Jänner verworfen. Dessen Mitglieder argumentierten ähnlich wie nun das Plenum. Sie konstatierten ferner, Recycling dürfe keine Rechtfertigung für die Verwendung gefährlicher Stoffe sein. Im Zweifelsfall gehe die Gesundheitsvorsorge vor dem Recycling.
Bereits seit dem Jahr 2015 darf in der Europäischen Union hergestelltes PVC kein Blei und keine Bleilegierungen mehr enthalten. Dazu hat sich die europäische Chemieindustrie selbst verpflichtet. Für Material, das aus Drittstaaten importiert wird, gilt das allerdings nicht.
Am Zug ist nun neuerlich die Kommission. Sie kann dem Parlament einen abgeänderten Vorschlag oder eine völlig neue Regelung präsentieren.
OMV evaluiert CO2-Speicherung
06.02.20
von
Klaus Fischer
In einer großen Gesteinsformation im Nordosten Österreichs könnte das Treibhausgas verfestigt und damit über geologische Zeiträume hinweg gelagert werden.
Die OMV evaluiert Möglichkeiten zur unterirdischen (End-)Lagerung von CO2 aus Kraftwerksabgasen (Carbon Capture and Storage, CCS). Das berichtete der zuständige Vorstand des Unternehmens, Johann Pleininger, am Rande der Bilanzpressekonferenz der OMV am 6. Februar. Möglichkeiten dazu sieht sie nicht zuletzt im Aderklaar Konglomerat, einer großen Gesteinsformation in etwa 3.000 bis 3.500 Metern Tiefe im Weinviertel und im Wiener Becken. Der Vorteil bestünde laut Pleininger darin, dass sich das Klimagas dort verfestigen würde und somit gewissermaßen über geologische Zeiträume hinweg quasi „endgelagert“ werden könnte. Allerdings fehlen in Österreich die gesetzlichen Grundlagen für kommerzielle CCS-Projekte. Zulässig sind zurzeit nur Pilotvorhaben. Pleininger verwies indessen darauf, dass die Europäische Union in ihrem „Green Deal“ CCS als eine wesentliche Technologie für die Bekämpfung des Klimawandels ansieht.
Die OMV emittiert pro Jahr rund 2,8 Millionen Tonnen CO2 und ist damit einer der bedeutendsten Erzeuger von Treibhausgasen in Österreich. Sie setzt bei der Verminderung dieser Emissionen derzeit vor allem darauf, Erdöl als Kraftstoff durch Erdgas zu ersetzen. Auch die Vermeidung des „Abfackelns“ (Flaring) von Erdgas, das bei der Erdölförderung zutage tritt, gehört zu ihren diesbezüglichen Initiativen. Pleiniger zufolge gelang es dem Unternehmen, seinen „CO2-Footprint“ im Bereich der Förderung von Kohlenwasserstoffen in den vergangenen zehn Jahren um rund 25 Prozent zu vermindern. Bis 2030 ist eine weitere Halbierung geplant. Diese soll zu etwa zehn bis 20 Prozent durch technische Maßnahmen erfolgen. Die übrigen 80 Prozent möchte die OMV laut Pleininger durch „Veränderungen des Portfolios“ darstellen. Als Beispiel nannte er den Verkauf von unternehmenseigenen Erdölfeldern in Kasachstan. Werde in Österreich CCS rechtlich zugelassen, könne die OMV ihren „Carbon Footprint“ möglicherweise auch um mehr als 50 Prozent verringern. Dazu bedürfe es allerdings staatlicher Unterstützung. Norwegen habe einen diesbezüglichen Fonds eingerichtet: „Das wäre eventuell auch für Österreich eine Idee.“
OMV-Generaldiraktor Rainer Seele betonte bei der Bilanzpressekonferenz, die Industrie sei keineswegs ein Gegner der Klimapolitik. Im Gegenteil zeige nicht zuletzt sein Unternehmen beträchtliches Engagement zur Eindämmung des Klimawandels und seiner Auswirkungen. Dies werde auch international gewürdigt. Als einziges österreichisches Unternehmen sei die OMV bereits zum zweiten Mal in den Dow-Jones-Sustainability-Index aufgenommen worden.
Screening-Komitee zur Krebs-Früherkennung kommt
04.02.20
von
Klaus Fischer
Den Auftrag erteilte Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Weltkrebstag. Dem Minister zufolge müssen innovative Arzneien grundsätzlich allen Betroffenen offenstehen. Laut dem Pharamindustrieverband Pharmig wird gerade auch in Österreich intensiv an neuen Wirkstoffen geforscht.
Das Gesundheitsministerium wird ein Screening-Komitee zur Früherkennung von Krebs einrichten. Den Auftrag dazu habe er am Weltkrebstag, dem 4. Februar, erteilt, berichtete Gesundheitsminister Rudolf Anschober bei einer Pressekonferenz im auf Kinderkrebsforschung spezialisieren St.-Anna-Kinderspital in Wien. Das Komitee soll im Wesentlichen die bestehenden Früherkennungsprogramme bewerten und Empfehlungen für deren Weiterentwicklung sowie für neue Programme ausarbeiten. Die Details hinsichtlich seiner Zusammensetzung und seiner Arbeitsweise werden in den kommenden Wochen geklärt, erläuterte Anschober auf Anfrage des Chemiereports. Klar sei aber, dass die Tätigkeit des Komitees sowie die Empfehlungen „transparent und nachvollziehbar“ gestaltet würden.
Der Präsident der Österreichischen Kinderkrebshilfe, Paul Sevelda, ergänzte, neue Mittel gegen Krebserkrankungen seien oft teuer, aber auch erheblich wirksamer als frühere Präparate. Österreich werde die Kosten für neue Medikamente auch in Hinkunft übernehmen, „oder, Herr Minister?“ Der solcherart angesprochene Anschober konstatierte, das Gesundheitsministerium stehe an der Seite der Betroffenen. Grundsätzlich müsse der Zugriff auf innovative Therapien allen Personen offenstehen, die diese benötigen. Freilich gelte es indessen, auch die Fragen der Kostenentwicklung und der Versorgungssicherheit zu beachten.
Hinsichtlich der Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln im Allgemeinen steht in Kürze eine Entscheidung bezüglich des Verbots des Parallelhandels an, berichtete Anschober. Die Europäische Union habe zu den diesbezüglichen Plänen Österreichs noch nicht Stellung genommen. Mit der Entscheidung werde es aber „relativ rasch gehen müssen“.
Der Pharmaindustrieverband Pharmig verwies anlässlich des Weltkrebstages auf die diesbezüglichen Aktivitäten der Branche. Etwa 45,3 Prozent aller 2018 in Österreich durchgeführten industriegesponserten Wirkstoffstudien betrafen laut Pharmig die Onkologie. Und das komme nicht von Ungefähr: In den vergangenen Jahren sei die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen an unterschiedlichen Krebsarten von etwa 36.500 auf 41.000 angewachsen. „Die Krebsforschung in Österreich ist nicht zu unterschätzen, gleichzeitig gibt es hier noch sehr viel Luft nach oben. Je mehr Forschungsprojekte in Österreich realisiert werden, umso besser ist das für die Versorgung von Krebspatienten. In diesem Sinne begrüßen wir das Bekenntnis zur Stärkung der Forschung, das im Regierungsprogramm abgegeben wird“, betonte Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog. Notwendig seien in diesem Zusammenhang „mehr entsprechend ausgebildete Fachkräfte, eine vereinfachte Administration sowie eine stärkere Vernetzung zwischen Spitälern und Krankenhausträgern, um für klinische Forschungsprojekte Synergien zu schaffen“.
CO2-Valorisierung: CEFIC fordert klare Rahmenbedingungen
03.02.20
von
Klaus Fischer
Die chemische Aufwertung von Kohlendioxid brächte manche Vorteile mit sich. Sie hat jedoch auch einige politische sowie regulatorische Voraussetzungen, betont der europäische Chemieindustrieverband.
Ein Positionspapier zur chemischen Aufwertung (Valorisierung) von CO2 erstellte der europäische Chemieindustrieverband CEFIC. Wie es darin heißt, bieten entsprechende Technologien die Möglichkeit, die Umweltauswirkungen der Branche zu verringern, alternative Kohlenstoffquellen für Produktionsprozesse zu nutzen und so den Kohlenstoffkreislauf (Carbon Circularity) zu verbessern. Allerdings ist dafür laut CEFIC eine Reihe von Voraussetzungen notwendig.
Zunächst einmal gilt es, die unterschiedlichen Technologien zur CO2-Nutzung terminologisch eindeutig voneinander abzugrenzen. Weiters muss geklärt werden, wie die Umweltauswirkungen der CO2-Valorisierung zu bestimmen sind. Ferner fordert CEFIC Rahmenbedingungen, die die Nutzung von CO2 als umweltverträglicher Kohlenstoffquelle unterstützen. Überdies müssen allfällige Risiken für Investoren abgefedert werden. Und schließlich ruft CEFIC die EU sowie deren Mitgliedsstaaten auf, die Forschung und Entwicklung einschlägiger Technologien zu unterstützen.
Laut dem Positionspapier arbeiten die Unternehmen der Chemieindustrie an Werkstoffen sowie Prozessen, die die effiziente Abscheidung und Aufreinigung von CO2 aus unterschiedlichen Quellen ermöglichen. Auch befassen sie sich mit der Erzeugung von Chemikalien und Polymeren mit einem niedrigen CO2-Fußabdruck. In Entwicklung befinden sich ferner Verfahren zur möglichst klimaverträglichen Herstellung von Wasserstoff, der zur CO2-Valorisierung benötigt wird. Darüber hinaus beschäftigt sich die Branche auch mit sogenannten Power-t-X-Technologien. Dabei wird Wasser mit Strom aus erneuerbaren Energien in Sauerstoff und Wasserstoff gespalten. Der Wasserstoff kann so zur Stromspeicherung genutzt werden. Weiters arbeitet die Chemieindustrie an neuartigen Kraftstoffen, die einen geringeren „CO2-Fußabdruck“ aufweisen als die derzeitigen. Sie könnten beispielsweise in der Luftfahrt Verwendung finden.
Das Positionspapier steht auf der CEFIC-Website zur Verfügung.
EU-Industriepolitik: Die Richtung stimmt
29.01.20
von
Klaus Fischer
An Herausforderungen ist laut einer neuen Studie des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche kein Mangel. Allerdings lassen sich diese durchaus bewältigen.
Für die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten ist es nicht leicht, die Industrie (weiter) zu stärken. Aber grundsätzlich stimmt die Richtung. Das ist die Kernaussage der kürzlich erschienenen Studie „The European Union’s Industrial Policy: What are the Main Challenges?“ des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW). Die Autoren, Michael Landesmann und Roman Stöllinger, sehen vor allem vier Herausforderungen.
Die erste davon ist die technologische Innovation. Hier sollte die EU auf ihre quasi „ererbten“ Stärken setzen, das heißt, auf die vorhandenen industriellen und technischen Strukturen sowie auf das Humankapital. Eine weitere Herausforderung sind die „Emerging Markets“, die rasant aufholen. Ihnen gegenüber müssen die EU und ihre Mitgliedsstaaten auf eine wohlausgewogene Strategie setzen, die Elemente des Wettbewerbs mit solchen der Zusammenarbeit verbindet. Drittens gilt es, strukturschwache Regionen innerhalb Europas nicht (weiter) zurückfallen zu lassen. Die vierte Herausforderung besteht in der Klimapolitik. Diese bietet einerseits Chancen zur Entwicklung neuer Technologien und somit zur immer wieder propagierten Verbindung zwischen Ökonomie und Ökologie. Andererseits verursacht sie kurzfristig Kosten für die Unternehmen und damit Wettbewerbsnachteile. Landesmann und Stöllinger zufolge empfiehlt es sich indessen gerade in diesem Bereich, vorne mit dabei zu sein, um die Vorteile des „First Mover“ nutzen zu können. Denn die Konkurrenz in Asien, insbesondere in China und Südkorea, hole auf, und das alles andere als langsam.
Grundsätzlich halten die beiden Ökonomen den „Mission-orientierten“ industriepolitischen Ansatz der EU für richtig und sinnvoll. Sie raten allerdings, auf die Devise „Lieber weniger, aber dafür besser“ zu setzen: Die EU und ihre Mitglieder sollten nicht mehr als drei bis vier „Missionen“ gleichzeitig bearbeiten. Das Kunststück bestehe freilich darin, die richtigen „Missionen“ zu identifizieren.
Kritisch betrachten Landesmann und Stöllinger die Ankündigung Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyens, im Rahmen ihres „Green Deal“ innerhalb der kommenden zehn Jahre insgesamt 1.000 Milliarden Euro für unterschiedliche Vorhaben bereitstellen zu wollen. Ihnen zufolge dürften davon nur rund 7,5 Milliarden Euro an neuen, also nicht ohnehin bereits vorgesehenen, Mitteln zustande kommen. Und dieses Geld fließe vornehmlich in den sogenannten Just Transition Fund, mit dem der Ausstieg Polens aus der Kohleindustrie inklusive Kohleverstromung subventioniert werden soll.
Die Studie steht auf der Website des WIIW kostenlos zur Verfügung.
Novartis mit Umsatzwachstum
29.01.20
von
Klaus Fischer
CEO Vasant Narasimhan sieht den Schweizer Pharmakonzern „einzigartig posititioniert“
Der Schweizer Pharmakonzern Novartis erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von rund 47,44 Milliarden US-Dollar, um sechs Prozent mehr als 2018. Das operative Ergebnis wuchs um acht Prozent auf 9,08 Milliarden US-Dollar. Indessen verringerte sich der Reingewinn um 44 Prozent auf 7,14 Milliarden US-Dollar. Novartis begründet dies damit, dass 2018 im Reingewinn Erlöse von rund 5,7 Milliarden US-Dollar enthalten waren. Sie entstammten dem Verkauf der Beteiligung von Novartis an einem Gemeinschaftsunternehmen mit GlaxoSmithKline (GSK) im Bereich Consumer Health Care.
Novartis-CEO Vasant („Vas“) Narasimhan sprach von einem „außergewöhnlichen Jahr 2019“ und lobte seine Strategie über den grünen Klee: Der Konzern habe 2019 „fünf beispiellose neue Wirkstoffe eingeführt und eine Vielfalt an frühen Entwicklungsprogrammen in unserer Pipeline vorangetrieben, die auf bedeutende unerfüllte medizinische Bedürfnisse zugeschnitten sind. Mit Blick auf die Zukunft rechnen wir damit, unser langfristiges Wachstum und unsere langfristigen Margensteigerungen aufrechtzuerhalten – gestützt auf unsere Wachstumstreiber im Markt sowie auf 15 bedeutende Markteinführungen, die gerade im Gange sind oder noch bevorstehen. Gleichzeitig werden wir unsere reichhaltige Pipeline weiter voranbringen“. Insgesamt sei Novartis „mit seiner Größe und Diversifikation über verschiedenste Therapiegebiete nun einzigartig positioniert“.
Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Narasimhan ein Wachstum des Nettoumsatzes „im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich“. Das operative Kernergebnis wiederum soll „im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich“ zulegen.
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